Wasserstoff: Hoffungsträger für Stahlindustrie

Die Stahlindustrie zählt zu den größten Emittenten von klimaschädlichem Kohlendioxid. Um das zu ändern, soll der Energieträger Koks nach und nach durch Wasserstoff ersetzt werden. Dabei könnte der „Wasserstoff-Mega-Hub“ Wilhelmshaven eine zentrale Rolle spielen. Der Energiekonzern Uniper und die Stahlkonzerne Salzgitter AG und Arcelor Mittal planen, auf dem Areal des einstigen Uniper-Kohlekraftwerkes in Wilhelmshaven den Einstieg in die neue Technologie im industriellen Großmaßstab. Uniper will „grünen“ Wasserstoff liefern, mit dem klimafreundlicher Stahl erzeugt werden kann. 

Wie aus einer im Sommer 2021 vorgestellten Machbarkeitsstudie hervorgeht, die das Land Niedersachsen, die Stadt Wilhelmshaven, dem Logistikkonzern Rhenus, Uniper sowie Arcelor Mittal und Salzgitter AG beauftragt hatten, wäre es möglich, mit Hilfe von aus Offshore-Windenergie erzeugtem Wasserstoff eine Eisenerz-Direktreduktionsanlage (DRI) zu betreiben, in der aus Eisenerz klimafreundlich Eisenschwamm – ein Vorprodukt der Stahlproduktion – produziert werden kann. 

Am ehemaligen Uniper-Kohlekraftwerk-Standort auf dem Rüstersieler Groden könnte eine Großelektrolyse-Anlage mit einer Leistung von 410 Megawatt entstehen. Damit ließen sich jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen „grüner“ Eisenschwamm herstellen, der per Bahn von der Küste zu den Stahlwerken in Bremen und Salzgitter transportiert werden müsste. Durch das Projekt, so die Hoffnung von Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) im Frühjahr 2022, ließen sich Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen – und neue Industriearbeitsplätze in Wilhelmshaven schaffen.

Inwieweit die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise und die zwischenzeitliche Verstaatlichung des Uniper-Konzerns die Planung des DRI-Projektes beeinträchtige, ist unklar – um so mehr, da die Stahlkonzerne auch intensiv daran arbeiten, ihre Produktionsstandorte an das geplante Wasserstoff-Pipelinenetz anzubinden.