Wilhelmshaven (16. 11. 2023) – John H. Niemann, Präsident der Wilhelmshavener Hafen-Wirtschaftsvereinigung (WHV) hat auf der Mitgliederversammlung der Interessenvertretung die Forderung ans niedersächsische Wirtschaftsministerium erneuert, die Planungen für die zweite Baustufe des Jade-Weser-Ports (JWP) ernsthaft weiter fortzusetzen. „Weil Planungen und Genehmigungen heute immer noch zu lange dauern und weil Hafen vorgehalten werden muss, um für Unternehmen aus der maritimen Wirtschaft attraktiv zu sein, muss die zweite Baustufe zu Ende geplant werden“, so Niemann.
„Wir sehen in den Ausbauzielen der Bundesregierung für die Offshore Windenergie, wie wichtig hoch belastbare Hafenkajen und Hafenflächen sind. Die Windguard-Studie, an der sich die WHV e.V. auch finanziell beteiligt hat, belegt, dass mehr als 300 Hektar in den deutschen Nordseehäfen zusätzlich benötigt werden, um das ehrgeizigen Ziel von 70 Gigawatt Offshore-Windenergie bis 2040 zu verwirklichen“, so Niemann. Die zweite Ausbaustufe könne zunächst den Windenergie-Projekten sowie für einen Auto-Umschlagshafen zur Verfügung stehen.
Niemann sowie Vizepräsident Hans-Joachim Uhlendorf und Finanzvorstand Heiner Holzhausen begrüßten zu der Versammlung über 100 Mitgliedervertreter und Gäste. In dem Bericht des Präsidenten wurde deutlich, dass die WHV intensiv die aktuelle Entwicklung des einzigen deutschen Tiefwasserhafens Wilhelmshaven begleitet.
Eurogate investiert in JadeWeserPort
Das Leuchtturmprojekt JWP sei von Eurogate Container Terminal technisch dem neuesten Stand angepasst worden. Der Hafenbetreiber investiert rund 150 Millionen Euro. Im Rahmen des Automatisierungsvorhabens werden zunächst Ausbaumaßnahmen an der vorhandenen Infrastruktur vorangetrieben. Die vorhandenen acht Containerbrücken wurden um elf Meter erhöht, zwei neue wurden auf dem Terminal montiert und werden 2024 in Betrieb gehen und noch unbefestigte Flächen im Norden des Terminals werden asphaltiert. „Damit können die größten Containerschiffe mit 22.000 Standardcontainern (TEU) ohne Probleme vollbeladen abgefertigt werden“, so Niemann.
Bereits 2024 soll der erste Schiffsliegeplatz automatisiert betrieben werden. Diese technischen Voraussetzungen und der garantierte 18 Meter Tiefgang des Jadefahrwassers seien die Gründe für die Beteiligung von Hapag Lloyd mit 30 Prozent am Terminal (CTW) und 50 Prozent am Rail Terminal Wilhelmshaven (RTW) gewesen, so Niemann.
Wilhelmshaven sei als Energiedrehscheibe in aller Munde, weil es gelungen sei, rund 40 Unternehmen und zwölf Organisationen und Körperschaften sowie Forschungseinrichtungen als assoziierte Mitglieder im so genannten „Energy Hub“ zu bündeln. Die Partner wollen die bestehende fossile Energiedrehscheibe Wilhelmshaven in eine grüne Zukunft zu transformieren. Noch heute werden über 20 Prozent des Mineralöls über Wilhelmshaven importiert. Auch werde ein großer Teil der Mineralöl-Krisenbevorratung und auch Erdgas in hiesigen Kavernen gelagert.
Rund 20 Projekte in Planung
Derzeit gebe es zunehmend Ansiedlungs-Anfragen von Firmen, die den Transformationsprozess hin zu grünem Wasserstoff in Wilhelmshaven aktiv mitgestalten wollen. Derzeit sind nach den Worten des WHV-Präsidenten etwa 20 interessante Projekte mit unterschiedlichem Planungsstand in Arbeit. Das sei eine enorme Herausforderungen an die Planenden, denn für die Projekte würden große Mengen an Brauch-Wasser, grünem Strom sowie Ausgleichs- und Kohärenzflächen benötigt, um den gesetzlichen Naturschutzvorgaben zu entsprechen. Auch fehle es an Fachpersonal in den Genehmigungsbehörden bei Stadt, Landkreisen und Land, um die häufig parallelen Genehmigungsanträge der Investoren zügig abzuarbeiten. „Da sind wir noch weit von der neuen Deutschlandgeschwindigkeit entfernt“, so Niemann. „Bürokratieabbau und Personalverstärkung sind dringend angesagt.“
Besonders hob Niemann das Projekt der Firma TES mit einem Investitionssumme von rund einer Milliarde Euro hervor. Das in Wilhelmshaven ansässige Unternehmen plant unter anderem den Betrieb eines LNG-Terminals, den Import von grünen Wasserstoff-Derivaten ab 2027 sowie die Produktion von grünem Wasserstoff. „Dafür bedarf es noch des endgültigen Satzungsbeschlusses der Stadtverwaltung Wilhelmshaven in der ersten Jahreshälfte 2024 und der Finanzierungsentscheidung von TES“, erklärte Niemann. Weitere konkrete Projektplanungen hätten unter anderem die Firmen Uniper, Nord-West Oelleitungen (NWO) in Kooperation mit BP und Wintershall/DEA, HES in Kooperation mit Wintershall /DEA, das Onyx-Kraftwerk, Rhenus Midgard, die Storage Kavernenspeicher Etzel und die Gödenser Firma Friesen Elektra.
Import von E-Autos aus China per Container
„Der Hafen hat Potential und Treiber für Wachstum und Entwicklung der Region Wilhelmshaven“, so Niemann. „Die Chancen für Wertschöpfung für die Stadt und die Region stehen gut und müssen jetzt entschlossen genutzt werden.“ Dazu gehörten auch die Projekte im Güterverkehrszentrum (GVZ) des JWP; insbesondere die Planungen der Firma Mosolf, die allein in diesem Jahr 30.000 Autos über Wilhelmshaven anlandet. Unter anderem werden chinesische Elektro-Autos per Container importiert. Positive Nachricht gebe es auch von P3. Das Logistikunternehmen habe im Sommer mit dem Bau von drei großen Logistikhallen begonnen und habe auch die Halle von „Peper und Söhne“ übernommen. Niemann zeigte sich überzeugt, dass hier neue Arbeitsplätze entstehen.
Ein Höhepunkt der Mitgliederversammlung war die Verleihung des Treidlers, des Unternehmerpreises der WHV, an Paul van Poecke (TES). Er wurde für sein Engagement für die maritime Wirtschaft und für Wilhelmshaven ausgezeichnet. Seine Idee von einem weltweiten Kreislaufsystem zur Produktion und Verteilung von grünen Gasen sei ein Meilenstein für den Klimaschutz und die Energie-Versorgungssicherheit Deutschlands.
In seinem Gastvortrag erläuterte zudem Joerg Sonne die Strategie von Hapag Lloyd als neuer Gesellschafter der Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven GmbH.