Mietspiegel, Biogas, Hundesteuer: Was noch alles im Rat entschieden wurde

Wangerland/Hooksiel (28. 9. 2023) – Bei den Arbeiten zur Verlegung von Glasfaserkabeln sind im Wangerland offenbar Stromkabel beschädigt worden. Eine Folge: Die Straßenbeleuchtung funktioniert an einer Reihe von Stellen nicht mehr. Bürgermeister Mario Szlezak bittet um Verständnis dafür, dass die Reparatur eine gewisse Zeit dauern kann, zumal man zunächst die Schadensstellen finden müsse. Die Kosten für die Reparatur müssten aber zumindest nicht von der Gemeinde gezahlt werden.

Der Rat hat die Gemeindeverwaltung beauftragt, das Einzelhandels-Entwicklungskonzept für die Gemeinde Wangerland fortzuschreiben. Ein Thema dabei: Die Erweiterung des Edeka-Marktes in Hooksiel und der geplante Neubau eines Nettomarktes. Das Thema soll im Oktober im Gemeindeentwicklungsausschuss des Rates behandelt werden.

Der Vertragsentwurf für den Verkauf der Rundinsel im Wangermeer war – anders als vom Bürgermeister im Vorfeld erhofft – diese Woche kein Thema im Gemeinderat. Wie berichtet steht die Gemeinde in Verhandlungen mit einer Investorengruppe aus Esens. Ein erster Verkaufsanlauf war gescheitert, weil ein Investor sein Angebot zurückgezogen hatte. Der Rat beschloss vorsorglich einen Nachtragshaushalt für seinen Eigenbetrieb Wangermeer. Man müsse auch handlungsfähig bleiben, so Betriebsleiter Torsten Meuer, wenn der Verkauf in diesem Jahr nicht mehr klappen sollte. 

Als runde Sache wertete Mario Szlezak den „Ehrenamtstag“, zu dem die Gemeinde 200 verdiente Bürger in den Kursaal nach Horumersiel eingeladen hatte. Der Bürgermeister bedankte sich bei allen Sponsoren und Helfern. Die Veranstaltung soll künftig einmal jährlich stattfinden. Der Rat spendete dafür seine Sitzungsgelder für die aktuelle Ratssitzung.

Das Wangerland unterstützt die Absicht des Landkreises Friesland, einen „qualifizierten Mietspiegel“ über die kreisangehörigen Kommunen zu erstellen. Vermieter sind dabei zur Auskunft über die Miethöhe verpflichtet. Nur die Gruppe CDU/Grüne/FDP stimmte gegen das Vorhaben.

Der Gemeinderat will gewerblichen Investoren den Bau von Biogasanlagen im Wangerland ermöglichen. Grundsätzlich sei diese Form der Energiegewinnung zukunftsweisend. Es soll aber auch künftig über jedes einzelne Projekt separat beraten und entschieden werden.

Der in die Jahre gekommene Bebauungsplan für das Inselviertel in Schillig wird überarbeitet. Der Rat verhängte dafür zunächst eine Veränderungssperre. Wann der neue Plan fertig ist, ist ungewiss. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass auch nach einer Neueinstellung nur zwei von drei Stellen in der Bauleitplanung der Kommune besetzt sind und die Abteilungsleitung im Bauamt immer noch vakant ist.

Mit Blick auf die angespannte Haushaltlage der Gemeinde hat der Rat einen Antrag der Jägerschaft Friesland-Wilhelmshaven einvernehmlich abgelehnt. Die Jäger hatten eine Befreiung von geprüften Jagdhunden von der Hundesteuer angeregt.

Die Tourismusbeitrags-Satzung der Gemeinde Wangerland wurde angepasst. Die Gesamtsumme des Beitrages, mit dem sich Gewerbetreibende, die vom Tourismus profitieren, an den Marketingkosten beteiligen müssen, bleibt unverändert bei 350 000 Euro.

Die Gemeinde Wangerland will künftig bei eigenen Veranstaltungen verstärkt auf Abfallvermeidung achten. Unter anderem soll kein Einmalgeschirr mehr verwendet werden.

Kommentar: Das Wangerland braucht Klarheit über seine Tourismus-Strategie

Von Gerd Abeldt

Die Erhöhung des Gästebeitrages um fast 27 Prozent könnte der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt. „27 Prozent, wie soll ich das meinem Gast erklären?“, fragen sich die Vermieter im Wangerland. 

3,80 Euro statt 3 Euro. Ja, Mehrkosten von unter sechs Euro pro Person und Woche sind sicherlich nicht der Faktor, der bei der Wahl eines Urlaubsortes ausschlaggebend ist. Aber der Gästebeitrag ist nur ein Mosaikstein im Gesamtbild: Anreise, Unterkünfte, Essen und Getränke in der Gastronomie – alles ist erheblich teurer geworden. Hinzu kommen die neuen Parkgebühren in Hooksiel. Und das in einer wirtschaftlichen Gesamtlage, in der der typische Wangerland-Gast vermutlich eher darauf achtet, sein Geld zusammenzuhalten.

Gemeinsam den Kurs abstecken

Raue See also für die Tourismus-Wirtschaft. Um so wichtiger wäre es, wenn die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH und die privaten Leitungsträger enger zusammenrücken würden, um den richtigen Kurs abzustecken. Hinzu kommt, dass die Zahl der zumeist älteren Stammgäste in Hooksiel und Horumersiel tendenziell rückläufig ist auch einige Hotels, wie etwa das Hotel Upstalsboom in Schillig oder das „Dorf Wangerland“ in Hohenkirchen, aktuell nicht am Markt sind.

Mit pauschaler Kritik von Leistungsträgern an (zu) hohen und steigenden Kosten bei der WTG ist es nicht getan. Natürlich kann man über den Umfang der Digitalisierung – vom Strandkorb-Verleih übers Parken und die Besucherzahl-Erfassung bis zur Gästekarte – streiten. Auch ist es legitim, die Kosten für Nachhaltigkeits-Konzepte zu hinterfragen. 

Aber bitte schön: Genau das muss dann auch passieren. Die WTG, Vermieter, Gastronomen und Veranstalter gehören an einen Tisch. Die WTG hat als Gemeindetochter ihre Strategie transparent darzulegen – und die Leistungsträger, auch das gehört zur Wahrheit, müssen sich auf diesen Dialog einlassen, ohne nur auf ihren unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil zu schielen. 

Erheblicher Investitionsbedarf

Jedem, der sich nur ansatzweise mit der Tourismus beschäftigt, dürfte klar sein, dass es im Wangerland erheblichen Investitionsbedarf gibt. Auch im öffentlichen Bereich. Beispiel: Campingplätze. Ein millionenschwerer Masterplan zur Modernisierung der Plätze liegt seit Jahren vor. Beispiel: Meerwasser-Hallenbad Hooksiel. Das Bad ist wieder offen. Aber wie lange noch? Gutachter haben weitern Sanierungsbedarf in Millionenhöhe ausgemacht. Beispiel: Radwege. Warum werden der Radwege zwischen Ort und Strand in Hooksiel nicht so ausgebaut, dass Gäste ihre Autos am Quartier stehen lassen können. Beispiel: Thalasso-Zentrum. Der Gesundheitstempel in Horumersiel soll zum Jahresende öffnen. Ob er wirtschaftlich betrieben werden kann, daran gibt es erhebliche Zweifel.

Um so mehr müssen WTG und Gemeinderat als Gesellschafter der GmbH auf der einen Seite und Leistungsträger und Bürger/Steuerzahler miteinander sprechen, wohin der touristische Weg führen soll. Wo sollen bei rückläufigen Gästezahlen die Investitionen in neue Attraktionen finanziert werden? Wo gibt es Chancen, neue Zielgruppen für das Wangerland zu gewinnen? Wo liegt die Grenze zwischen der Weiterentwicklung von Unterkünften, etwa durch Hotels, und dem Gespenst „Massentourismus“, der die Lebensqualität der Einheimischen einschränken könnte. 

Vertrauen ist wichtigstes Gut

Klar ist: Der Fremdenverkehr ist der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde Wangerland. Klar ist auch, dass die WTG als Tochter der Gemeinde in erster Linie Dienstleister der privaten Tourismuswirtschaft ist. Mit eigenen Mitteln allein wird sie es niemals schaffen, die nötigen Investitionen in die touristische Zukunft des Wangerland zu stemmen – unabhängig wie weit der Gästebeitrag noch erhöht wird. 

Grundlage für Investitionen von Privaten aus der Gemeinde oder von außerhalb ist aber immer Vertrauen – auch deshalb führt an offenen Gesprächen über die Tourismus-Strategie im Wangerland kein Weg vorbei. Dafür wird es jetzt höchste Zeit. Bevor der nächste Tropfen ins Fass fällt. 

Sie haben auch eine Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gern eine Email an die Adresse infos@hooksiel-life.de mit dem Betreff Leser-Meinung.

Rat will Gebühr nicht auswürfeln: Gästebeitrag um über 26 Prozent erhöht

Wangerland/Hooksiel (27. 9. 2023) – Der Rat der Gemeinde Wangerland hat am Dienstagabend mit großer Mehrheit rotzt der Kritik von touristischen Leistungsträgern der Erhöhung des Gästebeitrages um über 26 Prozent zugestimmt. Ab 2024 muss danach ein Erwachsener pro Übernachtung in der Hauptsaison eine Abgabe von 3,80 Euro (statt 3 Euro) zahlen. Mit dem Gästebeitrag werden 27 Prozent der Kosten für touristische Einrichtungen und Veranstaltungen abgedeckt.

Der Hooksieler Seebadeverein und der Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe sowie die Dorfgemeinschaft Horumersiel hatten im Vorfeld die Erhöhung von nahezu 27 Prozent als für die Gäste „nicht vermittelbar“ kritisiert. Ihre Argumente griffen in der vom Ratsvorsitzenden Wolfram Sandmeier (SPD) geleiteten Debatte Dieter Schäfermeier und Wieland Rosenboom (beide Pro Wangerland) auf, die sich für eine moderate Erhöhung von 10 oder 15 Prozent oder alternativ für eine über mehrer Jahre gestaffelte Anpassung aussprachen. 

Strand Hooskeil
Der Urlaub im Wangerland wird teurer. Der Rat der Gemeinde segnete eine Erhöhung des Gästebeitrages ab 2024 ab. Foto: hol

Überschüsse der Vergangenheit ein Sondereffekt

Horst David (Freie Bürger) plädierte für eine Senkung des Gästebeitrages, da in den vergangenen beiden Jahren eine Überzahlung von 1,5 Millionen Euro stattgefunden habe. „Da wäre ein Gästebeitrag von 2,30 Euro für die Wangerland Touristik kostendeckend gewesen.“ WTG-Finanzchef Ralf Ewen sprach von Sondereffekten in den Corona-Jahren, die man nicht auf die in die Zukunft gerichtet Kalkulation anwenden könne.

SPD-Fraktionschef Holger Ulfers und Alice Brandenburg-Bienek, Sprecherin der CDU/Grüne/FDP-Gruppe (GFW) im Rat, betonten, dass die Ermittlung des angemessenen Gästebeitrages für die kommenden drei Jahre ein hochkomplexer Prozess sei. Die Gemeinde habe die Berechnung an die unabhängige Kommuna Treuhand abgegeben. „Wir können die Höhe des Gästebeitrages auch auswürfeln“, sagte Ulfers. „Aber die vorliegende Berechnung beruht auf Fakten.“ Sollte der Rat einen niedrigeren Gästebeitrag beschließen, käme das einer Subventionierung für den Tourismus aus Steuermitteln gleich. Ulfers bezweifelt, ob die Gemeinde dann noch Aussichten auf Zuschüsse etwa vom Land für andere Projekte habe.

„Ziel muss ein Miteinander sein“

Die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH müsse kostendeckend arbeiten, sagte Alice Brandenburg-Bienek. Dafür sei sie angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen auf die Erhöhung des Gästebeitrages angewiesen. Die CDU-Politikerin appellierte an die WTG und die touristischen Leistungsträger, sich nicht erst wenige Tage vor der Ratsentscheidung über die Notwendigkeiten auszutauschen. „Ziel muss ein Miteinander und kein Gegeneinander sein.“

„Wir müssen an einem Strang ziehen“, forderte auch Reiner Tammen (Grüne), „Und wir müssen mehr miteinander reden!“ Die WTG habe eine Fülle von Aufgaben, betreue unter anderem über 270.000 Gäste, 50 Gebäude, Straßen, Wege und Plätze, 4,5 Kilometer Strand, 600.000 Quadratmeter Rasen und, und , und. Der Strandeintritt sei verboten worden und Parkgebühren kämen auch nicht gut an. „Woher soll das nötige Geld kommen?“

Tammen: Kritik widersprüchlich

„Die WTG-Mitarbeiter machen einen guten Job“, ist Tammen überzeugt. Die Kritik an der Erhöhung des Gästebeitrags hingegen sei in vielen Punkten widersprüchlich. Mehr Attraktivitäten schaffen ohne zusätzliches Geld? Personal abbauen und gleichzeitig mehr Aufgaben übernehmen? Auch der Vorwurf, bei der WTG herrsche „Digitalisierungs-Wahn“ greife nicht, so Tammen „Das ist heute völlig normal.“

Arthur Wichmann, Kämmerer der Gemeindeverwaltung, wies darauf hin, dass eine Erhöhung des Gästebeitrages von über 26 Prozent sich zwar dramatisch anhöre. In absoluten Zahlen mache die Mehrbelastung bei einem Zehn-Tages-Aufenthalt einer vierköpfigen Familien aber nur rund 24 Euro aus. Er sei überzeugt davon, dass von solch einer Summe niemand die Wahl seines Urlaubsortes abhängig mache.

Doppelbelastung in Hooksiel

Anja Dittmer, Vermieterin in Hooksiel, hielt dem in der Einwohner-Fragestunde entgegen, dass die Mehrbelastungen für Urlauber in Hooksiel deutlich höher sei. Zu dem 20-Euro-Plus beim Gästebeitrag kämen noch rund 50 Euro Parkgebühren hinzu, da das Parken am Strand auch für Inhaber der Gästekarte zahlungspflichtig sei. Hooksiel könne man in diesem Punkt nicht mit Schillig oder Horumersiel vergleichen, da die Gäste, zumal Familien, in Hooksiel für den Besuch des Strandes auf ein Auto angewiesen seien. 

Eine Senkung der Parkgebühren ist nach Einschätzung von WTG-Geschäftsführer Armin Kanning aber auch kein Weg, um die Gäste zu entlasten. „Wenn die Parkgebühren wegfallen, müssten wir den Gästebeitrag noch weiter erhöhen.“ Die Erhöhung des Gästebeitrages wurde mit den Stimmen von SPD und der Gruppe GfW beschlossen.

Polizei warnt vor Trickbetrügern

Hooksiel (26. 9. 2023) – Die Polizei warnt vor Trickbetrügern, die sich an der Haustür als Mitarbeiter von Versorgungsbetrieben ausgeben und sich so Zugang zu Wohnungen verschaffen wollen. Anlass für die Warnung ist laut der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland ein Fall vom vergangenen Donnerstag aus der Siebethsburger Straße in Wilhelmshaven. 

Es klingelt gegen 13 Uhr an der Tür. Eine 87-jährige Frau, die ihren Pflegedienst erwartet, öffnet. Aber vor ihr steht ein kräftiger, dicklicher Mann mit kurzen Haaren der vorgibt, den Wasserdruck überprüfen zu müssen. Die Frau will den mit einer schwarzen Corona-Maske getarnten Mann nicht hereinlassen. Doch der mutmaßliche Dieb wird aufdringlich, drängt sich in die Wohnung und geht ins Badezimmer, wo er an der Dusche das Wasser aufdreht. 

In der Zwischenzeit betritt zunächst unbemerkt ein zweiter Mann die Wohnung. Er soll eine normale Statur, kurze Haare und dunklere Haut als sein Komplize haben. Er sei ebenfalls maskiert gewesen. Offenbar habe der zweite Mann nach Diebesgut gesucht, sei aber nach ersten Erkenntnissen nicht fündig geworden, weil er vom Pflegedienst überrascht wurde, teilt die Polizei mit. Beide Täter flüchteten.

Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe. „Falls jemand verdächtige Beobachtungen gemacht hat oder Informationen zu den beschriebenen Personen hat, möge er sich unter der Telefonnummer 04421/942-0 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.“ Bürger, die in eine ähnliche Situationen geraten, sollten äußerste Vorsicht walten lassen und im Zweifelsfall die Polizei kontaktieren, um ihren Verdacht zu melden, rät die Polizei.

Erfolg für Initiative aus Friesland: Früherkennung für Frauen bis 75

Siemtje Möller
Gut gelaunt: Die Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller (Mitte) und Martina Stamm-Fibich, Patientenbeauftragte in der SPD, mit dem „Mammo75-Team“ aus Friesland nach der Entscheidung im Bundesausschuss für die Ausweitung der Brustkrebs-Früherkennung. Foto: privat

Friesland/Hooksiel (22. 9. 2023) – Als „großen Erfolg für die Frauengesundheit“ hat die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen und Kassenärzte gewertet, die Altersgrenze für die Brustkrebsvorsorge auszuweiten. Danach kann das Mammographie-Screenung-Programm für Frauen bis zum 75. Lebensjahr nach Überzeugung der SPD-Politikerin ab Mitte 2024 an den Start gehen. 

Bislang gibt es die kostenlose Früherkennungs-Untersuchungen nur für Frauen bis 69. Zuletzt waren noch Finanzierungsfragen zu klären. Brustkrebs ist bei Frauen die mit Abstand häufigste Krebsart. Die Untersuchungen werden im Rahmen des Programms von den Krankenkassen bezahlt.

Zahlreiche Frauen aus dem Landkreis Friesland haben sich über Jahre für die Ausweitung des Programms eingesetzt. Sie gehörten zu den Initiatoren der Forderung nach einer Ausweitung der Früherkennung. „Schon 2019, als ich gemeinsam mit meiner Kollegin Martina Stamm-Fibich am Rande einer Veranstaltung zu Frauengesundheit in Jever von den Kreislandfrauen Friesland/Wilhelmshaven angesprochen wurde, war ich begeistert von ihrem Engagement und ihrem Willen, dieses wichtige Anliegen voranzubringen“, erinnert sich Siemtje Möller, direkt gewählte Abgeordnete für den Wahlkreis Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund. 

Erfolgreiche Petition der Landfrauen Friesland-Wilhelmshaven

„Die 2020 initiierte Petition habe ich als damaliges Mitglied im Petitionsausschuss engmaschig begleitet. Im vergangenen Jahr hat die Petition dann das höchste Votum des Ausschusses erhalten, wobei sich einmal mehr zeigte, wie sehr unsere Landfrauen mit ihrem Anliegen überzeugen konnten.“ 

Sie habe sich in Berlin zusammen mit einer Abordnung friesischer Landfrauen mit Anke Eden-Jürgens an der Spitze sehr über die Entscheidung des Bundesausschusses gefreut, teilte Siemtje Möller mit. „Frauengesundheit wird nach wie vor nicht ausreichend Gewicht beigemessen“, ist die Varelerin überzeugt.

Dass künftig der Fokus auf die Gesundheit und die besonderen medizinischen Bedarfe von mehr als der Hälfte der Bevölkerung gelegt werde, sei der begeisternden Initiative und dem mitreißenden Engagement der Landfrauen aus Friesland und Wilhelmshaven sowie dem großen Unterstützerkreis aus der geamten Region zu verdanken, so Siemtje Möller. „Hartnäckigkeit, unermüdlicher Enthusiasmus für die Sache und die kreative Tatkraft haben jede Hürde überwunden – das ist ein richtig guter Tag für uns Frauen!“


Neue App hilft Naturkiekern beim Bestimmen von Pflanzen und Tieren

Naturkieker
Die Projektpartner des Projektes „Naturkieker“: (von links) Stellvertretender Landrat Fred Gburreck, Andreas Folkers (Projekt “Schlosspark Jever), Dr. Antje Sander (Schlossmuseum Jever), Franziska Spille-Scholl (Barthel-Stiftung), Annette Groth (Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems), Projektleiterin Petra Walentowitz, Peter Südbeck, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Dr. Michael Brandt und Dr. Uwe Meiners (beide Oldenburgische Landschaft). Foto: Naturkieker 

Friesland/Hooksiel (20. 9. 2023) – Die Natur zu beobachten, ist das eine. Antworten auf Fragen zu bekommen, die sich dabei stellen, das andere. Helfen kann dabei eine neue Software des Projektes „Naturkieker“ der Oldenburgischen Landschaft, die die Projektpartner jetzt vorgestellt haben.

„Wann kamen die Schwalben in diesem Jahr?“, „Wie hieß der Käfer, den wir vor kurzem beobachtet haben?“, „Wo blühte noch die Kuckuckslicht-Nelke, die wir kürzlich gesehen haben?“ – Die Idee von Naturkieker-Portal und -App ist es, Natur-Interessierte im Landkreis Friesland dazu einzuladen, Beobachtungen in der Natur zu dokumentieren. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Pflanze, einen Vogel, eine Kellerassel, einen Schmetterling, eine Muschel, ein Seepferdchen oder eine weitere Tierart handelt. 

Unabhängig vom Wissensstand können die App-Nutzer ihre Beobachtungen schnell und unkompliziert eingeben, wahlweise mit oder ohne Fotos andere ergänzende Infos. Ausführlichere Informationen können für Experten von Bedeutung sein. Bei Unklarheiten oder Bestimmungsfragen gibt die App Hinweise auf Bestimmungsapps, die dabei unterstützen, den Namen der Pflanze oder des Tieres herauszufinden. Die eingegebenen Beobachtungen sind anschließend im Naturkieker-Portal abrufbar. 

„Portal und App stehen allen Bürgern im Landkreis Friesland zur Verfügung. Es ist geplant, die Software sukzessive auf den weiteren Raum der Oldenburgischen Landschaft auszudehnen“, erläutert Prof. Dr. Uwe Meiners vom Projektträger Oldenburgische Landschaft. Die Entwicklung der Software dauerte zwei Jahre und erfolgte in Zusammenarbeit mit der IT-Firma IP- Syscon, Hannover, finanziert hat sie die Barthel-Stiftung, Varel. 

„Die eingegebenen Daten der ,Naturkieker‘ werden nicht veröffentlicht und sind nur für den einzelnen Beobachter einsehbar. Die gesamte Datensammlung steht dem Projekt jedoch anonymisiert zur Verfügung“, sagt Petra Walentowitz, Initiatorin und Leiterin des Projektes. So könnten gezielt Projekte und Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität angeregt, umgesetzt und dokumentiert werden. 

Das Ziel des Projektes „Naturkieker“ ist es, gemeinsam in einem Verbund von Netzwerkpartnern und Naturfreunden die heimischen Pflanzen- und Tierarten zu beobachten, kennenzulernen, zu erhalten und zu fördern. „Der Naturkieker passt deshalb wunderbar zu den Aktivitäten im Rahmen der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer. Er ist ein ideales Instrument, um breite Kreise der Bevölkerung für den Erhalt unserer Artenvielfalt zu sensibilisieren“, fasst Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmer, zusammen. 

Die App ist in den App-Stores kostenfrei downloadbar. Weitere Informationen zur Software auf der Naturkieker-Homepage unter www.naturkieker.de 

Intakte Natur Basis für Landwirtschaft und Tourismus in der Region

Sina Beckmann im Stall
Die Grünen-Politkerinnen MdL Sina Beckmann (vorn) und Martina Esser informierten sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb des Kreislandvolk-Vorsitzenden Lars Kaper (hinten, Mitte). Foto: Grüne

Friesland/Wangerland (20. 9. 2023) – Der Kreisverband der Grünen in Friesland setzt auf den Dialog mit dem Kreislandvolk Friesland. Die friesländische Landtagsabgeordnete Sina Beckmann (Jever) und die Grüne Kreistagsabgeordnete Martina Esser (Schortens) trafen sich jetzt mit dem neuen Landvolk-Kreisvorsitzenden Lars Kaper sowie weiteren Vorstandsmitgliedern.

Zuletzt hatte man sich in einer öffentlichen Diskussion zum Umgang mit dem Wolf in Friesland ausgetauscht. „In unserem Gespräch haben wir alle wohl gemerkt, dass die friesische Landwirtschaft und die friesischen Grünen keine Gräben teilen. Wir haben einige gemeinsame Positionen und das ist wichtig – denn es geht nur zusammen“, betonte Sina Beckmann im Nachgang. Grüne und Landvolk wollen künftig in regelmäßigen Abständen zusammen kommen. 

Aus Sicht der Grünen-Politikerinnen sind Natur- und Umweltschutz ein gemeinsames Kernanliegen ihrer Partei und der Landwirtschaft. Kaper betonte, dass die Landwirtschaft nur mit gesunden Böden arbeiten könne. Und eine intakte Natur sei auch für den für die Region so wichtigen Tourismus wichtig. Die weiteren Vorstandsmitglieder Jan Jahnsen (Jever), Burkhard Mennen (Wangerland), Gerke Albers (Zetel) und Wilko Irbs (Wilhelmshaven) sahen das ähnlich.

„Wir wollen gute Lebensmittel produzieren, jetzt und in Zukunft. Das geht nur mit Nachhaltigkeit. Aber wir brauchen auch Möglichkeiten der Entwicklung“, forderte Kaper. „Auf der einen Seite sollen wir kein Glyphosat verwenden und auch die maschinelle Bodenbearbeitung ist aus Klimagründen, CO2-Emissionen und der Verletzung der Humusschicht nicht gern gesehen. Auf der anderen Seite sind wir Unternehmer und müssen auch wirtschaftlich arbeiten. Das ist eine Quadratur des Kreises.“

Nach einem Blick auf Felder und Ställe des Kaper-Betriebes drehte sich die Diskussion unter anderem um die Fragen: Wie schaffen wir ein gutes Wassermanagement in Kombination mit Weide-Nutzung? Wie gehen wir mit der Flächen-Konkurrenz von Landwirtschaft, Industrie, erneuerbaren Energien und Tourismus um? Und wie kann Landwirtschaft bei all den Vorgaben und der Bürokratie auch in Zukunft ein attraktiver Beruf sein?

Ein wichtiger Aspekt dabei: die Energiewende. Durch Windräder, Biogas- und Photovoltaik-Anlagen verändern die Landschaft in Friesland. „Durch den Ausbau der Offshore-Anlagen, durch Flächenziele bei Onshore und durch LNG-Projekte und die hoffentlich bald mit erneuerbaren Gasen, haben wir durch die Trassen und Leitungen eine enorme Belastung – hier muss es, auch finanzielle, Ausgleiche geben“, forderte Sina Beckmann. 

Eine grundsätzliche Frage sei, wie man mit Ausgleichsflächen für erneuerbare Energien-Projekte umgehen wolle. „Das Flächen-Angebot in Friesland ist endlich – vielleicht sollten Ausgleichsflächen speziell für erneuerbare Projekte auch an anderer Stelle entstehen können“, regte die Abgeordnete an. 

Brandgefahr durch beschädigte Akkus

Akku-Brand
Die Feuerwehr warnt: Brennende Akkus stellen eine zunehmende Brandgefahr dar. Foto: Feuerrwehr

Wangerland/Hooksiel (19. 9. 2023) – Die Feuerwehrleute im Wangerland sind in den vergangenen Wochen stark gefordert gewesen. „Im Moment klingelt bei mir gefühlt jeden Tag zwei Mal der Alarmmelder“, schilderte Gemeindebrandmeister Eike Eilers vor dem Feuerwehr-Ausschuss des Gemeinderates. Dabei habe es auch eine Reihe von kuriosen Einsätzen gegeben.

Ausdrücklich warnte Eilers vor der Gefahr von Akku-Bränden, die mit der zunehmenden Verbreitung von E-Bikes, Elektro-Rasenmähern und selbst von E-Zigaretten zunehmen würden. So habe der Brand eines E-Scooters im Keller eines Hauses erheblichen Schaden verursacht, weil Akkus schwer zu löschen seien und das Gerät zunächst durchs Haus nach draußen gebracht werden musste.

Feuerwehr rät dringend zu Rauchmeldern

Zu Bränden komme es meist bei den Ladevorgängen. Insbesondere dann, wenn die Akkus alt oder beschädigt sind, etwa weil sie schon mal auf den Boden gefallen sind. Eilers rät dringend dazu, Akkus von Fahrrädern oder Haushaltsgeräten nur dann zu laden, wenn man selbst zu Hause ist. Zudem sollte der Raum, in dem die Ladegeräte genutzt werden, unbedingt über einen Rauchmelder verfügen.

Als sinnvoll erweise sich immer wieder die gute Erste-Hilfe-Ausbildung der Freiwilligen in den sieben Wangerländer Wehren. Es komme vor, dass zum Beispiel zwei Verkehrsunfälle nahezu zeitgleich passieren, so dass Feuerwehrleute die Zeit bis zum Eintreffen von Notarzt und Rettungsdienst überbrücken müssten. Selbst psychologische Hilfe in Anspruch nehmen mussten Feuerwehrleute nach einem schweren Unfall Ende Juli, bei dem ein Wagen gegen einen Baum gefahren war. Eine Person wurde dabei tödlich verletzt. Eilers: „Auf solche Einsätze würden wir gern verzichten.“

Munitionsreste im Watt gesichert

Kurios der Einsatz der Minsener Feuerwehr, die sich um Munitionsreste vor Schillig kümmerte. Dabei sei die Gemeinde für solche Gefahrenlagen im Wattenmeer eigentlich gar nicht zuständig, sondern das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA), eine Bundesbehörde. „Unsere Leute haben die Gefahrenstelle trotzdem abgesperrt. Wir wollen doch nicht, dass jemand vom Strand aus dort hin läuft.“

Zu den weitern Herausforderungen gehörten Hausbrände bei Hooksiel und in Sillenstede, eine Hilfeleistung beim Umgang mit einer defekten Gasflasche („Das hatten wir so auch noch nie“), eine ganze Reihe von durch Bauarbeiten verursachten Fehlalarme im „Dorf Wangerland“ und der sehr gut angenommene „Blaulichttag“ mit einer Vielzahl von Rettungskräften in Hohenkirchen. Als „durchweg positiv“ bezeichnete Eilers die Rückmeldung auf die Ausstattung sämtlicher Feuerwehrleute im Wangerland mit neuen Schutzanzügen durch die Gemeinde. Rund 200 Teile der alten Ausrüstung seien inzwischen in die Ukraine gegangen, wo sie noch gute Dienste leiten könnten. 

Wangerland Touristik warnt: Trendwende kein Selbstläufer

Hooksielerin Strand
Traumhaft schön: der Hooksieler Strand. Dennoch gingen die Übernachtungszahlen im Wangerland in diesem Sommer zurück. Foto: hol

Hooksiel (18. 9. 2023) – Die umstrittenen Parkautomaten an den Großparkplätzen der Strände und am Hooksieler Außenhafen werden noch einmal nachgerüstet. Das kündigte der Geschäftsführer der Wangerland Touristik GmbH (WTG), Armin Kanning, im Gespräch mit „Hooksiel-life“ an. 

Konkret geht es um das Bediener-Menü der Automaten. Aktuell können Nutzer – auf verschiedenen Menü-Ebenen – für einige Stunden Parkgebühren zahlen oder auch Tages-, Monats- , Saison- oder Jahreskarten ordern. „Das hat sich in der Praxis als zu kompliziert erwiesen“, sagte WTG-Marketingchefin Larissa Strangmann. Künftig sollen über die Automaten lediglich noch Gebühren vom Kurzparken bis zur Tageskarte (8 Euro) abgerechnet werden. Mehrtages- und Saisonkarten müssen dann über eine App digital gebucht werden. „Wenn jemand Schwierigkeiten mit der Installation haben sollte, helfen unsere Mitarbeitenden in der Touristik-Information gern.“

parkautomat

Die Einführung der Parkgebühren (bei gleichzeitig kostenlosem Strandeintritt) hatte für Unmut bei Urlaubsgästen gesorgt, die bislang mit ihrer Gästekarte ohnehin ohne Zusatzkosten an den Strand kamen. Einen Grund für den Rückgang der Übernachtungszahlen in Hooksiel (bis Ende August etwa sechs Prozent) sieht die WTG darin allerdings ebenso wenig wie im von Natur- und Umweltschützern kritisierten LNG-Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“ in Sichtweite des Hooksieler Badestrandes.

Wenn solche lokalen Effekte eine Rolle gespielt hätten, hätte es Unterschiede bei der Entwicklung der Übernachtungszahlen zwischen Hooksiel und Horumersiel geben müssen, argumentiert Kanning. „Das ist aber nicht der Fall.“ Abgesehen von den Campingplätzen. Hier verzeichnete der Platz in Schillig ein Minus von fünf Prozent, der in Hooksiel von rund zehn Prozent. Gespannt sei er aber noch auf die September-Zahlern, die sehr gut sein dürften.

Ursachen für sinkende Übernachtungszahlen

Der Rückgang der Übernachtungszahlen sei eher Ausdruck des allgemeinen Trends, dass viele Deutsche in der Nach-Corona-Zeit lieber einmal wieder Urlaub im Ausland machen wollten. Weitere Faktoren seien der Wegfall einiger großer Leistungsanbieter im Wangerland, das schlechte Wetter in der Hauptsaison und die Kostenexplosion in vielen Bereichen. „Man merkt, dass das Geld bei den Leuten knapper geworden ist“, so Kanning. 

Vermieter und Gastronomen wären aber nach Überzeugung von Larissa Strangmann schlecht beraten, wenn sie in der Hoffnung auf eine Trendwende nur auf das Ende der Inflation und besseres Wetter warten würden. „Wir müssen etwas tun!“, ist die Marketing-Expertin überzeugt. „Wir müssen uns verbessern.“ 

„Wir müssen uns verbessern“

Im Zentrum der Bemühungen müsse der Gast stehen. Die Rolle des „Gastgebers“ sei aber nicht bei jedem Leitungsanbieter ausgeprägt. Verbesserungspotenzial, so Strangmann, gebe es auch im gastronomischen Angebot. Das fange bei den Speisekarten an, die hier und dort mal erneuert werden könnten. Die Angebote im Bereich „regionale Küche“ seien sehr überschaubar. Vegane Gerichte fänden Gäste kaum.

Noch besser werden will aber auch die WTG selbst. Armin Kanning geht davon aus, dass sich künftig die Investitionen in Digitalisierung und Datenerfassung nach und nach auszahlen werden. Auch für die touristischen Leitungsanbieter im Wangerland. Zum Jahresende, so die Planung, wir das „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel eröffnet. Inhaltlich setze man weiter auf Nachhaltigkeit, so Larissa Strangmann. Sie verweist auf die derzeit laufenden „Wangerländer Nachhaltigkeitswochen“ und kündigte das zweite „Wangerländer Deichleuchten“ zur Jahreswende an. Ein Silvesterfest an den Deichen mit Fackeln und Lichtern statt Böllern und Raketen. 

CDU-Abgeordnete: Staat muss Risiko der Wasserstoff-Industrie abfedern

Wangerland/Hannover (17. 9. 2023) – Die Wangerländer Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (CDU) fordert, in Deutschland schnellstmöglich die Voraussetzungen für eine Versorgung mit Wasserstoff zu schaffen. Andernfalls seien die Klimaziele nicht zu erreichen. Wilhelmshaven und andere Seehäfen könnten dabei einen entscheidende Rolle spielen.

Katharina Jensen beim Landvolk

Im Landtag forderte Jensen die rot-grüne Landesregierung auf, sich beim Bund für die für eine Planungs-Beschleunigung notwendigen Maßnahmen für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft einzusetzen. Katharina Jensen (Foto) : „Wir alle wissen, die Energiewende muss gelingen, nur wird der Strom aus erneuerbaren Energien es nicht alleine richten. Für die Klimaneutralität der Volkswirtschaft ist ein schneller Aufwuchs der Wasserstoffwirtschaft unverzichtbar.“

Die küstennahen Hafen-, Leitungs- und Speicherinfrastrukturen seien dabei zentrale Bausteine. Eine besondere Rolle spiele der Leitungsneubau, zum Beispiel die Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL I) und die Speicher Etzel Anbindungsleitung (SEAL-Trasse). Die Landesregierung müsse jetzt beweisen, dass das LNG-Beschleunigungsgesetz und die Realisierung der LNG-Importinfrastruktur in nur neun Monaten in Niedersachsen keine Eintagsfliegen waren.

Zeit für wichtige Projekte drängt

Bund und Länder haben den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes vereinbart. Die Beratungen dazu seien in vollem Gange. Jensen: „Die Wilhelmshavener Anbindungsleitung und die Speicher Etzel Anbindungsleitung sind dabei aus unserer Sicht zentrale Bausteine.“ Über die WAL I wird auf 26 Kilometern zwischen Wilhelmshaven und Etzel regasifiziertes LNG ins Ferngasnetz eingespeist. Künftig soll das mit Wasserstoff geschehen. Die SEAL wäre eine weitere Anbindungsleitung für Wasserstoff, die sich ab 2024 innerhalb von zwei Jahren realisieren ließe. 

Bis Ende 2027, so die CDU-Abgeordnete, müssen die niedersächsischen Zentren der Wasserstoffwirtschaft ins Kernnetz eingebunden sein, wenn die Klimaziele bis 2045/50 noch erreicht werden sollen. Jensen: „Das ist quasi übermorgen.“ 

Deutschland braucht Wasserstoff-Importe

Auch die Risikoübernahme für die Privatwirtschaft müsse so schnell wie möglich geregelt werden. Die nötigten Investitionen in ein noch unsicheres Marktfeld, mit nicht gesicherter Abnahme, müssten staatlich abgefedert werden, sofern Unternehmen das Risiko nicht alleine tragen können. Jensen: „Um den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in der Anfangsphase zu unterstützen, darf die Privatwirtschaft in dieser Frage nicht alleine gelassen werden.“ 

Ohne Wasserstoffimporte werde sich der Energiebedarf der Bundesrepublik nicht decken lassen. Die Bundesregierung gehe langfristig von einem Importanteil von rund 50 bis 70 Prozent des Wasserstoffbedarfs aus. Hierbei könnte den niedersächsischen Seehäfen eine Schlüsselrolle zukommen. Die hierfür erforderlichen Investitionen in die Infrastruktur mahnte die CDU-Politikerin bei der Landesregierung an.

Schnell Rechtssicherheit schaffen

Als „sehr unglücklich“ bezeichnete Jensen die jüngste Kritik aus der Wasserstoff-Industrie an verzögerten Genehmigungen seitens EU. Weil laut aktuellem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) die 20-jährige Netzentgeltbefreiung von Elektrolyseuren nur für Anlagen gilt, die bis 2026 in Betrieb gehen, sehen die Akteure die Wirtschaftlichkeit ihrer Projekte gefährdet. Jensen forderte Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) auf, auf den Bund einwirken, damit auf EU-Ebene schnell Rechtssicherheit geschaffen wird.