Liebesbeweis für Bäckerei: 60 Kilometer Anfahrt fürs leckerste Schwarzbrot

Bäckerei Ulfers
Das Ulfers-Pferd „Konditor“ hat Weert Ulfers lange gute Dienste erwiesen. Foto: Ulfers

Hooksiel (26. 1. 2024) – Teig und Ofen, das sind die beiden Komponenten, die neben gutem Personal den Erfolg einer Bäckerei ausmachen. Die Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden hat die richtige Mischung gefunden – und das schon seit anderthalb Jahrhunderten.

An diesem Wochenende feiert das Familien-Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen. Für Sonnabend haben Britta, Thomas und Jörn Ulfers 270 Gäste in den Schützenhof in Jever eingeladen. Jevers Bürgermeister Edo Albers, Geschäftspartner und langjährige Weggefährten – vor allem aber die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familien. Damit alle ausgelassen feiern können, bleiben am Sonntag alle 15 Filialen geschlossen.

„Feindliche Übernahme“

Die Geschichte der Bäcker-Dynastie Ulfers, die zugleich eine Familiengeschichte ist, ist vielfältig. Am Anfang stand eine „feindliche Übernahme“, wie Bäckermeister Thomas Ulfers, Betriebsinhaber in der sechsten Generation es einmal mit einem Schmunzeln nannte. Und auch den Weg in die Zukunft wurde durch eine Übernahme geebnet. Nämlich 2002, als der Hooksieler Bäckerei den Betrieb des deutlich größeren Mitbewerbers Dirk Eden (Jever) übernahm.

1874 heiratete Johann Ulfers in Minsen die Bäckerwitwe Adeline. Hier wird in einer kleinen Backstube das erste Ulfers-Brot gebacken. Wenige Jahre später zieht die Familie mit ihren drei Söhnen, die alle ebenfalls das Bäckerhandwerk erlernen, samt Betreib nach Hooksiel um. Heute hat das Unternehmen 15 Filialen in den Landkreisen Friesland und Wittmund.

Johann Ulfers übernimmt 1895 den Betrieb seines gleichnamigen Vaters. Sein Bruder Weert macht sich in Wiarden selbstständig, kehrt aber 1913 nach Hooksiel zurück, wo es danach einige Jahre zwei Ulfers-Bäckereien gibt. Weerts Sohn Johann übernimmt schon mit 16 Jahren phasenweise den Betrieb. Notgedrungen. Sein Vater kämpft als Soldat im Ersten Weltkrieg. Seine Brüder Bernhard und Karl gehen nach Schortens und eröffnen dort eine eigene Ulfers-Bäckerei.

Weert Ulfers setzt auf moderne Technik. Er baut 1928 in Hooksiel den ersten Dampfbackofen und kauft eine Knetmaschine, die damals noch von einem Pferd angetrieben wurde. 1951 löst ein Dreirad-Lkw Pferd und Wagen als Ausliefergefährt ab. Nach dem Tod von Weert (1966) übernehmen Johann und dessen Sohn Werner Ulfers den Betrieb. 1974, wenige Monate nach dem Tod von Johann Ulfers, zieht Werner Ulfers mit dem Geschäft vom Alten Hafen in die Lange Straße, wo 1980 auch die Bäckerei neu gebaut wird.

Ulfers Geschäftsführer
Die Geschäftsführung der Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden: (von links) Thomas und Britta Ulfers und Jörn Ulfers. Foto: hol

1981 beginnt Thomas Ulfers, der heutige Geschäftsführer, seine Konditorlehre. 1991 hat er heute 59-Jährige seine Meisterprüfung absolviert. Zusammen mit seiner Frau Britta übernimmt er 1992 den Betrieb, der modernisiert und erweitert wird. Unter anderm um eine Ferien-Filiale am Middeldiek in Hooksiel. 2002 dann die Übernahme der Traditionsbäckerei Eden. 

2006, damals aus Hooksieler Sicht eher eine Randnotiz, startet Jörg Ulfers, Sprössling des Schortenser Ulfers-Zweiges, seine Bäckerlaufbahn. Heute steht der junge Mann nach Auslandserfahrung in Österreich, mehren Berufsjahren, Meisterschule und betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung für die Zukunft des Unternehmens. 

Nachfolger aufgebaut

„Wir haben unsere Kinder zu ihren Zukunftsplänen gefragt“, sagten Britta und Thomas Ulfers im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Weder Tochter noch Sohn sahen ihre Zukunft im Bäckerhandwerk. Also fiel der Blick auf Jörn, der ab 2015 systematisch zur Führungskraft aufgebaut wurde und seit 2021 Mitgeschäftsführer ist.

Seit 2004 wird in dem Unternehmen nur noch in Jever gebacken, wenn man von den kleinen Backöfen in den jeweiligen Filialen absieht. Eine weitere wegweisende Entscheidung, die damals in Hooksiel von vielen Stammkunden mit einem Kopfschütten zur Kenntnis genommen wurden: Britta und Thomas Ulfers eröffnen 2010 am Verkehrskreisel ein neues Geschäft und schließen dafür die Hauptstelle im Ortskern. 

Die Filiale neben der Tankstelle, quasi am Einfallstor der Wangerland-Urlauber, ist heute die erfolgreichste im ganzen Unternehmen. Entsprechend schmerzhaft sind die Umsatzeinbußen der vergangen Wochen als Folge des Umbaus der benachbarten Tankstelle. Der Standort steht für einen grundsätzlichen Wandel im Bäckerei-Geschäft. Wurden früher fast nur Brot, Brötchen und Kuchen verkauft, sind heute Bäckerei-Filialen eher Cafés und Restaurants, kleine Wohlfühl-Oasen für die Pause zwischendurch. „Wenn mir vor 30 Jahren jemand erzählt hätte, dass wir Frühstück und Rührei verkaufen, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt“, sagt Britta Ulfers.

historisches Bild Ulfers
Der erste Lieferwagen der Bäckerei Ulfers war ein Dreirad-LKW der Marke „Goliath“. Am Steuer Werner Ulfers Foto: Ulfers

Auf den richtigen Trend hat die Familie Ulfers auch in Sachen Qualität gesetzt. Anders als andere Bäckereien ist man vor Jahrzehnten nicht den Verlockungen der Industrie erlegen, voll und ganz auf Fertig-Backmischungen zu setzen. „Der eigene Sauerteig und eigene Rezepte machen den Unterschied“, sagt Thomas Ulfers. 

Gerade das Ulfers-Schwarzbrot ist weit über die Grenzen der Region hinaus beliebt. Bei Urlauber, aber auch bei Kunden in der weiteren Region. Kürzlich hat der Ulfers-Chef persönlich einige Pakete Schwarzbrot nach Oldenburg geliefert. Die Kunden, eine Frau um die 80. Sie kauft seit 40 Jahren ihr Schwarzbrot in Hooksiel. Früher auf dem Weg zum Campingplatz, heute überwiegend für den Verzehr zu Hause. 60 Kilometer zum Lieblings-Schwarzbrot – das kann man wohl mit Recht Markenbindung nennen. Thomas Ulfers bleibt dennoch bescheiden. „Es gibt auch andere gute Bäcker. Aber gerade Schwarzbrot ist reine Geschmacksache.“

Modernisierung geht weiter

Da Ulfers-Trio hat sich auch für die Zeit nach dem Jubiläums-Festakt einiges vorgenommen. Im nächsten Monat steht eine Großinvestition auf dem Plan: In Jever wird eine hochmoderne Brötchenanlage für Schnitt- und Kaiserbrötchen installiert. Darüber hinaus soll die Filiale in der Goldstraße in Horumersiel von Grund auf renoviert und modernisiert werden. Eine weitere Aufgabe: Die Filiale am Hooksieler Kreisel muss wieder Fahrt aufnehmen. Was aber auch geschehen wird, da sind sich Britta, Thomas und Jörn Ulfers einig. „Irgendwann wird die neue Tankstelle ja fertig sein.“

Jensen: Ausweitung der Lkw-Maut gefährdet ganze Transportbranche

Friesland/Wangerland (27. 12. 2023) – Die Transportbranche sorgt für volle Regale in den Supermärkten, Treibstoff an den Tankstellen und für reibungslose Produktionsabläufe. Gerade Niedersachsen ist eine Logistikdrehscheibe. „Daher ist es ein großes Problem, dass diese Branche immer stärker unter finanziellen Druck gerät“, sagt die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland). 

„Ausländische Transportunternehmen erzeugen Kostendruck, denn sie profitieren von geringeren Fahrzeugkosten beim Kauf, geringeren Fahrzeugsteuern, günstigerem Kraftstoff, geringeren Personalkosten und geringeren Sozialabgaben“, sagt Florian Knieper von Knieper Transporte aus Zetel. „Wir müssen dagegen als Transportunternehmer immer mehr für neue Fahrzeuge und Personal ausgeben.“ Dennoch hält Knieper die Löhne im Transportgewerbe in Deutschland für „viel zu niedrig“. Um Personal zu halten seien höhere Löhne, eine viereinhalb Tage Woche und neue Fahrzeuge nötig. „Wir brauchen alles, was an Marge drin ist, um das Rad am Laufen zu halten. Und es fehlt der Nachwuchs“, so Knieper. 

Jenseiepern und Kn

„Bei dieser ohnehin angespannten Wirtschaftslage treffen die Beschlüsse des Bundes zur CO2-abhängigen Lkw-Maut unsere heimischen Transportunternehmen hart“, sagt Jensen (im Foto mit Florian Knieper). . Die CDU habe deshalb im niedersächsischen Landtag die Landesregierung aufgefordert, sich beim Bund für eine Überarbeitung der erst am 25. November in Kraft getretenen mautrechtlichen Vorschriften einzusetzen. 

Der Bund hatte beschlossen, dass die Lkw-Maut für die Benutzung von Bundesfernstraßen ab dem 1. Dezember 2023 um eine CO2-Komponente erweitert und ab dem 1. Juli 2024 auch auf Lastkraftwagen mit mehr als 3,5 Tonnen bis 7,5 Tonnen ausgeweitet werden soll. „Damit steigt der Kostendruck noch weiter“, sagt Jensen. „Die Transportunternehmen können nicht alle Mautkosten weitergeben, alleine die Leerfahrten von einer Entladestelle zu einer Ladestelle bewirken enorme Mehrkosten die beim Transportunternehmer bleiben.“ 

Die CO2-abhängige Lkw-Maut soll zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen im Verkehr und zur Erreichung des Klimaschutzziels beitragen. Ein Umstieg auf einen Elektro-Lkw gestaltet sich laut Knieper aber als wenig praktikabel: Die Reichweite der E-Lkw sei derzeit noch unbefriedigend und die passende Lade-Infrastruktur sei nicht vorhanden.

Auch wirtschaftlich sei die Anschaffung eines E-Lkw nicht darstellbar. Knieper: „Ein E-LKW (Sattelzugmaschine) kostet bei einem namenhaften schwedischen Hersteller 400 000 Euro, ein Lkw mit Dieselmotor dagegen 120 000 Euro. Das sind Mehrkosten von 280 000 Euro pro Fahrzeug.“ Förderung für emissionsfreie Nutzfahrzeuge gebe es nicht mehr. Aber die Branche sollen zudem die extremen Mehrkosten durch die Maut stemmen, klagt Knieper. „Ich kenne keinen Transportunternehmer, der vor diesem Hintergrund nicht daran denkt, seinen Fuhrpark zu verkleinern oder gleich ganz den Betrieb zu schließen.“ 

Ohne Brückenstrompreis drohen bei Vynova bald die Lichter auszugehen

Vynova Demo
Viele Mitarbeiter des Vynova-Werkes in Wilhelmshaven machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Die schlechte Konjunktur und die hohen Strompreise belasteten das Unternehmen. Fotos: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (2. 11. 2023) – Die hohen Energiepreise in Deutschland gefährden Tausende Arbeitsplätze und etliche Unternehmens-Standorte der chemischen Industrie. Allein im Wilhelmshavener Vynova-Werk, direkt hinter der Ortsgrenze von Hooksiel, seien 388 Arbeitsplätze von direkten Mitarbeitern sowie 200 weitere bei am Standort tätigen Fremdfirmen und Lieferanten in Gefahr, sagte Betriebsratsvorsitzender Volker Neumann, heute auf einer Demonstration auf dem Werksgelände.

Zu der Protestaktion hatten Arbeitgeber Vynova, der Betriebsrat und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) gemeinsam aufgerufen. Sie wollten damit Druck machen für die Einführung eines „Brückenstrompreises“. Die befristete Subvention solle den Strompreis „auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau“ drücken, sagte der Standortleiter von Vynova Wilhelmshaven, Dr. Benno Krüger

Aktuell produziere ein Partnerwerk in Frankreich Kunststoffprodukte fast 50 Prozent günstiger. „Das ist bereits innerhalb des europäischen Marktes ein erheblicher Nachteil“, so Krüger. „Wir wollen nicht zur Pharmaindustrie 2.0 werden.“ Viele Pharma-Hersteller sind mit Blick auf die hohen Energiekosten ins Ausland abgewandter, zum Beispiel in die USA. Die zeitlich befristete Absenkung des Strompreises solle den energieintensiven Industriebetrieben Zeit für die Transformation in die Energieversorgung der Zukunft geben. „Sonst gehen hier am Standort bald die Lichter aus“, mahnte Krüg

Vynova Demo Sarg
Ohne „Brückenstrompreis“ muss die energieintensive Industrie in Deutschland möglicherweise bald beerdigt werden. Symbolisch packten Vynova-Standortleiter Dr. Benno Krüger und Betriebsratsvorsitzender Volker Neumann schon einmal vor laufenden Kameras gemeinsam den Spaten dafür an.

Die chemische Industrie verlange keine Dauersubventionen. „Der Brückenstrompreis muss befristet sein, bis es in Deutschland genügend erneuerbare Energie zu konkurrenzfähigen Preisen gibt“, forderte Betriebsrat Neumann bei strömendem Regen vor etlichen seiner Kolleginnen und Kollegen. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagte das IGBCE-Mitglied – und meinte damit nicht das Wetter. 

Unterstützt wurde die Aktion von der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland). Wie war als einzige Politikerin der Einladung von Vynova zu der Kundgebung gefolgt. Nach Ansicht der CDU-Politikerin gehöre neben dem Strompreis auch das Steuerrecht auf den Prüfstand, um den Industriestandort Deutschland abzusichern.

Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, begruben die Protestierenden einen Sarg auf dem Betriebsgelände – als Symbol für den drohenden Untergang der chemischen Industrie in Deutschland.

Nach 40 Jahren ist Bank in Hooksiel immer noch ihre große Leidenschaft

Insa Fähnders
Seit 40 Jahren eine Kostante in der Volksbank-Filiale in Hooksiel: Insa Fähnders. Foto: hol

Hooksiel (8. 10. 2023) – Kontinuität hat einen Namen. Kompetent, vertrauenserweckend und nett – so empfängt Servicekraft Insa Fähnders die Kunden der Volksbank Jever in Hooksiel – und das seit 40 Jahren. Da wundert es nicht, dass die 62-Jährige über einen Termin für den Eintritt in den Ruhestand noch nicht einmal nachgedacht haben will. „Meine Arbeit macht mir immer noch sehr viel Spaß.“

40-jährige Arbeitsjubiläen gibt immer wieder einmal. Aber dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter vier Jahrzehnte lang in der selben Filiale eines Geldinstituts arbeitet und dann das Jubiläum noch mitten in einen Monat fällt – das dürfte absoluten Seltenheitswert haben. 

Insa Fähnders, geborene Jürgens, ist in der Nähe von Waddewarden aufgewachsen. Dort gab es damals noch eine kleines, von Werner Resche geleitete Volksbank-Filiale. „Ich wusste schon als Mädchen: Ich will zur Bank“, erinnert sich die Jubilarin, die gezielt auf ihre berufliche Karriere hinarbeitete. 

Mitten im Abitur zur Bank

Auf Wunsch der Eltern ging es nach der Schulzeit erst zur Hauswirtschaftsschule, danach zur Höheren Handelsschule und zum Hauswirtschafts-Gymnasium in Jever. Schon damals stellte die Volksbank nur Ausbildende mit Abitur ein. Bis zur offiziellen Übergabe des Zeugnisses wollte der Leiter der Volksbank-Filiale Hooksiel, Hergen Lampe, aber nicht warten. Er stellte seine neue Kraft bereis am 8. Juni 1982 ein – zwischen schriftlicher und mündlicher Abi-Prüfung.

Nach der dreijährigen Ausbildung wurde die inzwischen mit ihrem Mann in Hooksiel wohnende Bankkauffrau für die Filiale Hooksiel mit damals acht Mitarbeitern übernommen. „Eine Trennung zwischen Service und Beratung gab es damals noch nicht“, erinnert sich Insa Fähnders. Sie stand neben ihrem Chef Hergen Lampe am Banktresen. Hatte ein Kunde Beratungsbedarf, ging man mit ihm ins Besprechungszimmer. 

Ohnehin war die Banken-Welt von damals noch ganz anders: Bargeld wurde von Mitarbeitern am Schalter ausgezahlt, die Kunden reichten in hoher Zahl Schecks ein, Geschäftsleute arbeiteten noch mit Wechseln. 

Kontoauszüge per Hand sortieren

Eine Tätigkeit, die nicht nur bei Insa Fähnders wenig beliebt gewesen sein dürfte: Regelmäßig mussten die Kontoauszüge per Hand in die Fächer der Kunden einsortiert werden. Damit durch das Aufstützen der Ellenbogen die Jacken und Hemden nicht litten, habe sie sich dabei Stulpen über die Arme gezogen. Beim Sortieren war dann höchste Konzentration geboten. „Es war äußerst unangenehm, wenn ein Auszug in ein falsches Fach gelangte – was natürlich mal vorkam.“ 

Zu den positiven Erinnerungen aus dieser Zeit gehören die Einsätze im Immobilienbereich. „Ich habe sogar mal ein Haus verkauft“, schmunzelt die Hooksielerin. Aber gerade auch das Vermietungs-Geschäft sei sehr spannend gewesen.

Auf keinen Fall nach Jever

In den 1990-Jahren bekamen Insa und ihr Mann Ulrich Fähnders zwei Söhne. Die junge Mutter ging zunächst ein und beim zweiten Kind drei Jahre in Elternzeit. Als sie sich bei der Bank danach als Teilzeitkraft zurückmeldete, sollte sie als Assistenz im Firmenkundenbereich eingesetzt werden. Ein guter Job, aber mit einem Schreibtisch in Jever. „Das wollte ich auf keinen Fall. Ich habe gekündigt – mit dem Hinweis, dass ich gern wieder zurückkomme, wenn in Hooksiel wieder etwas frei wird.“

Zwei Jahre lang arbeitete sie als Bürokraft in der Zimmerei von Frank Langenhorst, dann war es soweit. Insa Fähnders kehrte im Jahr 2000 zur Volksbank zurück – als Teilzeitkraft im Service der Filiale in Hooksiel, aber mit voller Kraft für die Volksbank. In mehreren Vereinen im Ort übernahm sie Aufgaben im Vorstand. Noch heute kümmert sie sich um die Finanzen im Seebadeverein. 

Enger Kontakt zu den Vereinen

Bis zum vergangenen Jahr war sie für die Kassen- und Parkplatzorganisation beim Hooksieler Rennvereins verantwortlich, was zumindest an den Renntagen ein aufreibender Job war. Personal suchen, die Kassen mit Prospekten, Eintrittskarten und Wechselgeld bestücken, das Eintrittsgeld einsammeln, abrechnen und bei der Bank einzahlen. „Um 13 Uhr Beginn, gegen 23 Uhr Feierabend, das ist mir auf Dauer einfach zu viel geworden“, sagt Insa Fähnders, die aber natürlich gerade für die Vereine im Ort weiterhin erste Ansprechpartnerin ist.

Der digitale Wandel hat die Abläufe in Geldinstituten gewaltig verändert. Bargeld gibt es fast nur noch am Automaten, viele Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte online von Zuhause aus. Filialen werden geschlossen, die Öffnungszeiten reduziert. In Hooksiel hat die Volksbank den Servicebereich nur noch vormittags geöffnet. Nachmittags gibt es weiterhin Beratungsgespräche etwa über Altersvorsorge, Anlagemöglichkeiten oder Baufinanzierungen.

Viele Kontonummern im Kopf

Aus Insa Fähnders Sicht hat das auch Vorteile. Die Berater könnten sich in persönlichen Gesprächen intensiver um die Kunden kümmern. Und sie als 20-Stunden-Kraft sei am Schalter nahezu immer anzutreffen. „Ich kenne viele Kunden mit Namen, von vielen weiß ich auch die Kontonummer.“ Der Vorteil: Die bei Unbekannten erforderliche Identifizierung des Kunden samt Unterschrift-Abgleich entfällt. Trotzt aller Online-Angebote bleibe im Service – auch aufgrund der reduzierten Öffnungszeiten – genug zu tun. Hinzu komme, dass in Hooksiel viele Urlauber die Bank nutzen, für Geld-, aber auch für Immobilienangelegenheiten. 

Die Dame aus dem Altenheim kommt mit dem Geldautomaten nicht klar. Sie braucht Hilfe. Ein Kunde meldet einen größeren Bargeldbedarf für Ende der Woche an, ein anderer möchte 12.000 Euro ausgezahlt bekommen. Dafür gehen Kunde und Bank-Mitarbeiterin in einen Nebenraum mit einer eigenen Sicherheits-Geldschleuse. 

Klärende Gespräche im Hinterzimmer

Ein Rentner hätte gern einen Termin für eine Beratung. Der „Rollenautomat“ muss aufgefüllt werden, damit Geschäftsleute Kleingeld-Rollen abholden können. „Was ist das für eine komische Abbuchung auf meinem Konto?“ will ein Stammkunde wissen. Leichte Fragen werden im Servicebereich geklärt. „Bei echtem Beratungs- oder Klärungsbedarf unterstützen uns die Berater und übernehmen“, schildert Insa Fähnders. „Im vertraulichen Gespräch im Büro kann man viel besser auf Detailfragen eingehen oder Ärger aus der Welt schaffen.“ 

40 Jahre bei einer Bank. Insa Fähnders hat zwei Umzüge der Filiale mitgemacht, etliche Filialleiter kommen und gehen gesehen. Für viele von denen war Hooksiel ein berufliches Sprungbrett für Führungsaufgaben. Aber auch sie selbst sei innerhalb der Bank herumgekommen, schildert Insa Fähnders, und verweist auf das Projekt „Job Rotation“, bei dem Mitarbeiter für etwa eine Woche den Arbeitsplatz wechseln: „Neustadtgödens, Roffhausen, Jever, Hohenkirchen, Wilhelmshaven. Ich habe überall etwas dazugelernt.“ Und noch ein erfreulicher Punkt in der Bilanz: Einen Banküberfall gab es in den vier Jahrzehnten in Hooksiel nicht.

Zu einer guten Behandlung gehört das Gespräch mit dem Patienten

Praxis Schäfermeier
Barbara Schäfermeier geht in den Ruhestand. Ihre Physiotherapiepraxis bleibt Hooksiel erhalten. Andreas Blossei übernimmt. Foto: hol

Hooksiel (29. 9. 2023) – Die Praxis für Physiotherapie im Gesundheits- und Dienstleistungszentrum am Berghamm 1 bleibt Hooksiel erhalten. Inhaberin Barbara Schäfermeier, die Ende Oktober in Ruhestand geht, übergibt die Räume samt Einrichtung an den Physiotherapeuten Andreas Blossei. Für Sonntag, 1. Oktober, laden beide zu einem Tag der offenen Tür ein. Patienten und andere Hooksieler haben von 11 bis 17 Uhr Gelegenheit, den Neuen kennenzulernen und sich von der bisherigen Inhaberin zu verabschieden.

Barbara Schäfermeier, die zuvor in einer Praxis in Horumersiel angestellt war, hat sich im Herbst 2016 selbstständig gemacht. Zusammen mit ihrer halbtags tätigen Mitarbeiterin Britta Keithahn bietet sie aktuell bis zu 140 30-Minuten-Behandlungen in der Woche an: von der klassischen Krankengymnastik über Fußreflexzonen-Massage, Schlickpackungen und Beckenbodentraining bis zur Atem- und Kältetherapie. „Das Spektrum ist sehr vielfältig, genau so wie die Menschen, die zu uns kommen.“

Wichtig ist und war Barbara Schäfermeier neben der Therapie immer der Austausch mit den Patienten. „Wie geht es ihnen? Wie ist ihnen die letzte Anwendung bekommen?“ Aus ihrer Sicht ist das kurze Gespräch ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Behandlung von Körper und Geist. Nicht nur in diesem Punkt sieht sie sich mit Andreas Blossei auf derselben Wellenlänge. 

Blossei (55) kam 2006 aus Nordrhein-Westfalen nach Wilhelmshaven, wo er zunächst in verschiedenen Praxen und in der Reha-Klinik arbeitete. Seit 2016 war er im Klinikum Wilhelmshaven in der Neuro-Rehabilitation eingesetzt. Der Schwerpunkt hier: Die physiotherapeutische Behandlung von Parkinson-, MS- und Schlaganfall-Patienten. 

Angesichts der faktischen Aufnahmestopps in vielen Praxen in der Region wertet es Barbara Schäfermeister als Glücksfall für Hooksiel, dass sie ihre Patienten in erfahrene Hände geben kann. „Ohne Nachfolge hätte ich sicher noch ein Jahr weiter gemacht“, sagt die Physiotherapeutin. „Eine Versorgungslücke wollte ich Hooksiel nicht antun.“

Mit Barbara Schäfermeier geht ihr Mann Dieter in Ruhestand, der in der Praxis für Organisation, Planung und Buchführung verantwortlich war. Britta Keithahn wird von Andreas Blossei übernommen. Eine neue Büro- und Organisations-Kraft wird noch gesucht. 

Netto sucht Grundstück in Hooksiel

Neto-Laden
Der Discounter Netto würde gern eine Filiale in Hooksiel eröffnen. Die entsprechenden Gespräche mit der Gemeinde Wangerland laufen. Foto: hol

Hooksiel (24. 7. 2023) – Der Lebensmittelkonzern Netto Marken-Discount hat ein Auge auf Hooksiel geworfen. Auf Anfrage von „Hooksiel-life“ bestätigte eine Sprecherin des im bayrischen Maxhütte-Haidhof ansässigen Unternehmens, das Interesse an einem Standort in dem Sielort.

„Wir können grundsätzlich bestätigen, dass Netto Marken-Discount an der Eröffnung einer Filiale am Standort Hooksiel interessiert ist“, teilt Christina Stylianou als Leiterin der Unternehmens-Kommunikation mit. Aufgrund des frühen Planungsstatus könne man derzeit aber noch keine weiteren Informationen zu möglichen Aktivitäten in Hooksiel preisgeben.

Peter Podein, Allgemeiner Vertreter von Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak, bestätigte auf Nachfrage von „Hooksiel-life“, dass die Interessenbekundung bereits im Rathaus bereits seit einigen Monaten bekannt sei. Man sei mit Netto in Gesprächen über die Vorstellungen des Unternehmens und über mögliche Grundstücke. Vor einer Entscheidung werde man sich aber als Gemeinde mit dem Landkreis Friesland abstimmen, das Einzelhandelskonzept sowie den Gemeinde-Entwicklungsplan (GEP) ansehen. Auf einen Zeitpunkt eine Entscheidung wollte Podein sich nicht festlegen. „Aber ich habe den Eindruck, dass Netto zeitnah agieren möchte.“

Der Discounter Netto gehört zum Lebensmittel-Einzelhandelskonzern Edeka. Bis vor wenigen Wochen betrieb das Unternehmen eine Filiale in Hohenkirchen, die geschlossen wurde, weil der Mietvertrag für die Immobilie ausgelaufen war. Im dortigen Gewerbegebiet soll jetzt – in Ergänzung zu den Discountern Lidl und Aldi – ein Edeka-Markt gebaut werden soll. 

In Hooksiel, dem größten Ort in der Gemeinde Wangerland, gibt es aktuell neben einem Kiosk im Ortszentrum lediglich einen Edeka-Verbrauchermarkt an der Bäderstraße. Gutachter hatten zuletzt im Gemeinde-Entwicklungskonzept festgestellt, dass Hooksiel zumindest während der Urlaubersaison im Sommer unterversorgt ist. 

Jungkoch sucht seinen Platz neben dem Poissonier und dem Grillardin

Sven Klostermann
Küchenchef Sven Klostermann (links) ist stolz auf seinen ehemaligen Auszubildenden: Patrick Willms hat die Prüfung zum Koch bestanden. Foto: hol

Hooksiel (13. 7. 2023) – Ein guter Koch muss immer auf dem Posten sein. Und Patrick Willms will ein guter Koch werden. Der 24-Jährig hat zwar bereits seine Abschlussprüfung bestanden. „Aber jetzt fängt das Lernen eigentlich erst richtig an.“

Patrick Willms gehört zum Küchenteam der Gaststätte „Zum schwarzen Bären“ in Hooksiel. Die Küche ist anspruchsvoll, die Menükarte vielfältig. Eine der wichtigsten Herausforderungen: Jeder Koch muss die Zutaten und Beilagen zu den jeweiligen Gerichten in sich aufgesogen haben und auswendig kennen. Denn viel Zeit zum Nachschlagen bleibt in der Hauptsaison nicht.

Nach der Bestellung muss alles wie am Schnürchen laufen

Geht die Bestellung von Gästen über den Service in der Küche ein, muss alles wie am Schnürchen laufen. Jeder Koch muss automatisch wissen, was die Bestellung für ihn bedeutet. Der Poissonier greift zum entsprechenden Fisch, der Grillardin legt das Fleisch zurecht. Der Gardemanger kümmert sich um die kalten Zutaten wie Vorspeisen oder Salate, der Entremettier um die Beilagen wie etwa das Gemüse, der Saucier um die Soßen, der Patissier um die Nachspeisen.

Auch wenn im „Schwarzen Bären“ ein Koch schon mal zwei der klassische Küchen-Posten zugleich abdeckt, muss jeder in der Küche alle Posten beherrschen, sagt Sven Klostermann (49), Chef des Hauses und selbst gelernter Koch und Hotelfachmann. Klostermann kehrte vor 22 Jahren nach seiner Ausbildung im „Upstalsboom“ (Koch) in Schillig und im Parkhotel Bremen (Hotelfachmann) sowie einigen Gesellenjahren in Bremen sowie im „Holiday Inn“ in Hannover sowie im „Aldiana Club“ in Side (Türkei) in den elterlichen Betrieb in Hooksiel zurück.

„Eigentlich wollte ich nach beiden Ausbildungen nicht wieder als Koch arbeiten. Aber bis heute stehe ich jeden Tag in der Küche – und es macht riesigen Spaß.“ Klostermann ist zugleich Küchenleiter und Springer, bildet aus, stellt die Dienstpläne auf und übernimmt den Wareneinkauf – auf Anforderung der Küche und mit der nötigen Erfahrung. „Die Köche müssen denBedarf für ihren Posten aber auch im Blick haben.“

So weit ist Patrick Willms noch nicht. Nach seiner Schulzeit besuchte der Wittmunder zunächst die Berufsschule, von wo aus er zur Einstiegsqualifizierung zum „Schwarzen Bären“ ging – ein Probejahr für unschlüssige junge Menschen, das von der Arbeitsagentur unterstützt wird. Es folgte eine dreijährige Ausbildung, mit einem beziehungsweise zwei Berufsschultagen in der Woche.

Köche müssen viel auswendig lernen

Für den angehenden Koch hieß das: lernen, lernen, lernen. „Es schadet nicht, wenn man gut auswendig lernen kann“, sagt Patrick Willms mit Blick auf die Anforderungen in der Prüfung aber auch im Job selbst. Hygienevorschriften, Arbeitssicherheit, Bestandteile von Lebensmitteln sind nur ein Teil der Grundlagen, die im ersten Lehrjahr gelegt werden. Es folgen die Geheimnisse der Zubereitung etwa von Soßen, Desserts, Salaten, Nachspeisen und vieler kleinerer Gerichte. Im dritten Lehrjahr dann die Kunst der Zubereitung unter anderem von Fleisch und Fisch.

Der Prüfung hat der Hooksieler Koch sich mit dreierlei Matjes-Variationen als Vorspeise, Tafelspitz mit aufgeschlagener Buttersoße und diversen Beilagen und einem Kaffee-Schokoladenmousse mit Biskuitgebäck als Nachspeise gestellt. Neben der Zubereitung gehört ein gastronomisches Fachgespräch über das Menü ebenso zur Prüfung wie die genaue Warenanforderung – und die Beratung eines Gastes für die passenden Getränke zum Menü.

Leidenschaft für Vorspeisen, Desserts und Eintopf

Das ganze Pauken zur Vorbereitung hat sich für Patrick Willms gelohnt. Er hat bestanden, sein Betrieb will ihn übernehmen und er kann weiter als Koch in der Region arbeiten. „Der Beruf ist zwar manchmal auch stressig, aber er macht unheimlich viel Spaß“, sagt der junge Mann im Gespräch mit „Hooksiel-Life“, der am liebsten Vorspeisen und Desserts zubereitet. Die Arbeit an Wochenenden sieht er dabei eher als Bereicherung an. „Es ist auch schön, wenn man dafür unter der Woche frei hat, wenn die Geschäfte geöffnet haben.“

Und was ist die größte Herausforderung in dem Koch-Beruf für ihn? „Dass man alles zugleich im Blick haben muss: Hier liegt das Fleisch auf dem Grill, da muss die Soße gerührt und das Gemüse aus dem Garer genommen werden. Am Ende sollen ja alle Gäste an einem Tisch ihr Essen zeitgleich bekommen“, sagt Patrick Willms. Eine Fähigkeit, die mit zunehmender Routine wächst. Und was ist das eigene Lieblingsgericht? „Unser Personalgericht: Eintopf.

Wer Patrick Willms einmal live kochen sehen möchte, hat dazu unter anderem beim Schollenbraten am Hooksieler Strand am Dienstag, 8. August, Gelegenheit. Und wie kommt man an den Personoal-Eintopf? Eine Möglichkeit: Eine Bewerbung für eine Ausbildung in Gastronomie oder Küche an den „Schwarzen Bären“ schicken.

Individuelle Möbel per Container aus dem Wangerland nach Amerika

Tischler Jörg Rehmet
In der Werkstatt schneidet Tischlermeister Jörg Rehmet die Hölzer passgenau zu. Foto: hol

Hooksiel/Hohenkirchen (30. 6. 2023) – 30 Jahre lange von Hooksiel nach Hohenkirchen, tagein, tagaus, hin und zurück … Auch wenn sein Unternehmen sich in den zurückliegenden drei Jahrzehnten sehr gut entwickelt hat, ist Tischlermeister Jörg Rehmet (54) noch heute etwas enttäuscht, über die Auskunft, die er Mitte der 1990er Jahre aus dem Rathaus in Hohenkirchen bekommen hat. 

„Ein Gewerbegebiet in Hooksiel? Das dauert noch …“ hatte es damals geheißen. „Aber im Gewerbegebiet in Hohenkirchen ist noch ein Grundstück frei. Ein einziges.“ Jörg Rehmet, der seinen 1993 gegründeten Betrieb bis dahin beengt in einer Werkstatt an seinem Eigenheim an der Blumestraße in Hooksiel betrieb, griff zu. Der Umzug in die geräumige Werkstatt samt Fensterlager und Bürokomplex erfolgte 1997. Wenige Monate später wurde das Gewerbegebiet in Hooksiel erschlossen.

Jörg Rehmet ist bis heute überzeugt davon, dass Hooksiel der bessere Standort für seinen Betrieb gewesen wäre. Nicht nur wegen der Fahrerei, die seine Frau Anja, die seit 2002 die Büroarbeit der Tischlerei abdeckt, und er täglich auf sich nehmen. „Hohenkirchen hat so gut wie keine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr“, sagt Rehmet. Eigentlich führen nur Schulbusse in den zentralen Ort der Gemeinde Wangerland. Selbst der geplante „Bürgerbus“ werde keine Verbindung zwischen Hooksiel und Hohenkirchen schaffen. „Wer bei uns arbeiten will, muss schon direkt vor Ort wohnen.Wer nicht mobil ist, der ist verloren.“ 

Corona und Energiekrise steuern die Nachfrage

Der Einbau von individuell angepassten und gestalteten Möbeln gehört zu den Kerngeschäften der Tischlerei. Begehbare Kleiderschränke, Schränke unter Dachschrägen und Treppen, Bürogestaltungen, Badmöbel und so weiter. Hinzu kommen der Einbau von Fenstern, Türen und Treppen, Reparaturen aller Art, die Installation von mechanischer Schließtechnik und – gerade während der Corona-Pandemie eine stark nachgefragte Dienstleistung – der Bau von Terrassen-Überdachungen. „Im Moment stehen Energiethemen hoch im Kurs“, sagt Anja Rehmet. „Da rücken bei vielen Menschen die Fenster in den Fokus. Aber es gibt da so Wellen. Nach einer Einbruchsserie wollen auf einmal alle sichere Fenster- und Türschlösser haben.“ 

Die meisten Kunden der Tischlerei kommen aus dem nördlichen Jeverland, aus Wittmund und Wilhelmshaven. Aber es gibt auch Stammkunden, die sich zum Beispiel in Hohenkirchen gefertigte Möbel nachschicken lassen. „In einem Fall sind Einbauschränke von uns sogar per Container nach Amerika gegangen“, schildert Anja Rehmet. „Aber das sind natürlich Ausnahmen.“

Aktuell beschäftigt die Tischlerei Rehmet neben dem Chef drei Mitarbeiter sowie Anja Rehmet als Bürokauffrau mit Ausbilderschein. Für August ist die Einstellung eines weiteren Mitarbeiters geplant. Offizieller Gründungstag des Betriebes ist der 3. Juli 1993. Als kleines Dankeschön für die Mitarbeiter wird dieser runde Geburtstag mit einem Tagesausflug mit Paddel-Tour auf dem Ems-Jade-Kanal und anschließender Betriebsfeier begangen. 

Anja und Jörg Rehmet
Aörg Rehmet freuen sich über das 30-jährige Bestehen ihres Unternehmens. Foto: hol

Was Anja und Jörg Rehmet dabei ein wenig schmerzt: Eine Auszubildende oder ein Auszubildender wird nicht zur Runde gehören. Nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Anläufe gescheitert sind, vielversprechende junge Leute nach dem Beginn der Lehre dauerhaft für den Beruf zu begeistern, sind Rehmets vom Thema „Ausbildung“ erst einmal abgerückt.

„Ja, Tischler ist ein auch körperlich anstrengender Beruf“, sagt Jörg Rehmet. „Viele Jugendliche wollen heute lieber den Entwurf für Möbel zeichnen als sie selbst zu bauen.“ Das schlechte Image der Hand-Arbeit dürfte neben der schlechten Erreichbarkeit des Betriebes ein Hauptgrund für die schlechte Bewerberlage sein. 

Vom Lehrling in Berlin zum Meister in Hooksiel

Für Jörg Rehmet ist das nur schwer zu verstehen. Für ih war nach dem Schulabschluss in Hohenkirchen immer klar, dass er etwas Handwerkliches machen wollte. Schon als Jugendlicher liebt er es, Trecker zu fahren auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Hooksiel bei der Ernte zu helfen. Sein Vater war Handwerker im Heizungs- und Sanitärbereich. Beste Voraussetzungen also für die eigene Lehre. Nur: Lehrstellen gab es Mitte der 1980er Jahre so gut wie keine. 

Selbst dadurch ließ sich Jörg Rehmet nicht von seinem Weg abbringen. Er ging nach Berlin und absolvierte seine Tischlerlehre in der überbetrieblichen Ausbildungseinrichtung in der Zitadelle Spandau, in der angehende Handwerker verschiedener Berufe ganze Häuser bauten. Nach drei Gesellenjahre in Berlin absolvierte der Hooksieler die Meisterschule in Hildesheim und qualifizierte sich zusätzlich in Oldenburg zum „Betriebswirt des Handwerks“. Damit waren die Grundlagen für die Selbstständigkeit gelegt. Eine Entscheidung, die Jörg Rehmet bis heute nicht bereut hat. „Das Handwerk hat goldenen Boden – das gilt heute vermutlich so sehr wie selten zuvor.“

Fußballstar Ailton vergleicht den Strand von Hooksiel mit der Copacabana

Ailton in Hooksiel
Dieter Luikenga (rechts) stellte Ailton heute den Campingplatz in Hooksiel vor. Foto: privat

Hooksiel (4. 5. 2023) – Prominenter Besuch auf dem Campingplatz Hooksiel. Auf einer kurzen Rundreise durch das Wangerland besuchte der ehemalige Star-Spieler des Fußball-Bundesligisten Ailton heute auch den Hooksieler Hafen, den Strand und den Campingplatz. 

Auf dem Campingplatz ließ sich der Brasilianer von dem Leiter der Einrichtung, Dieter Luikenga, die Arbeit des Campingplatz-Teams der Wangerland Touristik und die Vorzüge eines Urlaubs in Hooksiels erläutern. Begeistert zeigte sich der einstige Bundesliga-Torschützenkönig (2004) vom Strand in Hooksiel: „Wie an der Copacabana“, schwärmte er mit einem breiten Grinsen. Dabei hatte sein Abstecher nach Hooksiel mit Urlaub gar nichts zu tun. Ailton war für Fotoaufnahmen für die Textilkollektion „Jadebusen.com“ von Stephanie Alter vor Ort. 

Ailton spielte als Mittelstürmer von 1998 bis 2004 für die Bremer, mit denen er 2004 auch den Meistertitel holte. Als „Kugelblitz“ eroberte er nicht nur die Herzen der Fußballfans. Er wurde als erster Nichtdeutscher zum Fußballer des Jahres gewählt. Vielen ist Ailton aber auch aus der jüngeren Vergangenheit bekannt. Unter anderem aus Fernsehshows wie dem „Dschungel-Camp“ oder der Tanz-Show „Let’s Dance“.

Warum die Bäckermeister erst wieder lernen mussten, richtig zu backen

Von Gerd Abeldt

Im nächsten Jahr wird die Bäckerei Ulfers 150 Jahre alt. „Hooksiel-life“ sprach mit Geschäftsführer Thomas Ulfers über den Strukturwandel der Branche und die aktuelle Herausforderungen.

Hooksel-life: Herr Ulfers, in jedem Supermarkt gibt es heute große Backshops. Wozu braucht es noch Bäckereien?

Ulfers: Moment, Moment. Man kann die Backwaren in Verbrauchermärkten mit denen aus echten Bäckereien nicht vergleichen. Das eine ist Handwerk, das andere Industrieproduktion …

Thomas Ulfers

Hooksiel-life: Aber in der Produktion von Bäckereinen wird es ja auch längst nicht mehr alles mit der Hand gemacht.

Ulfers: Das ist richtig. Wir habe jede Menge Technik, die uns die Arbeit erleichtert. Aber das eigentliche Know-how liegt bei den Bäckern und Konditoren.

Hooksiel-life: Also ist Bäckerei heute nicht nur Backmischungen von der Industrie kaufen, Wasser dazu, backen und verkaufen?

Ulfers: Nein. Das war vielleicht mal in den 1980er/Anfang der 1990er Jahre so. Damals hat die Industrie versucht, dem Handwerk das Leben so leicht wie möglich zu machen. Sauerteig etwa wurde pulverisiert geliefert. Aber die Betriebe haben schnell gelernt, dass dann auch die Wertschöpfung und ein Stück der Qualität weg sind. Glücklicherweise haben damals die Meisterschulen massiv gegengesteuert. Die Meister mussten teilweise wieder lernen, was „richtig“ backen heißt. Heute haben die Bäckereien in aller Regel wieder ihre eigenen Sauerteige und arbeiten mit langen Teigführungen. Also viel Technik und ganz viel traditionelles Handwerk.

Hooksiel-life: Dennoch hat es eine massive Konzentration im Bäcker-Handwerk gegeben …

Ulfers: Ja, die Zahl der Betriebe ist erheblich geringer geworden. Nicht aber die Zahl der Verkaufsstellen. Aber was noch auffälliger ist: Das Sortiment in den Bäckereien hat sich vollständig verändert …

Hooksiel-life: Wie meinen Sie das?

Ulfers: Um 1900 herum hat eine Bäckerei zu 90 Prozent Brot gebacken. Es ging darum, Hungrige satt zu machen. Noch um 1970 bestand das Sortiment zu 40 Prozent aus Brötchen, 30 Prozent aus Brot und 20 Prozent aus Kuchen. Zehn Prozent des Umsatzes machen die Kaffeedepots aus, in denen – exklusiv – Kaffeebohnen von Tchibo oder von Eduscho verkauft wurden. Bei uns gab es Eduscho.

Hooksiel-life: Und heute?

Ulfers:  Kaffeedepots gibt es nicht mehr. Tchibo und Eduscho werden in jedem Supermarkt verkauft. Die Bäckereien haben dafür attraktive Cafe-Bereiche und schenken selbst Kaffee und Kaffeespezialitäten aus. Frühstück und Snacks bringen bei uns heute rund 19 Prozent des Umsatzes. Wir verarbeiten allein rund vier Tonnen Kaffeebohnen im Jahr. Brötchen machen mit 30 Prozent immer noch den größten Teil des Umsatzes aus. Brot nur noch 12, Kuchen etwa 15 Prozent. Heißgetränke aber 15 Prozent. Hinzu kommt, dass sich die Vielfalt etwa bei Broten und Brötchen enorm erweitert hat. Früher kannte man in deutschen Bäckereien kein Baguette und kein Fladenbrot. Und auch nicht 15 verschiedene Brötchensorten, die zum Großteil auch direkt in den Filialen gebacken werden – und entsprechend frisch und knusprig sind.

Hooksiel-life: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das Bäcker-Handwerk?

Ulfers: Im Moment natürlich in der Kostenentwicklung. Energie und viele Zutaten sind deutlich teurer geworden und wir müssen diese Kosten weitergeben. Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung langsam beruhigt. Aber auch unsere Branche leidet enorm am Fachkräftemangel.

Hooksiel-life: Na ja, der Arbeitstag für eine Bäckerin oder einen Bäcker beginnt nachts um 1.30 Uhr. Das ist nicht jedermanns Sache …

Ulfers: Das stimmt. Aber das ist auch nur ein Teil der Wahrheit. Ein Großteil unserer Mitarbeiter ist ja tagsüber im Verkauf tätig. Auch in der Produktion erlaubt es uns die Technik, immer mehr Arbeitsprozesse von der Nacht in den Tag zu verlagern. Und zu backen ist einen unheimlich kreative und erfüllende Tätigkeit. Man produziert etwas, was wirklich benötig wird. Und wenn man viel Glück hat, dann schmeckt es auch noch.