Perfektionistin illustriert Illusionen

Teelke Limbeck und Renate Janßen-Niemann
Premiere im Künstlerhaus: Zur Ausstellung der Illustratorin Teeke Limbeck (links) servierte die Leiterin des Hauses, Renate Janßen-Niemann, den Besuchern der Vernissage eine Tasse Tee. Foto: hol

Hooksiel (25. 3. 2024) – Am Anfang steht immer die Idee. Die Idee für ein Motiv. Meist ein Motiv mit eingebautem Gag. Ein Schmunzler beim Betrachter, so sagte Illustratorin Teelke Limbeck bei der Vernissage ihrer Ausstellung „Teezeit“, sei zwar nicht das Ziel ihrer Arbeit, aber sie finde die Reaktion dennoch schön. Ein Beispiel: Auf einem Teller liegen unterschiedliche Kekse, die in ihrer Anordnung die Silhouette einer Häuserzeile darstelle. Am Himmel strahlt die Sonne, die aber eigentlich ein mit Milchschaum bedeckter Becher Tee ist. 

Die junge Ostfriesin, 1996 in Uplengen geboren, hat eine gehörige Zugkraft. Über 60 Interessierte kamen zur Ausstellungseröffnung am Sonntag ins Künstlerhaus Hooksiel. Die Vermutung von Küntlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann: „Du hast ja halb Ostfriesland mitgebracht.“ Aber unabhängig davon: Die Besucher brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Und die Ausstellung, die ersten von Teelke Limbeck überhaupt, hätte es verdient, dass noch möglichst viele Kunstinteressierte den Weg ins Künstlerhaus finden.

Tee nach ostfriesischer Tradition

Teelkes „Teezeit“ – eine zufällige Annäherung der Namen von Künstlerin und Ausstellung? Eher nicht. Aber tatsächlich trinke sie in den Pausen bei ihrer Arbeit als freiberufliche Illustratorin in Dortmund immer gern eine Tasse Tee. Am liebsten nach original-ostfriesicher Art, mit einem Kluntje und einem Schuss Sahntatsächliche, der auf dem heißen Getränk eine Wolke bildet. 

Genau wie Wangerlands stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Kaiser-Fuchs übrigens, die in ihrem Grußwort an ihre Jugendzeit mit Teezeiten bei ihrer Großmutter erinnerte. Die langjährige Kindergärtnerin zeigte sich zudem überzeugt, dass die Ausstellung nicht nur Erwachsenen gefallen wird, sondern auch Kindern – Humor ist halt keine Frage des Alters.

Künstlerhaus Tellre Licmbeck
Eine Stadt aus Keksen mit einem Becher Tee als Sonne. Foto: hol

Viele Werke der studierten Grafikdesignerin haben mit Tee zu tun. Aber längst nicht alle. Die grüne Dame zum Beispiel, die sich bei näherer Betrachtung als eine Zusammenstellung verschiedener Brokkoli-Köpfe entpuppt. Oder die Schaum-Schafe, bei denen Teelke Limbeck die Köpfe an Milchschaum-Körpern positioniert hat. 

Illustration und Illusion gehen ineinander über. Wie bei den Milch-Kühen. „Da habe ich echte Kuhmilch auf schwarze Pappe tropfen lassen“, schildert die Künstlerin. Damit es am Ende tatsächlich Kühe sind, die der Betrachter wahrnimmt, bedurfte es einer ganzen Reihe von Versuchen – und dem richtigen Zeitpunkt für ein Foto. Sie arbeite mit den unterschiedlichsten Techniken und Materialien, um ihren Ideen Leben einzuhauchen.

Bilderbuch zu persischem Märchen

„Teelke ist eine Perfektionistin“, sagte Renate Janßen-Niemann. Das könne man nicht nur ihren Arbeiten ansehen. Kaum ein Kunstschaffender in der Geschichte des Künstlerhauses sei bei Treffen so pünktlich gewesen und habe seine Arbeiten so akkurat aufgehängt, sagte Janßen-Niemann. Auch bei der Künstlerhaus-Leiterin stand am Anfang eine Idee. Als sie erstmals Werke der Illustratorin gesehen hat, habe sie bei Teelke Limbeck für die Ausstellung in Hooksiel geworben. 

Deren nächstes Projekt steht schon fest. Im Herbst soll das Bilderbuch „Die Konferenz der Vögel“ erscheinen. Ein persisches Märchen, illustriert von Teelke Limbeck. Der Vogelschwarm, der für das Buch wirbt, besteht übrigens zum Teil aus Späne, die beim Anspitzen von Bleistiften anfällt. 

Harmonische Mischung aus dem Kunstarchiv der Gemeinde

Henning Gieseke (links) hat die Ausstellung „Verborgenes“mit Werken aus dem Besitz der Gemeinde Wangerland zusammengestellt. Daneben (v. l.) Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann, Künstlerin Stephanie Hüllmann und Förderverein-Vorsitzender Björn Mühlena. Foto: hol

Hooksiel (28. 1. 2024) – Kann man aus 42 Kunstwerken unterschiedlichster Art ein harmonische Ausstellung konzipieren? Man kann. Der Beleg dafür ist seit Sonnabend in Hooksiel zu sehen. In der Winterausstellung „Verborgenes“ ist es Kurator Henning Gieseke gelungen, das „Raumwunder“ Künstlerhaus optimal zu nutzen.

Die Palette der Kunstwerke reicht von der gezeichneten Skizze bis zum Ölgemälde, vom Foto bis zur abstrakten Skulptur. Ihre Gemeinsamkeit: der Bezug zu Hooksiel. Alle Werke sind dem Kunstarchiv der Gemeinde Wangerland entnommen, viele stammen von Stipendiaten, die seit den 1980er Jahren im Künstlerhaus Hooksiel gelebt und gearbeitet haben. 

Aber es gibt Ausnahmen. Zu sehen sind auch drei Aquarelle von Arthur Eden-Sillenstede (1899-1977), von denen eines, die Mühle von Waddewarden, erst nach der systematischen Archivierung im Wangerland, Eingang ins Werkverzeichnis des Künstlers gefunden hat. Oder ein Gemälde des holländischen Malers Henk Bellaard (1896-1975), von dem niemand mehr weiß, wie es in den Besitz der Gemeinde gelangt ist. In der Ausstellung sind auch zwei Arbeiten von „namenlosen“ Künstlern zu sehen. „Wenn uns jemand helfen kann, die Bilder zuzuordnen, wären wir dankbar“, sagte Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann vor den rund 30 Besuchern der Vernissage.

Bürgermeister a. D. Björn Mühlena, heute Vorsitzender des Fördervereins Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel, dankte Janßen-Niemann dafür, dass sie die Idee von Henning Gieseke für eine Ausstellung aus dem Besitz der Gemeinde aufgegriffen habe. Bislang wurden im Künstlerhaus im Winter meist Ausstellungen regionaler Kunstschaffender gezeigt. Angesichts des großen Archiv-Fundus, so Mühlena, biete sich ein jährlicher Blick ins Archiv an.

Renate Janßen-Niemann übergab im Rahmen der Ausstellungs-Eröffnung einen druckfrischen Katalog von der Ausstellung von Stephanie Hüllmann an die Künstlerin, die im Herbst vergangenen Jahres sieben Wochen lang als Stipendiatin in Hooksiel gewirkt hat. Hüllmann, eigens aus Winsen (Luhe) angereist, bedankte sich mit einer Liebeserklärung an den Sielort. „Als ich jetzt hier ankam, war es, als würde ich nach Hause kommen. Mit sind sofort neue Ideen für Projekte gekommen. Das ist längst nicht überall so.“

Die Ausstellung „Verborgenes“ ist bis Anfang März jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Im Künstlerhaus kann auch der Hüllmann-Katalog erworben werden. 

Programm im Künsterhaus: Von Grafikdesign bis Landschaftsmalerei

Hooksiel (23. 1. 2024) – Kulturell Interessierte dürfen sich schon eine Reihe von Terminen im Jahreskalender rot anstreichen. Das Künstlerhaus Hooksiel lädt auch in diesem Jahr zu mehreren spannenden Ausstellungen ein. Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann (Foto) gibt einen Überblick.

Renate Janßen-Niemann

Nach der Winterausstellung „Verborgenes“ mit Werken aus dem Bestand der Gemeinde Wangerland, die am Samstag, 27. Januar, 15 Uhr, eröffnet wird, wird ab dem 24. März Teelke Limbeck in Hooksiel ausstellen. Die Ostfriesin Teelke Limbeck lebt und arbeitet in Dortmund. Die jung Frau hat Freiraumplanung und Gestaltung studiert und verdient heute als freiberufliche Illustratorin und Grafikdesignerin ihr Geld. Ihre Markenzeichen: Kompositionen mit ungewöhnlichen Materialien und einer gehörigen Position Witz. Die Ausstellung „Teezeit“ wird bis Ende April zu sehen sein.

Bezüge zur Region hat auch der in Jever aufgewachsene Leo Beninga, der ab dem 5. Mai im Künstlerhaus unter dem Titel „Friesische Orakel“ Malereien und Objekte zeigen wird. Bisweilen arbeite Beninga auch im Wangerland. Zum Repertoire des in Hamburg lebenden Künstlers gehören „düster-maritime Szenarien und gespenstische Motivwelten“, verspricht der Jahreskalender des Künstlerhauses. 

Von Mitte Juni bis Ende Juli wird mit Jürgen Noltensmeier der erste Stipendiat der Gemeinde Wangerland dieses Jahres in Hooksiel ausstellen, leben und arbeiten. Der in Leipzig lebende „Bildarchitekt“ hält mit seiner ihm eigenen Maltechnik Motive aus der realen Lebenswelt fest – Häuser, Straßen, Plätze, Gelände. Sein Werk dürfte in Kürze um Hooksieler Motive bereichert werden.

Das Verhältnis von Mensch und Natur ist das Thema von Akkela Dienstbier, die von Anfang August bis Mitte September im Künstlerhaus ausstellen wird. In ihrer Ausstellung „Wachsen“ werden Objekte, Mixed Media und Druckgrafiken zu sehen sein. Die Künstlerin war 2018 als Stipendiatin in Hooksiel und hält seitdem Kontakt zum Wangerland.

Als zweite Stipendiatin 2024 kommt Ende September die Aquarellmalerin Astrid Homuth für sechs Wochen nach Hooksiel. Der Titel ihrer Ausstellung: „Land und Meer“. Auf für die Leipzigerin dürfte sich im Wangerland ein großer Fundus neuer Motive finden.

In der letzten Ausstellung des Jahres werden im November und Dezember Ingeborg Wolff-Szepanski und Reinald Szepanski aus Oldenburg unter anderem abstrakte Landschaftsbilder und Impressionen vorstellen. Titel der Ausstellung: „Abstrakt trifft Real“.

Zum Jahresprogramm des Künstlerhauses gehört zudem traditionell das Kunstkarussell für Kinder. In den Sommerferien bieten dabei gestandene Künstler Kurse in Fotografie, Malerei und Gestaltung an.

Winterausstellung zeigt Verborgenes

Ausstellung Hooksiel
Das Künstlerhaus Hooksiel präsentiert zum Start ins neue Jahr verborgene Schätze aus dem Fundus der Gemeinde Wangerland. Foto: Künstlerhaus

Hooksiel (20. 1. 2024) – Das Ende der Winterpause naht. Das Künstlerhaus Hooksiel und der Förderverein Kunst- und Erlebnispfad laden für Samstag, 27. Januar, zur Eröffnung der Winterausstellung „Verborgenes“ ein. Die Vernissage beginnt um 15 Uhr. Danach ist das Künstlerhaus in den kommenden Wochen jeweils an den Wochenenden von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Ganz nach dem Motto „Kunst kennt keine Winterpause“ haben die Macher vom Künstlerhaus und vom Förderverein Kunst- und Erlebnispfad e. V. einen Blick ins Archiv der Gemeinde Wangerland geworfen und vornehmlich Kunstwerke ausgewählt, die im Laufe der Jahre von Stipendiatinnen und Stipendiaten, die im Künstlerhaus gewohnt und gearbeitet haben, angekauft wurden. Zudem wird Stephanie Hüllmann, Stipendiatin in 2023, ihren Katalog mit den in Hooksiel entstandenen Arbeiten vorstellen.

Kuratiert wird die Ausstellung von Henning Gieseke (Förderverein) und Renate Janßen-Niemann (Künstlerhaus). Entstanden ist ein vielfältiges Ensemble, das um einige private Skulpturen und ein Gemälde bereichert wurde. Mitglieder des Fördervereins werden die Ausstellung, die bis zum 3. März zu sehen sein wird, an den Wochenenden betreuen.

Der Blick auf die Details weist den Weg zu großer Kunst

Hellmann kunst
Im Detail wird die filigrane Arbeit der Künstlerin Stephanie Hüllmann sichtbar. Hunderte von Werft-Überbleibseln sind an eine Leinwand genäht. Foto: hol

Hooksiel (28. 8. 2023) – Das Detail macht den Unterschied. Hunderte von kleinen Schnecken auf einer Leinwand. Aus zwei Meter Entfernung sehen alle gleich aus. Bei näherer Betrachtung stellt sich dieser Eindruck als Illusion dar. Jede Schnecke ist ein Individuum. Kleinste Unterschiede dokumentieren Wachstum, Wandel und Vergänglichkeit in der Zeit. 

Je nach Blickrichtung entsteht ein neues Muster, eine andere Facette ein und desselben Kunstwerkes. Eines Werkes, das Respekt für seine Objekte dadurch dokumentiert, dass die Schnecken nicht auf die Leinwand geklebt, sondern aufgenäht wurden. Schnecke für Schnecke. Sorgsam und zeitaufwändig platziert, ohne das Einzelstück dabei zu beschädigen.

Die neue Ausstellung im Künstlerhaus Hooksiel ist beeindrucken. Unter dem Titel „zeit.lupe“ hat Stephanie Hüllmann, Jahrgang 1965, einen Teil ihrer Werke zum Thema Wasser, Küste und Klima zusammengestellt. Die Stipendiatin der Gemeinde Wangerland wird bis in den Oktober hinein in Hooksiel leben – und vielleicht auch arbeiten.

Sie wünsche sich, in Hooksiel viele nette Menschen kennen zu lernen, sagte die Künstlerin aus Göttingen bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag. Sie freue sich auf sechs Wochen, in denen sie sich den Luxus erlauben könne, die Kunst selbst über den Prozess des Schaffens entscheiden zu lassen. „Entweder arbeite ich eine halbe Stunde – oder aber bis zum nächsten Morgen.“

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak begrüßte Stephanie Hüllmann in der Gemeinde. Im Zwiegespräch mit Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann stellte Stephanie Hüllmann ihre Arbeitsweise und ihre Inspiration dar. Die Autodidaktin führt ihre Liebe zum Detail auf ihren Umgang mit fremden Sprachen zurück. Die Künstlerin hat lange im Ausland gelebt, etwa in Spanien, den USA, Palau und Japan. Der Blick auf die kleinsten Unterschiede in den Sprachen zeige, dass der Wandel in der Zeit völlig normal ist. Dennoch verursache Wandel Ängste, die sie auch durch ihre Kunst zu überwinden versuche. 

Ausstellung Hüllmann
Bürgermeister Mario Szlezak und Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann (Mitte) begrüßten Stephanie Hillmann in Hooksiel. Hier wird die Stipendiatin sechs Wochen lang leben. Foto: hol

Exzellente Beispiele dafür: Eine Aneinanderreihung von filigranen Teeblättern, in diesem Fall aus technischen Gründen tatsächlich auf Papier geklebt, die mit ein wenig Abstand den Eindruck eines Schriftzuges einer unbekannten Sprache vermitteln. Oder eine Collage aus Hunderten verschiedener metallischer Bruchstücke, gefunden auf einem ehemaligen Werftgelände. Alle ähnlich, keines gleich. Alles kaputt – aber doch ein wunderbares Kunstwerk. 

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Und wer Glück hat, trifft die Stipendiatin vor Ort an. 

Warum sich ein Blick auf die Rückseite der Bilder von Michel Lampe lohnt

Michael Lampe in Hooksiel
Michael Lampe, Stipendiat im Künstlerhaus Hooksiel, zeigt die Rückseite eines seiner vor Ort entstandenen Bilder. Hier findet der Betrachte eine Fülle von Hinweisen und Anregungen. Foto: hol

Hooksiel (10. 7. 2023) – Michael Lampe liebt die Küste. Der Künstler aus Kassel, der die vergangenen vier Woche als Stipendiat der Gemeinde Wangerland im Künstlerhaus in Hooksiel gelebt und gearbeitet hat, dokumentiert das durch eine Vielzahl von Werken, die während seiner Zeit in dem Sielort entstanden oder zumindest vervollständigt worden sind. 

Und er liebt das Künstlerhaus, mit seinem niederschwelligen Angebot. Wo Urlauber, die möglicherweise noch nie in einer Ausstellung waren, plötzlich vor dem Künstler stehen und fragen: „Was soll das denn sein?“ „Wenn es das Künstlerhaus noch nicht gebe, müsste man es erfinden“, sagt Lampe, der noch bis zum Wochenende vor Ort ansprechbar ist. Allerdings, so räumt er ein: „Man muss es auch aushalten können, wenn jemand einem ins Gesicht sagt: Das gefällt mir nicht!“ 

Einblick in die Arbeitsweise des Stipendiaten

Gut Tausende Besucher haben dem Künstler bei seiner Arbeit bislang über die Schulter geschaut, sich seine Drucktechnik und seine Malerei – zum Teil mit Öl- und Acrylfarben übereinander – erläutern lassen. Wichtiger noch: Die Betrachter haben sich auf eine Kommunikation mit der Kunst eingelassen. Der Dialog mit dem Künstler, wie er beim Werkstattgespräch am vergangenen Sonntag möglich war, ist dabei nur eine Ebene. 

Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann erinnerte an den Titel der Ausstellung: „Literarische Landschaften“. Was das bedeutet? Den ersten Zugang zu einem Thema, zu einem Stoff, zu seinem Motiv suche er in der Literatur, so Lampe. Im konkreten Fall in sagenhaften Geschichten über das Leben und die Menschen an der Nordsee. Er habe bereits im Vorfeld seines Hooksiel-Aufenthalts viele Sagen, Fabeln und Märchen gelesen. Etwa zum Wangerländer Seewiefken. „Unsere Bücherei in Kassel ist da ganz gut sortiert …“ 

Michael Lampe in Hooksiel
Sonne, Strand, Wolken – Künstler Michael Lampe erläutert Frieslands stellvertretenden Landrätin, Marianne Kaiser-Fuchs, im Atelier am Künstlerhaus seine Arbeitsweise. Foto: hol

Spannende Textstellen verewig der Künstler in einen zweiten Arbeitsschritt auf der Leinwand. Handschriftlich. Wie viel von diesen Texten der Betrachter später noch lesen kann, ist sehr unterschiedlich. Lampe übermalt die Schriftzüge, ohne ihnen dabei nachzutrauern. „Das ist wie mit den Erinnerungen. Die Texte bleiben da, auch wenn sie übermalt sind – zumindest in Fragmenten.“

Michael Lampe will in seinen Werken der Ästhetik Raum geben, dem Schönen. Das gelingt ihn mit seinen Nordseemotiven selbst dann, wenn düstere Wolken Strand und Dünenlandschft bedrohen oder mäandernde Watt-Strukturen den Betrachter verwirren. „Ich ringe um Ästhetik, sie macht die Welt zumindest nicht schlechter“, sagt der Künstler. Aber er hat auch Botschaften. So etwa bei seiner Umsetzung des Märchens vom Fischer und seiner Frau, die immer mehr von ihm will und nie zufrieden ist.

Erinnerung an die blauen Pferde von Fanz Marc

Politische Forderungen zu Problemen, mit denen das Wattenmeer ringt, wie Plastikmüll, Überfischung oder Industrialisierung, sucht man in den Arbeiten dennoch. Zumindest auf den Vorderseiten der Bilder. Aber jedes Bild hat auch eine Rückseite, die Lampe für grafische Elemente, Zahlen, kleine Texten und, und, und nutzt. Hier gibt der Sozialwissenschaftler, der seit 1999 hauptberuflich als Künstler arbeitet, schon den einen oder andern Hinweis, der den Betrachter über die zum Teil romantisierte Schönheit des Motivs hinaustreibt. 

Immer wieder bergen aber auch die Vorderseiten der Gemälde Überraschungen – und regen damit Kommunikation an. Etwa zwei strahlend blaue Pferde am Fuße eines Landschaftsmotivs. Titel des Bildes: „Die verspäteten blauen Pferde“. Warum verspätet? Weil Michael Lampe sie über 100 Jahre nach den berühmten blauen Pferden des Künstlers Franz Marc geschaffen hat. Angst vor großen Vergleichen hat Lampe jedenfalls nicht – und er braucht sie auch nicht zu haben. 

Sagengestalten aus Hooksiel

Künstlerhaus Hooksiel

Hooksiel (4. 7. 2023) – Eine Woche, bevor die Zeit für Michael Lampe als Stipendiat der Gemeinde Wangerland zu Ende geht, wird der Künstler aus Kassel seine Arbeitsweise präsentieren. Dazu lädt die Leiterin des Künstlerhauses Hooksiel, Renate Janßen-Niemann, für Sonntag, 9. Juli, um 11.15 Uhr, ein.

Im Künstlerhaus wird dann in lockerer Runde ein Werkstattgespräch stattfinden. Dabei stellt Michael Lange seine Arbeitsweise vor und präsentiert Gemälde und Drucke, die in der Zeit seines Residenz-Stipendiums in Hooksiel entstanden sind. Der Künstler weilt seit Anfang Juni in Hooksiel. Thematisch beschäftigt er sich unter anderem mit Sagen aus dem Nord- und Ostseeraum.

Einblick in Linoldruck und Mischtechnik

Michael Lange Druck

Hooksiel (22. 6. 2023) – Der Stipendiat der Gemeinde Wangerland, Michael Lampe, bietet am Sonnabend, 1. Juli, von 14 bis 16 Uhr einen Workshop an für Erwachsene in Linoldruck und Mischtechnik. Die Einführung in Werk und Technik findet in der Druckwerkstatt des Künstlerhauses Hooksiel in der Langen Straße 16 statt. Lampe gibt Einblicke in seine Arbeitsweise. Die Kursteilnehmer können die vorhandenen Druckstöcke auf Papieren und Leinwand ausprobieren.  Die Gebühr beträgt 45 Euro plus 5 Euro Materialkosten. Maximal können fünf Personen teilnehmen. Anmeldung unter Telefon 04463-235 erbeten. 

Wie aus Ton und Papier Kunst wird

Brigitte Barten
Die Hooksieler Künstlerin Brigitte Barten lädt zur „Kunst am Gartenzaun“. Foto: hol

Hooksiel (30. 5. 2023) – Gärten kann man unterschiedlich gestalten. Mit vielen Planzen, Blumen, Rasen, viel Grün insgesamt, naturbelassene Ecken – auch mit Kunstwerken, wie Brigitte und Wim Barten es machen. Zumindest in der warmen Jahreszeit. Denn es ist zumindest zweifelhaft, ob die von Brigitte Barten gefertigten Ton-Skulpturen frostsicher sind. Aber spannend sind sie auf jeden Fall.

Für das kommende Wochenende laden die Bartens zur Aktion „Kunst am Gartenzaun“ ein. Ihr Gartenzaun steht am Schillhörn 2, unmittelbar hinter der Gaststätte „Zum Schwarzen Bären“. Er umrahmt das Wohnhaus und die Galerie „EinMalig.Anders“ der Neu-Hooksieler ein. Die Idee stammt aus der Corona-Zeit, als Kunst in geschlossenen Räumen niemand sehen wollte. Das Motto „Kunst am Gartenhaus“ hat seinerzeit Günter Heimbuch vom „Arthaus Kempen“ am Niederrhein entwickelt.

Brigitte Barten arbeitet bereits seit 1970 als bildende Künstlerin. 30 Jahre lang betrieb die gebürtige Uerdingerin in Kampen auf Sylt eine Galerie. Nach der Pensionierung ihre Mannes, der als Pädagoge am Gymnasium in Westerland gearbeitet hat, zog das Paar zur Tochter nach Potsdam. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Die Tochter wurde beruflich ins Rheinland versetzt. Und Brigitte Barten fehlten die Inspirationen, die ihr die Nordsee, das Wattenmeer und die im Wind wehenden Gräser vermittelt. Also Aufbruch. Zurück an die Küste. Die Wahl fiel auf Hooksiel. 

Die keramische Kunst von Brigitte Barten ist schwergewichtig und nach Überzeugung von Wim Barten in Deutschland „ziemlich einmalig“. Das fängt beim Material an. Die Künstlerin arbeitet mit Papierclay, einer Masse aus Ton und Zellulose, die sich gut zu dreidimensionalen, filigranen, aber dabei sehr stabilen Strukturen verarbeiten lässt. Brigitte Barten erstellt neben Kleinplastiken überwiegend Assemblagen. Auf einer dünnen Grundplatte, die häufig als Wandbehang ausgelegt sind, montiert sie – meist in mehreren Arbeitsgängen – plastische Collagen, Formen, Symbole, die den Betrachter in sich hineinziehen können. Bildende Kunst im besten Sinne. Allesamt Unikate, die in einem Elektro-Brennofen gebrannt und mit Glasuren bemalt werden.

Die Kunst im Garten der Familie Barten kann jederzeit in Augenschein genommen werden. Für die Aktion „Kunst am Gartenzaun“ ist die Außengalerie am Sonnabend, 3. Juni, von12 bis 20 Uhr sowie am Sonntag, 4. Juni, von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Kunstprojekt braucht Unterstützer: Anker sollen Weg durch Hooksiel weisen

Björn Mühlena  vom Kunst- und Erlebnispfad
Vorsitzender Björn Mühlena (rechts) begrüßte mit der Künstlerin Brigitte Barten und ihren Mann Wim neue Mitglieder im Verein „Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel“. Foto: Verein

Hooksiel (18. 5. 2023) – Hooksiel soll einen „Ankerpfad“ bekommen. Der Verein „Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel“ hat sich vorgenommen, die rund 30 Anker, die in Hooksiel an verschiedenen Stellen aufgestellt sind, zu beschriften, Info-Tafeln aufzustellen und zu guter Letzt einen informativen Rundweg für Einheimische und Gäste anzulegen. 

Das Vorhaben sei sehr arbeits- und kostenintensiv, sagte Vereinsvorsitzender Björn Mühlena auf der Mitgliederversammlung des Vereins. Die Fertigungskosten für die Info-Tafeln hätten sich erheblich verteuert, so dass der Verein zunächst von Aufträgen abgesehen hat. Die Resonanz im Dorf und bei Fachleuten sei aber sehr gut. Noch in diesem Jahr wolle man deshalb die ersten Anker beschildern. 

Vereinsmitglied Henning Gieseke hat bereits einige Informationen zusammengetragen. Man benötige aber jetzt die Hilfe der Hooksielerinnen und Hooksieler, sagte Mühlena: „Wir brauchen mehr Daten und Fakten über die Anker. Wir freuen uns natürlich aber auch über interessante Anker-Geschichten.“ In diesem Zusammenhang berichtete Anja Dittmer über den Wunsch einer Zusammenarbeit mit den „De Hooksieler“ und schlug vor, dass der Ankerpfad mit dem Historischen Pfad zusammengelegt werden sollte, was auf Zustimmung traf.

Im vergangenen Jahr hätten sich viele Aktivitäten um Künstlerhaus Hooksiel gedreht als dessen Förderverein der „Kunst- und Erlebnispfad“ offiziell aktiv ist. Künstlerhaus-Vorsitzende Renate Janßen-Niemann dankte dem Verein für die tolle Unterstützung und die gute Zusammenarbeit. Mühlena berichtete über weitere aktuelle Projekte und Projektideen des Vereins. So seien in 2022 etwa die Skulpturen „Pollerbesucher“ im alten Hafen restauriert worden. Hierfür dankte Vorsitzende der Firma Langenhorst für die kostenlose Unterstützung des Vereins.

Ende letzten Jahres sei in Gesprächen mit der Gemeinde Wangerland eine weitere Projektidee entstanden, so Mühlena. Der Verein bekundet großes Interesse, die Jugendlichen des Ortes in ein Kunstprojekt am Skaterplatz Hooksiel einzubinden. Hier könne eine Graffiti-Wand entstehen.

Kassenwart Günter Hoffmann berichtete über die solide finanzielle Lage des Vereins. Der Verein sei gut aufgestellt, so Hoffmann. Die Entlastung des Vorstands geriet nach seinem Vortrag zur Formsache. Der Vorsitzende versicherte, dass die Mitgliedsbeiträge zu 100 Prozent für die Förderarbeit und für Projekte eingesetzt werden. Wer mitmachen wolle, sei jederzeit herzlich willkommen.