Mit Bus ohne Fahrer von Hooksiel an den Strand und nach Schillig

Autonom-Bus
Mit einem autonom fahrenden Bus über Landstraßen von Hooksiel nach Horumersiel – der Landkreis Friesland und die WEB bereiten sich auf den ÖPNV der Zukunft vor. Fotos: WEB/EasyMile

Hooksiel (16. 2. 2024) – Ein Bus-Shuttle im Zwei-Stunden-Takt zwischen dem Hooksieler Ortskern und dem Strand. Mit einem hochmodernen Gefährt, ganz ohne Fahrer. Künstliche Intelligenz macht das möglich. Noch nicht morgen, aber vielleicht übermorgen.

Die Landkreise Friesland und Aurich sowie das Unternehmen Weser-Ems -Bus (WEB) bereiten sich schon auf Mobilitätskonzepte der Zukunft vor. Vor dem Ausschuss für Bauen und Mobilität des friesischen Kreistages präsentierte Dennis Jäger (WEB) jetzt die Studie „Autonomes Fahren Ost-Friesland“. Den Kern darin bilden zwei Versuchsstrecken für den Öffentlichen-Personennahverkehr (ÖPNV) ohne Busfahrer. Neben der Strecke Norden-Nordeich wird die Strecke Wilhelmshaven-Hooksiel-Schillig für ein Pilotprojekt ins Auge gefasst.

Teststrecke quer durchs Wangerland

Der „autonome Bus“ soll auf der gut 22 Kilometer langen Strecke zunächst vom Wilhelmshavener Norden (Albrechtstraße, Kniprodestraße, Klein Ramina) über Sengwarden nach Hooksiel fahren. Haltestellen wären dort voraussichtlich Alter Hafen, Friesenstraße, Campingplatz, Bäderstraße und der Außenhafen. Von dort würde der Bus wieder zurück nach Hooksiel und dann weiter über Crildumersiel, St. Joostergroden nach Horumersiel und weiter nach Schillig fahren.

Der endgültige Streckenverlauf steht derzeit noch ebenso wenig fest wie der Startzeitpunkt für das Projekt. „Mit der Studie bereiten wir uns auf ein mögliches Förderprogramm vor“, erläutert Jäger gegenüber „Hooksiel-Life“. Falls ein solches Programm mit Fördersätzen von 60 bis 90 Prozent der Kosten zum Beispiel vom Bund zur Unterstützung der autonomen Mobilität aufgelegt werden sollte, könne man schnell reagieren, da die Rahmenbedingungen bereits in der jetzt vorliegenden Studie geklärt sind.

Autonomes Fahren
Bevor die erste Fahrgäste im Wangerland in einen autonom fahrenden Bus einsteigen können, müssen noch eine Reihe von Vorarbeiten erledigt werden. Vor allem muss die genaue Förderkulisse für ein solches Pilotprojekt stehen.

„Der Fahrplan wurde auf eine Taktung von zwei Stunden ausgelegt und für die Bedienung mit einem Fahrzeug konzipiert“, heißt es in der Studie. Die „Bedienerzeiten“ seien zunächst auf 8 bis 21 Uhr festgelegt worden. Bedienerzeiten? Ja. Auch eine ÖPNV-System mit autonom fahrenden Bussen braucht Personal – etwa für die Wartung und Reinigung der Fahrzeuge, das Aufladen der Batterien und die Steuerung des Gesamtsystems aus einer Zentrale heraus. Auch die Frage, ob ein autonomes Gefährt zusätzlich zur derzeit bestehenden klassischen Buslinie Wilhelmshaven-Hooksiel-Schillig angeboten würde oder nur deren Taktung verbessern soll, sei noch offen.

Die Technologie des autonomen Fahrens befinde sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium, räumt Jäger ein. Verschiedene Hersteller würden an entsprechenden, unterschiedlich großen Fahrzeugen arbeiten. Nach Einschätzung von Jäger müsste aber ein Bus, der vornehmlich auf Landstraßen eingesetzt werden würde, mindestens Tempo 50 fahren können, um attraktiv zu sein. 

Betriebsstart frühestens 2026

Bevor der erste Fahrgast sich autonom transportieren lässt, müssten zudem alle Teilkomponenten des Gesamtsystems intensiv getestet werden. Vor allem auch die Betriebssoftware. 

Wenn man von einem Projektbeginn in 2025 ausgehe, sei mit der Schulung des Personals und dem Start der ersten Testfahren frühestens Mitte 2026 zu rechnen. Die Gesamtkosten für das Projekt auf beiden Teststrecken bis Ende 2026 – einschließlich der Anschaffung von zwei Fahrzeugen und der Betriebsinfrastruktur – veranschlagt Jäger auf rund 2,1 Millionen Euro. Wer was davon in welcher Höhe bezahlen müsste, wenn die Landkreise und die WEB tatsächlich den „autonomen ÖPNV“ ausprobieren wollen, hänge von den konkreten Konditionen eines Förderprogramms ab – und einer finalen Entscheidung der Partner.