Ausstieg aus der Kohleverstromung

In Wilhelmshaven gab es bis 2021 zwei Kohlekraftwerke, die Strom ins Netz eingespeist haben. Das aus den 1970er Jahren stammende Uniper-Kraftwerk wurde Ende 2021 stillgelegt. Das Onyx-Steinkohlekraftwerk gehört zu den modernsten Kohlekonvertern in Deutschland. Es soll 2027 vom Netz gehen. Die Betreiber planen eine Umrüstung der Anlage zu einem Biomasse-Kraftwerk – ein bei Klimaaktivisten sehr umstrittenes Projekt. 

Onyx Power selbst beziffert die Investitionssumme auf rund 300 Millionen Euro. Das Unternehmen möchte nach eigenen Angaben nur Resthölzer verfeuern. Umweltschützer befürchten, dass Biomassekraftwerke die Holznachfrage so stark befeuern könnten, dass es dadurch weltweit zu Rodungen von Wäldern kommen könnte. Das wäre dann ein klassisches Eigentor für den Klimaschutz. Die Sorge: In Wilhelmshaven könnte auch Holz aus ökologisch wertvollen Wäldern in den USA verbrannt werden. Denn der Mutterkonzern von Onyx, die Riverstone Holdings, ist Hauptaktionär des weltgrößten Pelletproduzenten Enviva.

Nabu-Protest WHV
Der Nabu Wilhelmshaven, Scientist for Future Wilhelmshaven Friesland sowie weitere lokale Umweltorganisationen haben in Sichtweite des Onyx-Kohlekraftwerks in Wilhelmshaven gegen die geplante Verfeuerung von Holzpellets protestiert.  Foto: Zukunftswerkstatt Wilhelmshaven

Enviva bezieht routinemäßig Holz aus Rodungen von hochbiodiversen Laubwäldern an der Südostküste der USA. „Wenn das umgerüstete Kraftwerk auf voller Last liefe, würden dort jährlich 2,9 Millionen Tonnen Pellets verbrannt werden“, befürchtet etwa der Umweltschutzverband Nabu. Stefanie Eilers, Vorsitzende des NABU Wilhelmshaven, spricht von einer „klimaschädlichen Sackgasse“. Jana Ballenthien, Waldreferentin bei Robin Wood, gar von Irrsinn.„Für die Herstellung der Pelletmengen ist so viel Holz nötig, wie jährlich in ganz Niedersachsen eingeschlagen wird.

Die Region Wilhelmshaven-Friesland erhält vom Bund nach dem „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ bis zum Jahr 2038 Fördermittel in Höhe von 157 Millionen Euro, um die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen des Ausstiegs aus der Kohleverstromung vor Ort abzufedern. Damit soll neben dem Ausfall der Steuereinnahmen der Verlust von rund 500 Arbeitsplätzen kompensiert werden. Die Fördermittel sind für strukturelle Verbesserungen, etwa in den Bereichen Tourismus, Bildung oder Kultur vorgesehen. Einzelbetriebliche Förderungen etwa für Unternehmen die neue Energie-Projekten planen, sind nicht zulässig.

Die ersten 40 Millionen Euro aus dem Fördertopf hat die Stadt im Sommer 2022 dem Land Niedersachsen „geliehen“, damit das Land umgehend Mittel für den Bau eines LNG-Import-Terminals am Voslapper Groden zur Verfügung hat.