Kommentar: Tempo-30-Zonen statt gefährliche Schmalspur-Buckelpisten

Von Gerd Abeldt

Raus aus dem Auto, rauf aufs Fahrrad. Das ist eine der zentralen Forderungen der Verkehrswende in Deutschland. Die Stärkung des Radverkehrs erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr, stärkt die Gesundheit, entlastet das Klima und könnte auch gut für den Tourismus im Wangerland sein.

Das Wangerland ist ein Autoland. Viel Fläche, weite Wege und ein nur mäßig ausgebauter ÖPNV machen das Auto in vielen Lebenslagen unentbehrlich. Aber etliche Urlauber, und natürlich auch Einheimische, sehen inzwischen im Fahrrad eine echte Alternative. Für Erholung an der frischen Luft ohnehin, aber auch für Pflicht-Fahrten etwa zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen quer durchs Wangerland.

Dieser Trend dürfte dank der steigenden Zahl von E-Bikes weiter zunehmen. Um so wichtiger wird es für die öffentliche Hand dafür zu sorgen, dass das Fahrradfahren gefahrlos möglich ist. Der Landkreise Friesland hat ein millionenschweres Radwegekonzept aufgelegt, um in den nächsten Jahren die Radwege entlang von Kreisstraße zu ertüchtigen. Ein ähnliches Konzept der Gemeinde Wangerland für die Gemeindestraßen wäre sinnvoll, würde aber auch sehr viel Geld verschlingen; Geld, das die Gemeinde faktisch nicht hat. So weit, so schlecht. 

Also muss es bei den Buckelpisten für Zweiradfahrer bleiben? Bei einem gefährlichen Neben- und Gegeneinander auf weniger als zwei Meter breiten Gehwegen von Fußgängern, Kinderwagen und Radlern, von denen viele mit E-Bike, Kinderanhänger oder Lastenrad unterwegs sind? Ob diese Zustände schwere Unfälle provozieren, sei dahin gestellt. Klar sein dürfe aber, dass die Lust aufs Fahrradfahrer damit gedrosselt wird. Bei Einheimischen und bei Urlaubern.

Gerade vor diesem Hintergrund sollten der Gemeinderat die Chance erkennen, die flächige Tempo-30-Zonen in geschlossenen Ortschaften bieten. Bei gedrosselter Höchstgeschwindigkeit könnten Radfahrer die Hauptfahrbahnen mitnutzen. Und zwar weitgehend gefahrlos, da das Tempo von Rädern und Autos auf einem Niveau läge. Und: Die Fußgänger hätten die Gehwege wieder für sich. 

Kann das funktionieren? Bei uns im Wangerland? Natürlich. Letzte Zweifel könnten mit einer Tempo-Reduzierung für den Straßenzug Lange Straße/Pakenser Altendeich in Hooksiel ausgeräumt werden. Insofern wäre eine zügige Entscheidung für Temp 30 hier ein gutes Signal für eine Verkehrswende im gesamten Wangerland. 

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Kommentar: Erhebliche Risiken bei Steuer- und Gebührenerhöhungen

Von Gerd Abeldt

Die Preise steigen. Überall. In den Regalen der Supermärkte wie bei Energie, beim Bauen und beim Personal. Das trifft auch die Gemeinde Wangerland. Insofern kann es nicht verwundern, dass die Verantwortlichen an der Steuer- und Gebührenschraube drehen.

Nach jahrelangen Sparrunden gibt es im Wangerland kaum noch Wohlstandsspeck, den man abschneiden könnte, ohne jemandem damit weh zu tun. Der Anteil der Ausgaben für so genannten „freiwillige Leistungen“ liegt bei gerade einmal drei Prozent. Der Rest sind gesetzliche Pflichtaufgaben. 

Wer hier sparen will, muss seinen Fokus darauf legen, Aufgaben effizienter zu erledigen – soll heißen: mit weniger Personal. Ob und wo das möglich ist, wird eine der zentralen Fragen in den Diskussionen über weitere Schritte zur Haushaltskonsolidierung sein. Lassen sich Aufgaben im Verbund mit anderen Kommunen besser erledigen? Wo kann Digitalisierung helfen? 

Die vorab bereits beschlossenen Steuer- und Gebührenerhöhungen waren unvermeidlich. Aber sie sind nicht ohne Risiken.Wem nützen höhere Gewerbesteuer-Hebesätze, wenn Unternehmen damit in Schwierigkeiten geraten? Oder höhere Hundesteuern, die die Gemeinde bei vielen der Tierhalter ohnehin nicht eintreiben kann? Oder höhere Parkgebühren, die Autofahrer dazu veranlassen, ihre Wagen jenseits der Stellplätze kostenfrei in Nebenstraßen abzustellen? 

Okay, jedes Ding hat zwei Seiten. Aber einige Entscheidungen müssen zwingend zu Ende gedacht werden. Die Frage der Parkgebühren gehört dazu.

Natürlich könnten Autofahren aufs Rad umsteigen, wenn sie Parkgebühren vermeiden wollen. Das wäre dann ein toller Nebeneffekt einer Gebührenerhöhung. Allerdings müsste die Gemeinde dann auch dafür die Voraussetzungen schaffen: Breite, gut befahrbare Radwege etwa, oder flächendeckend „Tempo 30“ in den Ortschaften und ein Netz von Fahrrad-Servicestationen. 

Alles viel zu teuer? Vielleicht. Aber eine andere Reaktion auf die Gebührenerhöhung könnte die Urlaubsgemeinde Wangerland noch teurer zu stehen kommen. Wenn nämlich die Autofahrer einfach einen Ort weiter fahren, um sich zu erholen.

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Kommentar: Das Wangerland braucht Klarheit über seine Tourismus-Strategie

Von Gerd Abeldt

Die Erhöhung des Gästebeitrages um fast 27 Prozent könnte der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt. „27 Prozent, wie soll ich das meinem Gast erklären?“, fragen sich die Vermieter im Wangerland. 

3,80 Euro statt 3 Euro. Ja, Mehrkosten von unter sechs Euro pro Person und Woche sind sicherlich nicht der Faktor, der bei der Wahl eines Urlaubsortes ausschlaggebend ist. Aber der Gästebeitrag ist nur ein Mosaikstein im Gesamtbild: Anreise, Unterkünfte, Essen und Getränke in der Gastronomie – alles ist erheblich teurer geworden. Hinzu kommen die neuen Parkgebühren in Hooksiel. Und das in einer wirtschaftlichen Gesamtlage, in der der typische Wangerland-Gast vermutlich eher darauf achtet, sein Geld zusammenzuhalten.

Gemeinsam den Kurs abstecken

Raue See also für die Tourismus-Wirtschaft. Um so wichtiger wäre es, wenn die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH und die privaten Leitungsträger enger zusammenrücken würden, um den richtigen Kurs abzustecken. Hinzu kommt, dass die Zahl der zumeist älteren Stammgäste in Hooksiel und Horumersiel tendenziell rückläufig ist auch einige Hotels, wie etwa das Hotel Upstalsboom in Schillig oder das „Dorf Wangerland“ in Hohenkirchen, aktuell nicht am Markt sind.

Mit pauschaler Kritik von Leistungsträgern an (zu) hohen und steigenden Kosten bei der WTG ist es nicht getan. Natürlich kann man über den Umfang der Digitalisierung – vom Strandkorb-Verleih übers Parken und die Besucherzahl-Erfassung bis zur Gästekarte – streiten. Auch ist es legitim, die Kosten für Nachhaltigkeits-Konzepte zu hinterfragen. 

Aber bitte schön: Genau das muss dann auch passieren. Die WTG, Vermieter, Gastronomen und Veranstalter gehören an einen Tisch. Die WTG hat als Gemeindetochter ihre Strategie transparent darzulegen – und die Leistungsträger, auch das gehört zur Wahrheit, müssen sich auf diesen Dialog einlassen, ohne nur auf ihren unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil zu schielen. 

Erheblicher Investitionsbedarf

Jedem, der sich nur ansatzweise mit der Tourismus beschäftigt, dürfte klar sein, dass es im Wangerland erheblichen Investitionsbedarf gibt. Auch im öffentlichen Bereich. Beispiel: Campingplätze. Ein millionenschwerer Masterplan zur Modernisierung der Plätze liegt seit Jahren vor. Beispiel: Meerwasser-Hallenbad Hooksiel. Das Bad ist wieder offen. Aber wie lange noch? Gutachter haben weitern Sanierungsbedarf in Millionenhöhe ausgemacht. Beispiel: Radwege. Warum werden der Radwege zwischen Ort und Strand in Hooksiel nicht so ausgebaut, dass Gäste ihre Autos am Quartier stehen lassen können. Beispiel: Thalasso-Zentrum. Der Gesundheitstempel in Horumersiel soll zum Jahresende öffnen. Ob er wirtschaftlich betrieben werden kann, daran gibt es erhebliche Zweifel.

Um so mehr müssen WTG und Gemeinderat als Gesellschafter der GmbH auf der einen Seite und Leistungsträger und Bürger/Steuerzahler miteinander sprechen, wohin der touristische Weg führen soll. Wo sollen bei rückläufigen Gästezahlen die Investitionen in neue Attraktionen finanziert werden? Wo gibt es Chancen, neue Zielgruppen für das Wangerland zu gewinnen? Wo liegt die Grenze zwischen der Weiterentwicklung von Unterkünften, etwa durch Hotels, und dem Gespenst „Massentourismus“, der die Lebensqualität der Einheimischen einschränken könnte. 

Vertrauen ist wichtigstes Gut

Klar ist: Der Fremdenverkehr ist der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde Wangerland. Klar ist auch, dass die WTG als Tochter der Gemeinde in erster Linie Dienstleister der privaten Tourismuswirtschaft ist. Mit eigenen Mitteln allein wird sie es niemals schaffen, die nötigen Investitionen in die touristische Zukunft des Wangerland zu stemmen – unabhängig wie weit der Gästebeitrag noch erhöht wird. 

Grundlage für Investitionen von Privaten aus der Gemeinde oder von außerhalb ist aber immer Vertrauen – auch deshalb führt an offenen Gesprächen über die Tourismus-Strategie im Wangerland kein Weg vorbei. Dafür wird es jetzt höchste Zeit. Bevor der nächste Tropfen ins Fass fällt. 

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Kommentar: Politik und Investor müssen sich ehrlich die Karten legen

Von Gerd Abeldt

Das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel wird aller Voraussicht nach im Juni wieder eröffnet. Ob zum Angebot dann auch eine Restauration gehören wird, ist offen. Die Wangerland Touristik GmbH (WTG) hat dem Pächter gekündigt, weil dieser das Restaurant nicht – wie offenbar vereinbart – bereits zum 1. Mai eröffnet hat.

Was genau im Pachtvertrag steht, ist öffentlich nicht bekannt. Auch nicht, ob es darüber hinaus gehende Nebenabsprachen etwa zu künftigen Pachtzinsen oder zu Investitionen in der Restauration gibt. Durchaus denkbar, dass Verpächter und Pächter die Vertragslage unterschiedlich auslegen. Dazu passt, dass der Pächter beteuert, ihn habe bis dato die Kündigung noch gar nicht erreicht. 

Wie dem auch sei. Aus dem öffentlichen Hin und Her um die Vertragskündigung einerseits und die Präsentation potenzieller Restaurant-Betreiber durch den Investor andererseits ist eines deutlich geworden: das wechselseitige Vertrauen zwischen der Gemeinde als WTF-Gesellschafter, der WTF und Investor Carsten Hippenstiel ist aufgebraucht. 

Also lieber ein endgültige Trennung? Keine einfache Entscheidung: In der Sitzung des Verwaltungsausschusses der Gemeinde am Montag geht es um deutlich mehr, als um den Pachtvertrag fürs Hallenbad-Restaurant. Es geht um eine Weichenstellung für das gesamte Bad, das nicht nur nach Ansicht der Bürgerinitiative Hooksiel ohne private Ko-Investoren kaum eine langfristige Zukunft haben dürfte. Aktuell ist Hippenstiel offenbar der einzige, der daran ein Interesse haben könnte.

Gemeinde und WTG sind gut beraten, diese Chance nicht fahrlässig zu vertun. Schon gar nicht auf der Grundlage von Gerüchten und Befindlichkeiten – und ohne genaue Kenntnisse vom Gesamtprojekt. Insofern spricht viel für das von der Bürgerinitiative Hooksiel angeregte Treffen von Rat und Investor. Wenn man sich dabei gegenseitig ehrlich die Karten gelegt hat, kann man neues Vertrauen aufbauen – oder sich trennen. Wie auch immer.

Dabei ist für Außenstehende schwer vorstellbar, wie eine Trennung praktisch aussehen könnte. Der Investor hat bereits eine sechsstellige Summe in das Restaurant investiert. Wer soll dafür aufkommen? Die WTF? Die Gemeinde? Oder der Investor selbst? So viel ist klar: Allein schon zur Klärung dieser Frage dürfte es zu einem Rechtsstreit kommen, der sich hinziehen kann und zu einer öffentlichen Schlammschlacht werden könnte. 

Wer dabei am Ende gewinnt? Ungewiss. Sicher ist nur, dass Hooksiel verliert. Das Hallenbad-Restaurant bliebe auf unbestimmte Zeit geschlossen, die Zukunftspläne für das Bad wären wohl endgültig gescheitert und neue Investoren – etwa für ein Hotel – würden eher abgeschreckt. 

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Kommentar: Für Symbole ist es beim Klimawandel schon viel zu spät

Von Gerd Abeldt

Das Eis an den Polen schmilzt, die Zahl von Starkregen und Überschwemmungen nimmt rasant zu, die Durchschnittstemperaturen in Deutschland steigen kontinuierlich. Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen. Für jedermann. Und wie reagieren wir: Wir schalten für eine Stunde das Licht aus! 

Toll. Auch wenn die WWF-PR-Aktion „Earth Hour“ nur einen symbolischen Charakter haben soll, schadet sie vermutlich dem Klima mehr als das sie ihm nutzt. Schon der Hausmeister, der mit seinem Wagen zum Kreishaus oder zu den Rathäusern fährt, um am Samstag um 20.30 Uhr das Licht auszuknipsen, verursacht mehr klimaschädliches CO2 als durch den Verzicht auf die LED-Beleuchtung in den Verwaltungsgebäuden eingespart wird.

Das Symbol täuscht über die eigentliche Frage hinweg: Warum müssen öffentliche Gebäude überhaupt jenseits von Arbeitszeiten beleuchtet sein? Gut: Hier und dort sind es imposante Bauwerke oder gar Denkmäler, die das Ortsbild verschönern. Aber das gilt mitnichten für alle Rathäuser und Turnhallen. Auch nicht in Friesland.

Also: Schaltet gern die Leuchten am Samstag um 20.30 Uhr aus. Aber macht sie erst dann wieder an, wenn ihr wirklich Licht braucht. Angesichts der Sommerzeit, die am Wochenende beginnt, dürfte das irgendwann im Herbst sein. Das würde dem Klima tatsächlich helfen. Zumindest ein klein wenig. 

Kommentar: Flüchtlingsheim bedeutet das Ende für Tourismus-Pläne für Hohenkirchen

Von Gerd Abeldt

Die Gemeinde sperrt sich, auch der Landkreis ist dagegen. Und dennoch: Das Land Niedersachsen plant ganz offensichtlich, in Hohenkirchen, einem Ort mit gerade einmal 1800 Einwohnern, eine zentrales Aufnahmeunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine und Asylbewerber aus der ganzen Welt einzurichten. 

Wenn die Zeichen nicht trügen, sind die Verhandlungen schon so weit fortgeschritten, dass ein Rückzug des Innenministeriums inzwischen überraschender wäre als die Umsetzung der Pläne – trotz der Bilder aus Upahl in Mecklenburg-Vorpommern, wo der Protest Hunderter um ihr Dorf besorgter Bürgerinnen und Bürger gegen den Bau eines Containerdorfes für Flüchtlinge zu tumultartigen Szenen führte. 

Ja, Vergleiche sind schwierig. Upahl ist nicht Hohenkirchen. Vielleicht gehen die Friesen etwas gelassener mit schwierigen Situationen um. Aber dennoch müsste es auch der neuen niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens klar sein, dass es alles andere als ideal ist, eine Aufnahmelager in einem kleinen Dorf einzurichten – trotz aller Beteuerungen, dass das Land quasi für die Rund-um-Betreuung der Familien in der Anlage zuständig sein wird.

Sicherheitsdienste, Kinderbetreuung, medizinische Versorgung vor Ort – alles schön und gut. Aber Aufnahmelager für Menschen, die Flucht und zum Teil schwere Schicksalsschläge hinter sich haben sind (glücklicherweise) keine Gefängnisse. Die dort lebenden Familien werden nicht abgeschottet werden können – und das ist gut so. Zu glauben, dass der Zuzug von 400 Fremden in einem Dorf keine Ängste und in der Folge Spannungen auslöst, ist angesichts der Erfahrungen andernorts mehr als naiv.

Offenbar steht die Landesaufnahmebehörde unter erheblichem Druck. Es wird wärmer. Die Zahl der Flüchtlinge steigt. Wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt, ist ungewiss. Und natürlich ist es allemal schöner, Menschen in einer Hotelanlage einzuquartieren als in einem Containerdorf auf der grünen Wiese – zumal wenn Kosten fürs Hotel unter dem Strich noch günstiger sind.

Aber was bedeutet das für die Gemeinde? Das „Dorf Wangerland“ ist quasi das Herzstück der Pläne, den Ort Hohenkirchen mit dem Wangermeer zu einem Urlaubsort hinter den etablierten Küstenbadeorten auszubauen. Die Gemeinde bemüht sich seit Jahren, das Graue-Maus-Image des Ortes aufzupolieren. Endlich wurde ein Investor gefunden, der Millionen ausgeben will, um die Rundinsel in dem Freizeitsee attraktiv zu bebauen. 

So nett die dort lebenden Menschen auch sein mögen: Als Werbefaktor für einen Urlaubsort hat eine zentrale Flüchtlingsaufnahme in unmittelbarer Nachbarschaft noch nirgendwo gedient. 

Das wirft auch die Frage auf, wieso die Betreiber des „Dorf Wangerland“ offenbar ihre Hotelanlage als Flüchtlingsunterkunft anbieten wie Sauerbier. Geht es nur darum, schnelles Geld zu verdienen? Oder stehen sie selbst nicht mehr zu den touristischen Zukunftsplänen der Gemeinde? Letzteres wäre für Hohenkirchen genau so problematisch wie die Einrichtung einer zentralen Flüchtlingsaufnahme.

Kommentar: Wahlfreiheit darf nicht zu Lasten von Kindern und Steuerzahlern gehen

Von Gerd Abeldt

Viele Köche verderben den Brei. Das gilt auch für Behörden. Einen Beleg dafür liefert das Kuddelmuddel um die Schülerbeförderung im Wangerland; zumindest insoweit sie Grundschulkinder aus Waddewarden betrifft.

Waddewarden hat keine eigene Grundschule mehr. Die Eltern dort können sich die passende Schule aussuchen. Einige favorisieren Hooksiel, andere Tettens. Vielleicht geht sogar ein Kinder nach Hohenkirchen. 

Schulträger aller drei Schulen ist die Gemeinde Wangerland. Dennoch gibt es keine strikt einzuhaltende Schulbezirke, die einzelne Orte bestimmten Schulen zuordnen. Warum nicht? Schule ist nicht gleich Schule. Die inhaltliche Ausrichtung der Bildungseinrichtungen ist Sache des Landes. Und das erlaubt viel Kreativität. 

Die Schulen in Hooksiel und Tettens sind Ganztagsschulen, die GS Hohenkirchen (noch) nicht. Aber auch Ganztag ist nicht gleich Ganztag. Zumindest nicht aus Sicht von Eltern. Ein Beispiel: Die Tetta von Oldersum Schule in Tettens etwa ist als „Umweltschule“ ausgezeichnet, während man auf dem Hooksieler Schulhof jegliches Grün vergeblich sucht. 

Die Wahlfreiheit hat ihren Preis. Einen Preis, den aber nicht die Gemeinde und auch nicht das Land zahlen, sondern der Landkreis Friesland, der den Transport der Schülerinnen und Schüler zur Schule organisieren (und bezahlen) muss. Über fünf Millionen Euro im Jahr.

Für Grundschulkinder, die mehr als 2,5 Kilometer vom Schulstandort entfernt wohnen, gibt es eine Beförderungspflicht – oder einen Anspruch auf Erstattung der Busfahrtkosten. Dort, wo es keine Busse gibt, fahren Taxis die Kinder zur Schule. Man muss kein Kämmerer sein, um sich auszumalen, dass Taxis nicht billig sind. Allemal günstiger sind Busfahrten, die aber auch ihre Tücken haben. Zumindest dann, wenn – wie zwischen Waddewarden und Tettens – 6-jährige Kinder auf einer acht Kilometer langen Strecke noch von Bus zu Bus umsteigen müssen.

Warum der Landkreis aber für die überschaubare Zahl von Grundschulkindern aus Waddewarden gleich mehrere Schul-Transportwege organisieren muss, erschließt sich nicht. Schon gar nicht, wenn es bei der Schulwahl letztlich doch eher um die Frage gehen dürfte, ob die Lehrer hier oder dort „viel netter“ oder vermeintlich kompetenter sind.

Natürlich ist es schön, wenn Eltern sich die passende Schule für ihr Kind aussuchen können. Aber diese Freiheit ist gefährlich. Allemal dann, wenn der Schulweg für Kinder zur Gefahr wird. Also: Wenn Busverkehre nicht vernünftig zu organisieren sind, müssen Taxis her. Wenn Taxis zu teuer sind, müssen klare Schulbezirke her, damit Busse sinnvoll eingesetzt werden können. 

Ich vermute, wenn nur eine Behörde für das System Schule und seine Gesamtkosten zuständig wäre, würden diese Gebote der Vernunft längst eingehalten werden.

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Weihnachten ist das Fest der Hoffnung und der Wunder

Hooksiel Zentrum
Hooksiel im weihnachtlichen Glanz. Der richtige Platz für ein besinnliches Fest. Foto: Diethelm Roeder

Von Gerd Abeldt

Weihnachten ist das Fest der Hoffnung. Und wir haben allen Grund zu hoffen: auf das Ende von Krieg und Gewalt, auf ein angstfreies, gesundes Leben, auf eine sichere Energieversorgung und, und, und. 

Zu den großen Hoffnungen gesellen sich die kleinerer. Mögen sich bald kluge Investoren und weise Entscheider finden, die dem Hallenwellenbad in unserem Hooksiel eine Zukunft bescheren. Hoffen wir, dass sich der Image-Schaden, den Hooksiel als Urlaubsort durch den Betrieb des LNG-Terminals in Wilhelmshaven erleidet, sich in Grenzen hält. Und, natürlich, dass das der Nationalpark Wattenmeer vor unserer Haustür keinen Schaden nimmt. Vertrauen wir auf die Zusagen, dass die große Politik unserem kleinen Ort und der hiesigen Region notfalls helfen wird. Das ist naiv? Nein, keineswegs – und Weihnachten darf man auch an Wunder glauben!

Wir von „Hooksiel-Life“ teilen all diese Hoffnungen und wünschen uns, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein frohes Fest im Kreise ihrer Familien und Freunde verleben – und uns gewogen bleiben. Herzlichen Dank an alle, die dieses Portal in seinen ersten sechs Wochen durch Fotos, Anregungen, Ratschläge, Informationen und Mund-zu-Mund-Propaganda im besten Sinne unterstützt haben. 

Kommentar: Warum die Deutschland-Geschwindigkeit beim LNG-Terminal nicht ausreicht

Von Gerd Abeldt

Die erste Runde im Pokerspiel um die Energieversorgung in Deutschland ist vorbei. Sollte tatsächlich in Moskau oder anderswo jemand geglaubt haben, die Ampel in Berlin knickt aus Sorge vor einer Revolte fröstelnder Wähler ein und zieht ihre Unterstützung für die Ukraine zurück – der hat sich geirrt. Die Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Wilhelmshaven nach nur zehn Monaten Vorlaufzeit hat den Beweis erbracht: Wenn es ernst wird, kann Deutschland auch schnell.

Auch wenn ein einziges Importterminal für Flüssigerdgas nicht das Pipeline-Gas aus Russland ersetzen kann: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ auch bei den weiteren geplanten LNG-Projekten beibehalten wollen. Gut so. Der Verzicht auf russisches Gas ist ein Signal der Solidarität gegen Kriegstreiber – und er stellt die Weichen in eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe. 

Mit Flüssigerdgas in eine klimafreundliche Energiezukunft? Ein Widerspruch? Keineswegs. Der Kanzler hat zurecht darauf hingewiesen, dass der Ukraine-Krieg ein Katalysator für die Energiewende ist, „ein Beschleuniger für etwas, was ohnehin hätte getan werden müssen“ – aber – und das meint Scholz – was deutlich länger gedauert hätte, hätte Russland seinen guten Ruf als günstiger Energie-Lieferant nicht selbst verspielt. 

Jetzt hat der deutsche Staat die Möglichkeit und angesichts drohender Versorgungslücken die Pflicht, eine neue Energie-Infrastruktur aufzubauen, die in wenigen Jahren für klimafreundliche Energieträger wie „grüner“ Wasserstoff genutzt werden kann. Und, so das politische Versprechen, auch dafür genutzt werden soll. 

Kritiker, darunter mehrere Umweltverbände, trauen den Zusagen offenbar nicht. Sie befürchten Überkapazitäten und beklagen Fragwürdigkeiten bei der Genehmigung für den Betrieb des Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“. Und tatsächlich: Chloreinleitungen in unmittelbarer Nachbarschaft vom Nationalpark Wattenmeer und vom Hooksieler Badestrand sprechen nicht für Öko-Sensibilität und auch nicht für besondere Rücksichtnahme auf die regionalen Nachbarn des nationalen Rettungsprojektes. 

LNG-Terminal bei Hooksiel
Die unmittelbare Nähe des neuen LNG-Terminal zum Badestrand von Hooksiel belastet das Image des Urlaubsortes. Foto: hol

Andererseits: Wer schnell sein muss, muss Prioritäten setzen. Hätte die Fülle an Detailproblemen vom Brandschutz über die Zukunft von Muschel- und Krabbenfischern in der Jade bis hin zur Kompensation von touristischen Einbußen in Hooksiel im Vorfeld der Genehmigung geklärt werden sollen – der Ukraine-Krieg wäre vermutlich mangels Munition auf beiden Seiten zu Ende gegangen, bevor das LNG-Terminal am Start gewesen wäre.

Das Verständnis für den zeitlichen Druck darf aber nicht dazu führen, dass Bundes- und Landesregierung die lokalen Sorgen und Nöte ausblenden. Im Gegenteil. Sie müssen jetzt, wo die Einspeisung von Erdgas begonnen hat, mit Hochdruck angegangen werden. Vertrauen und Akzeptanz für schwierige Entscheidungen und Veränderungen lassen sich nur gewinnen, wenn dabei auftretende Probleme und Betroffenheiten so gut wie möglich ausgeräumt werden.

Beim LNG-Terminal Wilhelmshaven heißt das für die Politik: 

  • Macht ernst mit der Minimierung der Chlor-Einträge in die Jade. Notfalls muss die „Höegh Esperanza“ technisch nachgerüstet werden.
  • Hört euch die Sorgen der Tourismuswirtschaft an, die massive Einbußen befürchtet, weil das Öko-Image von Hooksiel schon jetzt nachhaltig beschädigt sein könnte. Eine bessere Ausstattung der örtlichen Feuerwehr allein heilt diese Schäden jedenfalls nicht. 
  • Sprecht endlich offen mit den Muschel- und Krabbenfischern über deren Existenzsorgen und zeigt ihnen eine wirtschaftliche Perspektive auf. 

Mit „Deutschland-Geschwindigkeit“ allein ist Energiesicherheit nicht zu schaffen – und die komplette Energiewende erst recht nicht. Gründlichkeit in Planung und Gerechtigkeit bei der Abwägung von Betroffenheiten sind unverzichtbar. Wenn das nicht vor einer Genehmigung erfolgen kann, dann zumindest im Nachgang. Geschwindigkeit allein ist kein Gewinn, wenn man dabei das Ziel verfehlt.

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Kommentar: Schaden für Tourismus in Hooksiel muss ausgeglichen werden

Von Gerd Abeldt

Die Sorge ist groß bei den Vermietern im Wangerland. Das wurde auf dem Leistungsträger-Stammtisch der Wangerland Touristik GmbH deutlich. Das schlechte Öko-Image des LNG-Terminals in Wilhelmshaven könnte Urlauber davon abhalten, in Hooksiel Urlaub zu machen. 

„Kann mein Kind nächsten Sommer in der Jade baden, ohne Schaden zu nehmen?“ fragt ein potenzieller Urlauber am Telefon. Eine definitive Antwort vermag noch niemand zu geben. Ja, der Import von Flüssigerdgas ist angesichts der Energiekrise für Deutschland unverzichtbar. Ja, die im Rahmen des offiziellen Genehmigungsverfahrens mit dem Projekt befassten Gutachter sehen in den Chlor-Einleitungen aus der Regasifizierungsschiff keine Gefahr für Flora und Fauna im Nationalpark Wattenmeer – und schon gar nicht für Schwimmer vor Hooksiel. Und ja, die Landesregierung hat regelmäßige Messungen versprochen, mit denen die Unbedenklichkeit bestätigten sollen.

Aber eine gewisse Unsicherheit bleibt. Und wer ein Unbehagen bei der Buchung seines Urlaubs spürt, der klickt sein Quartier eine Seite weiter – in Neuharlingersiel, Cuxhaven oder gleich in Büsum. Möglichst weit weg vom nächsten LNG-Terminal.

Da liegt die Frage auf der Hand, wie der durch die nationale Notwendigkeit zum LNG-Import ausgelöste lokale Schaden für Hooksiel kompensiert werden kann. Die Antworten dazu sind von offiziellen Seiten im Wangerland noch dünn. Es gebe gute Gespräche, möglicherweise werde die Feuerwehr vor Ort besser ausgerüstet

Reicht das? Nein. 

Direkte Schäden für die Tourismuswirtschaft sollten auch im Tourismus ausgeglichen werden. Ideen für entsprechende Förderprojekte müssen jetzt entwickelt, deren Umsetzung mit Nachdruck eingefordert werden. 

Ein Vorschlag: Das Land übernimmt die Komplettsanierung des Meerwasser-Hallenwellenbades in Hooksiel. Immerhin ist das Bad vor 40 Jahren schon als Kompensation für die Industrialisierung des Voslapper Grodens gebaut worden.

Die Sanierung des Bades hilft angesichts der immensen Energiekosten niemandem weiter? Die Wangerland Touristik kann sich den Betrieb ohnehin nicht mehr leisten? Okay. Dann sollten die an der Energiedrehscheibe Wilhelmshaven engagierten Unternehmen zusätzlich die Energiekosten übernehmen. Vielleicht lässt sich mittelfristig sogar ein „grünes“ Schwimmbad realisieren, mit Fernwärme geheizt und mit Wasserstoff angetrieben? 

Zu hoch gegriffen? Vielleicht. Wenn es bessere Ideen gibt, gern. Doch nur abzuwarten und zu hoffen, dass vielleicht ein Informationszentrum zur Energiewende das Image der LNG-Importe verbessern wird, ist zu wenig. 

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