Kommentar: Wenn das Thalasso-Zentrum scheitert, droht ein Kahlschlag

Von Gerd Abeldt

Der Bau des Berliner Flughafens und der Hamburger Elbphilharmonie sind zwei herausragende Beispiele. Öffentliche Bauvorhaben werden häufig teurer, sehr viel teurer.

In diese Liste reiht sich jetzt das „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel – auch wenn man in Berlin und Hamburg über Mehrkosten von rund 15 Millionen Euro nur schmunzeln dürfte. Eine Verdreifachung der geplanten Kosten ist schon bemerkenswert, trotzt Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges mit seinen Folgen für Baustoff- und Energiekosten.

Es ist richtig und wichtig, dass die Gemeinde Wangerland den Ursachen für die für ihre Tochtergesellschaft existenzbedrohende Preisentwicklung auf den Grund gehen will. Ein unabhängiger Gutachter soll sich die „Kostenexplosion“ noch einmal im Detail ansehen. Gut so, möchte man den Entscheidern im Rathaus zurufen! Aber warum erst jetzt?

Die rasante Entwicklung ist schon lange bekannt, auch im Rat und in der Verwaltung der Gemeinde. Ende 2019 stimmte die Gesellschafterversammlung der WTG noch einer aktualisierten Kostenkalkulation zu. Damals wurde die Planung von 4,7 auf 8,8 Millionen Euro angepasst. Es folgten Überraschungen beim Umbau des Kurmittelhaus-Altbaus, dazu Logistik-Probleme und die rasanten Steigerungen der Baupreise

Ernsthafte Reaktionen darauf wurden nicht bekannt. Der „Point of no return“ galt als überschritten. Es gab kein Zurück mehr. Aber gab es auch keine Möglichkeiten, der Entwicklung entgegen zu steuern? Die Kostenuhr tickte kontinuierlich weiter: 8,8, 13, 17 Millionen. Erst Ende 2023, die Uhr stand bei 19 Millionen Euro schrillten offenbar die Alarmglocken richtig laut. Inzwischen wurde auch dem letzten Beteiligten klar, dass auf der Baustelle nicht alles rund lief. 

Dass der Geschäftsführer der Tourismus-Gesellschaft kein Baufachmann ist – und es auch nicht zu sein braucht –, ist sicherlich richtig. Die Frage bleibt, warum dem obersten Vertreter des Bauherrn nicht schon viel früher ein kompetenter Baumensch zur Seite gestellt wurde. Der Architekt allein konnte diese Aufgabe offenbar nicht erledigen.

Bei der Analyse der Kostenentwicklung geht es nicht um Schuld. Es geht um Verantwortung. Die Wangerland Touristik GmbH ist das wichtigste Unternehmen der Gemeinde, vielleicht sogar in der Gemeinde. Wenn die WTG nachhaltigen Schaden nehmen sollte, wäre das eine massive Belastung für den Tourismus-Standort. Notwendige Investitionen in die Campingplätze etwa werden über Jahre nicht getätigt werden können. Sollte sogar die Schließung anderer Verlustbringer wie der Schwimmbäder unausweichlich werden, käme das einem Kahlschlag der touristischen Infrastruktur gleich. 

Der Optimismus des Bürgermeisters und eines Teils der Ratsvertreter in allen Ehren. Natürlich sollte jeder, dem das Wangerland am Herzen liegt, die Inbetriebnahme des „Thalasso Meers Spa“ positiv begleiten. Aber man muss kein Betriebswirtschafts-Guru sein, um zu ahnen, dass ein im Grunde wirtschaftlich sinnvolles Projekt bei einer Verdreifachung der Baukosten, und damit von Zins und Tilgung, nur noch schwerlich mit Überschüssen zu betreiben sein wird. Wer sich dieser Gefahr nicht rechtzeitig stellt, handelt erneut verantwortungslos – und muss gegebenenfalls mit Konsequenzen rechnen. Wirtschaftlich und politisch.

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Kommentar: Späte Beteiligung der Bürger ist gewagter Balanceakt

Von Gerd Abeldt

Hooksiel steht vor einer wichtigen Weichenstellung. Was wird aus dem Grundstück Lange Straße 8, das über 40 Jahre lang von der Freiwilligen Feuerwehr als „provisorisches“ Feuerwehrgerätehaus genutzt wurde? Das Grundstück liegt in direkter Nachbarschaft zu den historischen Packhäusern und dem Alten Hafen, gleichsam dem touristischen Markenkern von Hooksiel. Was auch immer dort entsteht: Es wird den Ortskern und damit die weitere Entwicklung des Ortes prägen.

Dass die Feuerwehr den Altbau Anfang dieses Jahres verlassen würde, stand seit zwei Jahren fest. Auch wenn das Bauamt der Gemeinde mit massiven Personalproblemen zu kämpfen hatte, ist es nur schwer nachzuvollziehen, warum die Debatte über eine künftige Nutzung erst jetzt beginnt. Zumindest die Willensbildung bei Politik und Hooksieler Bevölkerung über die Zukunft des Grundstücks hätte längst abgeschlossen sein können

Die Gemeinde Wangerland hat einen anderen Weg gewählt. Sie sucht jetzt – ohne vorher über mögliche Projekte vor Ort diskutiert zu haben – nach Investoren, die eine gute Idee für eine „touristische Nutzung“ haben. Das ist ein gewagter Balanceakt. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass bereits konkrete Investitionsvorhaben im Wangerland im Rahmen der Umsetzung am Widerstand der Bürger scheitern.

Nun gut. Warum soll es nicht auch Vorschläge von Investoren geben, die den Bürgern gefallen? Voraussetzung dafür ist es, erst einmal überhaupt Interessierten zu finden. War es vor diesem Hintergrund wirklich klug, das Bekundungsverfahren auf den Nordwesten zu beschränken? 

Oder gibt es vielleicht schon Investoren, die in den Startlöchern stehen? Denkbar wäre es. Dem Vernehmen nach hatte schon vor über einem Jahr ein Bauunternehmer mit Hooksiel-Bezug erste, gute Vorschläge für ein touristisches Projekt am Alten Hafen ausgearbeitet. Ob die Pläne noch aktuell sind? In wenigen Wochen werden wir es wissen.

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Kommentar: Tempo-30-Zonen statt gefährliche Schmalspur-Buckelpisten

Von Gerd Abeldt

Raus aus dem Auto, rauf aufs Fahrrad. Das ist eine der zentralen Forderungen der Verkehrswende in Deutschland. Die Stärkung des Radverkehrs erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr, stärkt die Gesundheit, entlastet das Klima und könnte auch gut für den Tourismus im Wangerland sein.

Das Wangerland ist ein Autoland. Viel Fläche, weite Wege und ein nur mäßig ausgebauter ÖPNV machen das Auto in vielen Lebenslagen unentbehrlich. Aber etliche Urlauber, und natürlich auch Einheimische, sehen inzwischen im Fahrrad eine echte Alternative. Für Erholung an der frischen Luft ohnehin, aber auch für Pflicht-Fahrten etwa zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen quer durchs Wangerland.

Dieser Trend dürfte dank der steigenden Zahl von E-Bikes weiter zunehmen. Um so wichtiger wird es für die öffentliche Hand dafür zu sorgen, dass das Fahrradfahren gefahrlos möglich ist. Der Landkreise Friesland hat ein millionenschweres Radwegekonzept aufgelegt, um in den nächsten Jahren die Radwege entlang von Kreisstraße zu ertüchtigen. Ein ähnliches Konzept der Gemeinde Wangerland für die Gemeindestraßen wäre sinnvoll, würde aber auch sehr viel Geld verschlingen; Geld, das die Gemeinde faktisch nicht hat. So weit, so schlecht. 

Also muss es bei den Buckelpisten für Zweiradfahrer bleiben? Bei einem gefährlichen Neben- und Gegeneinander auf weniger als zwei Meter breiten Gehwegen von Fußgängern, Kinderwagen und Radlern, von denen viele mit E-Bike, Kinderanhänger oder Lastenrad unterwegs sind? Ob diese Zustände schwere Unfälle provozieren, sei dahin gestellt. Klar sein dürfe aber, dass die Lust aufs Fahrradfahrer damit gedrosselt wird. Bei Einheimischen und bei Urlaubern.

Gerade vor diesem Hintergrund sollten der Gemeinderat die Chance erkennen, die flächige Tempo-30-Zonen in geschlossenen Ortschaften bieten. Bei gedrosselter Höchstgeschwindigkeit könnten Radfahrer die Hauptfahrbahnen mitnutzen. Und zwar weitgehend gefahrlos, da das Tempo von Rädern und Autos auf einem Niveau läge. Und: Die Fußgänger hätten die Gehwege wieder für sich. 

Kann das funktionieren? Bei uns im Wangerland? Natürlich. Letzte Zweifel könnten mit einer Tempo-Reduzierung für den Straßenzug Lange Straße/Pakenser Altendeich in Hooksiel ausgeräumt werden. Insofern wäre eine zügige Entscheidung für Temp 30 hier ein gutes Signal für eine Verkehrswende im gesamten Wangerland. 

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Kommentar: Erhebliche Risiken bei Steuer- und Gebührenerhöhungen

Von Gerd Abeldt

Die Preise steigen. Überall. In den Regalen der Supermärkte wie bei Energie, beim Bauen und beim Personal. Das trifft auch die Gemeinde Wangerland. Insofern kann es nicht verwundern, dass die Verantwortlichen an der Steuer- und Gebührenschraube drehen.

Nach jahrelangen Sparrunden gibt es im Wangerland kaum noch Wohlstandsspeck, den man abschneiden könnte, ohne jemandem damit weh zu tun. Der Anteil der Ausgaben für so genannten „freiwillige Leistungen“ liegt bei gerade einmal drei Prozent. Der Rest sind gesetzliche Pflichtaufgaben. 

Wer hier sparen will, muss seinen Fokus darauf legen, Aufgaben effizienter zu erledigen – soll heißen: mit weniger Personal. Ob und wo das möglich ist, wird eine der zentralen Fragen in den Diskussionen über weitere Schritte zur Haushaltskonsolidierung sein. Lassen sich Aufgaben im Verbund mit anderen Kommunen besser erledigen? Wo kann Digitalisierung helfen? 

Die vorab bereits beschlossenen Steuer- und Gebührenerhöhungen waren unvermeidlich. Aber sie sind nicht ohne Risiken.Wem nützen höhere Gewerbesteuer-Hebesätze, wenn Unternehmen damit in Schwierigkeiten geraten? Oder höhere Hundesteuern, die die Gemeinde bei vielen der Tierhalter ohnehin nicht eintreiben kann? Oder höhere Parkgebühren, die Autofahrer dazu veranlassen, ihre Wagen jenseits der Stellplätze kostenfrei in Nebenstraßen abzustellen? 

Okay, jedes Ding hat zwei Seiten. Aber einige Entscheidungen müssen zwingend zu Ende gedacht werden. Die Frage der Parkgebühren gehört dazu.

Natürlich könnten Autofahren aufs Rad umsteigen, wenn sie Parkgebühren vermeiden wollen. Das wäre dann ein toller Nebeneffekt einer Gebührenerhöhung. Allerdings müsste die Gemeinde dann auch dafür die Voraussetzungen schaffen: Breite, gut befahrbare Radwege etwa, oder flächendeckend „Tempo 30“ in den Ortschaften und ein Netz von Fahrrad-Servicestationen. 

Alles viel zu teuer? Vielleicht. Aber eine andere Reaktion auf die Gebührenerhöhung könnte die Urlaubsgemeinde Wangerland noch teurer zu stehen kommen. Wenn nämlich die Autofahrer einfach einen Ort weiter fahren, um sich zu erholen.

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Kommentar: Das Wangerland braucht Klarheit über seine Tourismus-Strategie

Von Gerd Abeldt

Die Erhöhung des Gästebeitrages um fast 27 Prozent könnte der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt. „27 Prozent, wie soll ich das meinem Gast erklären?“, fragen sich die Vermieter im Wangerland. 

3,80 Euro statt 3 Euro. Ja, Mehrkosten von unter sechs Euro pro Person und Woche sind sicherlich nicht der Faktor, der bei der Wahl eines Urlaubsortes ausschlaggebend ist. Aber der Gästebeitrag ist nur ein Mosaikstein im Gesamtbild: Anreise, Unterkünfte, Essen und Getränke in der Gastronomie – alles ist erheblich teurer geworden. Hinzu kommen die neuen Parkgebühren in Hooksiel. Und das in einer wirtschaftlichen Gesamtlage, in der der typische Wangerland-Gast vermutlich eher darauf achtet, sein Geld zusammenzuhalten.

Gemeinsam den Kurs abstecken

Raue See also für die Tourismus-Wirtschaft. Um so wichtiger wäre es, wenn die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH und die privaten Leitungsträger enger zusammenrücken würden, um den richtigen Kurs abzustecken. Hinzu kommt, dass die Zahl der zumeist älteren Stammgäste in Hooksiel und Horumersiel tendenziell rückläufig ist auch einige Hotels, wie etwa das Hotel Upstalsboom in Schillig oder das „Dorf Wangerland“ in Hohenkirchen, aktuell nicht am Markt sind.

Mit pauschaler Kritik von Leistungsträgern an (zu) hohen und steigenden Kosten bei der WTG ist es nicht getan. Natürlich kann man über den Umfang der Digitalisierung – vom Strandkorb-Verleih übers Parken und die Besucherzahl-Erfassung bis zur Gästekarte – streiten. Auch ist es legitim, die Kosten für Nachhaltigkeits-Konzepte zu hinterfragen. 

Aber bitte schön: Genau das muss dann auch passieren. Die WTG, Vermieter, Gastronomen und Veranstalter gehören an einen Tisch. Die WTG hat als Gemeindetochter ihre Strategie transparent darzulegen – und die Leistungsträger, auch das gehört zur Wahrheit, müssen sich auf diesen Dialog einlassen, ohne nur auf ihren unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil zu schielen. 

Erheblicher Investitionsbedarf

Jedem, der sich nur ansatzweise mit der Tourismus beschäftigt, dürfte klar sein, dass es im Wangerland erheblichen Investitionsbedarf gibt. Auch im öffentlichen Bereich. Beispiel: Campingplätze. Ein millionenschwerer Masterplan zur Modernisierung der Plätze liegt seit Jahren vor. Beispiel: Meerwasser-Hallenbad Hooksiel. Das Bad ist wieder offen. Aber wie lange noch? Gutachter haben weitern Sanierungsbedarf in Millionenhöhe ausgemacht. Beispiel: Radwege. Warum werden der Radwege zwischen Ort und Strand in Hooksiel nicht so ausgebaut, dass Gäste ihre Autos am Quartier stehen lassen können. Beispiel: Thalasso-Zentrum. Der Gesundheitstempel in Horumersiel soll zum Jahresende öffnen. Ob er wirtschaftlich betrieben werden kann, daran gibt es erhebliche Zweifel.

Um so mehr müssen WTG und Gemeinderat als Gesellschafter der GmbH auf der einen Seite und Leistungsträger und Bürger/Steuerzahler miteinander sprechen, wohin der touristische Weg führen soll. Wo sollen bei rückläufigen Gästezahlen die Investitionen in neue Attraktionen finanziert werden? Wo gibt es Chancen, neue Zielgruppen für das Wangerland zu gewinnen? Wo liegt die Grenze zwischen der Weiterentwicklung von Unterkünften, etwa durch Hotels, und dem Gespenst „Massentourismus“, der die Lebensqualität der Einheimischen einschränken könnte. 

Vertrauen ist wichtigstes Gut

Klar ist: Der Fremdenverkehr ist der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde Wangerland. Klar ist auch, dass die WTG als Tochter der Gemeinde in erster Linie Dienstleister der privaten Tourismuswirtschaft ist. Mit eigenen Mitteln allein wird sie es niemals schaffen, die nötigen Investitionen in die touristische Zukunft des Wangerland zu stemmen – unabhängig wie weit der Gästebeitrag noch erhöht wird. 

Grundlage für Investitionen von Privaten aus der Gemeinde oder von außerhalb ist aber immer Vertrauen – auch deshalb führt an offenen Gesprächen über die Tourismus-Strategie im Wangerland kein Weg vorbei. Dafür wird es jetzt höchste Zeit. Bevor der nächste Tropfen ins Fass fällt. 

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Kommentar: Politik und Investor müssen sich ehrlich die Karten legen

Von Gerd Abeldt

Das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel wird aller Voraussicht nach im Juni wieder eröffnet. Ob zum Angebot dann auch eine Restauration gehören wird, ist offen. Die Wangerland Touristik GmbH (WTG) hat dem Pächter gekündigt, weil dieser das Restaurant nicht – wie offenbar vereinbart – bereits zum 1. Mai eröffnet hat.

Was genau im Pachtvertrag steht, ist öffentlich nicht bekannt. Auch nicht, ob es darüber hinaus gehende Nebenabsprachen etwa zu künftigen Pachtzinsen oder zu Investitionen in der Restauration gibt. Durchaus denkbar, dass Verpächter und Pächter die Vertragslage unterschiedlich auslegen. Dazu passt, dass der Pächter beteuert, ihn habe bis dato die Kündigung noch gar nicht erreicht. 

Wie dem auch sei. Aus dem öffentlichen Hin und Her um die Vertragskündigung einerseits und die Präsentation potenzieller Restaurant-Betreiber durch den Investor andererseits ist eines deutlich geworden: das wechselseitige Vertrauen zwischen der Gemeinde als WTF-Gesellschafter, der WTF und Investor Carsten Hippenstiel ist aufgebraucht. 

Also lieber ein endgültige Trennung? Keine einfache Entscheidung: In der Sitzung des Verwaltungsausschusses der Gemeinde am Montag geht es um deutlich mehr, als um den Pachtvertrag fürs Hallenbad-Restaurant. Es geht um eine Weichenstellung für das gesamte Bad, das nicht nur nach Ansicht der Bürgerinitiative Hooksiel ohne private Ko-Investoren kaum eine langfristige Zukunft haben dürfte. Aktuell ist Hippenstiel offenbar der einzige, der daran ein Interesse haben könnte.

Gemeinde und WTG sind gut beraten, diese Chance nicht fahrlässig zu vertun. Schon gar nicht auf der Grundlage von Gerüchten und Befindlichkeiten – und ohne genaue Kenntnisse vom Gesamtprojekt. Insofern spricht viel für das von der Bürgerinitiative Hooksiel angeregte Treffen von Rat und Investor. Wenn man sich dabei gegenseitig ehrlich die Karten gelegt hat, kann man neues Vertrauen aufbauen – oder sich trennen. Wie auch immer.

Dabei ist für Außenstehende schwer vorstellbar, wie eine Trennung praktisch aussehen könnte. Der Investor hat bereits eine sechsstellige Summe in das Restaurant investiert. Wer soll dafür aufkommen? Die WTF? Die Gemeinde? Oder der Investor selbst? So viel ist klar: Allein schon zur Klärung dieser Frage dürfte es zu einem Rechtsstreit kommen, der sich hinziehen kann und zu einer öffentlichen Schlammschlacht werden könnte. 

Wer dabei am Ende gewinnt? Ungewiss. Sicher ist nur, dass Hooksiel verliert. Das Hallenbad-Restaurant bliebe auf unbestimmte Zeit geschlossen, die Zukunftspläne für das Bad wären wohl endgültig gescheitert und neue Investoren – etwa für ein Hotel – würden eher abgeschreckt. 

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Kommentar: Für Symbole ist es beim Klimawandel schon viel zu spät

Von Gerd Abeldt

Das Eis an den Polen schmilzt, die Zahl von Starkregen und Überschwemmungen nimmt rasant zu, die Durchschnittstemperaturen in Deutschland steigen kontinuierlich. Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen. Für jedermann. Und wie reagieren wir: Wir schalten für eine Stunde das Licht aus! 

Toll. Auch wenn die WWF-PR-Aktion „Earth Hour“ nur einen symbolischen Charakter haben soll, schadet sie vermutlich dem Klima mehr als das sie ihm nutzt. Schon der Hausmeister, der mit seinem Wagen zum Kreishaus oder zu den Rathäusern fährt, um am Samstag um 20.30 Uhr das Licht auszuknipsen, verursacht mehr klimaschädliches CO2 als durch den Verzicht auf die LED-Beleuchtung in den Verwaltungsgebäuden eingespart wird.

Das Symbol täuscht über die eigentliche Frage hinweg: Warum müssen öffentliche Gebäude überhaupt jenseits von Arbeitszeiten beleuchtet sein? Gut: Hier und dort sind es imposante Bauwerke oder gar Denkmäler, die das Ortsbild verschönern. Aber das gilt mitnichten für alle Rathäuser und Turnhallen. Auch nicht in Friesland.

Also: Schaltet gern die Leuchten am Samstag um 20.30 Uhr aus. Aber macht sie erst dann wieder an, wenn ihr wirklich Licht braucht. Angesichts der Sommerzeit, die am Wochenende beginnt, dürfte das irgendwann im Herbst sein. Das würde dem Klima tatsächlich helfen. Zumindest ein klein wenig. 

Kommentar: Flüchtlingsheim bedeutet das Ende für Tourismus-Pläne für Hohenkirchen

Von Gerd Abeldt

Die Gemeinde sperrt sich, auch der Landkreis ist dagegen. Und dennoch: Das Land Niedersachsen plant ganz offensichtlich, in Hohenkirchen, einem Ort mit gerade einmal 1800 Einwohnern, eine zentrales Aufnahmeunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine und Asylbewerber aus der ganzen Welt einzurichten. 

Wenn die Zeichen nicht trügen, sind die Verhandlungen schon so weit fortgeschritten, dass ein Rückzug des Innenministeriums inzwischen überraschender wäre als die Umsetzung der Pläne – trotz der Bilder aus Upahl in Mecklenburg-Vorpommern, wo der Protest Hunderter um ihr Dorf besorgter Bürgerinnen und Bürger gegen den Bau eines Containerdorfes für Flüchtlinge zu tumultartigen Szenen führte. 

Ja, Vergleiche sind schwierig. Upahl ist nicht Hohenkirchen. Vielleicht gehen die Friesen etwas gelassener mit schwierigen Situationen um. Aber dennoch müsste es auch der neuen niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens klar sein, dass es alles andere als ideal ist, eine Aufnahmelager in einem kleinen Dorf einzurichten – trotz aller Beteuerungen, dass das Land quasi für die Rund-um-Betreuung der Familien in der Anlage zuständig sein wird.

Sicherheitsdienste, Kinderbetreuung, medizinische Versorgung vor Ort – alles schön und gut. Aber Aufnahmelager für Menschen, die Flucht und zum Teil schwere Schicksalsschläge hinter sich haben sind (glücklicherweise) keine Gefängnisse. Die dort lebenden Familien werden nicht abgeschottet werden können – und das ist gut so. Zu glauben, dass der Zuzug von 400 Fremden in einem Dorf keine Ängste und in der Folge Spannungen auslöst, ist angesichts der Erfahrungen andernorts mehr als naiv.

Offenbar steht die Landesaufnahmebehörde unter erheblichem Druck. Es wird wärmer. Die Zahl der Flüchtlinge steigt. Wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt, ist ungewiss. Und natürlich ist es allemal schöner, Menschen in einer Hotelanlage einzuquartieren als in einem Containerdorf auf der grünen Wiese – zumal wenn Kosten fürs Hotel unter dem Strich noch günstiger sind.

Aber was bedeutet das für die Gemeinde? Das „Dorf Wangerland“ ist quasi das Herzstück der Pläne, den Ort Hohenkirchen mit dem Wangermeer zu einem Urlaubsort hinter den etablierten Küstenbadeorten auszubauen. Die Gemeinde bemüht sich seit Jahren, das Graue-Maus-Image des Ortes aufzupolieren. Endlich wurde ein Investor gefunden, der Millionen ausgeben will, um die Rundinsel in dem Freizeitsee attraktiv zu bebauen. 

So nett die dort lebenden Menschen auch sein mögen: Als Werbefaktor für einen Urlaubsort hat eine zentrale Flüchtlingsaufnahme in unmittelbarer Nachbarschaft noch nirgendwo gedient. 

Das wirft auch die Frage auf, wieso die Betreiber des „Dorf Wangerland“ offenbar ihre Hotelanlage als Flüchtlingsunterkunft anbieten wie Sauerbier. Geht es nur darum, schnelles Geld zu verdienen? Oder stehen sie selbst nicht mehr zu den touristischen Zukunftsplänen der Gemeinde? Letzteres wäre für Hohenkirchen genau so problematisch wie die Einrichtung einer zentralen Flüchtlingsaufnahme.

Kommentar: Wahlfreiheit darf nicht zu Lasten von Kindern und Steuerzahlern gehen

Von Gerd Abeldt

Viele Köche verderben den Brei. Das gilt auch für Behörden. Einen Beleg dafür liefert das Kuddelmuddel um die Schülerbeförderung im Wangerland; zumindest insoweit sie Grundschulkinder aus Waddewarden betrifft.

Waddewarden hat keine eigene Grundschule mehr. Die Eltern dort können sich die passende Schule aussuchen. Einige favorisieren Hooksiel, andere Tettens. Vielleicht geht sogar ein Kinder nach Hohenkirchen. 

Schulträger aller drei Schulen ist die Gemeinde Wangerland. Dennoch gibt es keine strikt einzuhaltende Schulbezirke, die einzelne Orte bestimmten Schulen zuordnen. Warum nicht? Schule ist nicht gleich Schule. Die inhaltliche Ausrichtung der Bildungseinrichtungen ist Sache des Landes. Und das erlaubt viel Kreativität. 

Die Schulen in Hooksiel und Tettens sind Ganztagsschulen, die GS Hohenkirchen (noch) nicht. Aber auch Ganztag ist nicht gleich Ganztag. Zumindest nicht aus Sicht von Eltern. Ein Beispiel: Die Tetta von Oldersum Schule in Tettens etwa ist als „Umweltschule“ ausgezeichnet, während man auf dem Hooksieler Schulhof jegliches Grün vergeblich sucht. 

Die Wahlfreiheit hat ihren Preis. Einen Preis, den aber nicht die Gemeinde und auch nicht das Land zahlen, sondern der Landkreis Friesland, der den Transport der Schülerinnen und Schüler zur Schule organisieren (und bezahlen) muss. Über fünf Millionen Euro im Jahr.

Für Grundschulkinder, die mehr als 2,5 Kilometer vom Schulstandort entfernt wohnen, gibt es eine Beförderungspflicht – oder einen Anspruch auf Erstattung der Busfahrtkosten. Dort, wo es keine Busse gibt, fahren Taxis die Kinder zur Schule. Man muss kein Kämmerer sein, um sich auszumalen, dass Taxis nicht billig sind. Allemal günstiger sind Busfahrten, die aber auch ihre Tücken haben. Zumindest dann, wenn – wie zwischen Waddewarden und Tettens – 6-jährige Kinder auf einer acht Kilometer langen Strecke noch von Bus zu Bus umsteigen müssen.

Warum der Landkreis aber für die überschaubare Zahl von Grundschulkindern aus Waddewarden gleich mehrere Schul-Transportwege organisieren muss, erschließt sich nicht. Schon gar nicht, wenn es bei der Schulwahl letztlich doch eher um die Frage gehen dürfte, ob die Lehrer hier oder dort „viel netter“ oder vermeintlich kompetenter sind.

Natürlich ist es schön, wenn Eltern sich die passende Schule für ihr Kind aussuchen können. Aber diese Freiheit ist gefährlich. Allemal dann, wenn der Schulweg für Kinder zur Gefahr wird. Also: Wenn Busverkehre nicht vernünftig zu organisieren sind, müssen Taxis her. Wenn Taxis zu teuer sind, müssen klare Schulbezirke her, damit Busse sinnvoll eingesetzt werden können. 

Ich vermute, wenn nur eine Behörde für das System Schule und seine Gesamtkosten zuständig wäre, würden diese Gebote der Vernunft längst eingehalten werden.

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Weihnachten ist das Fest der Hoffnung und der Wunder

Hooksiel Zentrum
Hooksiel im weihnachtlichen Glanz. Der richtige Platz für ein besinnliches Fest. Foto: Diethelm Roeder

Von Gerd Abeldt

Weihnachten ist das Fest der Hoffnung. Und wir haben allen Grund zu hoffen: auf das Ende von Krieg und Gewalt, auf ein angstfreies, gesundes Leben, auf eine sichere Energieversorgung und, und, und. 

Zu den großen Hoffnungen gesellen sich die kleinerer. Mögen sich bald kluge Investoren und weise Entscheider finden, die dem Hallenwellenbad in unserem Hooksiel eine Zukunft bescheren. Hoffen wir, dass sich der Image-Schaden, den Hooksiel als Urlaubsort durch den Betrieb des LNG-Terminals in Wilhelmshaven erleidet, sich in Grenzen hält. Und, natürlich, dass das der Nationalpark Wattenmeer vor unserer Haustür keinen Schaden nimmt. Vertrauen wir auf die Zusagen, dass die große Politik unserem kleinen Ort und der hiesigen Region notfalls helfen wird. Das ist naiv? Nein, keineswegs – und Weihnachten darf man auch an Wunder glauben!

Wir von „Hooksiel-Life“ teilen all diese Hoffnungen und wünschen uns, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein frohes Fest im Kreise ihrer Familien und Freunde verleben – und uns gewogen bleiben. Herzlichen Dank an alle, die dieses Portal in seinen ersten sechs Wochen durch Fotos, Anregungen, Ratschläge, Informationen und Mund-zu-Mund-Propaganda im besten Sinne unterstützt haben.