Einleitungen unauffällig: Transparenz hinter verschlossenen Türen

Ein Frachtschiff entlädt flüssiges Erdgas in Richtung FSRU. An Borde der „Höegh Esperanza“ wird das Gas regasifiziert und an Land gepumpt. Foto: hol

Hooksiel/Friesland (1. 10. 2024) – Der Betrieb des LNG-Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“ hat offenbar bislang zu keiner nachweisbaren Beeinträchtigung der Umwelt und des Ökosystems Wattenmeer geführt. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Präsentation der Daten des gewässerökologischen Monitorings, das Vertreter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vor wenigen Tagen dem Umweltausschuss des Kreistages des Landkreises Friesland vorgestellt haben.

Im Rahmen der bisher 21 Monaten andauernden Überwachung hätten keine negativen Auswirkungen auf das Gewässer nachgewiesen werden können, heißt es in einer Pressemitteilung des NLWKN. Vereinzelt habe es geringfügige Chlor-Grenzwertüberschreitungen gegeben. In diesen Fällen habe die Behörde den Betreiber der Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) zur Aufklärung des Sachverhalts und zur Beseitigung der Störung aufgefordert. Dem sei dieser jeweils unverzüglich nachgekommen.

„Die bisherigen unauffälligen Messergebnisse bestätigen unsere fachlichen Einschätzungen und umfangreiche Expertisen im Rahmen des Erlaubnisverfahrens und ebenso die Prognosen der vorgelegten Fachgutachten“, erklärt Ute Schlautmann, Leiterin der für die Überwachung zuständigen NLWKN-Betriebsstelle Brake-Oldenburg. 

Bromoform an den Auslässen gefunden

Beim Monitoring werde an allen Auslässen und im Nahbereich des Schiffes auch nach Stoffen gesucht, die durch den schnellen Abbau von Chlor (so genannte Desinfektions-Nebenprodukte) im Meerwasser entstehen können. Auch hier habe es keine negativen Auffälligkeiten gegeben, so das NLWKN. Mit einer Ausnahme: Bromoform, dessen Entstehung aus der Chlorierung schon im Vorfeld erwartet worden war, sei mehrfach an den Auslässen der FSRU gemessen worden. „Jedoch vor der Einleitung und somit vor der Verdünnung durch das umliegende Meerwasser“, betont die Aufsichtsbehörde. Im Meerwasser selbst seien die untersuchten Desinfektions-Nebenprodukte, abgesehen von einer „einzigen toxikologisch unbedenklichen Ausnahme unter Extrembedingungen“, nicht nachweisbar gewesen.

Über die „Höegh Esperanza“, die LNG-Terminal in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens liegt, liefern Frachtschiffe seit Anfang 2023 verflüssigtes Erdgas nach Wilhelmshaven. Im Inneren der FSRU wird das minus 162 Grad kalte LNG mit Hilfe von Meerwasser erwärmt und dadurch wieder gasförmig. Damit Seepocken, Algen und Muscheln die Leitungen nicht verstopfen, wird das Rohrsystem gechlort.

Nabu: Verdünnung keine Lösung

Naturschützer und Fischer hatten befürchtet, dass die Chlorierung unter anderem die nahe gelegene Muschelzucht gefährden könnte. Während man die Bedenken beim Landkreis Friesland durch die Vorstellung der Messwerte, so die Einschätzung des NLWKN, ausräumen konnte, bleibt der Naturschutzbund Nabu kritisch. Die Wilhelmshavener Nabu-Vorsitzende Stefanie Eilers: „Auch wenn die Schadstoffe aufgrund der geringen Konzentration nicht nachgewiesen werden können: Verdünnung ist keine Lösung.“ Die Nordsee sei schon jetzt durch die fortschreitende Industrialisierung enorm belastet. 

„Der Schutz des sensiblen Lebensraums Wattenmeer hat für uns höchste Priorität“, beteuert auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Dazu gehöre auch größtmögliche Transparenz mit Blick auf die Ergebnisse der regelmäßig stattfindenden Untersuchungen. Die Vorstellung und Interpretation der Messwerte beim Landkreis fand übrigens in nicht-öffentlicher Sitzung statt. Ohne Naturschützer und andere interessierte Bürger.

Die Messwerte aus dem Monitoring sind im Internet einsehbar unter: www.nlwkn.niedersachsen.de/ueberwachungesperanza

Kann der Nordwesten die Chancen der Energiewende für sich nutzen?

Wilhelmshaven/Wangerland (31.8. 2024) – Als Auftaktveranstaltung zum Landesverbandstag des Bundes Deutscher Baumeister (BDB) Niedersachsen findet in der Aula des Neuen Gymnasiums Wilhelmshaven (NGW), Mühlenweg 63, am Freitag, 6. September, eine Podiumsdiskussion statt.

Das Thema lautet: „Der Nordwesten Niedersachsen entwickelt sich zur Energiedrehscheibe. Wird er damit zum neuen Wirtschaftsmotor Deutschlands?“ Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Wilhelmshaven steht nach dem Bau des LNG-Terminals in „Deutschland-Geschwindigkeit“ im Zentrum der Aufmerksamkeit. Off- und Onshore-Windparks, Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen – die Produktion von grüner Energie im Nordwesten boomt. Die Strom-Verbraucher können kommen – oder doch nicht?

In der öffentlichen Debatte soll es um Chancen und Gefahren gehen. Wie und wo können neue Gewerbegebiete, Wohnraum für die Arbeitnehmenden, Schulen und Kindertagesstätten entstehen, von denen wir bereits ohne die neu Hinzuziehenden zu wenige haben? Lässt sich der Bau von Straßen, Kanälen und nicht zuletzt auch der der Energie-Netze, die die benötigten Energiemengen transportieren und an der richtigen Stelle bereit stellen?

Auf dem Podium vertreten sein werden neben Architekten und Ingenieuren die Landtagsabgeordneten Sina Beckmann (Grüne) und Katharina Jensen (CDU) aus Friesland sowie Marten Gäde (SPD) aus Wilhelmshaven. Darüber hinaus Maximilian von Wedel (Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade) und Alexander Leonhardt von der Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven). Moderieren wird die Debatte der Journalist Gerd Abeldt. 

Krankenhäuser in Not: Kann Fusion die ortsnahe Versorgung dauerhaft sichern?

Friesland-Kliniken
Die „Friesland-Kliniken“ mit den Standorten Sanderbusch (Foto) und Varel sichern eine ortsnahe Versorgung im Landkreis. Gespräche mit Nachbarkliniken sind dennoch geboten. Foto: Friesland-Kliniken

Friesland/Wilhelmshaven (22. 8. 2024) – Die Alarmglocken schrillen. Und das schon seit Jahren. Die stationäre Gesundheitsversorgung ist im Umbruch. Zum Teil ökonomisch unabdingbar, zum Teil politisch gewollt, zum Teil aber auch von Verantwortlichen vor Ort selbst verschuldet. Für Hooksiel bedeutet das: Es ist mehr als fraglich, ob es in Zukunft noch drei Krankenhäuser in weniger als 20 Kilometer Entfernung mit einem Großteil der Versorgungsleistungen geben wird.

Die Stadt Wilhelmshaven muss ihr Klinikum mit immer neuen Millionen-Summen unterstützen, damit es die Löhne und Gehälter der rund 1500 Mitarbeiter zahlen kann. Hinzu kommt eine brach liegende Baugrube als Symbol für einen gescheiterten Klinik-Neubau. Auch die „Friesland-Kliniken“ mit ihren Standorten Sanderbusch und Varel geraten zunehmend unter Druck.

Neuer Anlauf für Kooperation

Vor diesem Hintergrund werden die Stimmen lauter, die eine Zusammenarbeit bis hin zur gesellschaftsrechtlichen Verschmelzung der Krankenhäuser der Region fordern. Wieder einmal. Schon mehrfach sind entsprechende Initiativen in der Vergangenheit im Sande verlaufen – zu stark waren offenkundig das Kirchturm-, Besitzstands- und Konkurrenzdenken in den Kliniken und bei deren Trägern.

Vor dem Hintergrund von Reformplänen der Bundesregierung, Hilfezusagen vom Land Niedersachsen und immer dramatischer werdenden roten Zahlen in den Büchern der Krankenhäuser jetzt ein neuer Anlauf: So hat der Kreistag des Landkreises Friesland sich in einer Sondersitzung an diesem Mittwoch für „eine mögliche Zusammenarbeit der Klinikum Wilhelmshaven gGmbH und der Friesland Kliniken gGmbH in einer noch zu bestimmenden Rechtsform unter gemeinsamer kommunaler Trägerschaft“ ausgesprochen. 

Machbarkeitsstudie

Ob es dazu kommen wird? Abwarten. Klar ist, dass vor einem Zusammenschluss noch etliche Fragen geklärt werden müssen. Und das dauert. Zunächst soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Der Kreistag stellte für ein entsprechendes Gutachten bis zu 100.000 Euro bereit – geknüpft an die Erwartung, dass die Stadt Wilhelmshaven die gleiche Summe zur Verfügung stellt. Zur Vorbereitung der Vergabe des Auftrags für die Studie soll eine Arbeitsgruppe installiert werden, der drei Kreistagsmitglieder – Axel Homfeldt (CDU/Schortens), Sina Beckmann (Bündnis 90/Die Grünen/Jever) sowie Sören Mandel (SPD/Varel) – angehören.

Aktuell seien die medizinische Versorgung in Friesland und auch die Arbeitsplätze in den Friesland Kliniken sicher, hieß es im Kreistag. Aber vor dem Hintergrund der Krankenhausreform des Bundes sowie des Krankenhaus-Finanzierungsgesetzes sei es sinnvoll, so Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der „Friesland Kliniken“, wenn Krankenhausträger in der Region – also die Landkreise Friesland und Wittmund sowie die Stadt Wilhelmshaven – in einen Dialog treten, wie die medizinische Versorgung langfristig und vor Ort sichergestellt werden kann. 

Ressourcen bündeln

Das Sozialministerium in Hannover hatte zuletzt seine Unterstützung für eine Machbarkeitsstudie zugesagt, in der unter anderem Standortoptionen für eine umfassende Versorgung der Region, eine bestmögliche Ressourcen-Bündelung, der Investitionsbedarf und die Zukunftsfähigkeit im Rahmen einer SWOT-Analyse und eines Kostenvergleichs bewertet werden. Dabei sollen sowohl die Standorte Varel und Sanderbusch sowie das Neubauprojekt in Wilhelmshaven berücksichtigt werden.

Ausgelöst worden war die aktuelle Debatte über eine Klinik-Fusion durch einen Vorstoß der Win@WBV-Fraktion im Wilhelmshavener Stadtrat vor einigen Wochen. Die Dringlichkeit des Themas unterstreicht der rasant steigende Zuschussbedarf des dortigen Klinikums. Die Stadt soll laut Medienberichten seiner Tochter weitere über 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Insgesamt würde die Summe damit auf deutlich über 100 Millionen klettern.

Wichtiger Faktor für Wohnstandort

„Wir sind davon überzeugt, dass eine engere Zusammenarbeit mit dem Ziel einer Klinik-Fusion der richtige Weg ist“, betont Thies Fischer, stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU-Friesland aus dem Wangerland. Als „fahrlässig“ stufen Fischer und sein Mitstreiter Kai Ulferts Stimmen aus Friesland ein, die den Hilferufe aus Wilhelmshaven als „Sommerloch-Diskussion“ abtuen wollten. Es gehe schließlich um „die langfristige Sicherstellung der medizinischen Versorgung in unserer Region“, so die CDU-Vertreter: „Da muss sich endlich etwas tun!“ Fischer (23 Jahre) und Ulferts (25) betonen, das die Region gerade von der jüngeren Generation als ein gemeinsamer Wohnstandort wahrgenommen werde.

Anne Janssen

Ähnlich sieht es auch die Wittmunder CDU-Bundestagsabgeordnete Anne Janssen (links im Bild; Foto: Tobias Koch): „Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ernsthaft auszuloten, ist endlich der Schritt in die richtige Richtung! Eine große Strukturreform der Krankenhäuser wird kommen und gemeinsam haben die beiden Häuser die besten Chancen, sich auf zukunftsfähige Beine zu stellen.“

Der Teufel steckt im Detail

Oberstes Ziel einer engeren Zusammenarbeit der Kliniken wäre die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit ihres Betriebs in kommunaler Hand. Für Privatisierungs-Vorschläge, wie etwa von der FDP in Wilhelmshaven gefordert, gibt es aktuell keine Mehrheiten. 

Mediziner sprechen sich seit Jahren dafür aus, Doppelstrukturen in den Krankenhäusern abzuschaffen und Ressourcen zu bündeln. So könnten Kosten gespart und möglicherweise auch noch die Qualität der Behandlung verbessert werden. Wie die Erfahrungen aus den zurück liegenden (erfolgreichen) Fusionen der katholischen Krankenhäuser St.-Willehad-Hospital (Wilhelmshaven) und St.-Johannes-Hospital (Varel) mit den jeweiligen kommunalen Kliniken gezeigt haben, gibt es dabei jedoch viele konfliktträchtige Details, die jetzt in der geplanten Machbarkeitsstudie beleuchtet und entschieden werden müssten.

CDU-Fraktion fordert Erweiterung des JWP und mehr Geld für die Häfen

Wilhelmshaven/Wangerland (16. 8. 2024) – Die CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag fordert, dass das Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Bau der zweite Ausbaustufe des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht wird. Nach Ansicht der Abgeordneten Katharina Jensen (Wangerland) ist die Hafenerweiterung ein Baustein eines Gesamtpakets, mit dem die CDU die wirtschaftlichen Potenziale der Küsten- und Seehäfen in Niedersachsen voranbringen will. 

Der Antrag sei jetzt in Hannover im Rahmen einer Anhörung von Branchenvertretern sowie Vertretern der Hafenstandorte Emden, Stade und Wilhelmshaven sehr positiv aufgenommen worden, so Jensen. Die Seehäfen würden gerade mit Blick auf den Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien an Bedeutung gewinnen. Gerade für den Bau von Offshore-Windparks in der Nordsee seien erheblich mehr Hafenflächen erforderlich. Aber auch für das Hochlaufen der Wasserstoff-Wirtschaft würden zusätzliche Flächen benötigt. 

Katharina Jensen

Die CDU habe in ihrem Antrag zehn Punkte formuliert, die dafür sorgen sollen, dass die Chancen der Energiewende für die niedersächsischen Küsten- und Seehäfen genutzt werden, so Katharina Jensen (Foto) in einer Pressemitteilung.

„Dabei geht es auch darum, sich auf Bundesebene über eine Bundesratsinitiative der norddeutschen Länder für eine Reform des Hafenlastenausgleichs einzusetzen. Wir fordern eine Mindesterhöhung der jährlichen Mittel auf 500 Millionen Euro sowie eine Anpassung des Verteilerschlüssels für die Bundesländer.“ Zudem müssten auch die Mittel landeseigenen Hafengesellschaft NPorts auf jährlich 50 Millionen Euro angehoben und verstetigt werden, fordert die CDU-Fraktion. 

Eine Chance für niedersächsische Häfen sehen die Christdemokraten auch im Thema Schiffsrecycling. Damit sich deutsche Werften verstärkt beim Abwracken von in die Jahre gekommenen Schiffen engagieren, müsste aber der Rechtsrahmen geändert werden, so Jensen. Derzeit würden abzuwrackende Schiffe in der Regel an Reedereien ins außereuropäische Ausland verkauft, dort unter Nicht-EU-Flaggen wechseln und dann vor allem in Südasien abgewrackt. „Vor allem die Binnenfischerei in Deutschland hat eine sehr alte Flotte, schiebt momentan aber eine Erneuerung vor sich her.“ Sollte Schiffsrecycling in Deutschland möglich werden, erwarten die Branchenvertreter, dass sie in den kommenden zehn Jahren mindestens 15.000 Schiffe abwracken werden. 

Der „Adler Jet“ verlässt Hooksiel

Adler Jet in Hooksiel
Der „Adler Jet“ bei der Einfahrt in den Hooksieler Hafen. Archiv-Foto: hol

Hooksiel/Wilhelmshaven (14. 8. 2024) – Die Tage des „Adler Jet“ in Hooksiel sind gezählt. Entsprechende Gerüchte bestätigte die Reederei „Alder & Eils“ gegenüber „Hooksiel life“. Geschäftsführer Jannes Piepgras: „Es stimmt, dass der ,Adler Jet‘ ab Mitte September wohl nicht mehr zur Verfügung steht.“

Der „Adler Jet“ ist ein Katamaran-Fahrgastschiff, das seit 2022 von Hooksiel aus eingesetzt wird. Aktuell bietet die Reederei mit Sitz in Büsum mehrfach in der Woche Helgoland-Fahrten von Wilhelmshaven über Hooksiel aus an. Dem Vernehmen nach hat die Reederei das Schiff in Richtung Mittelmeer verkauft.

Wie Piepgras beteuert, will die Reederei die Helgoland-Fahrten weiter betreiben. Die Linie Wilhelmshaven-Hooksiel-Helgoland werde ab Mitte September von einem anderen Schiff aus der eigenen Flotte bedient werden. Und auch für 2025 sei ein entsprechendes Angebot geplant.

„Die Linie ist zufriedenstellend und sicherlich noch ausbaufähig“, so Piepgras. Die Anfahrt des Hooksieler Hafen sei allerdings sehr herausfordernd. Trotz ständiger Baggerungen vor der Hafeneinfahrt würden es die Verschlickungen den Schiffen nicht leicht machen, den Hafen anzufahren. 

Der „Adler-Jet“, ein HSC Katamaran, ist ein sehr schnelles Schiff. Es ist 41 Meter lang und 11,50 Meter breit und kann deutlich über 200 Fahrgäste aufnehmen.

Hafenwirtschaft pocht auf ein politisches Zeichen zugunsten von Wilhelmshaven

Vertreter der Hafenwirtschaft und die Landtagsabgeordneten der Regiontrafen sich in Jever: (von links) Hans Joachim Schweinsberg, John H. Niemann (beide WHV), die Abgeordnet Sina Beckmann, Olaf Lies, Marten Gäde und Katharina Jensen sowie Hans-Joachim Uhlendorf (WHV). Foto: WHV e. V.

Wilhelmshaven/Hooksiel (8. 8. 2024) – Die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e. V. (WHV) fordert für den Ausbau der Wilhelmshavener Häfen Geld aus der nationalen Hafenstrategie. Die Häfen könnten dann dabei mithelfen, die Anforderungen der geplanten Energiewende-Projekte zu bewältigen. In diesem Zusammenhang wünschen sich die Hafenwirtschaftsförderer auch ein klares politisches Zeichen „Pro Wilhelmshaven“ vom Land. Zudem sollten Großinvestoren verpflichtet werden, einen Gesellschaftssitz nach Wilhelmshaven zu verlegen: „So halten wir Gewerbesteuereinnahmen in der Region.“

WHV-Präsident John H. Niemann sowie dessen Vorstandskollegen Hans-Joachim Uhlendorf (Vize-Präsident) und Hans Joachim Schweinsberg waren auf Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland) zusammen mit Niedersachsens Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD) und den Abgeordneten Sina Beckmann (Bündnis 90/Die Grünen), Jever, und Marten Gäde (SPD), Wilhelmshaven, nach Jever gekommen, um die Politiker auf den neuesten Stand hinsichtlich der Weiterentwicklung der Energiedrehscheibe Wilhelmshaven bringen. „Diese Wertschätzung unserer ehrenamtlichen Arbeit freut uns sehr“, unterstreicht Niemann, der seit 33 Jahren den Verein führt.

Ein Thema: Die Erweiterung des Jade-Weser-Ports (Jade-Weser-Port II). Die aktuell nutzbaren Hafenflächen und Kaianlagen in den deutschen Häfen sind weitgehend ausgelastet. Daraus ergibt sich aus Sicht der WHV die Frage, welche Standorte überhaupt in der Lage sind, die besonderen Anforderungen von Errichter- und Basishäfen für Offshore-Windkraftanlagen an der deutschen Nordseeküste zu erfüllen. Über die besten Voraussetzungen für die Bewältigung dieser Mammutaufgabe verfüge der Wilhelmshavener Tiefwasserhafen.

„In seiner zweiten Baustufe kann der JadeWeserPort (JWP) so realisiert werden, dass er als Multi-Purpose-Hafen gleich mehrere strategische Funktionen erfüllen wird“, betont der Vorstand. Deswegen sieht die WHV– ebenso wie zahlreiche weitere Wirtschaftsverbände und Experten – die Hafenerweiterung als eine nationale Aufgabe an.

Thema Hafeninfrastruktur: Um als Hafen international erkannt und wettbewerbsfähig zu werden, bedürfe es einer funktionierenden, modernen Infrastruktur. Trotz der allgemein günstigen Rahmenbedingungen müsse man sich in Wilhelmshaven intensiv mit den eigenen Schwachpunkten beschäftigen. Etwa mit der Störungsanfälligkeit der Seeschleuse. „Die seit langem fällige Instandsetzung der Wilhelmshavener Doppelschleuse ist ein Symbol für die vielerorts vernachlässigten Hafeninfrastrukturen an der norddeutschen Küste“, klagt die WHV. 

Gleiches gelte für die Hinterlandanbindung. Hier müssten Engpässe bei der Bahn (Huntebrücke in Oldenburg, Ausbau der Verbindungen Bremen-Osnabrück) sowie auf der Straße (Weiterbau der A20 von Westerstede über Jaderberg nach Bremerhaven; Sanierung der A29-Brücke vor dem JWP) beseitigt werden. 

Thema Energiedrehscheibe: Im Voslapper Groden Nord will die Firma Tree Energy Solutions (TES) auf 145 Hektar Fläche den Green Energy Hub bauen. Dieser Energiepark soll als zentrale Drehscheibe für Import, Herstellung und Weiterverteilung grüner Energie dienen. Doch bislang ist das vorgesehene Betriebsgelände noch Teil des Natura-2000-Areals und somit ein EU-Vogelschutzgebiet. Seit Jahren laufen behördliche Verfahren, um das Gelände im Tausch gegen andere Flächen freizubekommen.

Die WHV unterstützt die Bemühungen, die Grodenflächen zeitnah von den Vogelschutz-Auflagen zu entwidmen, indem andernorts adäquate Kohärenzflächen geschaffen werden, die TES nach eigenen Angaben „in optimale Lebensräume für die gesamte Flora und Fauna verwandeln“ wolle. Wilhelmshaven als Stadt am Weltnaturerbe Wattenmeer könne hier beweisen, dass Ökologie und Ökonomie sich nicht zwangsläufig ausschließen, so der Vorstand. 

Zum Thema Entbürokratisierung: Mit Blick auf den EnergyHub – Port of Wilhelmshaven (PoW) befürwortet die WHV die Schaffung einer Sonderwirtschaftszone. Daran hingen Fördermittel für Projekte, mehr Invstitionen, einfachere Genehmigungsverfahren, Ausbau der Infrastruktur, Aufbau von lokalen Kompetenzzentren und Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze.

Bergung der vor Helgoland gesunkenen „Verity“ kommt in entscheidende Phase

Verity Stahlbandrollen
Die von der vor Helgoland gesunkenen „Verity“ geborgenen Stahlbandrollen werden auf Binnenschiffe verladen und zu Verwertern transportiert. .Foto: WSV/brand MARINE CONSULTANTS GmbH.

Hooksiel (29. 7. 2024) – Die Bergung der Ladung aus dem Wrack des südwestlich von Helgoland gesunkenen Frachters „Verity“ geht in die Schlussphase. Das Wrack des am 24. Oktober 2023 nach einer Kollision mit dem Frachter „Polesie“ gesunkenen Küstenmotorschiffs liegt in etwa 37 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund und behindert den Schiffsverkehr.

Bei dem Unglück starb ein Seemann, vier gelten noch als vermisst. Das Schiffswrack behindert den Schiffsverkehr und muss deshalb geborgen werden. Federführend dabei ist die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, eine Bundesbehörde, die heute mitteilte: „Ein großer Teil der Ladung wurde inzwischen geborgen.“

Ladung geht in die Niederlande

Geborgen wurden unter anderem 181 von insgesamt 187 Stahlbandrollen. Der größte Teil sei bereits mit einem Binnenschiff zu einem zertifizierten Verwerter in den Niederlanden transportiert worden. Andere Stahlrollen würden derzeit von einer Barge auf ein Binnenschiff umgeladen, um ebenfalls zur Verwertung befördert zu werden. „Die restlichen sechs nicht zugänglichen Stahlbandrollen werden im nächsten Schritt beim Heben des Wracks entfernt“, kündigte die Behörde an.

Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion: „Wir kommen nun in die finale Phase der Bergungsarbeiten der Verity. Die Vorbereitungen des beauftragten Bergeunternehmens laufen auf Hochtouren und in enger Abstimmung mit unseren nautischen und technischen Spezialisten. Alle sicherheitsrelevanten Vorkehrungen sind getroffen.“ 

Wrack wird in zwei Teile zerlegt

Im nächsten Schritt soll das Wrack in zwei Sektionen zerlegt werden, die dann einzelnd gehoben werden. „Sicherheit ist dabei oberstes Prinzip“, so Oehlmann. In den kommenden Tagen sollen alle Gerätschaften, die für das Zerschneiden und Heben des Wracks erforderlich sind, an die Wrackstelle gebracht werden. 

Beim Zerschneiden des Wracks kommen Taucher zum Einsatz. Für die Bergung selbst wird der besonders starke Schwimmkran „Matador 3“ eingesetzt. Er kann Gewichte von bis zu 1800 Tonnen heben. Die beiden Schiffs-Sektionen sollen sollen bis Ende August geborgen werden.

Für die Sicherheit des Schiffsverkehrs im betroffenen Seegebiet während der laufenden Bergungsarbeiten sorgt die Verkehrszentrale Wilhelmshaven der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung. 


Umwelthilfe fordert Verbot von Importen von Fracking-Gas nach Deutschland

Wilhelmshaven/Berlin (24. 7. 2024) – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Importverbot von „Fracking-Gas“. Die vornehmlich in den USA praktizierte Methode zur Gewinnung von Erdgas sei extrem schädlich für Umwelt, Klima und Gesundheit. Betroffen von einem Verbot wäre auch das LNG Terminal Wilhelmshaven in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens.

2023 waren 70 Prozent des nach Deutschland importierten LNG Fracking-Gases aus den USA“, so die DUH. Wie ein neuer Bericht der DUH und der NGOs „Food and Water Action Europe“ und „Gas no es solución“ zeige, handle es sich bei rund 88 Prozent des aus den USA importierten 7,1 Milliarden Kubikmetern LNG um Fracking-Gas. „Insgesamt haben sich die LNG-Importe aus den USA in die EU im Vergleich zu 2021 von 22 auf 64 Milliarden Kubikmeter fast verdreifacht“, so die DUH. In dieser Zeit seien die Fracking-Gebiete in den USA massiv ausgeweitet und eine Verdopplung der LNG-Exportkapazitäten genehmigt worden. Mit der Förderung von LNG-Importen wollten Deutschland und die EU vornehmlich die Abhängigkeit von Erdgas aus Russland verringern.

„Der massive Ausbau von LNG-Terminals in Deutschland und die von deutschen Banken und Unternehmen geschlossenen jahrzehntelangen Lieferverträge führen zu mehr Fracking und Exportterminals in den USA“, stellt die DU fest. Für die Menschen, die in den Regionen mit Fracking und Exportterminals leben müssten, habe das gravierende Folgen wie erhöhte Krebsraten, Atemwegserkrankungen, Fehlgeburten sowie schadstoffbelastete Atemluft und Trinkwasser. Schon mehrfach waren Vertreter von Betroffenen-Initiativen aus den USA in Wilhelmshaven, um auf die Zusammenhänge aufmerksam zu machen. 

Nach Ansicht von DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner ist das mit Schiefergasfracking gewonnene Gas das gesundheits- und umweltschädlichste Erdgas, das es überhaupt gibt. In Deutschland sei das Fracking deshalb verboten. „Im Ausland nimmt die Bundesregierung die damit verbundenen Schäden billigend in Kauf, um den Gashunger Deutschlands zu stillen. Das ist pure Doppelmoral“, so Müller-Kraenner. 

Ein Verzicht auf Fracking-Erdgas sei möglich, da sich die befürchtete Gasmangellage sich nicht eingestellt habe. „Die Gasspeicher sind auch nach der Heizperiode gefüllt und die bestehenden LNG-Terminals sind nicht ausgelastet.“ Für die Versorgungssicherheit sei der Import von Fracking-Gas aus den USA nicht nötig.  Eine entsprechende DUH-Petition sei bereits über 11.000 Mal unterzeichnet worden und solle zum Ende des Jahres dem Petitionsausschuss des Bundestags vorgelegt werden.

Nach Sturz mit dem Fahrrad – sieben Brüche, Trauer und große Enttäuschung

Sabrina Stiller an Unfallstelle
Sabrina und ihr Vater Andreas Stiller aus Altengroden begutachten nach zwei Jahren noch einmal die Unfallstelle: Ein Radweg im Wilhelmshavener Stadtpark. Foto: privat

Hooksiel/Wilhelmshaven (5. 7. 2024) – Es sollte eine schöne Sommer-Radtour durch den Wilhelmshavener Stadtpark werden. Was Anja Stiller und ihre Tochter Sabrina dann tatsächlich erlebten, war aus heutiger Sicht ein Horrortripp. Sabrina geriet mit ihrem Rad in eine Sandkuhle, stürzte und brach sich den Tibiakopf am Schienbein unterhalb des rechten Knies. 

Es folgte eine medizinische Tortur mit einer Notoperation des Trümmerbruchs, sechs Folgeoperationen unter Vollnarkose, Korrekturbrüchen und Wundentzündungen. Sabrina war etliche Monate lang an einen Rollstuhl gefesselt. Heute, gut zwei Jahre nach dem tragischen Unfall, kann sie wieder gehen, wenn auch unter Schmerzen. An Laufen ist nicht zu denken. Zudem, so schildert Vater Andreas Stiller, wurde durch den Sturz und die Operationen die Beinachse verschoben. Die Folge: Arthrose. „Ärzte in einer Spezialklinik in Heidelberg haben uns gesagt, dass Sabrina zwingend ein neues Knie benötigt. Die Operation sollten wir aber erst in fünf bis zehn Jahren vornehmen lassen, damit die Frakturen richtig ausgeheilt sind.“

Unfall mit schlimmen Folgen

Der Unfall am 27. August 2022, ein Sonnabend, hat das ohnehin nicht leichte Leben der Familie Stiller zusätzlich belastet. Sabrina, heute 32, ist seit ihrer Geburt körperlich und geistig behindert. Abe trotz des schlimmen Unfalls hat die junge Frau ihren Lebensmut nicht verloren. „Sabrina war so tapfer“, schildert Andreas Stiller. „Geweint hat sie nur unmittelbar beim Sturz – und weil wir dadurch unseren geplanten Urlaub absagen mussten.“ Die Operationen und die zahllosen Physio-Behandlungen im Anschluss habe sie klaglos ertragen. 

Ein wichtiger Therapeut war ihr Pferd. Sabrina reitet von Kindesbeinen an beim Reit- und Fahrverein (RuF) Hooksiel. „Sobald sie im Rollstuhl sitzen konnte, mussten wir mit ihr zum Stall in Oesterdieken fahren“, schildert Anja Stiller. Die gute Botschaft nach all den schweren Monaten seither: Sabrina wird weiterhin reiten können.

Kein Warnschild

Der gesundheitliche Zustand der Wilhelmshavenerin hat sich inzwischen stabilisiert. Dennoch lässt Anja und Andreas Stiller die Frage nicht zur Ruhe kommen, warum es eigentlich zu dem Unfall im Stadtpark kommen konnte. Anja und Sabrina fuhren auf einem ansich festen Radweg nahe des Ehrenfriedhofs. Durch Sonne und Schattenwurf sei der Belag aber nicht an jeder Stelle erkennbar gewesen. Auch deswegen sei Sabrina in ein Loch gefahren, dass offenbar zuvor von Arbeitern mit staubfeinem Sand aufgefüllt worden war – möglicherweise zum Wohle der umstehenden Bäume. „Warum hat da niemand ein Warnschild aufgestellt?“, fragt sich Andreas Stiller. „Dann wäre der Unfall vermutlich nicht passiert.“

Der Vater war unmittelbar nach dem Unfall bei der Polizei, um Anzeige zu erstatten. Der Beamte dort habe ihm nach einer Ortsbegehung bestätigt, dass die Gefahrenstelle hätte abgesichert werden müssen. Das habe die Stadt dann – offenbar infolge des Hinweises von der Polizei – einige Tage später auch getan. Ein Schild mit dem Hinweis „Radwegschäden“ weist auf Gefahrenstellen hin.

Für Sabrina kam die Warnung zu spät. Lange haben sich Stillers mit dem Gedanken getragen, zivilrechtlich gegen die Stadt vorzugehen, um so möglicherweise Schmerzensgeld oder Schadensersatz für Sabrina zu erstreiten. Ihre Anwälte schätzen die Erfolgsaussichten allerdings als gering ein. Inzwischen ist das Thema Klage vom Tisch. Mit zu der Entscheidung beigetragen hat, dass Familie Stiller als Klägerin im Fall einer Niederlage vor dem Landgericht Oldenburg möglicherweise auf Prozess- und Anwaltskosten von mehreren Tausend Euro sitzengeblieben wäre.

Sabrina und Andreas Stiller

„Wir wollen keine Schuldzuweisung betreiben“, betont Andreas Stiller (links mit Tochter Sabrina; Foto: hol) . Aber, auch daraus macht er keinen Hehl, vom Verhalten der Stadt Wilhelmshaven sei er „extrem enttäuscht“. Bereits in einem Schreiben aus Oktober 2022 wies die Stadtverwaltung jede Verantwortung von sich. Der Unfall sei auf keinen Fall durch eine Verletzung der Verkehrssicherheitspflicht zustande gekommen. 

Grundsätzlich hätten Verkehrsteilnehmer Straßen und Wege in dem Zustand hinzunehmen, in dem sie sich erkennbar darbieten, heißt es in dem Schreiben. Man müsse seine Fahrweise entsprechend anpassen. Zum Zustand des Radweges im Stadtpark: Es habe sich um einen Sandweg gehandelt. „Es entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, dass Sandwege insbesondere in Zeiten extremer Trockenheit über keine feste Oberfläche verfügen.“ 

Sabrina Stiller hätte die lockere Sandfläche und damit die Rutschgefahr an bereits sichtbaren Reifenspuren erkennen können. „Wenn sie dennoch weiter gefahren ist, dann handelte sie auf eigene Gefahr.“ Abschließende Bewertung seitens der Stadt: Ausschließlich Eigenverschulden.

Traurig und auch wütend

Hätte die geistig beeinträchtige Frau die Gefahrenstelle tatsächlich selbst erkennen können? Nicht einmal ihrer Mutter war der unnatürliche Unterschied im Belag des Weges aufgefallen. „Wie eine juristische Bewertung auch ausgefallen wäre: Klar dürfte sein, dass ein Hinweisschild das Unfallrisiko deutlich verringert hätte“, sagt Andreas Stiller. 

Traurig und auch wütend ist der Vater des Opfers aber noch aus einem anderen Grund. „Die juristische Einlassung war die einzige Reaktion aus dem Rathaus“, klagt Stiller. „Kann man angesichts der dramatischen Folgen des Unfalls für Sabrina nicht erwarten, dass irgendeiner von der Stadt sich einmal nach ihrem Gesundheitszustand erkundigt und vielleicht gute Besserung gewünscht hätte? Ich finde, dass gehört sich so.“

Offene Fragen zum Vogelschutz gefährden Investitions-Entscheidungen

Containerschiff vor dem Hooksieler Strand
Vom Hooksieler Strand aus sind die Containerschiffe gut zu sehen, die regelmäßig den JadeWeserPort ansteuern. Foto: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (2. 7. 2024) – Die einst für Industrieansiedlungen aufgespülten Flächen auf dem Voslapper Groden Nord und Süd in Wilhelmshaven spielen für einige der rund 20 Vorhaben des Projektverbundes „EnergyHub – Port of Wilhelmshaven“ eine Schlüsselrolle. Das Problem: Die Zeitachse, wann die EU-Vogelschutzgebiete für industrielle Zwecke zur Verfügung stehen, ist unklar.

Minister will sich für Lösung einsetzen

Die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV) hat Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) darauf hingewiesen, wie zeitkritisch das Problem ist. „Hier sind dringend naturschutzrechtliche und raumordnerische Regelungen auf EU- und Landes-Ebene erforderlich, um den Flächenbedarfen für Gewerbe einerseits und Kohärenz andererseits gerecht zu werden“, betonten die WHV-Vertreter. „Wenn dies nicht kurzfristig gelingt, drohten geplante Projekte des EnergyHubs zu scheitern.“ Durch Kohärenzmaßnahmen sollen die bedrohten Vogelarten auch weiterhin geschützt werden.

Lies bei der WHV
Im Gespräch über die Entwicklung der Wilhelmshavener Häfen: (von links MdL Marten Gäde, Wirtschaftsminister Olaf Lies, WHV-Präsident John H. Niemann., Vizepräsident Hans-Joachim Uhlendorf
und Vorstandsmitglied Hans Joachim Schweinsberg. Foto: WHV

Lies, der mit dem Wilhelmshavener Landtagsabgeordneten Marten Gäde die Interessenvertretung besuchte, versicherte, dass die Landesregierung sich der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Vorhaben für den Standort Wilhelmshaven bewusst sei und er sich persönlich um Lösungsmöglichkeiten bemühen werde. 

WHV-Präsident John H. Niemann wies zudem auf die Notwendigkeit zur zügigen Erweiterung des JadeWeserPorts (JWP II) hin. Um in der Energiewende voranzukommen, müsse der Ausbau der Offshore-Windenergie rasch und konsequent umgesetzt werden, um genügend erneuerbarer Strom für die Wirtschaft, die E-Mobilität und die Wasserstoffproduktion zur Verfügung zu haben. 

Flächenbedarf für Offshore-Windenergie

Wilhelmshaven besitze hierfür ein Alleinstellungsmerkmal: Mit der Erweiterung des JWP könnten mittelfristig Infrastrukturen geschaffen werden, um die großen und schweren Komponenten der Offshore-Windkraftanlagen, die in großer Anzahl in den nächsten 20 Jahre auf Projektflächen in der Nordsee installiert werden sollen, zu lagern, vorzumontieren und auf Spezialschiffe verladen zu können. 

„Diese Aufgabe könnte der JWP II neben anderen Funktionen als Vielzweckhafen (z.B. Fahrzeug-, Schwerlast, Containerumschlag sowie Recycling) aufgrund seines Flächenpotentials, der günstigen Verkehrsanbindung und seiner nautischen Vorzüge bestens erfüllen“, so Niemann. Wichtig sei, diese strategische Entscheidung frühzeitig zu treffen, um für Reedereien, Logistiker und Industrien ein Angebot und Investitionsperspektiven zu schaffen.

Planung für JWP II

Um den Ausbau der Offshore-Windenergie voranzutreiben, sucht die landeseigene Hafengesellschaft NPorts nach den Worten von Lies nach Flächen, die für den Umschlag von Offshore-Komponenten erschlossen werden können. So plane NPorts derzeit den Bau der schwerlastfähigen Liegeplätze 5 bis 7 in Cuxhaven mit Lager- und Logistikfläche. Unabhängig davon würden die Planungsprozesse laufen, um den Bau und die Inbetriebnahme des JWP 2 zum marktseitig sinnvollen Zeitpunkt zu ermöglichen.

Im Zusammenhang mit dem EnergyHub wurde positiv angesprochen, dass einige wichtige Infrastrukturprojekte bereits erfolgreich umgesetzt worden sind, etwa der Bau von Gaspipelines und eines LNG-Terminals. Weitere Projekte seien in der Umsetzung oder einer konkreten Planung (zweites LNG-Terminal, Pipeline- und Strominfrastruktur, Anleger für verflüssigte Gase usw.). Um so wichtiger sei es, die Schwierigkeiten in den Planungs- und Genehmigungsprozessen zügig mit den Beteiligten zu lösen sind, um Investitionsentscheidungen der Unternehmen zu erleichtern.