Drehscheibe für Offshore-Windenergie

Die in Windparks in der Nordsee gewonnene Energie ist ein zentraler Baustein dafür, dass die Energiewende in Deutschland gelingen kann. Die „Stiftung Offshore-Windenergie“ geht in einer im September 2021 vorgelegten Bedarfs- und Potenzialanalyse davon aus, dass in deutschen Hoheitsgewässern bis 2040 die Installation von über 60 Gigawatt (GW) installierter Windkraft-Leistung möglich ist. Das entspricht in etwa der Leistung von 60 großen Kohlekraftwerken. Bislang sind rund 7,5 GW installiert. Der Strom soll unter anderem dafür verwendet werden, an Land klimafreundlichen „grünen Wasserstoff“ zu produzieren – unter anderem in Wilhelmshaven.

Wasserstoff gilt als Voraussetzung für die Dekarbonisierung zum Beispiel der Stahl-, Zement-, Papier- und Chemieindustrie. Für seine Herstellung wird viel, sehr viel Strom benötigt, der möglichst klimafreundlich produziert werden soll. Für den Einstieg in die Wasserstoffindustrie wird komplett neue Infrastruktur benötigt: Von großen Elektrolyse-Einheiten zur Wasserstoff-Produktion über ein Verteilnetz bis hin zu Speichermöglichkeiten. Die Studie ist auf der Internet-Seite der Stiftung „Offshore-Windenergie“ verfügbar.

Um Windenergie – an Land und auf See produziert – aus dem windreichen Norden Deutschlands in Richtung Süden zu transportieren, muss das Stromleitungsnetz deutlich ausgebaut werden – eine Aufgabe, an der schon seit Jahren gearbeitet wird. Ein wichtiges Projekt dabei: der „Korridor B“, eine leistungsfähige Stromautobahn, über die ab 2030 Windenergie aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ins Ruhrgebiet fließen soll; so auch von Wilhelmshaven nach Hamm. Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion arbeitet derzeit Details des Trassenkorridors für die Erdkabelverbindung aus.

In den skizzierten Suchräumen sollen die Trassen für die Höchstspannungs-Stromtrassen von Heide bzw. Wilhelmshaven nach Nordrhein-Westfalen verlaufen („Korridor B“). Grafik: Amprion

Der Ausbau des „Korridor B“ ist seit 2021 im Bundesbedarfsplan-Gesetz verankert. Die Leitungen von Heide nach Polsum (440 Kilometer) sowie von Wilhelmshaven nach Hamm (270 Kilometer) sollen in Höchstspannungsgleichstrom-Technologie (HGÜ) errichtet und eine Nenngleichspannung von 525 Kilovolt haben. Die Übertragungskapazität beträgt insgesamt vier Gigawatt elektrische Leistung.

Wilhelmshaven gehört zu den wichtigen Anlandepunkten von Offshore-Windenergie. Der Energiekonzern Uniper hat in der Nähe von Fedderwarden bereits ein Umspannwerk gebaut, das für die Einspeisung der Windkraft ins Netz erforderlich ist. Ein weiteres Umspannwerk („Wilhelmshaven 2“) soll nach den Plänen von Uniper und Amprion zwischen Voslapp und Sengwarden nördlich der Utterser Landstraße (nahe der Photovoltaikanlage bei Bauens) gebaut werden. Zudem müssen zwei oder drei Konverter installiert und eine weitere 380-kV-Leitung von Wilhelmshaven zum Umspannwerk Conneforde errichtet werden. Ursprüngliche Überlegungen, das rund 20 Meter hohe Umspannwerk auf einer Fläche von rund 40 Hektar direkt am Ortsrand von Sengwarden zu errichten, hatten vor Ort erheblichen Unmut ausgelöst.