Nach Sturz mit dem Fahrrad – sieben Brüche, Trauer und große Enttäuschung

Sabrina Stiller an Unfallstelle
Sabrina und ihr Vater Andreas Stiller aus Altengroden begutachten nach zwei Jahren noch einmal die Unfallstelle: Ein Radweg im Wilhelmshavener Stadtpark. Foto: privat

Hooksiel/Wilhelmshaven (5. 7. 2024) – Es sollte eine schöne Sommer-Radtour durch den Wilhelmshavener Stadtpark werden. Was Anja Stiller und ihre Tochter Sabrina dann tatsächlich erlebten, war aus heutiger Sicht ein Horrortripp. Sabrina geriet mit ihrem Rad in eine Sandkuhle, stürzte und brach sich den Tibiakopf am Schienbein unterhalb des rechten Knies. 

Es folgte eine medizinische Tortur mit einer Notoperation des Trümmerbruchs, sechs Folgeoperationen unter Vollnarkose, Korrekturbrüchen und Wundentzündungen. Sabrina war etliche Monate lang an einen Rollstuhl gefesselt. Heute, gut zwei Jahre nach dem tragischen Unfall, kann sie wieder gehen, wenn auch unter Schmerzen. An Laufen ist nicht zu denken. Zudem, so schildert Vater Andreas Stiller, wurde durch den Sturz und die Operationen die Beinachse verschoben. Die Folge: Arthrose. „Ärzte in einer Spezialklinik in Heidelberg haben uns gesagt, dass Sabrina zwingend ein neues Knie benötigt. Die Operation sollten wir aber erst in fünf bis zehn Jahren vornehmen lassen, damit die Frakturen richtig ausgeheilt sind.“

Unfall mit schlimmen Folgen

Der Unfall am 27. August 2022, ein Sonnabend, hat das ohnehin nicht leichte Leben der Familie Stiller zusätzlich belastet. Sabrina, heute 32, ist seit ihrer Geburt körperlich und geistig behindert. Abe trotz des schlimmen Unfalls hat die junge Frau ihren Lebensmut nicht verloren. „Sabrina war so tapfer“, schildert Andreas Stiller. „Geweint hat sie nur unmittelbar beim Sturz – und weil wir dadurch unseren geplanten Urlaub absagen mussten.“ Die Operationen und die zahllosen Physio-Behandlungen im Anschluss habe sie klaglos ertragen. 

Ein wichtiger Therapeut war ihr Pferd. Sabrina reitet von Kindesbeinen an beim Reit- und Fahrverein (RuF) Hooksiel. „Sobald sie im Rollstuhl sitzen konnte, mussten wir mit ihr zum Stall in Oesterdieken fahren“, schildert Anja Stiller. Die gute Botschaft nach all den schweren Monaten seither: Sabrina wird weiterhin reiten können.

Kein Warnschild

Der gesundheitliche Zustand der Wilhelmshavenerin hat sich inzwischen stabilisiert. Dennoch lässt Anja und Andreas Stiller die Frage nicht zur Ruhe kommen, warum es eigentlich zu dem Unfall im Stadtpark kommen konnte. Anja und Sabrina fuhren auf einem ansich festen Radweg nahe des Ehrenfriedhofs. Durch Sonne und Schattenwurf sei der Belag aber nicht an jeder Stelle erkennbar gewesen. Auch deswegen sei Sabrina in ein Loch gefahren, dass offenbar zuvor von Arbeitern mit staubfeinem Sand aufgefüllt worden war – möglicherweise zum Wohle der umstehenden Bäume. „Warum hat da niemand ein Warnschild aufgestellt?“, fragt sich Andreas Stiller. „Dann wäre der Unfall vermutlich nicht passiert.“

Der Vater war unmittelbar nach dem Unfall bei der Polizei, um Anzeige zu erstatten. Der Beamte dort habe ihm nach einer Ortsbegehung bestätigt, dass die Gefahrenstelle hätte abgesichert werden müssen. Das habe die Stadt dann – offenbar infolge des Hinweises von der Polizei – einige Tage später auch getan. Ein Schild mit dem Hinweis „Radwegschäden“ weist auf Gefahrenstellen hin.

Für Sabrina kam die Warnung zu spät. Lange haben sich Stillers mit dem Gedanken getragen, zivilrechtlich gegen die Stadt vorzugehen, um so möglicherweise Schmerzensgeld oder Schadensersatz für Sabrina zu erstreiten. Ihre Anwälte schätzen die Erfolgsaussichten allerdings als gering ein. Inzwischen ist das Thema Klage vom Tisch. Mit zu der Entscheidung beigetragen hat, dass Familie Stiller als Klägerin im Fall einer Niederlage vor dem Landgericht Oldenburg möglicherweise auf Prozess- und Anwaltskosten von mehreren Tausend Euro sitzengeblieben wäre.

Sabrina und Andreas Stiller

„Wir wollen keine Schuldzuweisung betreiben“, betont Andreas Stiller (links mit Tochter Sabrina; Foto: hol) . Aber, auch daraus macht er keinen Hehl, vom Verhalten der Stadt Wilhelmshaven sei er „extrem enttäuscht“. Bereits in einem Schreiben aus Oktober 2022 wies die Stadtverwaltung jede Verantwortung von sich. Der Unfall sei auf keinen Fall durch eine Verletzung der Verkehrssicherheitspflicht zustande gekommen. 

Grundsätzlich hätten Verkehrsteilnehmer Straßen und Wege in dem Zustand hinzunehmen, in dem sie sich erkennbar darbieten, heißt es in dem Schreiben. Man müsse seine Fahrweise entsprechend anpassen. Zum Zustand des Radweges im Stadtpark: Es habe sich um einen Sandweg gehandelt. „Es entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, dass Sandwege insbesondere in Zeiten extremer Trockenheit über keine feste Oberfläche verfügen.“ 

Sabrina Stiller hätte die lockere Sandfläche und damit die Rutschgefahr an bereits sichtbaren Reifenspuren erkennen können. „Wenn sie dennoch weiter gefahren ist, dann handelte sie auf eigene Gefahr.“ Abschließende Bewertung seitens der Stadt: Ausschließlich Eigenverschulden.

Traurig und auch wütend

Hätte die geistig beeinträchtige Frau die Gefahrenstelle tatsächlich selbst erkennen können? Nicht einmal ihrer Mutter war der unnatürliche Unterschied im Belag des Weges aufgefallen. „Wie eine juristische Bewertung auch ausgefallen wäre: Klar dürfte sein, dass ein Hinweisschild das Unfallrisiko deutlich verringert hätte“, sagt Andreas Stiller. 

Traurig und auch wütend ist der Vater des Opfers aber noch aus einem anderen Grund. „Die juristische Einlassung war die einzige Reaktion aus dem Rathaus“, klagt Stiller. „Kann man angesichts der dramatischen Folgen des Unfalls für Sabrina nicht erwarten, dass irgendeiner von der Stadt sich einmal nach ihrem Gesundheitszustand erkundigt und vielleicht gute Besserung gewünscht hätte? Ich finde, dass gehört sich so.“

Offene Fragen zum Vogelschutz gefährden Investitions-Entscheidungen

Containerschiff vor dem Hooksieler Strand
Vom Hooksieler Strand aus sind die Containerschiffe gut zu sehen, die regelmäßig den JadeWeserPort ansteuern. Foto: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (2. 7. 2024) – Die einst für Industrieansiedlungen aufgespülten Flächen auf dem Voslapper Groden Nord und Süd in Wilhelmshaven spielen für einige der rund 20 Vorhaben des Projektverbundes „EnergyHub – Port of Wilhelmshaven“ eine Schlüsselrolle. Das Problem: Die Zeitachse, wann die EU-Vogelschutzgebiete für industrielle Zwecke zur Verfügung stehen, ist unklar.

Minister will sich für Lösung einsetzen

Die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV) hat Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) darauf hingewiesen, wie zeitkritisch das Problem ist. „Hier sind dringend naturschutzrechtliche und raumordnerische Regelungen auf EU- und Landes-Ebene erforderlich, um den Flächenbedarfen für Gewerbe einerseits und Kohärenz andererseits gerecht zu werden“, betonten die WHV-Vertreter. „Wenn dies nicht kurzfristig gelingt, drohten geplante Projekte des EnergyHubs zu scheitern.“ Durch Kohärenzmaßnahmen sollen die bedrohten Vogelarten auch weiterhin geschützt werden.

Lies bei der WHV
Im Gespräch über die Entwicklung der Wilhelmshavener Häfen: (von links MdL Marten Gäde, Wirtschaftsminister Olaf Lies, WHV-Präsident John H. Niemann., Vizepräsident Hans-Joachim Uhlendorf
und Vorstandsmitglied Hans Joachim Schweinsberg. Foto: WHV

Lies, der mit dem Wilhelmshavener Landtagsabgeordneten Marten Gäde die Interessenvertretung besuchte, versicherte, dass die Landesregierung sich der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Vorhaben für den Standort Wilhelmshaven bewusst sei und er sich persönlich um Lösungsmöglichkeiten bemühen werde. 

WHV-Präsident John H. Niemann wies zudem auf die Notwendigkeit zur zügigen Erweiterung des JadeWeserPorts (JWP II) hin. Um in der Energiewende voranzukommen, müsse der Ausbau der Offshore-Windenergie rasch und konsequent umgesetzt werden, um genügend erneuerbarer Strom für die Wirtschaft, die E-Mobilität und die Wasserstoffproduktion zur Verfügung zu haben. 

Flächenbedarf für Offshore-Windenergie

Wilhelmshaven besitze hierfür ein Alleinstellungsmerkmal: Mit der Erweiterung des JWP könnten mittelfristig Infrastrukturen geschaffen werden, um die großen und schweren Komponenten der Offshore-Windkraftanlagen, die in großer Anzahl in den nächsten 20 Jahre auf Projektflächen in der Nordsee installiert werden sollen, zu lagern, vorzumontieren und auf Spezialschiffe verladen zu können. 

„Diese Aufgabe könnte der JWP II neben anderen Funktionen als Vielzweckhafen (z.B. Fahrzeug-, Schwerlast, Containerumschlag sowie Recycling) aufgrund seines Flächenpotentials, der günstigen Verkehrsanbindung und seiner nautischen Vorzüge bestens erfüllen“, so Niemann. Wichtig sei, diese strategische Entscheidung frühzeitig zu treffen, um für Reedereien, Logistiker und Industrien ein Angebot und Investitionsperspektiven zu schaffen.

Planung für JWP II

Um den Ausbau der Offshore-Windenergie voranzutreiben, sucht die landeseigene Hafengesellschaft NPorts nach den Worten von Lies nach Flächen, die für den Umschlag von Offshore-Komponenten erschlossen werden können. So plane NPorts derzeit den Bau der schwerlastfähigen Liegeplätze 5 bis 7 in Cuxhaven mit Lager- und Logistikfläche. Unabhängig davon würden die Planungsprozesse laufen, um den Bau und die Inbetriebnahme des JWP 2 zum marktseitig sinnvollen Zeitpunkt zu ermöglichen.

Im Zusammenhang mit dem EnergyHub wurde positiv angesprochen, dass einige wichtige Infrastrukturprojekte bereits erfolgreich umgesetzt worden sind, etwa der Bau von Gaspipelines und eines LNG-Terminals. Weitere Projekte seien in der Umsetzung oder einer konkreten Planung (zweites LNG-Terminal, Pipeline- und Strominfrastruktur, Anleger für verflüssigte Gase usw.). Um so wichtiger sei es, die Schwierigkeiten in den Planungs- und Genehmigungsprozessen zügig mit den Beteiligten zu lösen sind, um Investitionsentscheidungen der Unternehmen zu erleichtern. 

Gemeinsamer Schritt von Bund und Land in Richtung Chancengleichheit

Friesland/Wangerland (7. 6. 2024) – Der Bund stellt eine Milliarde Euro pro Jahr für das so genannte „Startchancen-Programm“ bereit. Dieses soll zum Schuljahr 2024/25 mit einer Laufzeit von zehn Jahren starten. Die Länder beteiligen sich in gleichem Umfang. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (Varel) und die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland) begrüßen das Projekt. 

Das Geld soll an Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler verteilt werden. In Friesland werden fünf, in Wilhelmshaven acht Schulen bedacht. Es könne nicht sein, dass der Bildungserfolg in Deutschland immer noch stark von der sozialen Herkunft abhänge. „Dem müssen wir entgegenwirken“, so Siemtje Möller. „Wir dürfen das Potenzial der jungen Generation nicht verschenken.“ Das Startchancen-Programm sei ein wichtiger Baustein, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppeln und für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. 

Die Auswahl der geförderten Schulen ist durch das Land Niedersachsen erfolgt. In Friesland werden die Grundschulen am Schloßplatz und in der Osterstraße in Varel sowie die Oberschulen in Jever, Varel und Sande gefördert. Ein Fokus der Unterstützung liegt auf der Stärkung der Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Ziel ist, die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, bis zum Ende der Programmlaufzeit an den Startchancen-Schulen zu halbieren. 

Katharina Jensen bedauert, dass von 2718 Schulen in Niedersachsen nur 390 Schulen gefördert werden. Das seien lediglich 14,3 Prozent. Die CDU-Abgeordnete fordert die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) auf, sich beim Bund für eine Ausweitung des Programms einsetzen. 

Das Startchancen-Programm umfasst drei Säulen: Investitionen, Chancenbudgets und Personal. „Wir begrüßen den Sozialindex grundsätzlich. Allerdings sollten die Mittel aus der zweiten Säule des Startchancen-Programms ebenfalls für das Personal eingesetzt werden. Zudem sollten die Personaleinstellungen aus der dritten Säule möglichst schnell umgesetzt werden, also spätestens zum neuen Schuljahr 2024/2025“, sagt Katharina Jensen. Insgesamt sei das Programm aber der „richtige Schritt, um den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln und Chancengerechtigkeit zu fördern“.

Im ehemaligen Kraftwerk Ausbildung für die Berufe der Zukunft

Wilhelmshaven/Friesland (28. 5. 2024) – Die seit zwei Jahren in der Weiterentwicklung befindliche Uniper-Ausbildungswerkstatt hin zu einem Aus- und Fortbildungszentrum in Wilhelmshaven hat heute den Förderbescheid aus dem „STARK“-Programm (Stärkung der Transformationsdynamik undAufbruch in den Revieren und an den Kohlestandorten) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erhalten. Das Programm fördert Projekte, die den Transformationsprozess zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in den Kohleregionen unterstützen.

Das Aus- und Fortbildungszentrum auf dem Gelände des stillgelegten Uniper-Kohlekraftwerks ist eine Weiterentwicklung der bisherigen Uniper-internen Ausbildung und bietet künftig Kooperationsausbildungen sowie Lehrgänge für Unternehmen in der Region Wilhelmshaven/Friesland an. Im Rahmen der Energiewende richtet sich der Fokus dabei insbesondere auf die Transformation zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und auf die Förderung Fachkräften und jungen Menschen im gewerblich/technischen Bereich sowie zukunftsgerichteter Technologien.

Eine Besonderheit ist, dass hier Mechatroniker ausgebildet werden, die mit Zusatzmodulen zum Thema „Wasserstoff“ gezielt auf die Technologien der zukünftigen Energieversorgung vorbereitet werden. Da Berufsbilder im Bereich Wasserstoff derzeit noch in der Entwicklung sind, ist das Uniper Aus- und Fortbildungszentrum am Standort Wilhelmshaven ein Vorreiter im Bereich Wasserstoffausbildung.

Das Projekt wurde seitens der Uniper-Mitbestimmung vorangetrieben, um dem Fachkräftebedarf gerecht zu werden, der mit der Realisierung vieler Projekte im Rahmen der Energiewende künftig in der Region bestehen wird. In der Spitze könnten bis zu 60 Auszubildende am Standort qualifiziert werden. Dafür sollen in den nächsten Monaten weitere Kooperationspartner gewonnen und Ausbilder eingestellt werden.

Nicolai Bülles, Uniper-Standortleiter Wilhelmshaven: „Nachdem wir das Kohlekraftwerk Ende 2021 stilllegen mussten, freuen wir uns nun umso mehr und sind stolz darauf, jungen Menschen mit einer modernen und umfassenden Ausbildung eine Perspektive für die Zukunft zu geben.“

Harald Seegatz, Konzernbetriebsratsvorsitzender und Mitglied im Aufsichtsrat von Uniper SE: „In einigen Jahren werden hier in der Region zahlreiche neue Projekte entstehen, dafür brauchen wir qualifizierte Fachkräfte, die wir heute schon ausbilden müssen. Das Uniper Aus- und Fortbildungszentrum bietet den idealen Start in eine neue Zukunft in verschiedensten Ausbildungsberufen wie zum Beiepiel Elektroniker für Betriebstechnik, Industriemechaniker und Mechatroniker.“

Die Eröffnungsveranstaltung des Aus- und Fortbildungszentrums soll im Rahmen der Woche des Wasserstoffs am Mittwoch, 19. Juni, stattfinden. Gedacht ist sie für künftige Auszubildende und interessierte Kooperationspartner. Sie findet von 11 bis 15 Uhr im Aus- und Fortbildungszentrum von Uniper statt. Anmeldungen sind möglich über: https://forms.office.com/e/A6UTm9wg8C

Wasserstoff: EU-Kommission unterstützt Uniper-Projekte in Wilhelmshaven

Wilhelmshaven/Hooksiel (14. 5. 2024) – Die EU-Kommission hat die beiden von Uniper für Wilhelmshaven geplanten Wasserstoff-Projekte mit dem PCI-Status versehen. Damit stehen „Green Wilhelmshaven Electrolyser“ und „Green Wilhelmshaven Terminal“ jetzt auf einer Liste, auf der alle Projekte von gemeinsamen Interesse sind und dazu beitragen, die Europäische Union bis 2050 klimaneutral zu machen. 

„Damit ist Uniper Teil von grenzüberschreitenden Infrastrukturprojekten, die die Energiesysteme der EU-Länder miteinander verbinden“, heißt es in einer Presseerklärung des Energiekonzerns, der sich derzeit in staatlicher Hand befindet. „Diese Projekte profitieren sowohl von beschleunigten Genehmigungsverfahren als auch von Finanzierungen und unterstützen das Erreichen der Energie- und Klimaziele der EU.“

Die Großelektrolyse „Green Wilhelmshaven Electrolyser“ soll mit bis zu ein Gigawatt (1 GW) Elektrolyse-Kapazität die erneuerbaren Energieressourcen der Region erschließen, um die heimische Produktion von grünem Wasserstoff zu stärken. Das Ammoniak-Importterminal „Green Wilhelmshaven Terminal“ ebnet den Weg für den Import von erneuerbarem Ammoniak per Schiff und die Umwandlung und Einspeisung von Wasserstoff in das europäische Wasserstoffnetz im großen Stil.

Beide Projekte können nach Einschätzung der EU-Kommission wichtige Teile der transeuropäischen Energieinfrastruktur werden, den Energie-Binnenmarkt stärken, die Versorgungssicherheit erhöhen, die Energiemärkte stabilisieren sowie zu Energieeffizienz und -einsparungen und der Entwicklung neuer und erneuerbarer Energieformen beitragen. 

Wie das Unternehmen weiter mitteilt, hat der von Uniper geplante Solarpark auf dem Deponiegelände in Voslapp einen EEG-Zuschlag bekommen. Dort soll auf einer Fläche von rund 14 Hektar eine 19-MWp-Photovoltaik-Anlage errichtet, die voraussichtlich 16.000 Megawattstunden regenerativen Strom im Jahr erzeugen wird.

„Die Aufnahme von Uniper in die PCI-Liste der EU zeigt, dass unsere beiden grünen Projekte in Wilhelmshaven einen großen Schritt in Richtung eines klimaneutralen Europas bis 2050 machen“, zeigt sich Holger Kreetz, COO von Uniper überzeugt. Gerade in energieintensiven Branchen wie der Stahlindustrie werde grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielen. Uniper hatte bis 2021 ein Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven betrieben und ist heute als Dienstleister ein maßgeblicher Akteure beim Import von LNG über Wilhelmshaven. 

Sonja Janßen verlässt „Nordsee GmbH“

Wilhelmshaven/Hooksiel (26. 4. 2024) – Geschäftsführerin Sonja Janßen verlässt die „Die Nordsee GmbH“. Die Hooksielerin werde zum Jahreswechsel auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen mit Sitz in Wilhelmshaven ausscheiden, heißt es in einer Pressemitteilung im Nachgang zur 50. Gesellschafterversammlung. „Die Nordsee“ betreibt seit 1998 das touristische Dachmarketing für die niedersächsische Nordseeküste. Gesellschafter der GmbH sind sieben Küstenorte, darunter das Wangerland, die Städte Wilhelmshaven und Bremerhaven sowie ein Fährbetrieb. 

Sonja Janßen (Foto) war im Mai 2020 zur Geschäftsführerin des kommunal geprägten Unternehmens berufen worden. Zunächst arbeitete sie parallel dazu noch für den Tourismusverband Nordsee e. V.. Die habe maßgeblich die Gründung der Tourismus-Agentur Nordsee GmbH (TANO) begleitet, die sich inzwischen um das Destinations-Marketing für die gesamte niedersächsische Küstenregion kümmert, heißt es. 

Bei der „Die Nordsee GmbH“ verantwortete die Geschäftsführerin neben den laufenden Marketing-Aktivitäten die Einführung der digitalen Projekte: Besucher-Managementsystem und digitale Gästekarte. Darüber hinaus verhandelte habe sie die Kooperationsvereinbarung mit der TANO verhandelt, auf deren Basis die „Die Nordsee GmbH“ nun weiterarbeiten wird. „Meine Arbeit für die ,Die Nordsee GmbH‘ ist abgeschlossen. Ich hinterlasse ein gut bestelltes Feld und bin mir sicher, dass die Aufgaben auch künftig in den richtigen Händen liegen“, wird Sonja Janßen zitiert.

Konzerne fordern schnellstmöglichen Bau einer Pipeline nach Salzgitter

Wilhelmshaven ((24. 4. 2024) – Die Salzgitter AG und die Uniper SE haben einen Vorvertrag über die Lieferung und Abnahme von grünem Wasserstoff (H2) unterzeichnet. Dieser soll in der von Uniper geplanten Großelektrolyse in Wilhelmshaven produziert werden. Die Inbetriebnahme der Anlage an der Jade ist für 2028 vorgesehen. Der grüne Wasserstoff wird für das Programm „Salcos“ (Salzgitter Low CO2-Steelmaking) benötigt, mit dem die bislang kohlebasierte Stahlproduktion klimafreundlicher werden soll.

Der Wasserstoff soll in laut Pressemitteilung der beiden Konzerne in der im Bau befindlichen Direktreduktionsanlage (DRI-Anlage) in Salzgitter eingesetzt werden.Von den ursprünglichen Plänen, wonach die Salzgiter AG in Wilhelmshaven eine eigene DRI-Anlage mit entsprechender Wertschöpfung vor Ort geplant hatte, ist keine Rede mehr. 

Minister lobt Erfolgsmodell

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (Sande) sieht in den Plänen der Salzgitter AG ein „Erfolgsmodell“ und ein Beispiel dafür, wie „ein guter Markt für Wasserstoff“ entsteht. „Hier kommen ein innovatives Angebot und eine starke Nachfrage zusammen, und durch dieses Projekt wird der abstrakte Begriff „Transformation“ hervorragend sichtbar.“ Durch das Salcos-Programm würden die Salzgitter AG und Uniper einen riesigen Beitrag zur CO2-Reduzierung in Niedersachsen leisten. 

Gegenstand des Vorvertrags sind unter anderem technische und kommerzielle Rahmenbedingungen der Wasserstofflieferung. In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des deutschen H2-Kernnetztes beziehungsweise einer konkreten Pipelineroute von Wilhelmshaven nach Salzgitter könnte Uniper frühestens ab 2028 jährlich bis zu 20.000 Tonnen zertifizierten „grünen“ Wasserstoffs nach Salzgitter liefern. Der Wasserstoff soll mit Hilfe erneuerbarer Energien in der geplanten 200-Megawatt-Elektrolyse produziert werden, die Uniper auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Wilhelmshaven errichten will. 

Stahlindustrie setzt auf Wasserstoff

Die zwingend erforderliche Pipelineverbindung von Wilhelmshaven nach Salzgitter ist müsse schnellstmöglich geschaffen werden, fordern die Konzerne. „Hier müssen sich die Pipeline-Betreiber und die politischen Entscheidungsträger gemeinsam mit der Salzgitter AG und der Uniper SE dringend auf einen beschleunigten Fahrplan einigen.“ Die 20.000 Tonnen Wasserstoff sind nur ein erster Schritt hin zur klimafreundlichen Stahlproduktion. Allein für die erste Stufe des Salcos-Projektes zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion benötige die Salzgitter AG bis zu 150.000 Tonnen jährlich. 

„Grüner Wasserstoff spielt insbesondere bei der Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien wie der Stahlindustrie eine entscheidende Rolle“, ist Holger Kreetz, Vorstandssprecher der Uniper SE, überzeugt. Aufgrund des guten Zugangs zu erneuerbaren Energien, insbesondere aus den Offshore-Windparks in der Nordsee, der frühzeitigen Anbindung an das deutsche Wasserstoffpipelinesystem sowie der geplanten Wasserstoffspeicher in Norddeutschland sei Wilhelmshaven der ideale Standort für Unipers „Green Wilhelmshaven“ Projekte. Geplant sei der Ausbau der Elektrolyse bis auf eine Leistung von 1 GW, die eine Wasserstoffproduktion von 100.000 Tonnen pro Jahr ermöglich würde.

Kooperation bei Ammoniak-Logistik

Zusätzlich wird Uniper in Wilhelmshaven ein Terminal für den Import von grünem Ammoniak per Schiff mit einer Output-Menge von mindestens 300.000 Tonnen H2 errichten, das in Wasserstoff umgewandelt und enbenfalls in das deutsche Kernnetz eingespeist werden kann. Erst vor wenigen Tagen hat Uniper im Beisein von Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff mit dem Unternehmen SKW Piesteritz in der Lutherstadt Wittenberg eine Vereinbarung zur wechselseitigen Unterstützung bei der Versorgung, Produktion und Logistik von Ammoniak und Wasserstoffderivaten unterzeichnet. 

SKW Piesteritz, eine Tochter des tschechischen Agrofert-Konzerns, gilt als größter Produzent von Ammoniak und Harnstoff in Deutschland. Uniper soll nachhaltig produzierten Ammoniak liefern. Darüber hinaus wollen beide Unternehmen unter anderem beim Import über Unipers Importterminal in Wilhelmshaven eng zusammenarbeiten.

Schweinswale in der Jade beobachten

Wilhelmshaven/Hooksiel (20. 4. 2024) – Wilhelmshaven verwandelt sich ab Sonnabend, 27. April, in einen Hot Spot für die Beobachtung von Schweinswalen. Die kleinen Wale kommen jedes Jahr im Frühjahr auf der Suche nach Nahrung in die Nähe der hiesigen Küste und in den Jadebusen. Dieses Natur-Schauspiel ist einzigartig und kann auch bei den bis zum 5. Mai laufenden „Schweinswal-Tagen“ hautnah erlebt werden.

Das Programm der 8. Wilhelmshavener Schweinswal-Tage bietet Naturerlebnisse und Aktionen für Groß und Klein. Veranstalter ist das Wattenmeer Besucherzentrum. Als Kooperationspartner engagieren sich die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, der Verein JadeWale und die Reederei Warrings. 

Tägliche „Whale-watching Exkursionen“ vom Schiff und vom Land aus, begleitet von Walexperten, gehören ebenso zum Angebot wie Führungen durch die Walausstellung des Wattenmeer Besucherzentrums oder Fahrten mit den Segelschiffen „Gloriana of Faversham“ und „Nordwind“ im Jade-Revier vor Wilhelmshaven und Hooksiel auf dem Programm.

Am Südstrand werden Walrufer Besucher auf die Meeressäuger aufmerksam machen. Dazu gibt es jede Menge Informationen über den Schweinswal. Angebote für Naturfotografen, kulinarisch begleitete Vorträge, eine unterhaltsame Lesung und ein Naturfilm runden das Programm ab. Infostände sind auf der Südstrandpromenade zu finden. Im Wattenmeer Besucherzentrum wird zudem die interaktive Walausstellung durch tägliche Kinder-Mitmachaktionen ergänzt.

Hafenstrategie enttäuscht Wirtschaft

Wilhelmshaven/Hooksiel (12. 4. 2024) – Bund und Land müssen mehr Geld für den Ausbau der Hafeninfrastruktur zur Verfügung stellen. Das war die zentrale Botschaft der Wirtschaftsvertreter im Gespräch mit der Landtagsabgeordneten der Grünen, Sina Beckmann (Jever). John H. Niemann und Joachim Schweinsberg von der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV) sowie Tom Nietiedt und Henning Wessels vom Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband AWV zeigten sich dabei von der seit Ende März vorliegenden Nationalen Hafenstrategie der Bundesregierung enttäuscht.

Bei den regelmäßig stattfinden Gesprächen tausche man sich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region insbesondere im Bereich der Themenfelder Energie, Logistik, Häfen und Mittelstand aus. Einig war man sich bei dem aktuellen „Austausch auf Augenhöhe“, so Beckmann, über die große strategische Bedeutung gerade der niedersächsischen Seehäfen für Deutschland und für das Gelingen der Energiewende. 

Sina Beckmann bei der WHV
Die Landtagsabgeordnete Sina Beckmann tauchte sich mit den Wirtschaftsvertretern (v. l.) John H. Niemann, Tom Nietiedt und Henning Wessel aus. Foto: Grüne

„Deutschland ist von den Häfen abhängig, das wird überhaupt nicht deutlich in der Nationalen Hafenstrategie. Hier müssen wir uns unbedingt anders positionieren“, sagte AWV-Präsident Nietiedt. Und auch WHV-Präsident Niemann zeigte sich enttäuscht. „Wir wollen gerade hier in Wilhelmshaven, dem deutschen Energie Hotspot, eine nachhaltige Hafeninfrastruktur aufbauen, aber das Investitionsvolumen des Bundes in die Häfen der Länder spiegelt überhaupt nicht deren großen Bedeutung wider – hier muss der Bund erheblich mehr Gelder zur Verfügung stellen.“

Sina Beckmann, Grünen-Sprecherin für maritime Wirtschaft im Land, zeigte Verständnis für die Unzufriedenheit, forderte aber insgesamt mehr Zuversicht ein. „Die Häfen sind für Deutschland und Niedersachsen sind wichtige Energie-Standorte und unverzichtbar für die nachhaltige, klimafreundlichen Wirtschafts-Entwicklung. Hier sind und entstehen zukunftsfähige Job, hier werden Städte und Regionen geprägt. Hier wird Niedersachsens Zukunftsgeschichte mitgeschrieben und wir brauchen daher auch mehr Unterstützung und Zustimmung aus Berlin – finanziell, aber eben auch durch Worte und Taten“, so Beckmann

Konkrete Gesprächsthemen waren unter anderem der Bedarf an mehr Hafen-Entwicklungsflächen und die Notwendigkeit für schnellere Genehmigungsverfahren. Allen Beteiligten sei klar gewesen, dass dafür ein Spagat gelingen müsse, berichtete Sina Beckmann im Nachgang. Es sollte ein Signal nach Berlin gesendet werden, die Nationale Hafenstrategie noch einmal anzupassen mit den Zielen, weniger Auflagen, aber schnellere Entscheidungen; wirtschaftsfreundliche Ansiedelungspolitik, aber Einhaltung umweltfreundlicher Standards; Arbeitsplätze in bestehenden Unternehmen erhalten, aber auch neue, zukunftsfähige Jobs in der Region etablieren. 

10 Millionen für Hooksieler Schleuse – und ein Vielfaches für die Energiewende

Schleuse Hooksiel
Zehn Millionen Euro will die landeseigene Hafengesellschaft Port in die Sanierung der Hooksieler Schleuse investieren. Die Verbindung vom Hooksmeer zur Jade hat vor allem touristische Bedeutung. Foto: NPorts

Wilhelmshaven/Hooksiel (10. 4. 2024) – Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) veranschlagt die Kosten für die Grundsanierung der Hooksieler Seeschleuse auf zehn Millionen Euro. Wie Mathias Lüdicke, Leiter der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven, heute in einem Pressegespräch sagte, sollen die Arbeiten mit Blick auf die Bedeutung der Schleuse vor allem auch für die Segler über mehrere Jahre gestreckt werden.

Die Sanierung, die mit ersten Reparaturen in 2023, begonnen wurde, soll im laufenden Betrieb und weitgehend außerhalb der Hauptsaison erfolgen. „Die Arbeiten im Bereich des Stahlwasserbaus werden Ende Mai 2024 beauftragt“, kündigte Lüdicke an. Als erstes Großgewerk werde man die Hydraulik und die Elektrik erneuern. Dann folge der Wasserbau. „Auf die Seeschleuse hat in den vergangenen Jahrzehnten niemand so richtig geachtet“, sagte  Holger Banik, Geschäftsführer der NPorts GmbH sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH. Seit dem vergangenen Jahr sei jetzt NPorts für die Unterhaltung der landeseigenen Schleuse zuständig.

Holger Banik und Mathias Lüdicke von NPorts
NPorts-Geschäftsführer Holger Banik (links) und der Leiter der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven, Mathias Lüdicke, sind überzeugt davon, dass die Wilhelmshavener Häfen mit Blick auf die Energiewende vor enormen Veränderungen stehen. Foto: Dietmar Bökhaus

Mit Blick auf die zahlreichen Infrastrukturprojekte, die NPorts allein in den Wilhelmshavener Häfen vor der Brust hat, ist die Schleusensanierung allerdings eher zweitrangig. Ein Großprojekt ist der Bau eines neuen Anlegers für verflüssigte Gase (AVG). Der Anleger soll südlich des LNG-Terminals und der Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) entstehen. Aktuell wird dort ein zweiter LNG-Anleger gebaut, der später,wenn möglich, in den AVG integriert werden soll, so Banik.

Das zweigeschossige AVG-Galeriebauwerk wird nach den Worten von Banik derzeit mit einer Länge von 1,7 Kilometern sowie einer Breite von 21 bis 28 Metern geplant. Der Anleger soll Platz für drei große Tankschiffe an der Innen- und drei weitere an der Außenseite bieten. Hauptzweck soll der Import von „grünen Gasen“ werden, etwa aus erneuerbarer Energie hergestelltes Ammoniak oder Methan. 

Planung für neuen Großanleger läuft

Der mit Gesamtkosten von 600 Millionen Euro veranschlagte AVG ist eines der Schlüsselprojekte für die Energiewende und die Rolle Wilhelmshavens als Energie-Drehscheibe der Zukunft. Aktuell laufen die Planungen und Untersuchungen für das Bauwerk am tiefen Fahrwasser der Jade an, so Banik. NPorts werden allein dafür in 2024 rund 10 Millionen Euro ausgeben. Vor der Genehmigung steht ein Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Parallel dazu werden an den Ausschreibungsunterlagen für den Bau gearbeitet.

Mit dem Baubeginn rechnet der NPorts-Chef im Jahr 2026. Der Startschuss werde aber nur dann fallen, wenn der Rückfluss der Investitionskosten durch langfristige Verträge mit den künftigen Nutzern des Anlegers (im Gespräch sind unter anderem die Energiekonzerne Uniper und TES) abgesichert ist. Das sei, so Banik, übrigens auch beim Bau des LNG-Terminals Wilhelmshaven gelungen. Die dortigen Baukosten in Höhe von 56 Millionen Euro seien zu 100 Prozent refinanziert und werden über die Jahre an NPorts zurückfließen. 

LNG-Terminal FSRU 2
Wo aktuell in der Jade der Anleger für ein zweites LNG-Regasifizierungsschiff gebaut wird, soll ab 2026 ein riesiger Anleger für verflüssigte Gase (AVG) entstehen. NPorts rechnet mit Investitionskosten von 600 Millionen Euro. Foto: hol

Als weitere geplante Investitionsvorhaben in und an den Wilhelmshavener Häfen nannten Banik und Lüdicke die Sanierung der Nassaubrücke in Wilhelmshaven, die Erweiterung des JadeWeserPorts und die Entwicklung der Schleuseninsel. Im Rahmen des „Energie Hub“, einem Zusammenschluss von Unternehmen, die die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven voranbringen wollen, käme dann unter anderem noch der Bau weiterer Löschanlagen für Gase und Wasserstoffderivate, die Entwicklung von Umschlagkapazitäten für Offshore-Windkraftwerk-Komponenten und Autos, von Importanlagen für Biomasse und andere Massengüter sowie die Verlegung diverser Pipelines hinzu.

Große Nachfrage nach Flächen an Häfen

Die vier Millionen Euro, die NPorts für 2024 für Investitionen am Standort Wilhelmshaven zur Verfügung stehen, nehmen sich da eher bescheiden an. Auch wenn man die sechs weiteren Millionen hinzunimmt, die für die Wartung, Sanierung und Reparatur vorhandener Hafenanlagen vorgesehen sind. Auf allein 1,5 Millionen Euro etwa schätzt Banik die Kosten für die Umstellung der Beleuchtung der Bahnanlagen am Rüstersieler Groden auf LED. 

„Der Wilhelmshavener Hafen wird sich in den kommenden Jahren komplett verändern“, ist Banik überzeugt. Es gebe eine enorme Nachfrage von verschiedensten Nutzern, die sich rund um die Häfen engagieren wollen. Ein positiver Effekt für NPorts: Allein im Jahr 2023 habe das Unternehmen rund 24 Hektar Flächen im Hafengebiet vermarkten können, den größeren Teil davon an langjährige Kunden. Wichtig sei es aber auch, auf die künftige Nutzung zu achten. Die Investitionen in Hafeninfrastruktur würden sich nur rechnen, wenn dort langfristig auch Umschlag passiere. „Wenn wir in unmittelbarer Hafennähe eine Elektrolyse-Anlage neben die andere stellen, nützt das niemandem.“ 

Neuer Hafenentwicklungsplan

Die sich abzeichnenden diversen Veränderungen sollen in die Neuauflage des Hafenentwicklungsplans einfließen. Das Papier, deren erste Entwürfe sich derzeit in der Abstimmung mit Kommunen und Verbänden befindet, soll die Entwicklung und die dafür notwendigen Planungen für die nächsten 5 bis 25 Jahre beschreiben. Das derzeitige „Perspektivpapier“ für den Hafen Wilhelmshaven sei nach nur sieben Jahren fast vollständig überholt. Im Hafenentwicklungsplan, den NPorts zusammen mit der Stadt Wilhelmshaven und der Gemeinde Wangerland für Wilhelmshaven und Hooksiel auflegt, sollen unter anderem Kundenstruktur, Umschlagentwicklung, Hinterlandanbindung, Flächenmanagement, Transformation im Rahmen der Energiewende, Nachhaltigkeit und Tourismus beleuchtet werden.