Ob Spielkreis oder Reitstall: Umgang mit Kindern ist für „Hilli“ Herzenssache

Hervorgehoben

Hildburg Reiners im Reitstall
Für Hildburg „Hilli“ Reiners ist der Reitstall in Oesterdieken die zweite Heimat. Foto: hol

Hooksiel (28. 3. 20203) – Gibt es so etwas wie eine Mutter eines ganzen Dorfes? Im übertragenen Sinne schon. Und in Hooksiel trägt sie einen Namen: Hildburg Reiners. Einen Großteil der seit Jahren in Hooksiel lebenden Frauen und Männer hat sie schon als Kinder im Spielkreis betreut. Und deren Kinder wiederum lernen inzwischen bei „Hilli“ reiten.

Hildburg Reiners ist sportlich, drahtig, meist gut gelaunt und immer für einen lockeren Spruch gut. Wenn die Mutter von zwei erwachsenen Kindern mit ihren Enkelkindern und ein paar Hunden durch den Ort zieht, muss sie gefühlte alle zehn Meter jemanden grüßen. Als gebürtige Hooksielerin kennt sie unheimlich viele Menschen im Ort – vor allem auch junge Menschen.

Die heute 75-Jährige gehörte 1977 zum Kreis der Frauen, die in Hooksiel einen „Spielkreis“ gründeten. Einen Kindergarten gab es damals noch nicht. Als Mutter eines sechsjährigen Mädchens und eines vierjährigen Sohnes übernahm Hildburg Reiners zwei Mal in der Woche für jeweils vier Stunden die Betreuung von einer der beiden je 30-köpfigern Gruppen. Eine erzieherische Ausbildung hatte sie nicht. Aber viel Liebe für Kinder, die – so ihre Überzeugung bis heute – auch einmal ein strenges Wort brauchen, wenn sie Grenzen überschreiten. „An der Liebe ändert das nichts.“

Mit 13 Jahren auf Brötchentour zu den Kunden

Hildburg ist eine geborene Schmöckel. Ihre Eltern, wie auch schon ihre Großeltern, betrieben als Bäcker und Konditoren in Hooksiel eine Bäckerei. Das Mädchen wuchs in Hooksiel auf, besuchte hier die Schule und lernte schon mit sechs Jahren ihren späteren Mann Heino kennen. Heino arbeitete später als Bäcker im elterlichen Betrieb, in dem Hildburg ihre Lehre als Einzelhandelskauffrau absolvierte. 

Als Lehrling in einem Familienbetrieb hat man es nicht ganz leicht. „Man hat nie Feierabend. Man ist immer da, wenn noch etwas erledigt werden muss. Schon mit 13 Jahren musste ich morgens die Brötchentour übernehmen“, erinnert sich die Seniorin. Auch in ihrer Zeit als Auszubildende hatten die Brötchen oberste Priorität. „Wenn ich mich bei der Tour mal verspätete, verpasste ich meinen Bus zur Berufsschule – dann musste ich da mit dem Fahrrad nach Jever fahren.“ Dafür war die Abschlussprüfung besonders streng. Frei nach dem Motto: „Na ja, du hast ja bei deinen Eltern in der Lehre. Mal sehen, ob du da wirklich etwas gelernt hast …“

Die berufliche Karriere im Familienbetrieb endete, als das die junge Frau gerade 18 Jahre alt war. Die Bäckerei Schmöckel ging Konkurs. „Meine Eltern waren über Nacht verschwunden“, erinnert sich Hildburg Reiners. Damit war auch der Job weg, aber der Weg zur Heirat frei. Heino Reiners wechselte zur Bäckerei Ulfers und heiratete seine Jugendfreundin. Nur aus der erhofften Mitgift von seiner Frau wurde nichts. Deren Familienbesitz kam weitgehend unter den Hammer.

Aus dem Spielkreis in den Kindergarten übernommen

Im Spielkreis wurde „Hilli“ zur Institution. Eine ganze Generation von Hooksielern hat auf ihrem Schoß gesessen, wurde getröstet oder zum Spielen animiert. Der damalige Bürgermeister Dietrich Gabbey sorgte dafür, dass die Spielkreis-Betreuerinnen übernommen wurden, als die die Gemeinde Wangerland um 1990 herum in der „Alten Schule“ einen offiziellen Kindergarten einrichtete. Als „ungelernte Kraft“ musste sich Hildburg Reiners mit ihrem pädagogischen Leitbild im Profi-Team des Kindergartens ihren Platz erst erobern. Ihrem Credo blieb sie treu: „Der Umgang mit Kindern ist eine Herzenssache – aber man muss auch konsequent sein.“

Die Kinder dankten es ihr. Als sie mit 65 Jahren in Ruhestand ging, gab es einen große Abschiedszeremonie. Aber „Hilli“ blieb ihren Kindern treu, arbeitete noch bis 70 als Springer-Kraft und stand darüber hinaus fast täglich am Kindergarten-Zaun, um ein Lächeln zu ergattern.

Hildburg Reners

Vor der Gefahr, in ein emotionales Loch zu fallen, bewahrten die Rentnerin aber ihre Kinder und Enkelkinder – und ihre große Leidenschaft: die Pferde. Dr. Karl-Heinz Gaede, Mitbegründer des Reit- und Fahrvereins Hooksiel, sprach die junge Mutter an, die ihre Tochter Katja regelmäßig zum Reitunterricht begleitete. „Kommen Sie doch zu uns nach Oesterdieken und übernehmen einen Kindergruppe.“ Gesagt getan. 

Seit 1988 gehört Hildburg Reiners zum Trainerstab des RuF Hooksiel. Der Verein, mehrfach für seine gute Nachwuchsarbeit ausgezeichnet, bietet ideale Bedingungen – für Reitanfänger ebenso wie für Fortgeschrittene, für Dressur- und für Springreiter. Die Basis dafür legen 13 ehrenamtliche Reitlehrerinnen und Reitlehrer sowie sechs Schulpferde, die den Einstieg in den Sport erleichtern. Sportlicher Höhepunkt in Oesterdieken ist das Großturnier, das der Verein jeweils im Herbst ausgerichtet.

Hildburg Reiners hat selbst nie Turniere geritten. Aber dennoch war der Reitunterricht für Frauen- und Kindergruppen für sie schnell mehr als ein Hobby. Dazu haben auch ihre eigenen Pferde beigetragen – erst Stroma, dann Silas, Bendit und heute Käpt’n. „Hilli“ reitet zwar noch regelmäßig selbst. Aber um Käpt’n, einen Haflinger, fit zu halten, freut sich die Seniorin über die Unterstützung von zwei Reitbeteiligungen. 

Angehende Reiter brauchen klare Kommandos

Der Reitunterricht ist das eine. Der Reitstall das andere. Vor allem nach dem Tod ihres Mannes Heino im vergangenen Jahr ist Hildburg Reiners täglich in Oesterdieken, füllt die Getränkebestände auf, fegt durch die Reiterklause oder schaut nach den Schulpferden. Der Plausch mit den Reitern, Reitlehrern und Vorstandsmitgliedern gehört zu ihrem Reiterleben genau so dazu wie die körperliche Anstrengung beim eigenen Ritt durch die Halle. 

Als Reitlehrerin steht sie dienstags und mittwochs selbst in der Bahn, hilft kleinen Mädchen beim Satteln oder beim Aufsteigen aufs Pferd – und gibt Kommandos: „Schritt, Trab, Galopp – und jetzt Wechsel durch die ganze Bahn. Zügel kürzer! Achte auf deinen Sitz! Nicht mit den Beinen schlackern! Auf dem Zirkel geritten …“ Beobachtet wird das Ganze von der Tribüne aus von den Müttern der Reitanfänger, von denen viele „Hilli“ noch aus dem Spielkreis kennen – mit ähnlich konsequenten Kommandos. Und mit viel Herz. Und niemand zweifelt, wenn Hildburg Reiners feststellt: „Neben meinen Enkelkindern ist der Reitstall mein Ein und Alles.“

Weiterer Flüssiggas-Anleger an der Jade soll Ende 2026 fertig sein

Hooksiel/Wilhelmshaven/Oldenburg (27. 3. 2023) – Ende 2026 soll in Wilhelmshaven das zweite Terminal für die Anlandung von verflüssigten Gasen fertig sein. Das sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) heute auf der Jahrespressekonferenz der landeseigenen Hafengesellschaft NPorts in Oldenburg. Die konkrete Planungsphase für das Projekt wird nach den Worten von NPorts-Geschäftsführer Holger Banik im Mai beginnen.

LNG-Luftaufnahme
Das LNG-Terminal Wilhelmshaven: Links ein LNG-Frachter, der das Gas an das Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ abgibt, von dem das Erdgas an Land gepumpt wird. Ein weiterer Anleger soll bis Ende 2026 unmittelbar angrenzend (in Richtung Wilhelmshaven) gebaut werden. Foto Scheer

Der neue „Anleger für allgemein verflüssigte Gase in Wilhelmshaven“ (AVG Wilhelmshaven) soll unmittelbar neben dem Ende 2020 in Betrieb genommenen LNG-Terminal in Sichtweite von Hooksiel entstehen, allerdings mit einer Länge von 1,9 Kilometern deutlich größer werden. Das Investitionsvolumen wird auf rund 600 Millionen Euro geschätzt. Das sei nicht von NPorts und auch nicht vom Land Niedersachsen allein zu finanzieren, sagte Lies. Gefordert seien hier neben den Energiekonzernen Uniper und TES als Projektpartner auch der Bund, so der Minister. Schließlich sollen über das Terminal die „grünen Gase“ für die Dekarbonisierung der Industrie in ganz Deutschland fließen. 

Derzeit ist die Finanzierung noch nicht gesichert. Banik geht davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren für das Mega-Projekt an der Jade in 2025 abgeschlossen werden kann. „Wenn alles glatt läuft, wird der Anlage dann zwischen Ende 2026/Ende 2027 fertig sein.“ 

Lies: Potenzial für gute Industriearbeitsplätze

Minister Lies pocht auf Ende 2026. „Die Importmöglichkeiten sind Voraussetzung dafür, dass wir unsere Klimaziele erreichen.“ Methan (CH4) und Ammoniak (NH3) könnten künftig in Anlagen in Wilhelmshaven in Wasserstoff umgewandelt werden. Hierdurch würden gute Industriearbeitsplätze entstehen, so die Erwartung von Lies. Die niedersächsischen Seehäfen „werden das Tor sein für saubere Energie für ganz Deutschland“, sei es bei der Anlandung von grüner Energie in Form von Strom oder Gas oder beim Ausbau von Offshore-Windkapazitäten.

Die LNG-Infrastruktur sei auch für den Import „grüner Gase“ weitgehend nutzbar. Aber auch Gase fossilen Ursprungs, wie LNG, werden nach Ansicht von Lies auf dem Weg zur Klimaneutralität noch bis 2040 in abnehmender Menge importiert werden müssen. Deutschland sollte sich aber eine eigene Tankschiff-Flotte zulegen, um bei Transporten nicht auf die Verfügbarkeit von Gastankern auf dem Markt abhängig zu sein. 

Sanierung der Hooksieler Schleuse schreitet voran

Die NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven bewirtschaftet auch den Hooksieler Hafen. Hier schreite die Sanierung der Schleuse voran. Im Januar hatte NPorts die Trockenlegung der Schleuse veranlasst, um eine umfangreiche Bestandsaufnahme des baulichen und technischen Zustands der Schleuse vornehmen zu können. „Die abschließenden Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet“, so Banik. „Hieraus werden sich die weiteren Modernisierungsschritte ableiten.“ 

Energiesicherheit in Deutschland durch Raubbau an der Natur in Louisiana?

Hooksiel/Wilhelmshaven (27. 3. 2023) – Was haben Umweltzerstörungen im US-Bundesstaat Louisiana mit Wilhelmshaven zu tun? Nichts? Das sieht das „Netzwerk Energiedrehscheibe“, ein Zusammenschluss von Umweltschützern aus Wilhelmshaven und Friesland, ganz anders. Aufgezeigt werden sollen die Verbindungen in „Transatlantischen Gesprächen“, zu denen das Bündnis für Morgen, Dienstag, 28. März, einlädt.

Als Gast erwartet wird Anne Rolfes, Master für internationale Entwicklung von der Bucket Brigade, einer Umweltschutzorganisation in den USA. Sie wird über die Entwicklung der Gaswirtschaft im US-Bundesstaat Louisiana informieren. Konkret: Über das Fördern von Erdgas mit der aus ökologischer Sicht höchst-umstrittenen Fracking-Methode. Das Gas wird dann in tiefgekühltem Zustand als Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland exportiert, wo es nach dem Ausfall russischen Pipelinegases eine Energiekreise abwenden soll.

Im Rahmen der Veranstaltung besichtigen die Umweltschützer ab etwa 13.30 Uhr das LNG-Terminal Wilhelmshaven – und zwar vom Hooksieler Außenhafen aus. Danach fährt man zu den Speicherkavernen in Etzel. Gegen 16 Uhr findet dann im Lokal „Kulturversorgerin Else“, Grenzstraße 16 in Wilhelmshaven, das eigentliche Gespräch über den Ausbau der LNG-Förderung und samt Verschiffung in den USA statt. Die Folgen für Flora und Fauna sowie die Menschen in Louisiana sowie fürs (weltweite) Klima seien dramatisch. 

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Krabbelbude in den Ferien geschlossen

Hooksiel (27. 3. 2023) – Das Elterncafé „Krabbelbude“ in Hooksiel, ein Angebot der Familien- und Kinderservicebüros (FamKis) des Landkreises Friesland, hat während der Osterferien nicht geöffnet. Ab Dienstag, 11. April können interessierte Eltern wieder jeden Dienstag von 10 Uhr bis 11 Uhr zum Elterncafé ins Walter-Spitta-Haus, Lange Straße 60, in Hooksiel kommen. Das Angebot ist kostenfrei.

Das Elterncafé „Krabbelbude“ bietet allen Eltern mit ihren Kindern von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr die Gelegenheit, mit anderen Eltern und Kindern in Kontakt zu kommen. Neben diesem Austausch gibt es vor Ort auch Informationen und Beratung durch eine Familienhebamme und eine Sozialarbeiterin. In Schortens und Jever können ebenfalls jeweils Elterncafés besucht werden.

Daneben bieten die FamKis des Landkreises Friesland regelmäßig weitere Informations- und Vortragsabende sowie Filmvorführungen und Diskussionsrunden an und stehen stets als Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche, junge Volljährige und Eltern zur Verfügung, die Beratung oder Unterstützung suchen.

Informationen zu den Angeboten der Famkis, weiteren Veranstaltungen und den Elterncafés in Friesland gibt es unter www.friesland.de/famki

Ausstellung im Künstlerhaus: Wo der Mittelfinger den Weg zur Kunst weist

Ausstellung Werner Meiners
Werner Meiners aus Jever (links) stellt ab Sonntag im Künstlerhaus Hooksiel aus. Rechts: Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann und Walter Russ, der zur Eröffnung spricht. Foto: hol

Hooksiel (25. 3. 2023) – Sein Vorbild war der Künstler Heinz Sauermann (1945-2009). Irgendwann um das Jahr 2005 herum, habe er einenWorkshop zum Thema Finger-Malerei bei dem Schortenser Maler und Kunsterzieher besucht – und gefangen, sagt Werner Meiners. Vornehmlich in den Pandemie-Jahren 2020 bis 2022 hat der 87-Jährige dann selbst so viele Werke geschaffen, dass er sich jetzt riesig auf seine Ausstellung im Künstlerhaus Hooksiel freut.

Die Ausstellung mit 34 Gemälden trägt den Titel „Finger-Farbe-Feuer“. Der Vorsitzende des Ostfriesischen Kunstkreises, Walter Ruß (Wittmund), und die Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann führten bei der Eröffnung der Ausstellung in das Werk von Meiners ein.

Werner Meiners ist Jeveraner. Seine Leidenschaft fürs Zeichnen, für Malerei und Literatur entdeckte er ab 1990, nach dem Ende seiner beruflichen Laufbahn als Technischer Zeichner bei den Olympia Werken. Er wurde Mitglied im Künstlerforum Jever und später auch im Ostfriesischen Kunstkreis. Nach einer Reihe von Gemeinschafts- und Einzelausstellungen in der Region folgt jetzt die Präsentation der Fingerkunst in Hooksiel, die bis zum 23. April zu sehen sein wird.

Meiners hat überwiegend mit dem Pinsel gearbeitet, bevor er die Kreativität seines Mittelfingers entdeckte. Die Finger-Malerei war zunächst eine Art Resteverwertung. Wohin mit der überschüssigen, vom Austrocknen bedrohten Farbe auf der Palette? Hier ein Strich, dort ein Bogen oder ein Tupfer auf einem kleinen Stück Papier oder Ölkarton. Die Idee fürs Motiv wird geboren. Eine Landschaft, ein Himmel oder – namengebend für die Hooksieler Ausstellung – ein Feuer: Osterfeuer, Feuerqualle, Feuersalamander. 

„Heinz Sauermann hat meist mit weichen Tönen gearbeitet. Ich versuche, etwas mehr Farbe ins Bild zu bringen“, verrät Werner Meiners. Ein blauer Klecks in einer düsteren Wolkenlandschaft, ein explosiv aus grauem Dunst aufsteigender Feuerball. Sonnenauf- und -untergänge, das Polarlicht, Vulkanausbrüche und andere Naturschauspiele sind das, was den Künstler inspiriert – und Raum für Interpretationen beim Betrachter geben. 

Dabei malt Meiners eher im kleinen Format: 24 mal 30 oder 30 mal 40 Zentimeter. Das aber habe weniger mit der erhofften Wirkung der Kunst zu tun, sondern mit Schmerzen, sagt Meiners. „Nach großflächigen Bildern tut mir mein Finger immer gehörig weh.“ 

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

LNG-Terminal: Voruntersuchungen für Ultraschall-Verfahren laufen

Hooksiel/Wilhelmshaven (24. 3. 2023) – Mitarbeiter Kieler Firma Hasytec Electronics erkunden derzeit das LNG-Terminalschiff „Höegh Esperanza“. Wie eine Sprecherin des Energiekonzerns Uniper gegenüber „Hooksiel-life“ bestätigte, gehe es dabei darum, Möglichkeiten zu suchen, die Belastung der Jade durch Abwässer der Floating Storage an Regasification Unit (FSRU) zu minimieren.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Über die FSRU „Höegh Esperanza“ wird am LNG-Terminal Wilhelmshaven seit Wochen Erdgas ins deutsche Netz eingespeist. Foto: Dietmar Bökhaus

Verträge für eine Umrüstung des Schiffes gebe es aber noch nicht. Dafür wäre nach den Worten der Sprecherin auch nicht Terminalbetreiber Uniper zuständig, sondern der Bund, der die Umrüstung bezahlen müsste, und die norwegische Reederei Höegh LNG, der das Schiff gehört. Laut Betriebsgenehmigung für die FSRU sei der Betreiber aber verpflichtet, so die Sprecherin, bis zum August dieses Jahres ein Minimierungskonzept für Umweltbelastungen vorzulegen. „Die Firma Hasytec schaut sich jetzt das Schiff an und wird uns nachher berichten, ob eine Umrüstung für ein Ultraschall-Verfahren überhaupt möglich ist.“ 

Das Regasifiziergunsschiff „Höegh Esperanza“ liegt seit Ende Dezember in Wilhelmshaven. An Bord des Schiffes wird per Schiff importiertes, minus 162 Grad kaltes Flüssigerdgas (LNG) durch den Einsatz von Seewasser erwärmt, damit es wieder gasförmig wird und ins Pipelinenetz eingespeist werden kann. Das Seewasser fließt an Bord durch ein Rohrleitungssystem. 

Hasytec am LNG Terminal Wilhelmshaven
Seit Tagen steht ein Fahrzeug der Firma Hasytec am LNG Terminal. Mitarbeiter der Kieler Firma sollen erkunden, ob die „Höegh Esperanza“ umgerüstet werden kann. Foto: privat

Damit diese Röhren nicht mit Muscheln, Seepocken oder Schnecken zuwachsen, kommt bei der „Höegh Esperanza“ Chlor zum Einsatz. Durch dieses Verfahren werden mit dem erkalteten Abwasser Biozide ins Meer gespült, die nach Ansicht von Umwelt- und Naturschutzverbänden Flora und Fauna im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer belasten

Die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) genehmigte Dauerchlorierung entspricht nach Ansicht der Verbände nicht mehr dem „Stand der Technik“. Sie fordern seit Monaten eine Nachrüstung des Terminalschiffs. Für den Fall, dass die Genehmigungsbehörde untätig bleiben sollte, hatte etwa die Deutsche Umwelthilfe (DUH) rechtliche Schritte angedroht.

Als umweltschonende Alternative zu der Chlorierung wird ein Ultraschallwellen-Antifouling-Verfahren angesehen, das von Hasytec Electronic entwickelt wurde. Es wird unter anderem bereits eingesetzt, um die Rümpfe von Booten und großen Kreuzfahrtschiffen zu reinigen. 

Die nach Untersuchungen von US-Forschern geäußerte Befürchtung, die Ultraschallwellen könnten die Kommunikation von Schweinswalen in der Jade irritierten, hatte Jan Kelling, Geschäftsführer von Hasytec, bereits vor Wochen als unbegründet zurückgewiesen. Das Ultraschallsystem zur Reinigung der Rohrleitungen der FSRU würde innerhalb des Schiffsrumpfes eingebaut. Dadurch gebe es keinerlei Auswirkungen an der Außenhaut oder gar im Wasser. Zum Stand der aktuellen Untersuchungen an Bord der „Höegh Esperanza“ wollte Kelling sich gegenüber „Hooksiel-life“ nicht äußern. 

Mädchen dominieren den Hooksieler Männer-Turnverein

Ehrungen beim MTV  Hooksiel
Zahlreiche Mitglieder des MTV Hooksiel wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt. Foto: hol

Hooksiel (24. 3. 2023) – Der MTV Hooksiel trägt einen falschen Namen. Aus dem 1893 gegründeten Männer-Turnverein ist längst ein Mädchen-Turnverein geworden. Der weit überwiegende Teil der an die 300 Mitglieder ist weiblich. Die stärkste Kohorte bilden 94 Frauen im Alter von über 60 Jahren.

Wie auf der Jahreshauptversammlung des Vereins in die Turnhalle in Hooksiel deutlich wurde, halten die Mitglieder ihrem Verein in großer Zahl die Treue. So wurden 13 Mitglieder für 10-, drei für 25- und sechs für 40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Zwei Turnerinnen, Selma Wedermann und Doris Rothert, gehörten dem MTV sogar schon seit 55 Jahren an.

Bei den Neuwahlen wurde der Vorstand durchweg im Amt bestätigt. Anne Frerichs bleibt 1. Vorsitzende, Bettina Schrievers ihre Stellvertreterin. Martina Koch fungiert weiterhin als Kassenwartin, Erk Seiler als Schriftführer.

Als MTV-Mitglied kann man unter anderem am Kinder- und Mutter-Kind-Turnen sowie an verschiedenen Gesundheits-, Gymnastik- und Fitnesskursen teilnehmen. Ein weiteres Angebt des Vereins für jedermann in der Freiluftsaison: Die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens.

Zahnarzt-Institution übergibt Praxis ohne Abschiedsschmerz

Dr. Henry de Buhr und Dr. Andrea Gebauer
Dr. Andrea Gebauer übernimmt zum 1. April die Zahnarztpraxis von Dr. Henry de Buhr. Foto: hol

Hooksiel (23. 3. 2023) – Hooksiel behält eine Zahnarztpraxis. Dr. Henry de Buhr wird zwar Ende März in Ruhestand gehen, hat aber – und das ist die gute Nachricht – mit Dr. Andrea Gebauer eine Nachfolgerin gefunden, die die Praxis im Ärztehaus an der Ecke Nee Straat/Friesenstraße übernimmt.

Der Übergang erfolgt zum 1. April. Aber schon in den vergangenen Wochen sind alle Formalitäten so weit erledigt worden, dass der Betrieb nahtlos fortgesetzt werden kann. So übernimmt Andrea Gebauer vier Mitarbeiterinnen aus dem Praxisteam. Auch die Arbeits-Schwerpunkte bleiben unverändert. „Ich mache alles, was in einer Zahnarztpraxis anfällt – aber keine Kieferchirurgie“, sagt Andrea Gebauer. 

Sie freue sich vor allem auch auf Familien und Kinder in ihren Sprechstunden, sagte die Medizinerin im Gespräch mit „Hooksiel-life“. Zuletzt hat die in Schortens lebende Medizinerin nach ihrem Studium in Berlin und einer Station in Calw von 2010 bis 2019 im Bundeswehr-Krankenhaus in Westerstede praktiziert – und dort entsprechend viele Erwachsene behandelt.

Henry de Buhr (63) war eine Institution in Hooksiel. Der gebürtige Ostfriese aus Abens (Wittmund-Burhafe) kam 1986 – nach seinem Grundwehrdienst und einem Jahr als Assistenzarzt – nach Hooksiel. Er eröffnete seine erste Praxis am Südring. 2011 erfolgte der Umzug ins Ärztehaus.

Zahngesundheit bei Kindern stark verbessert

Was hat den Alltag in der Zahnarztpraxis in 37 Jahren am nachhaltigsten verändert? „Die Digitalisierung“, sagt de Buhr. Die Röntgentechnik habe gewaltige Fortschritte gemacht. Aber auch die Verwaltung sei deutlich leichter geworden. „Früher musste eine Mitarbeiterin am Quartalsende jeden Krankenschein händisch abrechne. Und das bei uns hier – mit Patienten aus ganz Deutschland und entsprechend vielen Krankenkassen. Wenn da ein Windstoß die gerade sortierten Krankenscheine durcheinander gewirbelt hat, hat es auch schon mal Tränen gegeben.“

Auch im Bereich der Zahngesundheit habe es in den vergangenen Jahrzehnten durchaus Veränderungen zum Besseren gegeben, sagten Andrea Gebauer und Henry de Buhr. „Heute gibt es kaum noch Kinder mit ganz schlechten Zähnen. Die Zahnpflege hat einen höheren Stellenwert.“ 

„Ich hätte auch noch zwei Jahre weitergemacht“, verrät Henry de Buhr. Aber jetzt freue er sich, auch für Hooksiel, dass sich so schnell mit Andrea Gebauer eine optimale Nachfolgerin gefunden habe. Auch weil sich Übergaben von medizinischen Praxen im ländlichen Raum häufig schwierig gestalten. „Aber ich bleibe Hooksiel treu. Bis zum Schluss“, verspricht der Mediziner mit Blick auf seinen nahenden Ruhestand. „Meine Gruft in Pakens ist schon angelegt.“ 

Gemeinde will Personalstärke in Kitas bedarfsgerecht aufstocken

Hooksiel/Wangerland (22. 3. 2023) – Die Kindertagesstätten im Wangerland sollen künftig möglichst das ganze Jahr durchgängig geöffnet bleiben. „Krankenhäuser haben ja auch nicht geschlossen, weil die Mitarbeiter in Urlaub sind“, sagte Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) am Rande der Ratssitzung am Dienstag Abend bei der Übergabe einer Unterschriftenliste mit 175 Unterzeichnern, vornehmlich aus Hooksiel. 

Elternsprecherin Stefanie Seiler hatte mit einem „offenen Brief“ den Unmut vieler Eltern über zu viele Schließtage in des Kitas und zu kurze Öffnungszeiten zum Ausdruck gebracht. Auch wenn die jüngsten Schließungen auf außergewöhnliche Umstände wie Erkrankungen einer Vielzahl von Mitarbeiterinnen zurückzuführen seien, so Szlezak, stießen die Forderungen der Hooksieler Eltern auf offene Ohren. Sein Plan: Ab 2024 wird es auch in den Sommerferien keine mehrwöchigen Kita-Schließungen mehr geben. Für Fortbildungen, Betriebsausflüge oder Regenerationstage von Erzieherinnen sollen in allen Kitas Notbetreuungen organisiert werden. 

Stefanie Seiler übergibt Unterschriften an Mario Szlezak
Elternsprecherin Stefanie Seiler übergab Protestunterschriften Hooksieler Kindergarten-Eltern an Bürgermeister Mario Szlezak .Foto: hol

Über einen Nachtragshaushalt werden im Laufe des Jahres die nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt, um zusätzliches Kita-Personal bezahlen zu können. Wie hoch der tatsächliche Bedarf dafür ist, soll eine Bedarfsanalyse zeigen. Fachbereichsleiter Markus Gellert wies darauf hin, dass im neuen Haushalt auch Mittel für ein Ingenieurbüro eingestellt sind, das mit Blick auf Neubaugebiete und Flüchtlingskinder einen wissenschaftlich fundierten Schul- und Kita-Entwicklungsplan aufstellen soll.

Ein Antrag von Dieter Schäfermeier (Pro Wangerland), die Verabschiedung des Gemeindehaushalts zu verschieben, um noch Umschichtungen zugunsten der Kitas vornehmen zu können, fand keine Mehrheit. Ohne einen Haushalt würde die Gemeinde weitere drei Monate nur Pflichtaufgaben erledigen dürfen. Damit hätten auch drei darin vorgesehene neue Stellen für Springerkräfte für die Kindergärten nicht besetzt werden können, argumentierten Verwaltung und Ratsmehrheit. Aber, so beteuerte Reiner Tammen (Grüne): „Das Problem ist erkannt. Darüber müssen wir jetzt im zuständigen Fachausschuss beraten.“

Haushalt der Gemeinde Wangerland mit Millionen-Loch

Mit großer Mehrheit (drei Gegenstimmen) verabschiedete der Rat die von Lübbo Meppen (FDP) eingebrachte Haushaltssatzung für 2023. Mit Blick auf eine Unterdeckung von 8,8 Millionen Euro gingen die Bewertungen des Zahlenwerkes auseinander. „Die fetten Jahre sind vorbei“, stellte SPD-Fraktionschef Holger Ulfers fest. Nach zehn zwangsweise ausgeglichenen Haushalten gebe es jetzt in der Gemeinde erheblichen Nachholbedarf bei den Investitionen, die über Kredite finanziert werden. „Wir müssen die Einnahmeseite verbessern“, forderte Ulfers. Im Blick hat er dabei unter anderem die Vermarktung nicht mehr benötigter Sportplätze als Bauland sowie die Erhöhung der Gewerbesteuer-Einnahmen durch das Erneuern von Windrädern (Repowering) und die Nutzung von Sonnenenergie (Photovoltaik).

Hedde Hobbie (Pro Wangerland) bezweifelte, ob die die Gemeinde ihre strukturellen Nachteile auf Dauer aus eigener Kraft ausgleichen kann. „Landeszuschüsse werde nach Einwohnerzahlen verteilt. Wir haben aber viel mehr Fläche als andere Kommunen, müssen 167 Kilometer Straßen und sieben Feuerwehren unterhalten.“

Immo Müller (UWW) vermutet noch Einsparmöglichkeiten im Haushalt – etwa im Etat für die Feuerwehren oder beim Bauhof, der in den vergangenen Jahren von 8 auf 22 Mitarbeiter gewachsen sei. „Haben die Aufgaben wirklich in dem Umfang zugenommen?“ Reiner Tammen (Grüne) hingegen räumte ein, dass die Gemeinde zwar Probleme habe. „Aber insgesamt kann sich der Haushalt sehen lassen.“

Dank und Anerkennung für großes Engagement der Lebensretter der DLRG

Hooksiel (19. 3. 2023) – Die DLRG Wangerland braucht ein leistungsfähiges Hallenbad in der Gemeinde, in denen alle Komponenten – vom Schwimmkursus bis zur Rettungsschwimmer-Ausbildung – abgebildet werden können. Ein solches Bad, so sagte Sven Hannemann, Vorsitzender der Ortsgruppe Wangerland der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, auf der heutigen Jahreshauptversammlung, sei das derzeit geschlossene Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel.

DLRG Wangerland
Bezirksvorsitzender Klaus Wendeling (links) und der Vorsitzende der DLRG-Wangerland, Sven Hannemann (2. v. l.), ehrten zahlreiche langjährige und verdiente Mitglieder der Ortsgruppe. Foto: hol

Wangerland Bürgermeister Mario Szlezak zollte den Lebensrettern Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Ziel, die hiesigen Gewässer sicherer zu machen. Und er sagte Danke für den professionellen Umgang mit der Schließung der Wangerländer Bäder Mitte November als Folge der Energiekrise. Er sei froh, so Szlezak, dass es gelungen sei, mit dem „Aqua-Fit“ in Schortens eine Alternative für die DLRG-Kurse zu finden.

Die Verlagerung des Kurse in die Nachbarkommune sei zwar mit erheblichem organisatorischen Aufwand verbunden gewesen. Der habe sich aber gelohnt, sagte DLRG-Ausbildungsleiterin Marina Schmöckel. Dank des tollen Ausbilderteams der Ortsgruppe sei es gelungen, in Schortens die Ausbildung für 150 Abzeichen zu absolvieren – vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer-Abzeichen. 42 Ertrunkene gab es allein in Niedersachsen im vergangenen Jahr. Das unterstreiche, wie wichtig es sei, dass Kinder schwimmen lernen, sagte Marina Schmöckel. Und auch bei der DLRG-Wangerland gebe es Wartelisten für Schwimmkurse.

Einsatzleiter Thorsten Knebel ließ die Rettungseinsätze im vergangenen Jahr Revue passieren. Die hätten sich vornehmlich im Watt vor Schillig abgespielt. So mussten etwa DLRG-Kräfte zusammen mit der Feuerwehr Minsen eine ganze Gruppe von Personen retten, die im Watt feststeckten. Aufgrund der Corona-Pandemie habe es 2022 erheblich weniger Wassersport-Veranstaltungen gegeben, die mit den Booten der Ortsgruppe hätten abgesichert werden müssen. Knebel kündige an, dass es in diesem Jahr kein DLRG-Osterfeuer in Horumersiel geben werde.

In weiteren Berichten stellt Sandra Kaufeld die Kassenlage der DLRG da. Jugendsprecher Felix Schmöckel stellte die Aktivitäten für junge Mitglieder in der fast 600 Mitglieder starken Ortsgruppe vor. Jonah Pabst präsentiere die komplett überarbeitete Internetseite der DLRG. In Grußworten dankte unter anderem Frieslands stellvertretende Landrätin Marianne Kaiser-Fuchs und der DLRG-Bezirksvorsitzende Klaus Wendeling den Lebensrettern im Wangerland.

Wendeling zeigte sich vor allem beeindruckt, von der langjährigen Treue zahlreicher Mitglieder. Auf der Jahreshauptversammlung wurden allein 28 Mitglieder für 25-, 40- und 50-jähriger Treue gehrt. Den Vogel schoss dabei Ralf Knebel ab: Er ist seit 65 Jahren Mitglied in der DLRG.

Weitere Mitglieder wurden für ihr besonderes Engagement mit bronzenen, silbernen und goldenen Ehrennadeln ausgezeichnet. Ehrennadeln in Gold steckte Wendeling dem stellvertretenden Ortsverbands-Vorsitzenden Arne Schmöckel, Einsatzleiter Thorsten Knebel und dem Gruppenführer der Katastrophenschutz-Einheit Karsten Mewes an.