Grüne Pläne von Uniper für Wilhelmshaven

Besch auf LNG-Terminal
Eine Handvoll Journalisten hatte auf Einladung des Uniper-Konzerns Gelegenheit, sich am LNG-Terminal Wilhelmshaven an Bord der „Höegh Esperanza“ einen Eindruck von der FSRU zu verschaffen. Foto: Uniper

Der Energiekonzern Uniper setzt auf eine neue Strategie, um den Herausforderungen der Energiewende gerecht zu werden. Wie Peter Struckmann, für Digitalisierung und das operative Geschäft zuständiger Manager, bei einem Gespräch an Bord des LNG-Frachters „Höegh Esperanza“ sagte, plane das Unternehmen bis 2030 Investitionen in die Transformation in Höhe von acht Milliarden Euro. Ein Ziel sei es dabei, wieder zu einem selbstbestimmten Unternehmen zu werden. Bekanntlich hat der Bund das Unternehmen übernommen, um es angesichts der Marktturbulenzen nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges vor der Insolvenz zu bewahren.

Uniper setzte auf grünen und flexiblen Strom aus Wind- und Sonnenkraft, auf möglichst grüne Gase und – in Schweden – auf Wasserkraft und Atomenergie. Unter anderem, so Struckmann, werde sich das Unternehmen am Standort Wilhelmshaven in der Wasserstoff-Elektrolyse engagieren. Die Eckpunkte der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens: bis 2029 Ausstieg aus der Kohleverstromung, bis 2030 eine 55-prozentige Reduktion der CO2-Emissionen und bis 2040 keinerlei CO2-Emissionen mehr. Stuckmann: „Die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven spielt bei diesen Plänen eine große Rolle.“ Der Arbeitstitel der Projekte vor Ort: „Energy Transformation Hub Nordwest“ 

Überzeugt ist man bei Uniper davon, dass das Industrieland Deutschland auf Dauer einen Großteil seines Energiebedarf importieren muss. Etwa in Form von flüssigem Erdgas (LNG). Uniper betreibt im Auftrag des bundeseigenen DET (Deutsche Energy Terminal GmbH) das erste LNG-Terminal Wilhelmshaven.

Mittelfristig setzt Uniper auf Wasserstoff. Dazu plant man unweit des LNG-Terminals in Wilhelmshaven einen Ammoniak-Importterminal, sagte Projektleiter Christian Janzen. Ammoniak (NH3) ist mit Stickstoff angereicherter Wasserstoff (H2). Wasserstoff könne per Elektrolyse kostengünstig in Ländern des Sonnengürtels der Erde hergestellt und – gebunden in Ammoniak – nach Wilhelmshaven transportiert werden. Hier kann das NH3 direkt vermarktet oder das Stickstoff in einem von Uniper geplanten Cracker abgespalten werden, so dass der Wasserstoff (das Ziel: bis 2030 2,6 Millionen Tonnen im Jahr) per Pipeline zu Großverbrauchern wie etwa zu Stahlwerken transportiert werden.

Neben dem Import von Wasserstoff setzt Uniper auch auf die H2-Produktion in Wilhelmshaven – und zwar am ehemaligen Kohlekraftwerk-Standort auf dem Rüstersieler Groden. Der Standort sei aufgrund der noch vorhandenen Infrastruktur, der ungenutzten Industrieflächen und der leicht möglichen Anbindung an die Offshore-Windstrom-Erzeugung ideal. Die geplante Großelektrolyse soll mit einer Leistung von einem Gigawatt 2027 in Betrieb gehen. Uniper peilt die Produktion von jährlich drei Terrawatt-Stunden (TWh) grünen Wasserstoff an. Und woher will Uniper das für die H2-Produktion benötigte Wasser nehmen? Nach den Worten des mit dem Thema Großelektrolyse betrauten Projektmanagers Achim Schillak setzt das Unternehmen auf Meerwasser-Entsalzung.

Wie der Standortleiter des Kraftwerkes Wilhelmshaven, Torsten Hooke, sagte, verfügt Uniper allein auf dem Rüstersieler Groden über 75 Hektar ungenutzte Fläche. Hinzu komme das DFTG-Gelände auf dem Voslapper Groden und das ehemalige Deponiegelände bei Voslapp. 

Am ehemaligen Kraftwerke sei zudem neben der Großelektrolyse der Bau einer Eisenerz-Direktreduktions-Anlage (DRI) geplant. Projektpartner sei hier aber neben dem Logistikkonzern Rhenus nicht mehr die Salzgitter AG – sondern ein anderer Stahlkonzern, dessen Namen Hooke aber noch nicht nennen wollte. Ein weiteres Großprojekt in der Region, das von Wilhelmshaven aus gesteuert wird, ist die Erweiterung des Druckluft-Speicher-Kraftwerks sowie einer Wasserstoff-Produktionsanlage in Huntdorf.

Auf dem Gelände der Aschedeponie des Kohlekraftwerks bei Voslapp soll 2024 eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von rund 17 MWp entstehen. Uniper will hier 16.000 Megawatt-Stunden erneuerbarer Strom im Jahr erzeugen. Auf einer Fläche von rund 14 Hektar werden über 30.000 Module installiert. Die Stadt Wilhelmshaven hat bereits einen Bebauungsplan aufgestellt. Den „grünen Strom“ will Uniper für die Produktion von grünem Wasserstoff nutzen.