App weist Seenotrettern den Weg zu Wassersportlern

Seenotretter Bilanz
Kitesurfmeister Linus Erdmann wirbt als Botschafter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) für die Seenotretter und mahnt Wassersportler zur Vorsicht. Foto: DGzRS

Hooksiel/Bremen (12.1.2023) – Im Jahr 2022 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei 1883 Einsätzen (2021: 2023 Einsätze) 3289 (3505) Menschen Hilfe geleistet. Unter anderem wurden laut Statistik der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen 91 (61) Menschen aus Seenot gerettet, 306 (272) Menschen aus drohender Gefahr befreit und 39 (36) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt.

Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote – darunter der in Hooksiel stationierte Kreuzer „Bernhard Gruben“ – haben bei 592 (596) Einsätzen 1134 (978) Menschen geholfen. Davon wurden 30 (18) Menschen aus Seenot gerettet und 63 (50) weitere aus Gefahrensituationen befreit. Heißt es im Jahresbericht der DGzRS.. Auch Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf die Hilfe der Retter verlassen. 

Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2023 ist der achtfache und amtierende deutsche Kitesurfmeister Linus Erdmann. „Glücklicherweise bin ich in den 16 Jahren, in denen ich diesen Sport betreibe, bisher nicht in Not geraten oder verletzt worden. Kitesurfen ist sehr sicher, wenn man weiß, was man tut.“ Es sei sehr beruhigend zu wissen, dass die Seenotretter auf See niemanden alleinlassen. „Die auffälligen Rettungseinheiten der DGzRS vermitteln bereits von weitem viel Sicherheit. Aber das sollte uns auch stets Ermahnung sein, dass es da draußen immer Risiken geben wird, die größer und stärker als der Mensch sind.“

Dabei kann auch die Technik die Sicherheit erhöhen. Seit Jahren gibt es die kostenlose Sicherheitsapp „SafeTrx“ der Seenotretter, entwickelt von der irischen Softwarefirma „8West“. Wer Wassersport betreibt, kann per Mobiltelefon seine Route aufzeichnen. Die Rettungsleitstelle See der DGzRS, das Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) Bremen, hat im Notfall Zugriff darauf.

„8West“ habe jetzt, gemeinsam mit Sony, „SafeTrx Active“ entwickelt, eine am Handgelenk zu tragende SafeTrx-Lösung, mit der die eigene Route aufgezeichnet wird und bei Bedarf die Seenotretter alarmiert werden können. Dies sei besonders für Menschen interessant, die kein Mobiltelefon mit aufs Wasser nehmen möchten, etwa beim Surfen oder Kitesurfen. 

Die Seenotretter müssen ständig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch Neubauten ersetzen. 2022 sei das neue Trainingsboot „Christoph Langner“ der 8,9-Meter-Klasse zur ständigen Aus- und Fortbildung in Dienst gestellt worden. Zwei Seenotrettungsboote für die Rettungsflotte der DGzRS seien im Bau und werden 2023 abgeliefert: eine weitere 10,1-Meter-Einheit für die Station Neuharlingersiel und das erste Seenotrettungsboot einer völlig neuen Klasse für Stationen in Mecklenburg-Vorpommern. 

Schon 520 Einsätze für die Seenotretter

Seenotrettungskreuzer "Bernhard Gruben"
Der in Hooksiel stationierte Seenotrettungskreuzer „Bernhard Gruben“ gehört zur Flotte der DGzRS.
Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hooksiel/Bremen (17.11.2022) – Von Januar bis Oktober 2022 haben die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Nord- und Ostsee 1739 Einsätze gefahren. Dabei halfen sie insgesamt 3108 Menschen (Vorjahr: 3302). Allein 87 (57) von ihnen wurden aus Seenot gerettet, weitere 285 (268) aus Gefahr befreit. Allein die Besatzung an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote, darunter der in Hooksiel stationierte Rettungskreuzer „Bernhard Gruben“, haben bei 520 (519) Einsätzen 1053 (858) Menschen geholfen. Davon wurden 30 (15) Menschen aus Seenot gerettet. 54 (50) weiteren Menschen kamen die Retter in akuten Gefahrensituationen zur Hilfe.

Bei einem typischen Einsatz kam die Crew der „Bernhard Gruben“ am 4. August, genau 25 Jahre nach der Indienststellung des Seenotrettungskreuzers, in der Jade zwei Seglern gerade noch rechtzeitig zur Hilfe. Gegen 11.40 Uhr hatten die Segler einen Notruf abgesetzt, der an die an die deutsche Rettungsleitstelle See weitergeleitet wurde – das von der DGzRS betriebene Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen. Der Jollenkreuzer war offenbar mit einem Unterwasserhindernis zusammengestoßen. Die Segler hatten sich vor Minsener Oog trockenfallen lassen. Doch bei auflaufender Tide drang nun durch ein Leck Wasser in ihr Boot ein. 

Als die „Bernhard Gruben“ den Havaristen erreichte, lag das Segelboot im Prickenweg vor der Südspitze von Minsener Oog schon tief im Wasser. Die Segler waren dabei, den rund sieben Meter langen Jollenkreuzer auszuräumen und ihre Habseligkeiten auf die nur zeitweise bewohnte kleine Insel zu retten. 

Die Seenotretter ließen das Tochterboot „Johann Fidi“ zu Wasser und gingen beim Havaristen längsseits. „Wir haben ein Lecksegel ausgebracht und das Wasser mittels Tauchpumpe gelenzt“, berichtet Vormann Dirk Hennesen. Anschließend dichteten die Seenotretter das Leck ab. Bei ununterbrochen laufender Pumpe schleppten sie den Havaristen frei und brachten ihn sicher nach Hooksiel. Die Segler blieben unverletzt.

Wie aus der Statistik der in Bremen beheimaten Rettungsorganisation hervorgeht, wurden 87 (57) Menschen aus Seenot gerettet und 285 (268) Menschen aus drohender Gefahr befreit, 281 (239) Mal wurden erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert. Nach Zählung der DGzRS haben die Retter 40 (34) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt, 887 (1010) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie 531 (581) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die ausschließlich durch Spenden finanzierte DGzRS bis Ende Oktober 2021 insgesamt 86 296 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit.