Hooksiel (11. 7. 2025) – Selbst die Schließung des Meerwasser-Hallenwellenbades Hooksiel hätte nicht die Aberkennung der Zertifizierung des Ortes als Nordseebad zur Folge. Das geht aus der Antwort des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums auf eine entsprechende Anfrage von „Hooksiel-Life“ hervor.
Viele Hooksieler sind stolz auf die Anerkennung ihres Ortes als Nordseebad. Offenbar ist das Zertifikat nicht in Gefahr. Archiv-Foto: Salverius
Die Sorge um den erst kürzlich verliehenen Status Nordseebad hatte insbesondere in den Reihen der touristischen Leistungsanbieter Kreise gezogen, nachdem aus der Wangerland Touristik GmbH (WTG) Pläne bekannt geworden waren, dass die insolvente Tourismustochter der Gemeinde Wangerland das Bad in Hooksiel und möglicherweise auch die Friesland-Therme in Horumersiel schließen müsse, um Kosten zu sparen.
Die WTG hatte die Schließungspläne dann Anfang dieser Woche wieder zurückgenommen. Der Grund: Es gebe einen Investor, der möglicherweise das Bad in Hooksiel samt Campingplatz kaufen wolle. Man wolle jetzt ein entsprechendes Bieterverfahren ausloben. Vor diesem Hintergrund würden die Bäder auf absehbare Zeit geöffnet bleiben, so die WTG.
Auch in Hannover hat man von der Kehrtwende der WTG gelesen. Ungeachtet dessen hätte die Schließung des Hallenbades aber keine Auswirkung auf das Prädikat „Nordseebad“ gehabt, betont ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. „Schwimmbäder zählen nicht zu den notwendigen Voraussetzungen.“
Die Zertifizierung Hooksiels als Nordseebad war nach jahrelangen Bemühungen erst vor wenigen Wochen erfolgt. Aktuell steht noch ein Termin für die offizielle Übergabe des Dokuments aus.
Wangerland/Hooksiel (10. 7. 2025) – Die Geschäftsführung der Wangerland Touristik GmbH (WTG) sowie der beauftragte Architekt waren nach Überzeugung der Ratsgruppe „Zusammenschluss unabhängiger Wählergemeinschaften“ (ZUW) mit dem Bau des Thalasso Meeres Spa (TMS) in Horumersiel „völlig überfordert“. „Dass bei dem Umfang des Projektes keine externe Baubegleitung beauftragt wurde, ist nach unserer Meinung absolut nicht nachvollziehbar“, betont die Gruppe in einer heute verbreiteten, vorläufigen Stellungnahme zu den Gründen für die Kostenexplosion beim Bau des Gesundheits-Tempels auf aktuell geschätzte 23 Millionen Euro.
Die Arbeiten am Thalasso Meeres Spa zogen sich nach Überzeugung der ZUW auch aufgrund einer ungenügenden Bauaufsicht hin und machten auch deshalb das Projekt immer teurer und teurer. Archiv-Foto: hol
Nach Einschätzung der ZUW sei schon bei der Auftragserteilung an die Gewerke anzunehmen gewesen, dass die Baukosten nicht 8,8, sondern eher 12 bis 13 Millionen Euro betragen würden. Diese Zahl sei dem Rat vor seiner Entscheidung für das Projekt im November 2019 aber nicht vorgelegt worden.
Sonderwünsche als Kostentreiber
„Auch dass zwischenzeitlich eine zweite, neue Baugenehmigung beantragt wurde, hat der Rat erst im Herbst 2024 erfahren“, stellt die ZUW fest. Hieraus hätten sich etliche verteuernde Veränderungen der Räumlichkeiten bis hin zu einer „High End“-Ausstattung des TMS ergeben.Weitere Preissteigerungen sich aus Sonderwünschen der WTG etwa bei der Auswahl von Fliesen, Beleuchtung, Eingangsbereich usw. ergeben.
Die Unabhängigen kommen zu dem Fazit: „Aus den der ZUW und den Ratsmitgliedern seit 2024 vorliegenden Sachverhalten kann geschlossen werden, dass die gesamte Projektabwicklung des ,Thalasso Meeres Spa‘ ohne die erforderliche Kontrolle und Führung durch Architekt und Geschäftsführung durchgeführt wurde. Rechnungen der Auftragnehmer/Handwerker wurden gestellt und bezahlt, ohne dass die erforderlichen Nachweise erbracht wurden. Die vertraglich vereinbarte Prüfung der Einhaltung von Verträgen und Leistungen durch den Architekten wurde nicht ausreichend durchgeführt. Von der Projektleitung (Geschäftsführung) wurden als letzte Prüfinstanz aufgrund fehlender Fachkenntnisse Abweichungen und Fehler nicht erkannt oder nicht angemessen behandelt.“
Traum wird zum Albtraum
Die Einschätzung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Immo Müller, der die Stellungnahme unterzeichnet hat: „Die WTG wollte sich wohl einen Traum erfüllen. Es endete in einem Albtraum.“ Die ZUW plane eine Veranstaltung zur Bürgerinformation.
In ihrer vorläufigen Chronologie der Ereignisse beleuchten die Unabhängigen auch die Frage der Wirtschaftlichkeit des TMS. Schon zur Ratsentscheidung im November 2019 habe ein Fragenkatalog aus den Fraktionen an WTG-Geschäftsführung und Architekten vorgelegen. Belastbare Zahlen zur Wirtschaftlichkeit hätten beide nicht vorgetragen. Auf Unverständnis der ZUW, die erst 2021 als politische Kraft im Rat wirkt, stoße, dass der Rat dem Projekt dennoch zugestimmt habe. Grundlage für den Beschluss sei offenbar allein das Vertrauen in die WTG gewesen.
Wirtschaftlichkeits-Berechnung unzureichend
Nach dem Einzug in den Rat hat die ZUW Ende November 2021 die einzige bis dahin vorliegende Wirtschaftslichkeitsberechnung für das TMS zur Verfügung gestellt bekommen. „Diese wurde intern von der ZUW geprüft und festgestellt, dass diese Wirtschaftlichkeitsberechnung völlig unzureichend war.“
Die Erkenntnis habe man den anderen Ratsmitgliedern im Januar 2022 vorgestellt. Erst daraufhin sei ein externes Unternehmen beauftragt worden, ein neue Analyse/Prognose zu erarbeiten. Die ursprüngliche „Kalkulation“ sei bis dahin immer noch von der WTG verteidigt und verwendet worden. „Im Ergebnis wurden unsere Zahlen bestätigt und die der Geschäftsführung der WTG verworfen“, heißt es in dem ZUW-Papier. „Eine von uns daraufhin erwartete erweiterte Kontrolle über die Geschäftsführung erfolgte nicht.“
Die Unabhängigen hätten im August 2022 der Geschäftsführung einen Fragenkatalog vorgelegt, in dem es unter anderem um einen verspätet bekannt gegebenen Bauschaden sowie fehlende Teile in der Wirtschaftlichkeitsberechnung gegangen sei. „Der Zusammenhang mit einer kritischen Mail an den Geschäftsführer veranlasste die Fraktionsspitzen der GfW und SPD, dem Geschäftsführer das Vertrauen auszusprechen.“
Im September 2022 habe ZUW-Sprecher Dieter Schäfermeier (Foto) dem Rat weitere neue Berechnungen vorgestellt. Darin wurden Verluste von knapp einer Million Euro in den ersten drei Betriebsjahren des TMS prognostiziert. Die Geschäftsführung habe versichert, dass dieser Verlust durch den sonstigen Überschuss der WTG ausgeglichen werde.
In 2023 erfolgte der Förderbescheid des Landes Niedersachsen. Auf kritische Fragen der ZUW habe die Geschäftsführung beteuert, dass man sich im Kostenrahmen bewege, aber auch der zweite geplante Eröffnungstermin nicht eingehalten werden könne. Ab Anfang 2023 habe man sich wiederholt bemüht, Einsicht in die Bauunterlagen zu erhalten, was aber lange durch den Geschäftsführer und die Ratsmehrheit behindert worden sei.
Nur Schäfermeier erhält Einsicht in Unterlagen
Im September 2023 erfolgte die Entlastung des Geschäftsführers der WTG für das Geschäftsjahr 2022. Allein die ZUW habe geschlossen dagegen gestimmt. Die Kosten seien bis Oktober 2023 weiter immens gestiegen, ein Ende der Bauarbeiten sei aber immer noch nicht in Sicht gewesen. Damals sei die Anfrage der ZUW nach Einsichtnahme in Architektenvertrag, Kostenschätzung, Bauprotokolle etc. von von WTG sowie von GFW (CDU, Grüne, FDP) und SPD im Rat vehement verwehrt worden. Müller: „Die Geschäftsführung unterstellte dabei Dieter Schäfermeier eine Hetzjagd.“
Im November 2023 habe die ZUW erklärt, wegen der übermäßigen Kostensteigerungen nicht mehr hinter dem Projekt zu stehen. Dem folgte im Dezember ein offizieller Antrag auf Einsicht in die Bauunterlagen. Diese wurde der ZUW von der Geschäftsführung nur in Person von Schäfermeier zugestanden, aber mit der einschränkenden Verpflichtung, außerhalb der Rund der Fraktionsvorsitzenden absolute Verschwiegenheit zu wahren.
Unhaltbare Zustände auf der Baustelle
Nachdem Schäfermeier ab Januar 2024 Einsicht in die Unterlagen erhielt und umfassend berichtete, wurde er vom Rat beauftragt, an den Baubesprechungen für das TMS teilzunehmen. „Schon sehr schnell wurde von ihm dort ein unhaltbarer Zustand bei den handwerklichen Leistungen festgestellt und dem Rat ausführlich mitgeteilt“, heißt es in der ZUW-Erklärung. „Der Rat habe daraufhin auf Vorschlag von Schäfermeier einen externer Baufachmann beauftragt, der sich auf der Baustelle aufhalten und dort Ordnung schaffen sollte. Ohne den Baufachmann und seine vermittelnde Arbeit hätte der Öffnungstermin 21. Juni 2024 nicht gehalten werden können. Dennoch sind bis heute die Bauarbeiten nicht beendet.“
Im November noch kein Grund für Insolvenz
Im Mai 2024 wurde dann von der Gemeinde ein unabhängiger Sachverständiger beauftragt, der die Qualität und die Kosteneffizienz des gesamten TMS-Bauprojektes prüft. Anfang September habe Immo Müller für die ZUW in der inzwischen installierten Lenkungsgruppe der WTG erstmals den Hinweis gegeben, dass man eventuell eine Insolvenz in Betracht ziehen müsse. Daraufhin sei kurzfristig ein Wirtschaftsprüfer beauftragt worden. Das Ergebnis: Aufgrund der vorhandenen Liegenschaften der WTG und der liquiden Mittel gebe es noch keinen Grund für einen Insolvenzantrag.
Im November habe die ZUW erneut eine Berechnung vorgelegt, die für 2024 und die Folgejahre jeweils einen Verlust von rund zwei Millionen Euro ausgewiesen hat. Für 2024 sei der letztendlich auch eingetreten. Am 26. Juni 2025 hat die WTG Insolvenz beantragt.
Wangerland/Hamburg (10. 7. 2025) – Die insolvente Wangerland Touristik GmbH (WTG) hat die Hamburger Beratungsfirma GLC Glücksburg Consulting AG beauftragt, ihr bei der Vermarktung von Immobilien und Geschäftsbereichen zu helfen. Ziel sei es, bestehende Immobilien und Flächen zu analysieren, neue Nutzungskonzepte zu entwickeln und Investoren für die Umsetzung zu gewinnen, heißt es in einem bereit am 30. Juni erstellten Beitrag auf der Internetseite des Unternehmens.
Steht offenbar auch zum Verkauf: Das neue Thalasso-Zentrum in Horumersiel mit seinen umliegenden Immobilien. Foto: hol
Gestern hatte die WTG bekannt gegeben, dass ihre Bäder vorerst nicht geschlossen werden, da sich für das Meerwasser-Hallenwellenbad und den Campingplatz Hooksiel ein potenzieller Käufer gefunden habe. Man werde jetzt einen Bieterprozess anstoßen.
Ex-WTG-Geschäftsführer heute Berater
In der Pressemitteilung fiel erstmals auch der Name der Beratungsfirma GLC, mit der die WTG schon länger zusammenarbeitet. Das Unternehmen berät unter anderem Tourismusunternehmen und hilft beim Kauf oder Verkauf von Immobilen. Pikante Fußnote: Ex-WTG Geschäftsführer Armin Kanning ist nach seinem Ausscheiden aus dem gemeindeeigenen Unternehmen Ende April zu eben jener GLC gewechselt, wo er heute den Geschäftsbereich Tourismus/Marketing verantwortet. Für den Geschäftsbereich Transaktionen zeichnet GLC-Vorstand Prof. Martin Weigel verantwortlich.
Suche nach Nutzungsideen
Ihre Aufgaben im Wangerland sieht die GLC nach eigenem Bekunden in einer umfassenden Bestandsaufnahme der gesamten Vermögenswerte. „Dazu zählen unter anderem das Thalasso-Zentrum, das Schwimmbad, Parkanlagen, Verwaltungsgebäude sowie ein Hafengrundstück und ein Campingplatz.“ Parallel dazu werde eine wirtschaftliche Bewertung erstellt, um die Grundlage für eine gezielte Weiterentwicklung zu schaffen.
Auf Basis dieser Analysen wolle die GLC AG mit der WTG konkrete Nutzungsideen entwickeln. Dafür sei auch ein „moderierter Workshop mit lokalen Partnern“ geplant. Offenbar mit Blick auf das Kurmittelhaus samt Thalasso Meeres Spa in Horumersiel heißt es: „Für die spätere Umsetzung ist ein modernes Kurzentrum mit Hotel, Dienstleistungsflächen und ergänzenden Wohneinheiten vorgesehen.“ Interessierte Investoren seien eingeladen, sich frühzeitig einzubringen.
Hooksiel (9. 7. 2025) – Die befürchtete Schließung des Hallenwellenbades Hooksiel ist zumindest vorerst vom Tisch. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die die Wangerland Touristik GmbH heute verbreitet hat. Man werde vorerst von einer Schließung der Bäder absehen, da ein erstes Angebot zur Fortführung vorliege.
das Hallenwellenbad Hooksiel bleibt zumindest vorerst geöffnet. Die WTG sucht nach Investoren, die das Bad, das in Schließphasen auch schon mal von Kajakfahrern als Trainingsdomizil genutzt wird, zusammen mit dem Campingplatz erwerben wollen. Archiv-Foto: hol
Bekanntlich hat die WTG ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Ziel sei es, das Unternehmen wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen und die touristische Infrastruktur im Wangerland langfristig zu sichern. Der der Fokus der Geschäftsführung liege derzeit auf der Analyse kostenintensiver Bereiche des Unternehmens – insbesondere der Bäderbetriebe sowie ausgewählter Immobilien und Flächen. „Erste Gespräche und Bewertungen laufen bereits, um fundierte Entscheidungen für eine nachhaltige Neuausrichtung zu treffen.
Riedel: Erfreuliche Nachrichten
„Alle Kostenpositionen werden mit Augenmaß geprüft, um Liquidität zu sichern und eine solide Basis für die kommenden Jahre zu schaffen“, betont WTG-Geschäftsführer Torsten Riedel mit. „Eine vorübergehende Schließung der Bäderbetriebe stand aufgrund dieser Analysen im Raum, doch neue Entwicklungen führen nun zu erfreulichen Nachrichten.“
Nach den Wirten von Riedel ist der Sanierungsprozess, an dem auch Rechtsanwalt Dr. Christian Kaufmann (Pluta Rechtsanwalts GmbH, Oldenburg) und Prof. Martin Weigel (GLC Glücksburg Consulting AG, Hamburg) mitwirken, sehr erfolgreich angelaufen.
„Die ersten Wochen sind geschafft. Sie verliefen konstruktiv, das Verfahren nimmt erfolgreich Fahrt auf. Als Ergebnis liegt bereits ein belastbares – jedoch in dieser Phase noch nicht bindendes – Angebot zum möglichen Erwerb des Nordsee-Campingplatzes Hooksiel unter Weiterführung des Meerwasser-Hallenwellenbades eines namhaften Anbieters vor. Es besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass im weiteren Bieterverfahren noch zusätzliche Angebote eingehen werden.“
WTG bereitet Bieterprozess vor
Vor diesem Hintergrund hält die WTG eine Schließung des Meerwasser-Hallenwellenbades zum jetzigen Zeitpunkt nicht für sinnvoll, da sich erstmals eine belastbare Fortführungsoption abzeichne. Diese beinhalte auch die Weiterbeschäftigung der im Schwimmbad tätigen Mitarbeitenden. Kurzfristig solle jetzt ein Bieterprozess vorbereitet werden. Dabei handele es sich um ein strukturiertes und transparentes Verfahren, in dem Investoren die Möglichkeit erhalten, ein Angebot für den Nordsee-Campingplatz und das Meerwasser-Hallenwellenbad abzugeben.
Camping vor dem Deich in Hooksiel ist für viele Urlauber interessant. Die WTG sucht jetzt für den Platz einen Käufer, um aus ihrer finanziellen Schieflage herauskommen zu können. Archiv-Foto: hol
„Unter Abwägung des aktuellen Angebots und der mit dem Angebot verbundenen Fortführungsperspektive haben wir uns entschieden, das Meerwasser-Hallenwellenbad vorerst geöffnet zu lassen“, so Riedel weiter. „Ich bin zuversichtlich, dass der nun beginnende Bieterprozess für den Nordsee-Campingplatz Hooksiel und das Meerwasser-Hallenwellenbad in den kommenden Wochen erfolgreich verlaufen wird – zum Wohl unserer Gäste, Mitarbeitenden und der gesamten Region.“
Trainingszeiten für DLRG gesichert
Ein weiterer positiver Aspekt: Durch die vorerst gesicherte Öffnung bleiben auch die Trainingszeiten der DLRG sowie das Schulschwimmen erhalten. Es ist zudem vorgesehen, dass diese im Falle einer erfolgreichen Übernahme vom zukünftigen Investor mit übernommen werden.
Auch die Friesland-Therme in Horumersiel bleibt vorerst regulär geöffnet. Die wirtschaftliche Situation sowie mögliche Entwicklungsperspektiven würden hier derzeit ebenfalls sorgfältig geprüft. „Für die laufende Sommersaison ist aktuell keine Änderung vorgesehen – Gäste können das Angebot weiterhin nutzen, heißt es in der Mitteilung. Ebenso bleibe das „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel geöffnet und stehe Urlaubsgästen mit besonderen Anwendungen weiter zur Verfügung.
Horumersiel (9. 7. 2025) – Am Samstag, 12. Juli, heißt es zum dritten und letzten Mal in diesem Sommer: Vorhang auf für „Watt mit Kultur“ im Kurgarten Horumersiel. Auf dem Programm für das Open-Air-Theater steht Shakespeare: kurzweilig, komprimiert und herrlich lebendig. Die Vorstellungen beginnt um 20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr).
Unter dem Titel „Wie es euch gefällt & Was ihr wollt“ bringt Schauspieler Jeffrey von Laun, der für seine schauspielerische Leistung gemeinsam mit Ramona Marx mit dem „Jade-Ring 2025“ ausgezeichnet wurde, zwei der bekanntesten Komödien des englischen Dramatikers als Ein-Mann-Stück auf die Bühne. In zweimal 45 Minuten verleiht von Laun den zahlreichen Figuren mit Witz, Tiefe und Spielfreude neues Leben und präsentiert dem Publikum eine moderne, packende Neuinterpretation der elisabethanischen Klassiker.
Neben der hitzigen Bühnenkunst erwartet die Besucher ein stimmungsvolles Ambiente unter freiem Himmel – samt Speisen und Getränken. „Watt mit Kultur“ ist ein Kooperations-Projekt der Wangerland Touristik GmbH und der Landesbühne Niedersachsen-Nord (Wilhelmshaven). Tickets für die Vorstellung sind erhältlich in den Tourist-Informationen Horumersiel und Hooksiel sowie online unter wangerland.de und in der Theaterkasse des Stadtheaters Wilhelmshaven.
Wangerland (8. 7. 2025) – Mitarbeiter machen sich Gedanken um ihre Arbeitsplätze. Dienstleister hoffen, zumindest einen Teil ihrer Forderungen noch bezahlt zu bekommen. Und viele Hooksieler sorgen sich um die Zukunft ihres von der Schließung bedrohten Hallenwellenbades. Unsicherheit bestimmt das Feld. Zeitgleich läuft die politische Debatte über die Gründe für die Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH (WTG) an.
Trotz der Turbulenzen um die Zukunft der Wangerland Touristik GmbH ist ein unbeschwerter Urlaub in Hooksiel weiterhin möglich. Der Strand, so viel gilt als sicher, wird für Einheimische und Urlauber weiter geöffnet bleiben. Foto: hol
„Das Thalasso Meeres Spa war als Leuchtturmprojekt gedacht, entwickelte sich jedoch finanziell in eine Richtung, die für die WTG allein nicht mehr tragbar war“, stellt Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) in einer persönlichen Stellungnahme fest. Der Gang zum Amtsgericht sei angesichts der wirtschaftlichen Lage der Gesellschaft nicht mehr zu vermeiden gewesen. Aber, so die Hoffnung von Szlezak: „Die Insolvenz in Eigenverwaltung bietet der WTG die Möglichkeit zur Neuaufstellung im laufenden Betrieb und unter Eigenregie.“
Nur beschränkte Haftung der Gemeinde
Ähnlich sieht es Alice Brandenburg-Bienek, Sprecherin der Ratsgruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ (CDU, Grüne, FDP): „Ich hoffe darauf, das der jetzt beschrittene Weg eine Chance bietet, die WTG neu und profitabel aufzustellen.“
WTG-Geschäftsführer Torsten Riedel hatte Ende Juni beim Amtsgericht Wilhelmshaven den Antrag auf Insolvenz in Eigenregie gestellt, nachdem er – unterstützt von Fachanwalt und Wirtschaftsprüfer – die Voraussetzungen dafür als gegeben ansah. Zuvor hatte der Rat der Gemeinde Wangerland es abgelehnt, eine Patronatserklärung für das Tochterunternehmen abzugeben. Mit der Erklärung hätte die Gemeinde für alle Verbindlichkeiten der WTG gerade stehen müssen. Ein 10-Millionen-Euro-Risiko, das die Handlungsfähigkeit der Gemeinde selbst bedroht hätte.
Im Fall einer Insolvenz einer „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ (GmbH) verliert die 100-Prozent-Gesellschafterin im schlimmsten Fall ihr hinterlegtes Stammkapital – und den Einfluss auf das Unternehmen. Für die Geschickte der WTG sind aktuell die Geschäftsführung und deren Berater sowie ein vom Gericht bestellter Sachwalter verantwortlich. Deren erklärtes Ziel: Alle unwirtschaftlichen Untenehmensteile auf den Prüfstand stellen, die Kosten minimieren, die Gläubiger so gut es geht zufrieden zu stellen und die WTG wieder in ruhiges Fahrwasser zu manövrieren.
Noch viele offene Fragen
Ungeklärt ist noch die Frage, wie es so weit kommen konnte, dass ein ansich gesundes kommunales Unternehmen mit mehreren Hunderttausend Euro Jahresgewinn innerhalb weniger Jahre in die Überschuldung rauschen konnte? War es nur die Kostenexplosion beim Thalasso Meeres Spa (TMS)? Hätte man dann dort nicht beizeiten gegensteuern müssen?
Alice Brandenburg-BienekWangerlands Bürgermeister Mario Szlezak
Den Hintergrund der Kostenentwicklung beim Thalasso-Tempel in Horumersiel untersuch derzeit ein externer Gutachter. Der komplette Gemeinderat hatte eine transparente Aufarbeitung zugesagt. „Eine pauschale Schuldzuweisung wird der Komplexität der Lage nicht gerecht“, ist Szlezak überzeugt. Die Geschäftsführung habe der Gemeinde regelmäßig berichtet, Architekt und Planungsbüros seien eingebunden gewesen und die politischen Gremien informiert worden. Das bestätigt auch Alice Brandenburg-Bienek: „Über die negative Kostenentwicklung wurde regelmäßig und anfangs auch nachvollziehbar informiert. Auf Grundlage dieser Erklärungen wurden dann die jeweiligen Beschlüsse gefasst.“ Die Kosten für das Bauwerk kletterten von 8,8 auf zuletzt geschätzte 23 Millionen Euro.
Gutachter prüft Ursachen für Kostenexplosion
Als im vergangenen Jahr dann „nur noch sehr schwer nachvollziehbare, extreme Kostensteigerungen zu erwarten waren, wurde im Mai 2024 die damalige Geschäftsführung durch die Gesellschafter angewiesen, einen Bausachverständigen mit der Überprüfung der Qualität und Kosteneffizienz des Projektes zu beantragen“, schildert die CDU-Politikerin. Dabei gehe es um die Prüfung der Architekten- und Handwerkerleistungen ebenso wie um die Auftragsvergabe durch die WTG und eine Analyse der Baukosten. „Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Alternative mehr zur Fertigstellung des TMS.“
Von der noch nicht abgeschlossen Prüfung erwarten Mario Szlezak und Alice Brandenburg-Bienek ebenso wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Holger UlfersErkenntnisse darüber, wo eventuell falsche Entscheidungen getroffen worden sind. Der Bürgermeister tritt aber schon jetzt dem Eindruck entgegen, der Rat wäre ahnungslos gewesen und hätte nicht reagiert. Szlezak: „Das trifft nicht zu.“
Die ehrenamtlich arbeitenden Ratsmitglieder wären aber gar nicht in der Lage gewesen, ein solches Bauprojekt in Gänze ohne sachkundige Begleitung zu beurteilen, stellt Brandenburg-Bienek fest: „Dafür gab es den Architekten und die Bauaufsicht.“
Hooksiel (5. 7. 2025) – Seit 1999 ist der Hooksieler Holger Ulfers im Gemeinderat. Als Fraktionsvorsitzender der SPD und Mitglied im Verwaltungsausschuss gehört er zu jenen Kommunalpolitikern, die die Entwicklung der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG) besonders eng begleitet haben. Jetzt hat die WTG Insolvenz angemeldet – mit unabsehbaren Folgen für touristische Angebote und Infrastruktur. „Ich habe immer wieder davor gewarnt, dass der Schwanz nicht mit dem Hund wackeln darf – irgendwie sehe ich mich jetzt bestätigt.“
Gutachter klärt Gründe für Kostenexplosion
Ulfers hat bereits vier Bürgermeister und fünf WTG-Geschäftsführer erlebt. Im Gespräch mit „Hooksiel-life“ versucht er nachzuzeichnen, wie es so weit kommen konnte. Dabei will er bewusst nicht über Schuld und Verantwortung für die Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel von gut 4 über 8,8 auf zuletzt geschätzte 23 Millionen Euro sprechen.
„Zur Klärung dieser Frage hat der Gemeinderat einen Gutachter bestellt, der seit Monaten intensiv arbeitet – aber noch nicht am Ende ist“, so Ulfers (Foto). Dem Gutachten wolle er nicht vorgreifen. Er habe um 2007 erste Zweifel bekommen. Damals sei die Panoramabrücke am Wangermeer gebaut worden. Für zwei Millionen Euro, als Projekt der WTG. „Was soll die WTG noch alles machen? Wird die Gemeindetochter im Vergleich zur Mutter nicht zu groß?“ Heute hat die WTG 180 Mitarbeiter, die Gemeinde rund 110.
Damals hätten die Zahlen aber noch gestimmt. Die Einnahmen aus Strandeintritt und Campingplatz-Betrieb hätten die Verluste bei Bädern und der Gästehäusern ausgeglichen. „Und nebenbei konnte die WTG noch Wohltaten in der Gemeinde verteilen“, erinnert sich Ulfers.
Thalasso als Ersatz für gescheiterten Hotelbau
Ein echtes Problem sei dann die Zukunftsplanung für das Kurmittelhaus in Horumersiel gewesen. Der Reha-Bereich war abgängig, das Dach undicht. Eine Lösung versprach ein Investor, der auf dem Grundstück der WTG ein 5-Sterne-Hotel bauen und die untere Etage an die Tourismusgesellschaft vermieten wollte. „Über das Projekt konnte man mit den Horumersielern aber gar nicht reden …“, erinnert sich Ulfers. Die wollte ihr „moi Dörphus“ erhalten und schmettern den „Betonklotz“ durchweg ab. Die Politik gab nach. Der Hotelbau wurde 2016 abgelehnt.
Die neue Idee: Irgendetwas mit Thalasso, ein Zukunftsthema … Pläne wurden vorgestellt, Kosten ermittelt. Aber selbst als die zu erwartende Investitionssumme in den zweistelligen Bereich kletterte, sei man immer noch überzeugt gewesen, dass beim Betrieb des Gesundheitstempels eine „schwarze Null“ möglich sein sollte. „Einnahmen wollten wir ja in erster Linie durch positive Nebeneffekte etwa durch erhöhe Gästezahlen erzielen …“
Der geplante Verkauf des Gästehauses Hooksiel wurde durch ein Bürgerbegehren verhindert. Archiv-Foto: hol
Parallel zogen weitere schwarze Wolken am WTG-Himmel auf. Nach einer Klage untersagte das Bundesverwaltungsgericht der WTG das Erheben von Strandeintritt, eine wichtige Einnahmequellen brach weg. Überlegungen, das Hallenwellenbad in Hooksiel zu schließen und für eine andere Nutzung vorzusehen, scheiterten ebenso am Widerstand der Bürger wie der geplante Verkauf des Gästehauses in Hooksiel, der durch ein Bürgerbegehren verhindert wurde. Ulfers: „Da war ich auch dagegen. Die geplante Senioreneinrichtung mitten im Dorf, das hätte nicht gepasst.“
Kam die Lenkungsgruppe zu spät?
Ulfers beteuert, sich wirklich intensiv mit dem Bau des Thalasso-Zentrums beschäftigt zu haben. Mit steigenden Kosten stieg die Sorge, was passieren könnte, wenn der „Schwanz“ (die WTG) den „Hund“ (die Gemeinde) selbst in Schwierigkeiten bringt. Die Begleitung des Tochterunternehmens durch den alle drei Wochen tagenden Verwaltungsausschuss habe sich trotz regelmäßiger Berichte von Geschäftsführer Armin Kanning als ineffizient erwiesen. Immer wieder seien neue Probleme und Zeitverzögerungen aufgetaucht. Er habe sich für einen neuen Gesellschaftervertrag eingesetzt, so Ulfers. Danach hat der Rat eine Lenkungsgruppe berufen, die die Geschicke der WTG engmaschig begleitet. Da war es aber offenkundig schon zu spät.
Wird das Meerwasser Wellenbad bereits in Kürze geschlossen? Die Entscheidung darüber liegt bei der WTG. Gemeinde und Kommunalpolitiker sind bei der Sanierung des Unternehmens nach den Worten von Holger Ulfers nur noch „Zaungäste“. Foto: hol
Die Eröffnung des längst noch nicht fertigen Thalasso Meeres Spa im vergangenen Herbst – offenbar aus Sorge, man müsse sonst Fördermittel zurückzahlen – geriet zum Fiasko. Der Gesundheitstempel musste wieder geschlossen werden. Kanning kündigte seinen Vertrag und musste dann Anfang dieses Jahres vorzeitig gehen. Mit Torsten Riedel wurde im April ein neuer Geschäftsführer bestellt, der im Verbund mit Beratungsunternehmen feststellte: „Wir müssen Insolvenz anmelden.“ Inzwischen hat das Amtsgericht einen Sachwalter bestellt, der die Insolvenz in Eigenregie begleiten soll.
„Jetzt haben die Interessen der Gläubiger Vordergrund“, sagt Ulfers. Die Gemeinde als Gesellschafterin und damit auch die Ratsmitglieder seien nur noch „Zaungäste“ der Entscheidungen, die gefällt werden (müssen), um das Unternehmen zu retten und der GmbH eine zukunftsfähige Struktur zu geben. Etwa ein Jahr, so schätzt der SPD-Politiker, dürfte die Umstrukturierung wohl dauern, zu deren einzelnen Maßnahmen er schon aus insolvenzrechtlichen Gründen nichts sagen könne und wolle.
Insolvenz-Antrag schützt die Gemeinde
Ob er bei sich eine Mitschuld für den Niedergang der WTG sieht? Hätte die Politik nicht früher auf die Kostenbremse treten müssen? „Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich irgendwann etwas übersehen habe. Aber ich habe nichts gefunden. Wir dachten alle, nach dem was wir gehört haben, die WTG packt das …“. Aber die vage Sorge, dass es nicht gesund sein kann, wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, habe sich letztlich bestätigt. Fakt sei aber auch, dass niemand der ehrenamtlich tätigen Ratsmitglieder der WTG oder der Gemeinde habe schaden wollen.
Mit der „Insolvenz in Eigenregie“ habe die Gemeinde dann die Reißleine gezogen, um nicht selbst mit in den Abwärtsstrudel gezogen zu werden, so Ulfers. Die Alternative wäre eine Patronatserklärung gewesen, wonach die Gemeinde für alle Verbindlichkeiten der WTG hätte aufkommen müssen – ein Risiko im zweistelligen Millionen-Bereich.
Wangerland (2. 7. 2025) – Das Amtsgericht Wilhelmshaven hat dem Antrag der Wangerland Touristik GmbH (WTG) auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Damit wird das Unternehmen, wie von der Gemeinde Wangerland angestrebt, ein strukturiertes Sanierungsverfahren durchlaufen.
WTG-Geschäftsführer Torsten Riedel ist zuversichtlich, dass die Wangerland Touristik GmbH im Rahmen der Insolvenz in Eigenverwaltung mit einem Sanierungsplan wieder auf einen wirtschaftlich soliden Kurs gebracht werden kann. Archiv-Foto: hol
Die operative Geschäftsführung bleibt dabei in der Verantwortung der bisherigen Geschäftsleitung. Zur Aufsicht hat das Gericht Rechtsanwalt Michael Waculik (Jever) als vorläufigen Sachwalter bestellt. Er werde den Prozess konstruktiv begleiten und insbesondere die Interessen der Gläubiger sichern und überwachen, heißt es in einer heute verbreiteten Pressemitteilung der WTG.
Abstimmungen mit den Gläubigern
„Die Eigenverwaltung erlaubt es uns, den Sanierungsprozess im Unternehmen gemeinsam mit der Geschäftsleitung aktiv zu gestalten und notwendige Maßnahmen zügig umzusetzen. Unsere Rolle besteht darin, das Verfahren insolvenzrechtlich zu begleiten, insbesondere den Insolvenzplan vorzubereiten und mit den Gläubigern abzustimmen“, erklärt der Generalhandlungsbevollmächtigte und erfahrene Sanierungsexperte Dr. Christian Kaufmann von der Pluta Rechtsanwalts GmbH.
Die WTG ist als 100-prozentige Tochter der Gemeinde wesentlich für die touristische Infrastruktur verantwortlich. Bereits vor der Antragstellung wurde an einem umfassenden Sanierungskonzept gearbeitet. Der nun eingeleitete formelle Verfahrensweg ermögliche es, dieses unter dem Schutz der Insolvenzordnung umzusetzen. „Wir verfolgen einen klaren Plan, der auch mehrere Alternativszenarien berücksichtigt. Ziel ist es immer, die WTG so aufzustellen, dass sie ihren Zweck weiterhin erfüllt und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig und mindestens kostendeckend arbeitet“, ergänzt Geschäftsführer Torsten Riedel, der erst seit April an der Spitze des in Schieflage geratenen Unternehmens steht.
Alle Kostenpositionen stehen auf dem Prüfstand
Im Rahmen der vorläufigen Eigenverwaltung liegt der Fokus laut WTG insbesondere auf der wirtschaftlichen Analyse kostenintensiver Bereiche wie der Bäderbetriebe sowie einzelner Immobilien und Flächen. Ziel sei es, Liquidität zu garantieren und eine solide Grundlage für die Erfüllung bestehender Verbindlichkeiten zu schaffen. „Alle Kostenpositionen müssen auf den Prüfstand gestellt werden“, so die WTG. Erste Analysen und Gespräche würden bereits laufen. Damit sollen fundierte Entscheidungen zur nachhaltigen Stabilisierung des Unternehmens vorbereitet werden.
„Die Situation ist nicht leicht. Wir verzeichnen seit längerem hohe Verluste“, so Riedel. Bemerkenswert daran: Bislang war die finanzielle Schieflage der WTG fast ausschließlich auf die Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ von 8,8 auf mindestens 23 Millionen Euro zurückgeführt worden. Eine Unterdeckung in sechsstelliger Höhe hat zudem seit Jahren der Betrieb der Hallenbäder in Hooksiel und Horumersiel. Beide Einrichtungen galten bislang aber als touristisch unverzichtbar.
Ziel: Sanierung bis Mitte 2026
„Wie bisher kann die Wangerland Touristik GmbH nicht fortgeführt werden“, betont Riedel. „Wir sind jedoch zuversichtlich, dass am Ende des Verfahrens eine tragfähige Lösung steht und arbeiten hier eng mit allen Beteiligten zusammen, um dieses Ziel schnellstmöglich zu erreichen.“
Der angestrebte Zeitplan sieht vor, das Verfahren bis Mitte 2026 abzuschließen. Derzeit sind rund 180 Mitarbeiter bei der Gesellschaft beschäftigt. Die Verantwortlichen hätten sie gestern über den aktuellen Stand informiert.
Der Rat der Gemeinde Wangerland als Gesellschafterversammlung der WTG sei in alle Schritte eingebunden und trage die Sanierung mit. Die Verantwortung für die operativen Sanierungsschritte liege aber im Rahmen der vorläufigen Eigenverwaltung bei der Geschäftsführung und dem Generalhandlungsbevollmächtigten. Die Gläubiger könnten nach der Eröffnung des Verfahrens ihre Forderungen beim Sachwalter zur Insolvenztabelle anmelden.
Hooksiel/Wangerland (25. 6. 2025) – Startschuss für die geplante Sandaufspülung am Hooksieler Badestrand: Die Gemeinde Wangerland hat die Auftragsvergabe für die Planungsleistungen für das erforderliche Planfeststellungsverfahren beschlossen. Das verkündete Bürgermeister Mario Szlezak am Dienstagabend in der Ratssitzung in Hohenkirchen. „Ziel ist es, ein wirksames Deckwerk zu schaffen, das dem fortschreitenden Sandabtrag entgegen wirkt.“
Das neue Deckwerk am Strand von Norddeich ist Vorbild für die Strandsicherung in Hooksiel.
Angesichts der angespannten Haushaltslage der Gemeinde soll das gesamte Millionen-Projekt über Fördermittel finanziert werden. Szlezak dankte ausdrücklich dem Hooksieler Ratsherren Dieter Schäfermeier, der als „Motor des Projektes“ maßgeblich dazu beigetragen habe, das Vorhaben anzuschieben.
Baubeginn im Herbst 2026?
Im Kern geht es darum, Sand aus der Jade an den Hooksieler Strand zu spülen – und ihn dort dauerhaft zu sichern. Geplant ist dafür der Bau eines 1,8 Kilometer langen Deckwerks vom Außenhafen bis in Höhe des FKK-Strandes. Die Befestigung soll in Höhe des Deichverteidigungsweges angelegt werden. Von dort würden 80 Meter breite Treppenanlagen bis hinunter zum Watt führen. Mit den Bauarbeiten soll möglichst im Herbst 2026 begonnen werden. Die eigentlichen Aufspülungen und der Deckwerksbau sollen im Herbst 2027 beginnen und 2028 abgeschlossen werden.
Insel-Verkauf wird konkret
Als ebenfalls für den Tourismus im Wangerland wichtige Projekte nannte der Bürgermeister den Verkauf der Insel im Wangermeer in Hohenkirchen und die mögliche Umsiedlung des historischen Leuchtturms „Roter Sand“ aus der Wesermündung an einen Landstandort in die Nähe des Hooksieler Außenhafens. Der Entwurf für den Kaufvertrag für die Insel sei fast fertig, sagte Szlezak. Angesichts der zentralen Bedeutung des Projektes für die langfristige Entwicklung von Hohenkirchen und des gesamten Wangerlandes werde sich der Gemeinderat aber intensiv mit allen Aspekten die Projektes auseinandersetzen. Man wolle Freizeit, Tourismus und die Lebensqualität in der Gemeinde stärken, ohne den Charakter der Region zu gefährden.
Zum Bewerbungsverfahren für den Leuchtturm „Roter Sand“ (Foto: Stiftung Denkmalschutz) sagte der Bürgermeister, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz versichert habe, dass „der Gemeinde keinerlei Kosten entstehen werden“.
Die Stiftung als Eigentümerin des vom Verfall bedrohten Wasserbauwerkes werde sich um die Finanzierung kümmern. Neben Hooksiel bewerben sind noch Wilhelmshaven, Fedderwardersiel und neuerdings auch wieder Bremerhaven als Standorte für das Denkmal. Maßgeblich unterstützt wird die Gemeinde Wangerland bei ihrer Bewerbung vom Seebadeverein Hooksiel, dem Szlezak ausdrücklich dankte.
Betreiber für Bereiche der WTG gesucht
Mit Blick auf die geplante Insolvenz in Eigenregie der Wangerland Touristik GmbH (WTG) sagte Szlezak, dass es in dem Verfahren nicht darum gehe, Angebote zu schließen. Angesichts der finanziellen Schieflage, gestiegener Betriebskosten und struktureller Schwächen des gemeindeeigenen Unternehmens sei aber auch klar, dass es nicht so weiter gehen könne wie bisher. Jetzt sei „entschiedenes Handeln“ gefragt, so der Bürgermeister.
Ziel eines von WTG-Geschäftsführer Torsten Riedel aufzustellenden Sanierungsplanes sei es, die touristische Infrastruktur im Wangerland zu sichern, die Gesellschaft wirtschaftlich zu stabilisieren und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Wie der Weg aussehen könnte, deutete der Bürgermeister an: „Es sollen neue Betreiber für einzelne Bereiche gefunden werden.“ An welche „Bereiche“ dabei gedacht wird, ließ der Bürgermeister offen.
Hooksiel (10. 6. 2025) – Die Hooksieler Schleuse ist das maritime Nadelöhr für Hooksiel. Alle Segler, sonstige Sportbootfahrer oder Kunden der Hooksieler Werft müssen das über 50 Jahre alte Bauwerk passieren, wenn sie aus der Jade ins Hooksmeer wollen. Wächter der Anlage sind vier Schleusenwärter in Diensten der Wangerland Touristik GmbH (WTG).
Arne Stoll ist einer von vier Schleusenwärtern das Wangerland Touristik. Auch sein Arbeitsplatz wird sich im Zuge der Rund-um-Sanierung des Schleusenbauwerkes komplett verändern. Foto: hol
Einen Arbeitsplatz mit schönerer Aussicht kann es kaum geben. Von der Schaltzentrale im Schleusenturm hat Arne Stoll einen freien Blick auf die Jade, auf den Hooksieler Strand und aufs Hooksmeer. Am Horizont tuckern ein paar Sportboote, im Hafen selbst liegen der Rettungskreuzer der DGzRS, ein Fischkutter und ein Arbeitsboot. Davor am Wilhelmshavener LNG-Terminal 1 die „Höegh Esperanza“.
Vier Schleusenwärter
Sportbootfahrer sind nicht in Sicht. Vornehmlich für sie werden die Tore zur 70 Meter langen und 8 Meter breiten Schleusenkammer nach einem festen Plan geöffnet. In Hooksiel sind allein drei Segelverein beheimatet, der Wassersportverein (WSV), der Wilhelmshavener Segelclub (WSC) und der Verein Lollipop, der für seine Mitglieder in der Marina der WTG zwei Stege gemietet hat. Hinzu kommen Gäste, die Hooksiel nur kurzfristig mit ihren Booten einen Besuch abstatten.
Viele der heimischen Skipper kennen Arne Stoll und seine Kollegen persönlich. Zumindest ihre Boote sind vom Turm aus erkennbar. Die Vereinsmitglieder zahlen anders als die Tagesgäste eine Saisonpauschale, müssen also nicht bei jeder Schleusung eine Gebühr entrichten, die zum Beispiel für ein Gastliegerboot ab zwölf Metern Länge bei 24 Euro liegt. Historische Fahrzeuge können übrigens die Schleuse kostenlos nutzen.
Bald digitale Bezahlmöglichkeit
Bislang muss die Gebühr noch händisch einkassiert werden. In Kürze, so WTG-Marketingleiterin Larissa Strangmann, werde die WTG für die Schleusennutzer eine digitale Bezahlmöglichkeit einrichten.
Eine echte Arbeitserleichterung für Stoll und seine Kollegen. Aber mit Blick auf die laufende Rund-um-Sanierung des Schleusenbauwerks eine eher kleine. Eigentümer der Schleuse ist die landeseigene Hafengesellschaft NPorts. Im Zuge der Millionen-Investition werden bis 2027 sämtliche Schleusentore sowie die komplette Steuerungstechnik für die hydraulisch bewegten Teile – etwa auch die Straßenbrücke über die Schleuse – erneuert.
Gewaltige Maschinen sorgen für die Kraft, die Schleusentore und die Straßenbrücke hydraulisch zu bewegen. Foto: hol
Die Schleusenwärter überwachen das Festmachen der Boote in der Schleusenkammer. Dabei gebe es dann auch schon mal „Schleusenkino“ zu bewundern, so Stoll. Soll heißen: Nicht immer sind sich die Hobbysegler an Bord einig. Da falle dann auch schon mal das eine oder andere laute Wort.
Fester Schleusenplan
Der Schleusenplan sieht an den Wochenenden in der Hauptsaison stündliche Schleusungen vor. An Wochentagen und außerhalb der Saison ist der Plan etwas ausgedünnt. Durch das Anheben bzw. Senken des Wasserstandes in der Schleusenkammer werden die Fahrzeuge auf das jeweilige Höhenniveau im tideunabhängige Hooksmeer und im Außenhafen gebracht. Zu den Aufgaben der Schleusenwärter gehört neben der Überwachung des Schleusvorgangs auch die technische Wartung der Antriebs- und Steuerungstechnik der Schleuse. Dazu gehören auch gewaltige Motoren im Schleusenturm.
Eine Zusatzaufgabe: Die Schleusenwärter betreuen auch noch die Hooksieler Marina mit, sind also Ansprechpartner für die Sportbootfahrer an den Stegen der WTG. „Aber der Schleusenplan hat Vorrang“, sagt Arne Stoll. „Wenn in der Marina eine Glühbirne ausgetauscht werden muss, muss das im Zweifelsfall mal warten.“