Theater am Hooksmeer startet mit Hommage an Marlene Dietrich

Hooksiel/Wilhelmshaven (2. 4. 2024) – Pünktlich zur Hauptsaison startet im Juni im Wangerland eine neues kulturelles Format: die Bühnenreihe „Watt mit Kultur“. Grundlage dafür ist eine Kooperation zwischen der Landesbühne Niedersachsen Nord mit Sitz in Wilhelmshaven und der Wangerland Touristik GmbH (WTG). 

„Die Idee ist aus dem Wunsch nach einem zusätzlichen Theater- und Kleinkunstprogramm in hochdeutscher Sprache entstanden. Hervorragende Schauspielvorführungen in plattdeutscher Sprache, die sich großer Beliebtheit erfreuen, sind bereits zahlreich auf den Wangerländer Bühnen zu sehen“, so WTG-Geschäftsführer Armin Kanning

Auch wenn es zur Premiere am Samstag, 15. Juni, mit einer Hommage an Marlene Dietrichs Küchenkünste und dem Programm „Ick will wat Feinet“ eher berlinerisch wird, sind sich Kanning und Olaf Strieb, Intendant der Landesbühne Nord, einig, ein breit gefächertes Publikum anzusprechen. Zum Auftakt von ‚Watt mit Kultur‘ haben sich die Macher als Spielort für das Lokal „Die Muschel“ in Hooksiel entschieden.

Zavrakis in Hooksiel

„Die besondere Architektur mit direktem Blick auf das Hooksmeer sowie die intime Atmosphäre machen die Veranstaltung zu einem exklusiven Erlebnis und das Publikum wird ganz nah dran sein“, freut sich Strieb.  Die Zuschauer erwartet ein vielseitiges Programm, mit einer rasanten Kurzfassung von Shakespeares „Wie es euch gefällt“ (mit Jeffrey von Laun), einem an seinen Gästen verzweifelnden Gastwirt in „Ouzo for one“ (mit Vasilios Zavrakis/Foto) und einem kulinarischen Chanson-Abend rund um Marlene Dietrich in „Ick will wat Feinet“ (mit Sibylle Hellmann und Thomas Denker). 

Die geplanten Termine: Samstag, 15. Juni, „Ick will wat Feinet“; Freitag, 21.Juni, „Ouzo for one“ und Freitag, 28. Juni, „Wie es euch gefällt“. Einlass zu allen Vorstellungen ist um18.30 Uhr. Beginn aller Vorstellungen in der „Muschel“ am Yachthafen Hooksiel um 19 Uhr. Weitere Infos und Tickets unter wangerland.de und in den Tourist-Informationen Hooksiel und Horumersiel. 

Witzige Ideen bei einer Tasse Tee

Hooksiel (18. 3. 2024) – Eine gemütliche Tasse Tee am Tag ist ihr wichtig geblieben. Auch wenn die Ostfriesin Teelke Limbeck inzwischen in Dortmund lebt. Mit einer Ausstellung mit dem Titel „Teezeit“ wird die Grafikdesignerin und Illustratorin das Ausstellungsjahr 2024 des Künstlerhauses Hooksiel eröffnen. Die Vernissage beginnt am Sonntag, 24. März, um 11.15 Uhr.

Tee-Grafik
Eine witzige Idee macht bei Tellre Limbeck aus einer Tasse Tee ein kleines Kunstwerk.

Teelke Limbeck stammt aus Aurich. Gern nimmt sie sich bei einer Tasse Tee die Zeit für kleine grafische Spielereien. Künstlerhausleiterin Renate Janßen-Niemann: „Die daraus entstandenen Arbeiten sind stilistisch und inhaltlich so unterschiedlich, dass es schwierig ist, sie einem bestimmten Thema zuzuordnen. Was sie eint, ist meist eine witzige Idee.“

Die Künstlern schafft es, alltägliche Gegenstände durch visuelle Kniffe in einen neuen Kontext zu stellen. Von Buntstiften und Aquarell bis hin zur Verwendung ungewöhnlicher Materialien wie Keksen, Laubblättern und Milch, experimentiert die Künstlerin dabei mit den verschiedensten Dingen. 

Teelke Limbeck studierte Freiraumplanung und Grafikdesign und arbeitete in einem Büro für Landschaftsarchitektur. Seit 2022 Freiberuflerin, gestaltet sie neben Visualisierungen in der Landschaftsarchitektur Kinderbücher, Buch- und Albumcover, Brettspiele und Logos. 

Bei ihrer Ausstellung in Hooksiel steht der Tee im Mittelpunkt der Grafiken. Und natürlich, so verspricht Renate Janßen-Niemann, wird es auch zur Eröffnung eine Tasse Tee geben. Die Werke werden im Künstlerhaus in der Lange Straße bis zum 28. April dienstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen sen. Der Eintritt ist kostenlos.

„Ankerpfad“ soll Geschichte mit Daten und Fakten lebendig machen

Vorstand Verein Kunst- und Erlebispfad
Der Vorstand des Verein Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel mit dem ausgeschiedenen Schriftführer Henning Gieseke (links). Daneben Günter Schmöckel, Sylke Barkmann, Vorsitzender Björn Mühlena, Anja Dittmer, Günter Hoffmann und Heinz Keweritsch. Foto: Verein

Hooksiel (12. 3. 2024) – Der Verein Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel wird das Projekt „Ankerpfad“ weiter vorantreiben. Das bekräftigte Vorsitzender Björn Mühlena auf der Jahreshauptversammlung des Fördervereins am Montagabend. Die hohen Fertigungskosten für die geplanten Informationstafeln an den im Ort präsenten Ankern hätten den Verein zwar anfänglich vor große Herausforderungen gestellt. Aber, so Mühlena: „Nachdem das Projekt vorübergehend auf Eis gelegt worden war, sind wir im vergangenen Jahr aus der Planungsphase herausgekommen und haben die Arbeit am Ankerpfad wieder aufgenommen.“

Inzwischen sind die ersten drei Tafeln fertiggestellt. Sie sollen zusammen mit Vereinsmitgliedern und im Beisein von Seeleuten der jeweiligen beschriebenen Schiffe enthüllt werden. Der Termin stehe noch nicht fest. Zur feierlichen Enthüllung sollen aber auch Sponsoren, Vertreter der Gemeinde und der Wangerland Touristik GmbH (WTG) geladen werden.

Mühlena dankte insbesondere der WTG. Sie habe zugesagt, alle vom Verein betreuten Anker als Sehenswürdigkeiten auf ihrer Homepage zu präsentieren. Geplant sei, alle Anker mit Ortsangabe, Lagekarte und ausführlicher Beschreibung vorzustellen. Dafür sollen die Infotafeln über QR-Codes verfügen, die es den Besuchern ermöglichen, weitere Informationen mit ihren Handys abzurufen. Der Verein würde sich freuen, mehr Geschichten und Fakten zu den Ankern zu erfahren und bittet Wangerländer und Urlaubsgäste um Mithilfe, so der Vorsitzende.

Die Neuwahlen zum Vorstand brachten nur wenige Veränderungen. Björn Mühlena wurde als Vorsitzender, Heinz Keweritsch als zweiter Vorsitzender, Günter Hoffmann als Kassenwart und Günter Schmöckel als Beisitzer bestätigt. Henning Gieseke schied als Schriftführer aus. Zu seiner Nachfolgerin wurde Anja Dittmer gewählt. Mühlena dankte Gieseke für dessen langjähriges Engagement. Er habe unter anderem die Aktivitäten des Künstlerhauses fotografisch dokumentiert und in den Sozialen Medien beworben. „Diese virtuelle Präsenz ermöglicht es uns, die Kunstszene von Hooksiel über die Grenzen hinaus bekannt zu machen und weiter zu fördern“, so Mühlena.

Der Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel habe im vergangenen Jahr erneut intensiv die Arbeit des Künstlerhauses im Ort begleitet. Die Ausstellungen dort würden gut angenommen und böten den Gästen die Möglichkeit zum Austausch mit den Künstlern. Mühlena ließ das Ausstellungsprogramm 2023 Revue passieren. Anfang 2024 sei ein lang gehegter Wunsch des Vereins erfüllt worden: Eine Ausstellung in der Winterpause, die Werke von Künstlern zeigt, die bereits früher einmal im Künstlerhaus ausgestellt haben. Unter dem Titel „Verborgenes“ wurden diese Werke präsentiert, während Vereinsmitglieder die Ausstellung betreuten. 

Mit Kunstverstand und Menschenkenntnis fürs Künstlerhaus

Renate Janßen-Niemann
Renate Janßen-Niemand verantwortet seit zehn Jahren das Kunst- und Kulturangebot im Künstlerhaus Hooksiel. Foto: hol

Hooksiel (31. 1. 2024) – Das Künstlerhaus in Hooksiel ist weit über die Region hinaus bekannt und in der Gemeinde Wangerland wohl gelitten. Bester Beleg dafür: Trotz aller Sparzwänge in der Kommune hat noch niemand die Existenzberechtigung des kulturellen Kleinods in Frage gestellt. Schon das ist ein Erfolg, an dem Renate Janßen-Niemann großen Anteil hat.

Renate Janßen-Niemann leitet das Haus sei nunmehr genau zehn Jahren. Ehrenamtlich, aber mit einer gehörigen Portion Kunstverstand und großer Menschenkenntnis, die die 75-Jährige auch ihrer jahrelangen Tätigkeit als Schulleiterin verdankt. Der Wangerländerin ist es unter anderem gelungen, das Künstlerhaus von elitären Kunst- und Kulturdebatten fern zu halten.

6500 Besucher im Jahr

Bei jeder Gelegenheit betont sie, dass die Einrichtung mit ihren 6500 Besuchern im Jahr (2023) auch wirtschaftliche Bedeutung für den Ort und die Gemeinde habe. Als Anziehungspunkt für Urlauber ebenso wie für kulturell Interessierte aus dem In- und Ausland. Denn dafür, dass das Künstlerhaus einen guten Ruf hat, sorgen schon die zahlreichen Stipendiaten, die in dem Haus gelebt und gearbeitet haben – im vergangenen Jahrzehnt meist betreut von Renate Janßen-Niemann. „Ich habe ganz tolle Menschen kennengelernt“, sagte die Künstlerhaus-Leiterin. „Mit einigen bin ich bis heute befreundet.“

Renate Janßen-Niemann hat ihre Aufgabe am 1. Februar 2014 übernommen. Damals trat sie die Nachfolge von Maria Diedrichs-Bolsenkötter an. Die neue Künstlerhaus-Leiterin wurde vom Gemeinderat gewählt. Einstimmig. Dieser Vertrauensbeweis über die politischen Lager hinweg ist der langjährigen CDU-Kommunalpolitikerin bis heute enorm wichtig. „Sonst hätte ich den Sprung ins kalte Wasser auch nicht gewagt.“

Als Leiterin des Hauses plant und kuratiert Janßen-Niemann seither die Jahresprogramme, sucht mit einem Beirat spannende Stipendiatinnen und Stipendiaten aus, kümmert sich um das Kunstkarussell für Kinder, hat ein Auge auf das Kunstarchiv der Gemeinde sowie das Gebäudemanagement und die Betreuung der Aufsichtskräfte im Künstlerhaus. Hinzu kommen das Marketing für die Kulturangebote, von Einladungen zu Ausstellungen über die Pressearbeit bis zum Aufhängen von Plakaten. 

Förderer und Sponsoren

Hilfreich ist, dass die gebürtige Sengwarderin in der ganzen ost-friesischen Halbinsel vernetzt ist. Sie ist in Kunsteinrichtungen in Wilhelmshaven ebenso zu Hause wie in Museen in Aurich oder Emden. Dankbar ist sie für gute Tipps etwa von der Leiterin des Schlossmuseums Jever, Dr. Antje Sander, oder für Förderungen zum Beispiel durch die Oldenburgische Landschaft und den Förderverein Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel.

Der Erfolg des Künstlerhauses hat auch etwas mit der richtigen Mischung des Angebotes zu tun, die sich in den Themen und in den ausstellenden Kulturschaffenden widerspiegelt. Regionale, nationale und auch internationale Künstler zeigen ihre Werke, kommen dabei häufig vor Ort mit ihrem Publikum in Kontakt und – besonders wichtig – nehmen für ihre künftige Arbeit Eindrücke von Menschen und Natur an der Küste mit.

Seit 2014 haben 52 Kunstschaffende im Künstlerhaus ausgestellt, darunter 14 Stipendiaten. Die erste Ausstellung unter der Verantwortung von Renate Janßen-Niemann zeigte Ida Oelke aus Esens, erste Stipendiatin war 2014 Felicitas Blech. Ältester Stipendiat war Gero Troike (78), der 2016 in Hooksiel gewirkt hat, jüngster Julian Robin Müller, der 2019 noch nicht einmal volljährig war, als er im Künstlerhaus ausstellte und, als begnadeter Musiker, auch noch ein kleines Konzert gab.

Dankbar ist Renate Janßen-Niemann für die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Mario Szlezak und dem Gemeinderat, aber auch mit der Dorfgemeinschaft Hooksiel und den engagierten Helfern aus dem Förderverein. Trotz aller Freude an ihrer Tätigkeit hält die Künstlerhaus-Leiterin aber auch schon Ausschau nach einer geeigneten Nachfolge. Die Ankündigung (oder Drohung?) von Renate Janßen-Niemann: „Spätestens mit 80 werde ist den Posten niederlegen.“

„Moord“ aus Hooksiel dient als Vorbild für Bühne im Wendland

Theatergruppe  Hooksiel
Haben die Spielzeit nit Bravour gemeistert: (v. l.) Daniel Buchloh, Chrsitin Janssen (verdeckt), Anke Müller, Bettina Onnen, Karin Ortmanns, Thomas Ulfers, Werner Funke und Anja Harms-Janßen. Foto: hol

Hooksiel (29. 1. 2024) – Jan Gerjets, Speelbaas der Theatergruppe Hooksiel, ist hoch zufrieden. Nach zehn öffentlichen und einer nicht-öffentlichen Vorstellung fällt die Bilanz der plattdeutschen Theatergruppe sehr positiv aus. „Von 1200 möglichen Zuschauer-Plätzen waren 1100 belegt. Das Publikum war hoch zufrieden und ich glaube auch, dass die Leistungen auf der Bühne recht ordentlich waren.“

Dazu beigetragen haben dürfte, dass es während der Saison von Ende Dezember bis Ende Januar keine Ausfälle im Ensemble gab. Selbst Karin Ortmanns, mit gebrochenem Arm in die Spielzeit gestartet, hielt alle Vorführungen durch. Als Glücksfall erwies sich zudem Neuling Bettina Onnen. Gerjets: „Bettina hat das bei ihrer Premiere sehr gut gemacht.“

Dass das Stück „Keen Moord ut Versehn“ beim Hooksieler Stammpublikum der Bühne und den Urlaubsgästen gut ankommen würde, war zu erwarten. Viel Lob gab es aber auch von elf Laienschauspielern des „Plattdeutschen Theaters Wendland“, die für eine Stippvisite nach Hooksiel gekommen waren. Die Bühne will das Stück ab April auf einer Wanderbühne aufführen und holte sich dafür im Gästehaus noch Anregungen. Das gemeinsame Essen samt Fachsimpelei unter Theaterleuten gehörte dann auch zu den Höhepunkten der Saison. Und natürlich sind die Hooksieler zu einem Gegenbesuch im Wendland eingeladen.

Die Bühne im Gästehaus werde übrigens erst in ein paar Tagen abgebaut, sagte Gerjets im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Die Theatergruppe hat in neue Lichttechnik investiert. Die wolle man schon einmal ausprobieren. Denn, nach der Saison ist vor der Saison.

Fest steht: Die Theatergruppe Hooksiel wird auch Ende 2024 wieder ein Stück auf die Bühne bringen. Welches, das steht noch nicht fest. Zunächst laufe die Abfrage, welche Schauspielerinnen und Schauspieler für die Spielzeit 2024/25 zur Verfügung stehen. Da zwei weitere Akteure ihr Interesse bekundet haben, sich auf der Bühne zu versuchen, dürfte die personelle Auswahl für den Speelbaas etwas vergrößern. Gerjets: „Im Mai und Juni werden wir ein paar Stücke lesen und dann die Entscheidung treffen, an welches Werk wir uns herantrauen wollen.“

Eines ist dabei schon jetzt klar: Im Gästehaus wird Ende des Jahres wieder Plattdeutsch gesprochen und viel gelacht werden. 

Kriminelles Wirrwarr im Gästehaus: Von Mord bis zum Heiratsschwindel

Theatergruppe Hooksiel
Schock im Krüger-Wellness-Hotel: Lars Lupenrein stolpert über einen Teppich, in dem Agathe und Henny bereits einen Leichnam eingewickelt haben. Foto: hol

Hooksiel (28. 12. 2003) – Dramatische Szene im Gästehaus Hooksiel. Ein junger Mann stürmt auf die Bühne, stolpert über einen aufgerollten Teppich, schlägt lang hin und prallt mit seinem Kopf auf den Boden. Schon wieder eine Leiche?

Der Vorhang schließt. Ende des ersten Aktes. Nach einer kleinen Erfrischung können die Besucher der Premiere des neuen Stücks der Theatergruppe Hooksiel „Keen Moord ut Versehn“ aufatmen. Lars Lupenrein (Daniel Buchloh) hat den Sturz unbeschadet überstanden. Nur seine Brille ist zerbrochen. Und damit kann er zunächst Polizeikommissar Bert (Werner Funke) kaum bei der Aufklärung des kriminellen Wirrwarrs im „Krüger-Wellness-Hotel“ helfen. Mord, Mordversuch, Betrug, Heiratsschwindel. Diebstahl ….

Aber der Reihe nach: Hotelbetreiberin Agathe (Anja Harms-Janssen) und ihre Mitarbeiterin Henny (Anke Müller) geben sich alle Mühe, den Leichnam des von Agathe versehentlich vergifteten Erik (Thomas Ulfers) verschwinden zu lassen. Mit mäßigem Erfolg. Plötzlich geistert „der schmucke Erik“ wieder durchs Hotel – zur Freude vor allem von Anneliese (Bettina Onnen), die mit ihrer Freundin Frieda (Karin Ortmanns), beide Stammgäste des Hotels, vornehmlich durch Alkohol entschleunigen will. Dass Frieda dann auch noch vermeintlich Leichenteile durchs Hotel trägt, macht die Arbeit von Polizist Bert nicht einfacher.

Chrstin Janßen

Und dann ist da noch Amalia von Holdershusen, eine von Christin Janßen (Foto) herrlich arrogant gespielte Adlige, die es erstmals in das spärliche Quartier in Hooksiel verschlagen hat. Statt der Wellness-Anwendungen muss sie aber zunächst eine weitere Straftat überstehen, eine Kaffee-Sabotage. Am Ende, so gehört es sich für eine plattdeutsche Komödie, klärt sich alles auf. Das Publikum spendet kräftig Beifall und die Darsteller dürfen sich über eine gelungene Vorstellung freuen, auch wenn bei dem ein oder anderen kleinen Aussetzer die Premieren-Aufregung spürbar war. 

Neuling Bettina Onnen hat ihre Feuerprobe auf der Bühne mit Bravour gemeistert. Herrlich auch die Kodderschnauze von Karin Ortmanns, der brillenlose Daniel Buchloh („Ich bin nicht blind, ich kann nur nichts sehen“) und Thomas Ulfers als wieder auferstandene „Leiche“. Anke Müller und Anja Harms-Janssen spielten sich im Verlauf des Stückes mehr und mehr frei. Bewährt routiniert der Auftritt von Werner Funke, der den biederen Beamten-Geist lebendig werden lässt.

Insgesamt tritt die Theatergruppe zehn Mal auf. Für die Vorstellung am heutigen Donnerstag sind noch Restkarten verfügbar. Für Freitag ist das Gästehaus ausgebucht.

Anekdoten auf Platt kamen gut

Hooksiel (18. 12. 2023) – Wangerländer können Platt. Wenn auch nicht aktiv sprechen, so doch zumindest verstehen. Einen Beleg dafür gab es bei der humoristischen Lesung „Advent op Platt“ am Sonntagabend im Hooksieler Gästehaus. Die 80 Zuhörer hatten gehörig zu lachen. Und sie lachten an den richtigen Stellen. Die meisten jedenfalls. 

Wieland Rosenboom und Frank Hensel
Die Wangerländer Urgesteine Wieland Rosenboom (links) und Frank Hensel erzählten im Gästehaus humorvoll Geschichten auf Plattdeutsch, der Muttersprache an der Küste. Foto: Hol

Auf der Bühne warfen sich die Wangerländer Urgesteine Wieland Rosenboom und Frank Hensel sprachlich die Bälle zu. Der Platt-Profi Wieland aus Horumersiel und sein Lehrling Frank, trugen Gedichte vor, erzählten Anekdoten und Witze, von denen viele etwas mit dem Leben im Wangerland, an der Küste, zu tun hatten. Teils historisch verbrieft, teils erfunden – aber allesamt komisch. 

Wieland Rosenboom strahle in seiner Rolle als Heimatkenner und textsicherer Erzähler, Frank Hensel übernahm die Rolle des Übersetzers ins Hochdeutsche. Schwierig wurde es für ihn immer dann, wenn er von seinem Co-Akteur handschriftlich verfasste, plattdeutsche Texte vorlesen sollte. Der prompte Rüffel von Rosenboom: „Wenn du weiter so stammelst, erzähl ich die Geschichten lieber selbst.“ Konter von Hensel: „Ich glaube, du hast den Text in Sütterlin geschrieben.“

Durch den Abend zogen sich Gedichte von Rudolf Kienau aus Finkenwerder sowie Lebenserinnerungen von Eduard Ohmstede, der ebenfalls ein Wangerländer Original war. Seine Aufzeichnungen hat Wieland Rosenboom aufbereitet. Es gab Adventliches und Witziges, wie die Geschichte von den beiden Bauern, die sich wundern, dass die Pracht-Kuh des einen von dem strammen Bullen des anderen nichts wissen will. „Kommt deine Kuh aus Cloppenburg?“ – „Jo, woher weist du das?“ – „Na ja, meine Frau auch.“

Das Platt-Duo erzählte von der Entstehungsgeschichte der Kirche in St. Joost, die angeblich Bremer Kaufleute erbauen ließen, nachdem ihnen aus Seenot geholfen worden war. Und von Zigeunern, die früher regelmäßig in Hundsdorf (am heutigen Hohenstiefersiel) ihr Lager aufschlugen und dann umzu ihre Waren anboten.

Und von den vorweihnachtlichen Bootsfahrten des Gewerbevereins Horumersiel nach Oldeoog. Häufig durch Packeis. Mit dabei Mutter Winter, „MuWi“ genannt, wie Wieland Rosenboom sich erinnerte. Der Aufenthalt im vom Zigarrenrauch geschwängerten Fahrgastraum des Schiffes bekam ihr gar nicht gut. Aber die beiden Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrsamtes, ein Hausmeister und ein Lokführer, auf dem ansonsten unbewohnten Strombauwerk hätten sich stets gehörig über den Besuch vom Festland gefreut. Und für manch einen Wangerländer war die Fahrt mit der Schmalspurbahn vom Anleger zum Quartier auf Oldeoog seine erste Begegnung mit der Eisenbahn. 

Die zweite Auflage der von der Wangerland Touristik GmbH ausgerichteten Lesung „Advent op Platt“ war unterhaltsam, humorvoll und diente wie die Premiere vor einem Jahr einem guten Zweck. Der Eintritt war frei. Die Plattschnacker verzichteten auf eine Gage. Erbetene Spenden sowie der Erlös aus dem Verkauf von Glühwein und Punsch kommen dem Ehrenamt im Wangerland zugute. 

Winter-Zauber mit Kunst und Kultur

Winter-Zauber
Ludger Abeln liest am Freitag, 15. Dezember, im „Anni`s“. Foto: privat

Wangerland (12. 12. 2023) – Annika „Anni“ Gregorio, Inhaberin des Cafes „Annis`s“ zwischen Horum und Schillig lädt zum „Winter-Zauber“. Zum Auftakt am Freitag, 15. Dezember, ist der Moderator und Plattsnacker Ludger Abeln zu Gast. Der liest ab 19 Uhr aus seinem Buch „Weihnachten im Watt“. Der Eintritt kostet 15 Euro (5 Euro davon werden für einen guten Zweck gespendet).

Von Freitag bis Sonntag, 17. Dezember, sowie an den Freitagen, 22. und 29. Dezember, lädt das „Annie`s“ zudem jeweils von 15 bis 21 Uhr zu einem kleinen Weihnachtsmarkt ein. Besucher können dort eine „Rauszeit“ genießen – raus aus dem Alltag, rein in eine schöne Adventsatmosphäre mit Kunst, Gaumenfreuden und Musik. 

Aussteller und Künstler aus der Region,darunter Karin Mennen und Thorsten Schütt, stellen Bilder und Skulpturen aus oder bieten in kleinen Buden eine Mischung aus Kreativem und Handwerk an. Am Samstag, 16. Dezember, wird ab 15 Uhr etwa der Sänger und Musiker Marcel Dunker auftreten. Für den 22. Dezember ist eine Champagner-Präsentation geplant. Am 29. Dezember, 15 Uhr, stimmt die Autorin Marion Herrmann mit einer Lesung zum Thema „Achtsam ins neue Jahr“ auf den Jahreswechsel ein. 

„Advent op Platt“ für guten Zweck

Hooksiel (7. 12. 2023) – Für den zweiten und dritten Advent lädt die Wangerland Touristik zur Lesung „Advent op Platt“ ein. Durch den Abend moderieren, lesen und schnacken die Wangerländer Urgesteine Wieland Rosenboom und Frank Hensel

Beginn ist jeweils um 17 Uhr (Einlass 16.30 Uhr) – am 10. Dezember in der Bücherei im Gästehaus Horumersiel und am 17. Dezember im Gästehaus in Hooksiel. Kostenfreie Eintrittskarten sind in den Tourist-Informationen Horumersiel und Hooksiel sowie online unter wangerland.de erhältlich. 

Bei der Premiere von „Advent op Platt“ im vergangenen Jahr (Foto) waren die Zuhörer in ausgebuchten Häusern begeistert. Das Versprechen für die Neuauflage: Es wird weihnachtlich, besinnlich und ganz sicher sehr kurzweilig und lustig. Aus welchen Werken vorgetragen wird, wollten die Protagonisten noch für sich behalten. 

Plattdeutsch mit Wieland Rosenboom und Frank Hensel

Bei der Premiere von „Advent op Platt“ im vergangenen Jahr waren die Zuhörer in ausgebuchten Häusern begeistert. Das Versprechen für die Neuauflage: Es wird weihnachtlich, besinnlich und ganz sicher sehr kurzweilig und lustig. Aus welchen Werken vorgetragen wird, wollten die Protagonisten noch für sich behalten. 

Der besondere Charme der Veranstaltung liegt auch darin, dass der Eintritt frei ist, die Besucher aber die Gelegenheit erhalten, etwas Gutes zu tun. Die Wangerland Touristik bittet um Spenden, die einem gemeinnützigen Zweck zugute kommen. In diesem Jahr wurde sich für die Unterstützung des Wangerländer Ehrenamtes entschieden. Auch die Einnahmen aus den Verkäufen von Glühwein und Punsch kommen zu 100 Prozent in den Spendentopf. 

Und zur Beruhigung all derjenigen, die der plattdeutschen Sprache nicht mächtig sind – es wird auf der Bühne live ins Hochdeutsche übersetzt. 

Harte Proben für den feinen Unterschied zwischen Humor und Klamauk

Jan Gerjets Theatergruppe
Speelbaas Jan Gerjets freut sich auf die neue Spielzeit. Ab sofort laufen die Vorbereitungen bei der Theatergruppe Hooksiel für das nächste Stück: „Keen Moord ut Versehn“. Foto: hol

Hooksiel (11. 9. 2023) – Vorhang auf. Das Spiel beginnt. Auch wenn es im Fall der Theatergruppe Hooksiel erst das Vorspiel ist. Die Spannung steigt. Der Termin für die Premiere des neuen Stückes „Keen Moord ut Versehn“ ist zwar erst am 27. Dezember. Aber ab jetzt laufen die Vorbereitungen für das Theatervergnügens auf allen Ebenen mit Hochdruck.

Der erste Akt: Das neue Stück

Der erste Akt: Die Auswahl des zu spielenden Stückes. Anders als man vielleicht erwarten könnte, ist für die Auswahl der passenden Komödien keineswegs der Speelbaas, der Regisseur bei plattdeutschen Theatergruppen, verantwortlich. „Am Anfand steht immer die Anfrage an unsere Schauspieler, wer beim nächsten Stück mitspielen möchte und sich die Zeit dafür freihält“, schildert Jan Gerjets. Auf Basis der verbindlichen Zusagen beginne dann die Recherche im Internet.

Welche Komödie kann von fünf Frauen und drei Männern umgesetzt werden? Passen die geforderten Charaktere zu den Hooksieler Laiendarstellern? Hat das Stück eine vertretbare Länge? Lässt sich das Bühnenbild im Hooksieler Gästehaus umsetzen? 

Eine Vorauswahl denkbarer Stücke bietet eine von Verlagen zur Verfügung gestellte Suchfunktion im Internet. Die Entscheidung, welches Stück letztlich auf die Bühne kommt, fällt ein vierköpfiger Spielausschuss. Dabei geht es dann auch um die aus Sicht von Jan Gerjets wichtigste Frage: „Zündet der Witz der Geschichte?“ Wie man das feststellt? „Ganz einfach“, verrät der Speelbaas. „Wenn mir die Geschichte gefällt, wird sie auch dem Publikum gefallen.“ 

In der Grundschule als Schauspieler entdeckt

In den vergangenen zehn Jahren, in denen der 64-jährige Hooksieler die künstlerische Verantwortung für die Theatergruppe trägt, ist der rund 40-köpfige Verein gut mit dieser Strategie gefahren. Die Aufführungen sind allesamt gut angekommen, kaum eine Vorstellung war nicht ausverkauft. Dabei ist Gerjets als Speelbaas Autodidakt. 

Eigentlich, so räumt er ein, würde er lieber wieder selbst auf der Bühne stehen, wie er es ab 1994 über 20 Jahre lang gemacht hat. Er sei vom damaligen Speelbaas Andreas Tepper für die Bühne gewonnen worden. Seine Leidenschaft fürs Theater sei aber noch viel älter, sagt der Berufsschullehrer. Bühnengründer Heinrich Künken hatte den Grundschüler Jan eines Tages gefragt, ob er nicht beim Weihnachtsmärchen „Heinzelmännchen“ mitspielten wolle. Der Junge wollte – und blieb bis heute der Bühne treu.

Als Speelbaas der wichtigste Kritiker

Als Speelbaas selbst noch eine Rolle als Schauspieler übernehmen? Das ist für Jan Gerjets nicht vorstellbar. „Als Schauspieler muss ich mich auf mich selbst konzentrieren“, sagt er im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. „Als Speelbaas bin ich für das Ganze verantwortlich.“ 

Das fängt beim Proben einzelner Szenen an. Füllt der Schauspieler seine Rolle aus – oder überdreht er und spielt sich in den Vordergrund? Kommt der Witz der Komödien als Humor rüber, oder gerät er im Übereifer zum Klamauk? Wie bewegt sich wer auf der Bühne, ohne dass man sich gegenseitig im Weg steht? In jeder Vorstellung sitzt Gerjets im Publikum. Darüber hinaus werden Proben und alle Vorführungen aufgezeichnet.

Anke Müller Theater
Nach gelungener Bühnenpremiere im vergangenen Jahr bereiten sich Karin Ortmanns (links) und Anke Müller jetzt auf ihre Rollen in der neuen Spielzeit vor. Archiv-Foto: hol

Nach jedem Vorstellungstermin gibt es eine Kritikrunde. Dabei hat Jan Gerjets durchaus gehobene Ansprüche an seine Spieltruppe, aber auch an alle anderen Aktiven im Team – vom Bühnenbauer bis zur Toupusterschen, vom Kartenverkauf über das Catering-Team bis zur Maskenbildnerin. Und er ist überzeugt davon: „Wir brauchen uns im Vergleich mit anderen Bühnen nicht zu verstecken.“ 

Keine Angst vor Bühnenpremiere

Seit wenigen Tagen steht fest: Die Theatergruppe Hooksiel wird nach Weihnachten mit dem Dreiakter „Ken Moord ut Versehn“ von Jennifer Hülser an den Start gehen. Für die plattdeutsche Fassung der Komödie zeichnet Heino Buerhoop verantwortlich. Der Rahmen des Inhalts: Agathe vergiftet aus Versehen ihren Lebensgefährten, dem sie eigentlich nur einen Denkzettel verpassen wollte. Ihr Problem: Zum Wochenende kommen Gäste. Wohin mit der Leiche? Als dann auühnenbauch noch die Polizei auf den Fall aufmerksam wird, nimmt das Durcheinander so richtig Fahrt auf.

Aber so weit ist es noch lange nicht. Für Imke Aits, Karin Ortmanns, Anke Müller, Anja Harms-Janßen, Christin Janßen, Werner Funke, Daniel Buchloh und Thomas Ulfers beginnt jetzt der Ernst des Schauspieler-Lebens. Textstudium. Zweimal bittet Jan Gerjets zur Leseprobe. Alle Mitspielenden lesen dabei das Stück gemeinsam komplett durch. Jeder seine eigene Rolle. Hakt das Plattdeutsche irgendwo? Gibt es Begriffe, die niemand versteht? Passen die Übergänge?

Unrunde Textstellen werden geglättet. Danach folgt das Auswendiglernen. Ab Oktober dann die Proben einzelner Szenen. Dazu trifft man sich jeweils montags und donnerstags in kleinen Gruppen. „Manche Szene müssen wir fünf Mal, andere auch zehn Mal proben, bis es passt“, sagt Jan Gerjets. 

Wangerland Touristik unterstützt beim Bühnenbau

Parallel dazu suchen sich die Schauspieler zur Rolle passende Bekleidung. Das Bühnenbild wird gebaut, und – falls nötig – an die Gegebenheiten im Hooksieler Gästehaus angepasst. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Wangerland Touristik beim Bühnenbild unterstützt“, sagt Jan Gerjets. So müsse man aktuell die Bühne nicht wir früher mehrfach in einer Saison auf- und wieder abbauen. 

Mit Imke Aits wird in der kommenden Spielzeit mit insgesamt zehn Aufführungen und erwarteten 1200 Zuschauern wieder eine Schauspielerin Bühnenpremiere feiern. Speelbaas Gerjets ist zuversichtlich, dass das genau so gut klappen wird wie in der Vorsaison mit Karin Ortmanns und Anke Müller.

Ansonsten hält er sich zu einzelnen Rollen und zum Inhalt des Stückes noch bedeckt. Auch zur Frage, warum eine Leiche in dem Stück 26-Sprecheinsätze haben kann? „Kein Kommentar!“ Aufklärung dazu gibt es erst zum Höhepunkt der Spielzeit – zur Premiere.