Hooksiel (15. 6. 2024) – Machmal sind es die kleinen Dinge, die die Weichen für ein ganzes Leben stellen. Etwa bei Geesche Erdwin. Die 20-Jährige erinnert sich noch genau daran, dass ihr Vater mit ihr im Garten viele Dinge gebastelt und repariert hat. Daraus sei bei ihr eine große Liebe zum Werkstoff Holz entstanden.
Heute ist die Hooksielerin auf dem Weg, Zimmerin zu werden. Zimmerin ist die weibliche Form von Zimmerer, ein Beruf der früher fast nur als „Zimmermann“ bekannt war. Da „Zimmerfrau“ als sprachliches Gegenstück wohl in eine falsche Richtung geführt hätte, entstand der Begriff Zimmerin. Auch heute noch sind Zimmerinnen auf Baustellen selten. Das mag an den körperlichen Anforderungen beim Umgang mit schweren Balken und Brettern liegen. „Aber“, so verrät Geesche Erdwiens. „Da gibt es kleine Tricks, wie man schwere Gewicht bewältigen kann.“ Und notfalls packe halt ein Kollege mit an.
Zimmereibetriebe bauen, im Gegensatz zu Tischlereien, ganze Häuser oder sanieren Dachstühle. Dabei geht es dann auch schon mal hoch hinauf. Ein gutes Körpergefühl und Fitness sind für den Beruf von Vorteil. Geesche Erdwin hilft dabei ihr Hobby. In der Freizeit ist die junge Frau im Tanzstudio „Let´s dance“ in Wilhelmshaven aktiv.
Geesche Erdwin ist in Hooksiel aufgewachsen. Nach der Grundschule besuchte sie die Integrierte Gesamtschule (IGS) in Schortens. 2022 legte sie ihr Abitur ab. Danach begann sie eine Lehre als Bootsbauerin. „Eine Fehlentscheidung“, wie sich herausstellte. „Beim Bootsbau spielt heute Kunststoff eine viel größere Rolle als ich gedacht hatte.“
Mit Blick auf ihre große Liebe zum Holz wechselte Geesche Erdwien zur Hooksieler Zimmerei Langenhorst, wo sie aktuell im zweiten Lehrjahr auf verschiedenen Baustellen „ihre Frau“ steht und sich auf die Zwischenprüfung vorbereitet. Nach ihrer Lehre, so der Plan, möchte sie gern Architektur studieren. „Aber wenn das nicht klappen sollte, arbeite ich erst einmal als Gesellin. Der Beruf selbst bietet ja auch viele Möglichkeiten.“
Zur dreijährigen Ausbildung gehört der Besuch der Berufsbildenden Schulen in Jever; im ersten Lehrjahr zweimal, danach einmal in der Woche. Ein Schwerpunkt im theoretischen Unterricht bildet neben dem Zeichnen das Fach Mathematik, etwa die Berechnung von Winkeln, Gewichten und der Statik. Hinzu kommt die praktische Ausbildung im Ausbildungszentrum der Kreishandwerkerschaft Jade in Jever. „Natürlich hilft einem eine gute Schulausbildung“, sagt Geesche Erdwin. „Aber die Berufsschule ist sicher auch ohne Abitur gut zu schaffen.“
„Hooksiel-life“ stellt in loser Folge Auszubildende vor, die in Hooksiel eine Lehre machen. Bereits erschienen sind Berichte über einen Einzelhandelskaufmann, einen Maler, zwei Veranstaltungskauffrauen und eine Medizinische Fachangestellte.
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