LNG-Terminal: Umweltminister froh über Suche nach Alternativen zum Chlor

Hooksiel/Wilhelmshaven (29. 3.2023) – Hoch erfreut hat Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) auf die zuerst von „Hooksiel-Life“ verbreitete Nachricht reagiert, dass die vom Energiekonzern Uniper getragene Betreibergesellschaft des LNG-Terminals Wilhelmshaven für das Reinigen ihres Röhrensystem aktiv nach Alternativen zum Chlorverfahren sucht. „Dies zeigt“, so Meyer: „Es gab und gibt bei der wasserrechtlichen Genehmigung keinen Umweltrabatt. Mein Ziel für die Umwelt ist es, schnellstmöglich auch hier eine Beendigung der Einleitung von Chlor zu erreichen.“

Meyer: Schutz des Wattenmeeres hat hohe Bedeutung

Die Alternativenprüfung sei ein wichtiger Schritt, um das erste LNG-Terminal in Deutschland ebenfalls ohne schädliche Abwässer zu betreiben. „Ich erwarte, dass auch hier der Bund etwaige Mehrkosten übernimmt“, so Meyer heute. „Wir haben uns – gegen alle Behauptungen – ständig für ein Höchstmaß an Umweltstandards eingesetzt und sowohl ein Minimierungskonzept mit ständiger Alternativenprüfung als auch ein umfangreiches ökologisches Monitoring vorgeschrieben. Der Schutz des Wattenmeers hat für die Landesregierung eine hohe Bedeutung.“

Die Einleitung von Chlor ins Wattenmeer durch das LNG-Terminal war Gegenstand großer Diskussionen mit den Umweltverbänden und im Landtag. Die so genannte „Elektrochlorierung“ wird zur Reinigung der mit Meerwasser gefüllten Rohre in der schwimmenden Regasifizierungseinheit (FSRU) genutzt. Das Land hatte die wasserrechtliche Genehmigung für die erste FSRU unter Auflagen wie des Minimierungsgebots der Einleitungen, der Alternativenprüfung und einem intensiven gewässerökologischen Monitoring erteilt.

Strenge Auflagen des Landes schreiben Suche nach Alternativen vor

Die Betreibergesellschaft hat jetzt bestätigt, dass aufgrund der strengen Auflagen des Landes seit der Erteilung der wasserrechtlichen Genehmigung eine Vielzahl von chemischen, biologischen, physikalischen, mechanischen und weiteren Antifouling-Verfahren untersucht und bezüglich ihrer Umsetzbarkeit auf der „Höegh Esperanza“ untersucht werden. Das Ultraschallverfahren wurde dabei gegenüber „Hooksiel-Life“ ausdrücklich genannt. Ergebnisse der Alternativenprüfung werden für das dritte Quartal erwartet. Auch die Minimierung durch die Stoßchlorierung, also den Einsatz deutlich geringerer Mengen Chlor, muss nach den Auflagen des Umweltministeriums untersucht werden.

Meyer weist darauf hin, dass er Anfang diesen Jahres in intensiven Gesprächen mit dem Betreiber der für Ende des Jahres geplanten zweien FSRU der Firma TES erreicht habe, dass diese von vornherein das chlorfreie und von den Umweltverbänden geforderte Ultraschallverfahren zur Reinigung anwenden will. Die Mehrkosten der umweltfreundlichen Umrüstung in Millionenhöhe trägt der Bund.

Über das LNG-Terminal Wilhelmshaven werden nach Angaben des Umweltministeriums zurzeit rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs gedeckt. Es sei prinzipiell auch für die Regasifizierung grüner Gase geeignet. Betrieben wird das Terminal durch das Unternehmen Uniper im Auftrag der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET). So „schnell wie möglich“, so das Ministerium, sollen die beiden schwimmenden FSRU durch ein in der Kapazität größeres festes Terminal der Firma TES abgelöst werden. Dort kann die Regasifizierung grüner Gase grundsätzlich umweltfreundlich ohne Meerwasser und Antifouling-Systeme erfolgen.

Umweltministerium: Chloranteil wird permanent überprüft

Bei der Regasifizierung in der schwimmenden FSRU wird minus 164 Grad kaltes, flüssiges Gas mit Meerwasser aufgewärmt – und nicht, so betont das Ministerium, durch einen klimaschädlichen fossilen Verbrennungsprozess. Damit sich die Wasserrohre auf Dauer nicht mit Muscheln und Seepocken zusetzen, wird dem Wasser bisher ein geringer Anteil an Chlor beigemischt. Das Chlor werde regenerativ per Elektrolyse direkt aus dem Meersalz (NaCl) gewonnen. 

Das im Meerwasser enthaltene Natriumchlorid (NaCl) bzw. „Salz“ wird unter Zuführung von elektrischer Energie zu aktivem Chlor (Cl2) in Form von Natriumhypochlorit (NaOCl) umgewandelt. Dass der Höchstwert von 0,2 mg Chlor pro Liter Wasser nicht überschritten wird, werde permanent geprüft, so das Umweltministerium. „Beim Ultraschallverfahren werden die Rohre ohne Biozide „gereinigt“.

Klimaschutz: Friesland macht Licht aus

Friesland/Wangerland (21. 3. 2023) – Am kommenden Samstag, dem 25. März, bleiben im Landkreis Friesland die Lichter zahlreicher öffentlicher Gebäude aus. Neben der Kreisverwaltung beteiligen sich auch die Städte Varel, Schortens und Jever sowie die Gemeinden Wangerooge, Wangerland, Zetel und Bockhorn an der Aktion „Earth Hour“, zu der „World Wide Fund For Nature“ (WWF) aufruft.

In der „Stunde der Erde“, zwischen 20.30 und 21.30 Uhr, wird das Licht in einer Reihe von öffentlichen Gebäuden als Symbol für den Klimaschutz für 60 Minuten abgestellt. Neben der Beleuchtung der Verwaltungsgebäude des Landkreises und der kreiseigenen Schulen und Sporthallen sind zum Beispiel auch die Tourist-Information in Jever, das Rathaus in Varel sowie der Westturm auf Wangerooge dabei. 

Der Landkreis ruft alle Friesländer Bürger und Unternehmen auf, sich an der symbolischen Aktion zu beteiligen und bei sich für eine Stunde die Lichter auszuschalten. „Wir müssen uns in Friesland und überall auf der Welt gemeinsam darum bemühen, die globale Erderwärmung noch eingrenzen zu können. Durch die Teilnahme an der ‚Earth Hour‘ zeigen wir, dass uns Klimaschutz wichtig ist und jeder Beitrag zählt“, sagt Frieslands Beauftragter für Klimaschutz und Klimaanpassung Valentin Lang. 

Ziel der „Earth Hour“ sei es, deutlich  zu machen, dass jeder einzelne Mensch einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten kann. Die WWF-Aktion findet dieses Jahr zum 17. Mal weltweit statt. Angefangen in der australischen Hauptstadt Sydney 2007, beteiligen sich inzwischen mehr als 180 Länder auf allen Kontinenten. In Deutschland haben sich der Klimaschutzaktion voriges Jahr 663 Städte und Gemeinden angeschlossen. Der Landkreis Friesland beteiligt sich seit 2018 an der Aktion. 

Kommentar: Für Symbole ist es beim Klimawandel schon viel zu spät

Von Gerd Abeldt

Das Eis an den Polen schmilzt, die Zahl von Starkregen und Überschwemmungen nimmt rasant zu, die Durchschnittstemperaturen in Deutschland steigen kontinuierlich. Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen. Für jedermann. Und wie reagieren wir: Wir schalten für eine Stunde das Licht aus! 

Toll. Auch wenn die WWF-PR-Aktion „Earth Hour“ nur einen symbolischen Charakter haben soll, schadet sie vermutlich dem Klima mehr als das sie ihm nutzt. Schon der Hausmeister, der mit seinem Wagen zum Kreishaus oder zu den Rathäusern fährt, um am Samstag um 20.30 Uhr das Licht auszuknipsen, verursacht mehr klimaschädliches CO2 als durch den Verzicht auf die LED-Beleuchtung in den Verwaltungsgebäuden eingespart wird.

Das Symbol täuscht über die eigentliche Frage hinweg: Warum müssen öffentliche Gebäude überhaupt jenseits von Arbeitszeiten beleuchtet sein? Gut: Hier und dort sind es imposante Bauwerke oder gar Denkmäler, die das Ortsbild verschönern. Aber das gilt mitnichten für alle Rathäuser und Turnhallen. Auch nicht in Friesland.

Also: Schaltet gern die Leuchten am Samstag um 20.30 Uhr aus. Aber macht sie erst dann wieder an, wenn ihr wirklich Licht braucht. Angesichts der Sommerzeit, die am Wochenende beginnt, dürfte das irgendwann im Herbst sein. Das würde dem Klima tatsächlich helfen. Zumindest ein klein wenig. 

Hilfe für Krabbenfischer: Breite Front gegen Pauschalverbot für Grundnetze

Hooksiel/Büsum (21. 3. 2023) – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) lehnt ein Pauschalverbot für die Fischer mit Grundschleppnetzen in den deutschen Küstengewässern ab. „Wir müssen unsere Bemühungen verstärken, die Fischerei nachhaltiger zu machen“, sagte Özdemir in einer Stellungnahme zum „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“. Darin hatte die EU-Kommission das Verbot der „grundberührenden Fischerei“ ab 2024 angeregt. Ein Pauschalverbot, so der Minister hätte gravierende Folgen für die deutsche Krabbenfischerei, die von „großer sozioökonomischer und kultureller Bedeutung“ sei. „Wir werden uns in den Beratungen dafür einsetzen, gemeinsam mit Fischerei und Wissenschaft Fangmethoden weiterzuentwickeln, um die Umweltauswirkungen zu minimieren.“

Die deutschen Küstenfischer laufen seit Wochen gegen die EU-Pläne Sturm. Am morgigen Mittwoch wollen sie mit ihren Kuttern in Büsum demonstrieren. Direkt am Hafen tagt die Agrarministerkonferenz mit Özdemir.

Unterdessen hat sich mit der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) der erste Umweltschutzverband gegen die EU-Pläne ausgesprochen. Der Vorsitzende, Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner: „Ohne eine nachhaltige Küstenfischerei hat unsere Nordsee, bei all ihrer industriellen Nutzung, kaum mehr eine Chance, noch wenigstens ein der Natur nahes Refugium zu bleiben!” Die Schutzgemeinschaft fordert alle norddeutschen Landesregierungen, die Bundesregierung, den Ministerrat und das Europäische Parlament auf, „die überzogenen Forderungen der EU-Kommission abzulehnen, die zum Aus der deutschen Küstenfischerei führen würde.“ 

Der EU-Aktionsplan würde schlicht das Gegenteil bewirken. „Mit den Küstenfischern verschwände eine fachkundige Gruppe, die direkt und vor Ort negative Veränderungen der Meeresumwelt tagesaktuell sowie großflächig bemerken und wohl auch öffentlich machen würde“, sagt Wagner. Diese negativen Veränderungen im Wattenmeer würden nicht durch die für ihre Nachhaltigkeit mit dem MSC-Sigel zertifizierten Krabbenfischerei verursacht, sondern, so der stellvertretende SDN-Vorsitzende, Ulrich Birstein „durch sehr viel größere Bedrohungen wie Schadstoffeinträge, Erwärmung, Plastikmüll, Gammelfischerei, Eutrophierung, Sandentnahmen, militärische Nutzung, Offshore- Windparks, Baggergutverklappungen und vieles mehr“. 

Die Einrichtung der Nationalparke Wattenmeer sei nicht gegen, sondern gemeinsam mit den Krabbenfischern erfolgt, so Wagner. „Und die Fischereifamilien würden mit technischen Verbesserungen am Fanggeschirr, Monitoring des Beifangs und eigenen Managementsystemen hart daran arbeiten, ihren Einfluss auf die Meeresumwelt immer weiter zu minimieren.“ 

Anders der Naturschutzbund Nabu. Er erwartet von der Agrarminister-Konferen ein klares Bekenntnis der Bundesministerien für Fischerei und Umwelt zum EU-Aktionsplan. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen: „Dazu braucht es eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die einen Fahrplan erarbeitet, um das deutsche Schutzgebietsnetzwerk frei von grundberührenden Fanggeräten zu halten. Zugleich braucht es eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Fanggeräte und eine Forschungsoffensive bei der Entwicklung umweltschonender Fangtechnik. Wir brauchen gemeinsame Lösungen von Fischerei und Naturschutz. Klar ist: ein Weiter so ist keine Option.“

Großübung am Strand zeigt: Gute Logistik besonders wichtig

Übung auf Wangerooge
Eine Erkenntnis der Übung auf Wangerooge: Im Ernstfall ist es besonders wichtig, schnell schweres Gerät vom Festland auf die Insel zu bekommen. Foto: Havariekommando

Wangerooge/Hooksiel (19. 3. 2023) – Das Havariekommando Cuxhaven hat heute eine positive Bilanz einer groß angelegten Gefahrgut-Bekämpfungsübung gezogen. Auf Wangerooge hatten seit Donnerstag 130 Einsatzkräfte in mehreren Szenarien geübt, was zu tun ist, wenn die Nordsee gefährliche Substanzen an den Strand spült. 

In einem solchen Fall hätte das Havariekommando, eine das gemeinsame Einrichtung von Bund und Küstenländer, die Gesamteinsatzleitung. Die angenommene Lage: Vor der friesischen Insel hat es einer Schiffskollision gegeben. Dabei sind verpackte Chemikalien über Bord gegangen und Richtung Wangerooge getrieben. 

Im Einsatz waren vor allem Feuerwehrleute aus dem Landkreis Friesland und Einsatzkräfte der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises Wittmund, sowie Kräfte des THW, der Johanniter Unfallhilfe und der Berufsfeuerwehr Oldenburg. Eine große Herausforderung war die Logistik: Schwere Fahrzeuge und Spezialgerät mussten größtenteils vom Festland nach Wangerooge gebracht werden. Dabei kamen auch Schiffe des Landes Niedersachsen zum Einsatz. 

Die Einsatzkräfte fanden verschiedene Behälter am Strand vor, die potenziell gefährliche Chemikalien enthielten. Je nach Stoff mussten die Feuerwehrleute mit besonderer Schutzausrüstung vorgehen. In einem Szenario war auch ein Passant mit einer Chemikalie in Berührung gekommen und zusammengebrochen. Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen wurde er gerettet und zur Behandlung seiner fiktiven Verletzungen zu einer Notärztin gebracht. 

Das Fazit von Übungsleiter Sebastian Kroll vom Havariekommando: „Wir haben viele Abläufe abstimmen und trainieren können. Koordination, Kommunikation und Logistik haben gut funktioniert. Damit auch in einem echten Notfall alles funktioniert, ist es extrem wichtig, regelmäßig zu üben.“ 

Bernd Niebuhr, Dezernent für Ordnung und Katastrophenschutz des Landkreises Friesland: „Das Zusammenspiel aller Beteiligten ist besonders wichtig und wurde intensiv geübt. Bei solchen Szenarien muss ein Schwerpunkt auf der Logistik liegen und die Einsatzkräfte haben diese Herausforderung erfolgreich bewältigt. Auch wenn wir auf den möglichen Ernstfall sehr gut vorbereitet sind, so hoffe ich, dass es weiterhin bei Übungen bleibt.“ 

EU-Aktionsplan: Ministerin Staudte stellt sich hinter die Küstenfischer

Hooksiel/Neuharlingersiel (16. 3. 2023). Die niedersächsische Fischereiministerin Miriam Staudte hat sich heute gegen den Aktionsplan der EU-Kommission gegen die Schleppnetzfischerei ausgesprochen. Die Grünen-Politikerin sprach in Neuharlingersiel (Ostfriesland) mit Vertretern des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem Deutschen Fischerei-Verband und Kommunalpolitikern. 

Miriam Staudte und Fischer
Fischer Nils Sander erklärt Ministerin Miriam Staudte die Funktionsweise der Netze, die ein Garant für nachhaltige Fischerei vieler Betriebe sind. Foto: ML

„Der Aktionsplan scheint mir ein Schnellschuss zu sein. Er hätte existenzgefährdende Auswirkungen auf die Krabben- und Muschelfischerei in Niedersachsen“, sagte Staudte im Anschluss und bestätigte damit die Kritik der Fischer. Auch Hooksieler Fischer hatten zuvor gewarnt, dass die Umsetzung des Aktionsplans das Aus zumindest für die Krabbenfischerei bedeuten würde. Staudte: „Es ist notwendig, dass nachhaltige Fangmethoden weiterhin gefördert werden – das ist nicht die Frage. Ein pauschales Verbot von Grundschleppnetzen in Schutzgebieten kann aber nicht die Lösung sein.“

Die niedersächsische Krabbenfischerei erzielt mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Krabbenfang und Muschelwerbung sind nur am Meeresgrund möglich. Grundsätzlich hänge die Auswirkungen bodenberührender Fanggeräte von der Art des Meeresbodens und der Störungsempfindlichkeit seiner Lebensgemeinschaften, der Art der Fischerei und ihrer Intensität ab. Die Ministerin im Anschluss. „Die Krabben- und Muschelfischerinnen und -fischer haben meine volle Solidarität. Unser Ziel ist es, dass sich der Bund bei der EU-Kommission für die Zukunft der Krabben- und Muschelfischerei im Niedersächsischen Wattenmeer einsetzt. Ohne Wenn und Aber.“

Vor den Konsequenzen des EU-Aktionsplans haben heute auch die Bundestagsabgeordnete Anne Janssen und die Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (beide CDU) gewarnt. Verbot der „grundberührenden Fischerei“ auszuüben. „Das würde das Aus der Küstenfischerei bedeuten, so wie sie vor unseren Küsten seit Jahrhunderten praktiziert wird“, sagte Katharina Jensen (Wangerland). 

Die Küstenfischer müssen um ihre Existenz bangen und für die Menschen in den Küstenregionen könnte es weitere weitreichende Folgen geben, kritisiert sie. „Deswegen habe ich für diesen Vorstoß seitens der EU keinerlei Verständnis und werde alles tun, was mir möglich ist, um das abzuwenden.“ Sie fordere Ministerin Staudte auf, sich hinter die Küstenfischer zu stellen.

Anne Janssen (Wittmund) fordert von Bundesagrarminister Cem Özemir (Grüne) „unbedingt ein starkes Signal“ in Richtung EU gegen die Verbotspläne. Nur so kann es gelingen, dass auch nach 2024 noch Krabben- und Muschelfischerei im Wattenmeer möglich ist.

Soldaten holen Müll aus Freizeitgelände

Soldaten des in Schortens stationieren Objektschutzregiments der Luftwaffe haben heute im Vorfeld der „Frühjahrsputz-Aktion“ am Wochenende bereis das Freizeitgelände von Hooksiel von Unrat befreit. Nach den Worten von Stabsfeldwebel Torsten Ganzke beteiligen sich sich rund 130 Freiwillige an der Aktion. 50 wurden in Hooksiel eingesetzt, 80 im Bereich Horumersiel/Schillig. Die Objektschützer unterstützen die Gemeinde Wangerland aus alter Verbundenheit. Bis zu Schließung der Wangerland-Kaserne war in Hohenkirchen eine Staffel des Regiments stationiert. Allein im Freizeitgelände, zwischen Seedeich und Hooksmeer, sammelten die Soldatinnen und Soldaten etlich Säcke Müll zusammen – darunter viele Corona-Masken, abgestürzte Drachen und etliche Beutel mit Hundekot. Foto: hol

Grüne Ministerin gegen pauschales Verbot von Schleppnetz-Fischerei

Hooksiel/Hannover (16. 3. 2023) – Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) trifft sich morgen in Neuharlingersiel mit Vertretern der Küstenfischerei. Sie will mit dem Landesfischereiverband Weser-Ems über das von der EU-Kommission im Februar vorgeschlagene Maßnahmenpaket „Verbesserung der Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit des Fischerei- und Aquakultursektors der EU“ sprechen.

Kutter im Außenhafen
Der Hooksieler Außenhafen dient vielen Küstenfischern als Schutzhafen. Foto: Dietmar Bökhaus

Ziel der Maßnahmen ist der Schutz und die Wiederherstellung von Meeres-Ökosystemen. Der Aktionsplan sieht in einem ersten Schritt vor, schon ab April 2024 die grundberührende Schleppnetzfischerei in FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitat) zu verbieten, die dem Schutz bestimmter Meeresboden-Lebensraumtypen dienen. Schrittweise soll nach dem Vorschlag der Kommission das Verbot bis 2030 auf alle Schutzgebiete in der Nordsee ausgedehnt werden. Von diesen Regeln wäre dann der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer vollständig betroffen, bestätigt das Landwirtschaftsministerium auf Anfrage von „Hooksiel-life“.

Die Fischer in Niedersachsen und Schleswig-Holstein laufen sei Wochen gegen die EU-Pläne Sturm. Besonders die Krabbenfischer wären hart betroffen. Mit einem Verbot der Grundnetzfischerei drohe ihnen spätestens 2030 das Aus, hatten auch die Hooksieler Krabbenfischer in dieser Woche gewarnt und Widerstand angekündigt. 

Entscheidung noch vor der Sommerpause?

Über die EU-Vorschläge werde der EU-Rat für Landwirtschaft und Fischerei am kommenden Montag in Brüssel beraten. Es seien noch Abstimmungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten erforderlich, bevor die Pläne in der Ratsarbeitsgruppe voraussichtlich vor der Sommerpause im Rat angenommen werden sollen, heißt es aus Hannover. Landwirtschaftsministerin Staudte sei es deshalb ein persönliches Anliegen, mit Vertretern der Küstenfischerei zu sprechen. 

Die EU-Kommission will nach eigenem Bekunden den Übergang zu nachhaltigeren Fangmethoden beschleunigen. Die Krabbenfischer halten dem entgegen, dass viel von ihnen schon jetzt mit dem MSC-Standard zertifiziert nachhaltig fischen. Zudem würde ihr leichtes Fanggeschirr, das auf Rollen über den Grund gleite, keine Schäden am Meeresboden anrichten. 

Die Auswirkungen der Grundschleppnetzen auf den Meeresboden hängen nach Ansicht von Ministerin Staudte von der Art des Meeresbodens, der Störungsempfindlichkeit seiner Lebensgemeinschaften, der Art der Schleppnetzfischerei und der Intensität der Fischerei ab. Die Auswirkungen ließen sich nicht pauschal beurteilen. „Ob die betreffende Fischerei mit den Schutzzielen vereinbar ist, bedarf zwingend einer Einzelfallprüfung unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten“, so das Ministerium.

Forscher untersuchen Auswirkungen auf Meeresböden

Für Klarheit soll ein mit Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) und der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen finanziertes dreijähriges Forschungsprojekt unter Federführung des Thünen-Instituts für Seefischerei sorgen, das die Auswirkungen der Krabbenfischerei auf Habitate und Lebensgemeinschaften im Küstenmeer untersucht. „Die Ergebnisse dieses Projektes sollen eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Bewertung des Einflusses der Garnelenfischerei liefern und werden zeitnah veröffentlicht“, verspricht die Ministerin.

Staudte setzt auf Gespräche mit Fischern

Pauschale Verbote jeglicher grundberührender Schleppnetzfischerei in den Schutzgebieten des niedersächsischen Küstenmeeres hätten scherwiegende sozioökonomische Auswirkungen, weiß man auch in Hannover. Grundsätzlich sei es aber sinnvoll, die Fischerei auf nachhaltigere Fangmethoden umzustellen, ist die Ministerin überzeugt. „Es muss jedoch in die Entwicklung von Alternativen investiert werden, damit die Küstenfischerei in Niedersachsen nicht ihre ökonomische Grundlage verliert.“

Das Ziel der EU-Kommission, den Fischereisektor widerstandsfähiger zu machen, ist nach Überzeugung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums mit einem pauschalen Verbot in Schutzgebieten nicht erreichbar. „Es braucht eine differenzierte Lösung für das Wattenmeer“, so Miriam Staudte: „Hierzu sind nun Gespräche notwendig.“

Landkreis gibt Katastrophenalarm: Gilftgaswolke über Friesland

Friesland (15. 03. 2023) – Der Landkreis Friesland hat heute um 13.17 Uhr Katastrophenalarm ausgelöst. Der Grund: Beim Quellbad in Varel-Dangast ist eine Chlorgaswolke ausgetreten, die sich nach Einschätzung des Landkreises bis nach Wilhelmshaven ausbreiten könnte.

Alle Bürger werden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Auslöser für den Schadstoffunfall war nach ersten Informationen der Polizei ein Fehler beim Befüllen des Chlortankes. Dabei sei gegen 11.30 Uhr Schwefelsäure statt Chlor in einen Tank gefüllt worden. „Infolge einer chemischen Reaktion explodierte der Tank“, so die Polizei.

Im Bad seien zum Zeitpunkt des Störfalls keine Gäste gewesen. Personen seien nicht verletzt wordedie n. Ein Großaufgebot der Feuerwehren sei ausgerückt, um das Feuer zu löschen. Wie lange Wolke mit giftigen Gasen gefährlich sein kann, blieb zunächst ungewiss.

Krabbenfischer fürchten um ihre Existenzgrundlage

Hooksieler Fischer
Mit einem Kreuz am Alten Hafen machen die Hooksieler Krabbenfischer auf ihre Sorgen aufmerksam: (von links) Jörg Peters, Sven Kaiser, Nils Schröder und Sebastian Dreyer. Foto: hol

Hooksiel (14. 3. 2023) – Bei den Fischern schrillen die Alarmglocken. Nachdem die EU-Kommission den Vorschlag gemacht hat, die Fischerei mit Grundnetzen in sämtlichen Schutzgebieten der Nordsee ab 2030 zu verbieten, fürchten sie um ihre Existenz. Seit heute stehen an allen Fischereihäfen an der Nordseeküste mahnende Kreuze, die auf das drohende Ende der traditionellen Küstenfischerei in Deutschland hinweisen.

„Wir wollen nicht zum Bauernopfer der grünen Energie werden“, sagt Krabbenfischer Nils Schröder, der heute zusammen mit seinem Mitarbeiter Sebastian Dreyer sowie den Krabbenfischern Jörg Peters und Sven Kaiser am Alten Hafen in Hooksiel ein schwarzes Kreuz aufgestellt hat. „Wir wollen in einem ersten Schritt die Öffentlichkeit sensibilisieren“, sagt Schröder. Als zweiter Schritt ist eine Großdemonstration aller Küstenfischer am 23. März vor Büsum geplant – pünktlich zur Agrarministerkonferenz mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sollen in Sichtweite des Konferenz-Hotels möglichst alle deutschen Kutter liegen. 

Özdemir habe die EU-Pläne ausdrücklich begrüßt, sagt Schröder. Aus ökologischen Gründen. Dabei würden die leichten Netze der Krabbenfischer gar keinen Schaden am Meeresboden der Nordsee verursachen. Besonders dramatisch aus Sicht der Fischer: Der EU-Aktionsplan sieht schon ab März 2024 Einschränkungen für Teile des Nationalparks Wattenmeer vor. „Wenn das wie geplant umgesetzt wird, gibt es ab 2030 keine deutschen Krabbenfischer mehr.“

Die Fischer sehen sich als Opfer der Industrialisierung der Nordsee. Immer mehr Windparks auf hoher See, Kabeltrassen, Pipelines. „Dafür werden Ausgleichsflächen benötigt“, befürchten die Fischer. Und dafür sollen dann die Fischereizonen eingeschränkt werden. Das Problem: Zumindest für die deutschen Krabbenfischer, die traditionell mit kleinen Booten auf See gehen, gibt es keine alternativen Fanggründe. 

Am Jadebusen gibt es nur noch vier Krabbenfischer, Hooksiel, Horumersiel und Varel in See stechen. Allerdings würde das Aus der Krabbenfischerei auch erhebliche Folgen für den Tourismus an der deutschen Nordseeküste haben, ist Schröder überzeugt. „Stellen Sie sich mal Greetsiel, Neuharlingersiel oder auch Büsum ohne Krabbenfischer vor …“. Und auch Hooksiel wäre ohne seine Fischer um eine Attraktion ärmer.