Unwetter-Warnung verscheuchte Neptuns Jünger vom Strand

Neptun-Taufe in Schillig
Meeresgott Neptun (2. von links) kürte mit seinem Trabanten Kurt Brandenburg (rechts) in einer launigen Zeremonie Larissa Strangmann und Florian Wirth zum neuen Wattkönigspaar. Foto: hol

Schillig (23. 7. 2024) – Eigentlich hätte sie eine der Höhepunkte des „19. Friesenfestivals“ werden sollen: die Neptun-Taufe. Doch dann kam eine Unwetterwarnung dazwischen – und Meeresgott Neptun alias Wieland Rosenboom stand mit seinen Trabanten (Kurt Brandenburg und Florian Wirth) nahezu allein auf dem Festplatz am Strand von Schillig.

Lediglich einige Dutzend Hartgesottene ließen sich nicht abschrecken und verfolgten das Tauf-Ritual auf der Festbühne. Denn der römische Gott der Meere war schon lange nicht mehr im Wangerland, erläuterte Veranstalter Frank Hensel (Friesenevent). Jetzt aber wolle die im Wangerland lange gepflegte Tradition wieder aufleben lassen.

Auf schöne maritime Namen wie Seenelke oder Lachmöwe getauft und mit Urkunden und kleinen Präsenten bedacht wurden zunächst eine Reihe von Kindern und Urlaubern. Untermalt wurde die Zeremonie von den launigen Sprüchen des Wangerländer Originals Wieland Rosenboom, der auch die Krönung der Wattkönigin und des Wattkönigs vornahm. Eine Ehre, die Larissa Strangmann und Florian Wirth aus dem Management der Wangerland Touristik GmbH zuteil wurde.

Besonders Wirth, der auf den Namen Poseidon, getauft wurde, musste tapfer sein. In Anlehnung an die klassischen Neptun- oder auch Äquatortaufen verlor er während der Feier seinen Bart und musste zur Gaudi der Zuschauer merkwürdige Getränke zu sind nehmen. „Die Neptun-Taufe wurde über Jahre regelmäßig im Wangerland begangen“, sagte Frank Hensel gegenüber „Hooksiel-life“. „Ich finde, wir sollten versuchen, solche kleinen Dinge wiederzubeleben.“

Insgesamt zog Hensel eine positive Bilanz für das Festival, zu dem neben Friesen-Cross-Läufen durchs Watt auch ein abwechslungsreiches Musikprogramm auf der Showbühne, etliche Kinder- und Mitmachaktionen und Zirkusvorführungen gehörten. „Am Freitag- und Samstagabend war die Stimmung an der Bühne gigantisch“, schwärmt Hensel. Dass aufgrund der Unwetter-Warnung am Sonntag gegen 15 Uhr nur noch wenige Strandgäste die Taufe erlebt hätten, sei da zu verkraften gewesen. 

Kurios: Schillig blieb letztlich von Gewitter und Starkregen verschont. Dennoch bittet Hensel um Verständnis für die Empfehlung an die Schausteller, ihre Buden und Verkaufswagen schon frühzeitig zu schließen. Das Unwetter hat den Festplatz vermutlich nur um wenige Hundert Meter verfehlt. Kurz zuvor war zum Beispiel eine Windhose mit Gewitter über den Strand in Dangast gezogen. Hier musste die DLRG rund 800 vom Strand und aus dem Wasser bergen. Vorzelte rissen ab, Strandkörbe stürzten um – Menschen wurde aber zum Glück auch hier nicht verletzt. 

Mädchen stecken Tonnen in Brand

Wangerland (22. 7. 2024) – Schnell aufklären konnte die Polizei eine Sachbeschädigung in der Helmsteder Straße in Hohenkirchen. Dort hatten in der Nacht zum vergangenen Donnerstag zunächst unbekannte Töter zwischen 2.30 von 2.46 Uhr zwei Wertstofftonnen in Brand gesteckt. Die an der Straße stehenden Tonnen, die am nächsten Tag abgeholt werden sollten, wurden dabei völlig zerstört. 

Drei Mädchen hatten bei den Anwohnern geklingelt und sie auf den Brand aufmerksam gemacht. Eine Anwohnerin hatte danach das Feuer löschen können. 

Die anschließenden Ermittlungen hätten ergeben, so die Polizei heute, dass die drei Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren für den Brand verantwortlich gewesen seien. Sie hätten sich in der Nacht von zu Hause weggeschlichen und im Dorf getroffen. „Dort setzten sie dann die Wertstofftonnen in Brand, bekamen Angst und informierten die Anwohner“, so die Ermittler.

Holzlager im Wangerland abgebrannt

Holzlager brennt ab
Das brennende Holzlager konnten die Feuerwehrleute nicht mehr zu retten. Foto: Feuerwehr

Hooksiel/Jever (22. 7. 2024) – Bei einem Feuer gegen 4 Uhr in der Nacht zum Sonntag ist ein Holzlager eines landwirtschaftlichen Anwesens nahe St. José im Wangerland zerstört worden. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. Zehn Feuerwehrleute der freiwilligen Feuerwehr Hooksiel bekämpften das Feuer. Das betroffene Holzlager brannte ab, benachbarte Depots konnten vor den Flammen geschützt werden. Gebäude oder Menschen kamen nicht zu Schaden.

Die Polizeibeamten, die an der Brandstelle eingesetzt waren, wurden während des Feuers zu einem anderem Einsatz in Jever abgerufen. Dort hatte ein Gruppe Jugendlicher mit einer Schusswaffe hantiert. Als Polizisten die jungen Leute zur Rede stellen wollten, flüchteten sie. Als Polizisten einen der Beteiligten festsetzten, setzte sich dieser massiv zur Wehr. Mehr noch: Ein weiterer Heranwachsender versuchte, seinen Kumpel zu befreien. Beide Verdächtigen wurden letztlich festgenommen. Ein Beamter wurde leicht verletzt. Die Polizei bittet etwaige Zeugen um Hinweise.

GPS Werkstatt in Jever soll bei laufendem Betrieb umgebaut werden

Wangerland/Jever (18. 7. 2024) – Die Wangerländer Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (CDU) hat die Sommerferien für Besuche in vier sozialen Einrichtungen in der Region genutzt. Unter anderem machte sie Station beim Friedel-Orth-Hospiz und der GPS-Werkstatt in Jever. 

Das vor 13 Jahren gegründete Hospiz zur Begleitung Sterbender bietet neun Gästezimmer sowie ein Zugehörigenzimmer, jeweils mit eigenem Bad und Terrasse. Bei einem Frühstück mit Gästen und dem Hospiz-Team erfuhr die Abgeordnete auch von Bürokratiehürden und der großen Nachfrage, die nicht immer gedeckt werden könne. „Das Hospiz strahlt eine fröhliche Wärme aus und bietet in den letzten Tagen Betroffenen und Angehörigen einen tröstenden und verwöhnenden Ort“, so Jensen. 

Jensen bei der GPS
Die Landtagsabgeordnete Katharina Jensen besucht auf ihrer Sommertour auch die GPS-Werkstatt in Jever. Das Bild zeigt sie im Gespräch mit Christian Pohl. Foto: CDU

Eine weitere Station war die Werkstatt der Gemeinnützigen Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit (GPS) in Jever. Rund 250 Menschen mit mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen arbeiten hier vor Ort oder im Auftrag auch außer Haus. Beim Besuch der einzelnen Arbeitsfelder konnte sich die Politikerin von der Vielfalt und den teilweise komplexen Herausforderungen etwa bei der Montage von Kabelbäumen für medizinische Geräte überzeugen.

Die Werkstatt bietet außerdem weitere Arbeitsplätze in Montage, Anlagenpflege und für Verpackungstätigkeiten. Die Beschäftigten werden individuell begleitet und eingesetzt. Die räumliche Situation sei jedoch in vielen Bereichen veraltet und marode. Ein schrittweiser Umbau des Gebäudes Am Hillernsen Hamm in Jevers Gewerbegebiet soll in den nächsten drei Jahren erfolgen. Der Baubeginn ist für diesen August geplant. „Ein Umbau in dieser Größenordnung bei laufendem Geschäftsbetrieb ist sicherlich eine enorme Herausforderung“, stellte Jensen fest.

Weitere Stationen waren Besuche bei der Mädchenwohngruppe der Jugendhilfe Collstede sowie bei der Tagespflege des ev. Seniorenzentrums in Wilhelmshaven. Katharina Jensen Fazit nach der Sommertour: „Ich bin beeindruckt davon, wie rührig sich die Mitarbeitenden um die Bewohner gekümmert haben.“ Das sei wichtig für die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt. „Mir hat die Tour nochmals verdeutlicht, wie wichtig Investitionen im Bereich der Pflege, Fürsorge und Jugendhilfe sind. Traurig machte es mich zu sehen, dass es auch im sozialen Bereich immer nur ums Geld geht. Zu sehen, dass einem alten oder sterbenden Menschen etwas verwehrt wird, weil die Kranken- oder Pflegekasse es nicht zahlt, ist belastend.“

Unabhängige: Diskussion über Thalasso war im Rat lange nicht möglich

Wangerland/Hooksiel (15. 7. 2024) – Die Mitglieder der Gruppe Zusammenschluss Unabhängiger Wählergemeinschaften (ZUW) im Rat der Gemeinde Wangerland sehen ihre Befürchtungen durch die jetzt bekannt gewordene Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel bestätigt. Wie berichtet, geht die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH inzwischen von Baukosten in Höhe von 23 Millionen Euro aus. Ursprünglich war das Projekt mit 8,7 Millionen Euro geplant worden. 

Dieser Ansatz war dann aufgrund von Corona-, Ukraine-Krieg und Energiepreiskrise nicht mehr zu halten. Noch bis zur Eröffnung des Gesundheitszentrums am 21. Juni lag die verlautbarte Kostenschätzung bei 17 Millionen Euro. Die Endabrechnung wird für September erwartet.

Von Anfang an Zweifel angemeldet

Die ZUW-Gruppe besteht aus den Wählergemeinschaften Pro Wangerland, UWW und Freie Bürger. Gruppensprecher ist der Hooksieler Ratsherr Dieter Schäfermeier. „Das Projekt ,Thalasso Meeres Spa‘ begleitet uns bereits seit dem Wahlkampf 2021. Wir und der damalige Bürgermeisterkandidat Bernd Abrahams (Pro Wangerland) zweifelten die Kostenschätzung und die Wirtschaftlichkeitsberechnung der WTG öffentlich an. Der vorherige Gemeinderat hatte sich klar für das Bauprojekt entscheiden, allerdings noch mit einer Kostenkalkulation von etwa 4,2 Millionen Euro.“

Thalasso metres Spa Logo

Im Zusammenhang mit dem Beschluss der Erweiterung des Projekts um einen Dachausbau seien die kalkulierten Koste auf 8,7 Millionen Euro angepasst worden. „Wir haben mit unserer Vereidigung im Rat sofort alle Unterlagen zur Wirtschaftlichkeit des Projektes angefordert“, schildert Schäfermeier. Er habe dann selbst die Berechnung der Kosten überarbeitet und das Ergebnis dem Rat vorgelegt. „Uns wurde klar, dass der vorherige Gemeinderat ohne genaue Prüfung und Hinterfragung der vorgelegten Unterlagen wie der Wirtschaftlichkeitsberechnung, des Konzeptes und der Kostenkalkulation einzig im Vertrauen auf die WTG zugestimmt und entschieden hat.“

Keine konstruktive Debatte möglich

Dieter Schäfermeier

Die ZUW habe im Rat aber zunächst kein Gehör gefunden. „Eine konstruktive Diskussion und eine Optimierung des Projektes war unmöglich“, so Dieter Schäfermeier (Foto: hol). Erst Anfang 2022 habe die Gruppe den Rat überzeugen können, ein externes Unternehmen mit der Überprüfung zu beauftragen. Das Ergebnis, so Schäfermeier: „Unsere Berechnungen wurden bestätigt und die Zahlen der Geschäftsführung der WTG verworfen.“ Die Kostenschätzung sei damals auf etwa zwölf Millionen Euro angepasst worden.

Die Hoffnung, dass diese „ernüchternde Ergebnis“ zumindest dazu führen würde, dass mehr Kontrolle über die Geschäftsführung der WTG ausgeübt würde, habe sich aber nicht erfüllt. Selbst im November 2023 hätten die anderen Parteien noch „mehr Unterstützung, nicht mehr Kontrolle“ für die WTG gefordert. 

Einsicht in die Bauunterlagen

Die ZUW habe dem Rat regelmäßig überarbeitete Berechnungen mit weiteren Preissteigerungen vorgelegt – auch unabhängig der durch Pandemie und Ukraine-Krieg verursachten Kosten – und vor einer weiteren Kostenexplosion gewarnt. Als im Herbst 2023 die Kosten mittlerweile bei etwa 19 Millionen gelegen hätten und ein Ende der Bauarbeiten immer noch nicht in Sicht gewesen sei, habe man sämtliche Bauunterlagen, Verträge, Kostenschätzungen, Bauzeitenpläne und Baustellenprotokolle angefordert. Die seien der Gruppe aber von der WTG und von GFW und SPD im Rat vehement verwehrt worden. Lediglich Schäfermeier selbst habe ab Februar dieses Jahres – mit Einschränkungen – Einsicht in die Unterlagen erhalten. 

ZUW: Noch weiterer Aufklärungsbedarf

„Aufgrund der Projektgröße ist die Aufarbeitung sehr mühsam, daher können wir aktuell nicht abschätzen, ob die Projektsumme bei nur 23 Millionen liegen wird“, sagt Schäfermeier. Und, so der ZUW-Sprecher weiter: „Das Thalasso Meeres Spa war ein mutiger Schritt. Das bauliche Ergebnis ist ansehnlich und hat Potenzial. Klar ist auch, dass die Kernaufgabe der WTG darin besteht ein touristisches Angebot zu schaffen, so wie es hier erfolgt ist.“

Die ZUW sei sich aber auch ihrer Verantwortung bewusst. Es gebe noch weitere Auf-Klärungsbedarf. Schäfermeier: „Wir erwarten endlich vollständige Transparenz.“ Aber unabhängig von der „Kostenexplosion“ erhoffe man sich in erster Linie, dass die Thalasso-Vision der WTG in Erfüllung geht. Bei der Gemeinde und ihrem Tochterunternehmen geht man davon aus, dass das „Thalasso Meeres Spa“ nach drei Anlaufjahren schwarze Zahlen schreiben kann und neue Impulse für den Tourismus auslösen wird. 

Wasserschützer Beensen leitet die Polizei in Wilhelmshaven/Friesland

Neuer Chef der PI WHV/Fri
Polizeipräsident Andreas Sagehorn (rechts) übergibt Polizeidirektor Jörg Beensen die Urkunde.Foto: Polizei

Wilhelmshaven/Friesland (15. 7. 2024) – Die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland hat einen neuen Chef. Am heutigen Vormittag hat Polizeipräsident Andreas Sagehorn dem bisherigen Leiter der Wasserschutzpolizei-Inspektion, Polizeidirektor Jörg Beensen, den Dienstposten als neuer Leiter der PI Wilhelmshaven/Friesland.

Der 58-jährige Beensen tritt damit mit sofortiger Wirkung die Nachfolge des bisherigen Inspektionsleiters, Polizeidirektor Heiko von Deetzen, an, der wiederum ab sofort das Dezernat 14 in der Polizeidirektion Oldenburg leiten wird. Das Dezernat 14 ist verantwortlich für die Planung und Koordination von Führungs- und Einsatzmittel der Polizei. Von Deetzen stand seit 2020 an der Spitze der PI, zu der mehr als 400 Polizeikräfte in Wilhelmshaven und Friesland gehören.

Die Abwesenheitsvertretung als Leiter der Wasserschutzpolizei-Inspektion übernimmt der bisherige Leiter des Einsatzbereichs der WSPI, Kriminaloberrat Markus Scharf. Beensen hatte 2016 die Leitung der damals neu geschaffenen WSPI mit Sitz in Oldenburg übernommen, zu der rund 100 Wasserschützer im Land gehören, unter anderm die in der WSP-Station Wilhelmshaven. Bis dahin war die Arbeit der Wasserschützer in Niedersachsen von Wilhelmshaven aus gesteuert worden.

Kommentar: Wenn das Thalasso-Zentrum scheitert, droht ein Kahlschlag

Von Gerd Abeldt

Der Bau des Berliner Flughafens und der Hamburger Elbphilharmonie sind zwei herausragende Beispiele. Öffentliche Bauvorhaben werden häufig teurer, sehr viel teurer.

In diese Liste reiht sich jetzt das „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel – auch wenn man in Berlin und Hamburg über Mehrkosten von rund 15 Millionen Euro nur schmunzeln dürfte. Eine Verdreifachung der geplanten Kosten ist schon bemerkenswert, trotzt Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges mit seinen Folgen für Baustoff- und Energiekosten.

Es ist richtig und wichtig, dass die Gemeinde Wangerland den Ursachen für die für ihre Tochtergesellschaft existenzbedrohende Preisentwicklung auf den Grund gehen will. Ein unabhängiger Gutachter soll sich die „Kostenexplosion“ noch einmal im Detail ansehen. Gut so, möchte man den Entscheidern im Rathaus zurufen! Aber warum erst jetzt?

Die rasante Entwicklung ist schon lange bekannt, auch im Rat und in der Verwaltung der Gemeinde. Ende 2019 stimmte die Gesellschafterversammlung der WTG noch einer aktualisierten Kostenkalkulation zu. Damals wurde die Planung von 4,7 auf 8,8 Millionen Euro angepasst. Es folgten Überraschungen beim Umbau des Kurmittelhaus-Altbaus, dazu Logistik-Probleme und die rasanten Steigerungen der Baupreise

Ernsthafte Reaktionen darauf wurden nicht bekannt. Der „Point of no return“ galt als überschritten. Es gab kein Zurück mehr. Aber gab es auch keine Möglichkeiten, der Entwicklung entgegen zu steuern? Die Kostenuhr tickte kontinuierlich weiter: 8,8, 13, 17 Millionen. Erst Ende 2023, die Uhr stand bei 19 Millionen Euro schrillten offenbar die Alarmglocken richtig laut. Inzwischen wurde auch dem letzten Beteiligten klar, dass auf der Baustelle nicht alles rund lief. 

Dass der Geschäftsführer der Tourismus-Gesellschaft kein Baufachmann ist – und es auch nicht zu sein braucht –, ist sicherlich richtig. Die Frage bleibt, warum dem obersten Vertreter des Bauherrn nicht schon viel früher ein kompetenter Baumensch zur Seite gestellt wurde. Der Architekt allein konnte diese Aufgabe offenbar nicht erledigen.

Bei der Analyse der Kostenentwicklung geht es nicht um Schuld. Es geht um Verantwortung. Die Wangerland Touristik GmbH ist das wichtigste Unternehmen der Gemeinde, vielleicht sogar in der Gemeinde. Wenn die WTG nachhaltigen Schaden nehmen sollte, wäre das eine massive Belastung für den Tourismus-Standort. Notwendige Investitionen in die Campingplätze etwa werden über Jahre nicht getätigt werden können. Sollte sogar die Schließung anderer Verlustbringer wie der Schwimmbäder unausweichlich werden, käme das einem Kahlschlag der touristischen Infrastruktur gleich. 

Der Optimismus des Bürgermeisters und eines Teils der Ratsvertreter in allen Ehren. Natürlich sollte jeder, dem das Wangerland am Herzen liegt, die Inbetriebnahme des „Thalasso Meers Spa“ positiv begleiten. Aber man muss kein Betriebswirtschafts-Guru sein, um zu ahnen, dass ein im Grunde wirtschaftlich sinnvolles Projekt bei einer Verdreifachung der Baukosten, und damit von Zins und Tilgung, nur noch schwerlich mit Überschüssen zu betreiben sein wird. Wer sich dieser Gefahr nicht rechtzeitig stellt, handelt erneut verantwortungslos – und muss gegebenenfalls mit Konsequenzen rechnen. Wirtschaftlich und politisch.

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Gutachter soll Kostenexplosion beim „Thalasso Meeres Spa“ untersuchen

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Das „Thalasso Meeres Spa“ soll zur Wohlfühloase werden. Foto: WTG

Wangerland (12. 7. 2023) – Die Gemeinde Wangerland hat einen unabhängigen Sachverständigen damit beauftragt, sich die Gründe für die Kostenexplosion beim Neubau des „Thalasso Meeres Spa“ anzusehen. Wie die Spitzen der Gemeinde und der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG) heute in einer Pressekonferenz bestätigten, werden sich die Rechnungen für den Gesundheitstempel in Horumersiel auf voraussichtlich 23 Millionen Euro summieren. 

Wie WTG-Prokurist Ralf Ewen sagte, werde eine Endabrechnung aber nicht vor September vorliegen. Das Gutachten des Sachverständigen werde erst deutlich später erwartet. Der Ersatzbau für das einstige Kurmittelhaus in Horumersiel war beim Baustart 2019 noch mit 8,8 Millionen Euro veranschlagt worden. „Dann kamen die Corona-, Ukraine- und die Energiepreiskrise“, erinnerte WTG-Geschäftsführer Armin Kanning. Die Preise für Baustoffe explodierten, der Zeitplan für die Fertigstellung lief komplett aus dem Ruder. Vor drei Wochen, am 21. Juni, wurde das „Thalasso Meeres Spa“ offiziell eröffnet – obwohl auch heute noch Restarbeiten zu erledigen sind.

Verletzter Frau geht es gut

„Wir gehen davon aus, dass in zwei Wochen die letzten Arbeiten abgeschlossen sein werden“, sagte Kanning. Den Termin für die Eröffnung habe er gesetzt, damit ein gewisser Zeitdruck für die Handwerker entsteht, betont der WTG-Geschäftsführer. „Hätten wir einen Termin im September genommen, hätte es am Tag der Eröffnung vermutlich auch nicht anders ausgesehen.“ Wie die WTG beteuert, geht es einer Frau, der am Eröffnungstag eine nur provisorisch fixierte Türzage auf den Kopf gefallen war, wieder gut.

Unabhängig von den Einschränkungen hat das „Thalasso Meeres Spa“ inzwischen seinen Betrieb aufgenommen. Die Rezeption ist täglich für Terminbuchungen geöffnet. Die Anwendungen, so Kanning, würden jeweils freitags, samstags und sonntags vorgenommen. Ein Hoffnungsschimmer für Gemeinde und WTG: „Die Rückmeldung der Nutzer sind sehr gut“, sagte Bürgermeister Mario Szlezak. „Das stimmt uns zuversichtlich. Wir sollten nicht zu schwarz sehen.“

Politik will für Transparenz sorgen

Auf den mittel- bis langfristigen Erfolg des Thalasso-Zentrums setzen auch die Fraktionsvorsitzenden im Rat der Gemeinde Wangerland, der zugleich Gesellschafter der WTG ist. „Die Entwicklung hat uns überrollt“, räumt Alice Brandenburg-Bienek (CDU) ein. Nach der ersten Kostensteigerung von 8,8 auf geschätzt 17 Millionen Euro habe man sämtliche Alternativen geprüft. Das Projekt sei aber schon so weit fortgeschritten gewesen, dass es kein Zurück mehr gegeben habe. 

Thalasso
Auf dem Dach des „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel kann man nicht nur frische Luft, sondern auch einen herrlichen Blick auf die Jade genießen. Nach der Bauphase – das Bild entstand im Mai vergangenen Jahres – wollen WTG-Geschäftsführer Armin Kanning, Thalasso-Leiterin Ulrike Fahrner und Marketing-Chefin Larissa Strangmann das Angebt des Hauses jetzt vermarkten. Archiv-Foto: hol

Einig sind sich Brandenburg-Bienek, Reiner Tammen (Grüne), Holger Ulfers (SPD) und Dieter Schäfermeier (Unabhängige) aber, dass man das Projekt niemals angefasst hätte, wenn die Kosten in Höhe von 23 Millionen Euro von vornherein bekannt gewesen wären. Als erste Konsequenz habe man Anfang dieses Jahres mit Schäfermeier ein Ratsmitglied eingesetzt, das genauen Einblick in die Rechnungsunterlagen erhalten sollte. Man sei aber weiterhin überzeugt, so die Politiker, dass das „Thalasso Meeres Spa“ das Wangerland und das touristische Angebot in der Gemeinde stärken könne. Ulfers: „Das Projekt hat uns aber mit den Themen, die wir in der Gemeinde umsetzen wollen, um Jahre zurückgeworfen.“

Die Bestellung eines unabhängigen Gutachters sei kein Zeichen des Misstrauens von Seiten des Rates in Richtung WTG, betonte Alice Brandenburg-Bienek. Man sei aber den Bürgern gegenüber zur Transparenz verpflichtet. „Wir suchen keinen Schuldigen“, so Tammen. „Wir suchen nach Lösungen.“

Millionen-Kredit von der Gemeinde

In weiteren Fördermitteln von außen wird die Lösung der Finanzierungsprobleme nicht liegen. „Wir haben schon den höchst möglichen Fördersatz bekommen“, sagte Kanning. An den ursprünglichen Kosten von 8,8 Millionen Euro hatten sich das Land Niedersachsen mit 3 Millionen und der Landkreis Friesland mit 0,5 Millionen Euro beteiligt. Die Steigerung auf zwischenzeitlich 17 Millionen Euro wäre dank eines weiteren Zuschusses aus einem Corona-Fördertopf in Höhe von 5,7 Millionen Euro noch verkraftbar gewesen. 

Zur Finanzierung der aktuellen Kostenschätzung muss jetzt die Gemeinde Wangerland in die Bresche springen, die bislang lediglich mit 0,5 Millionen Euro beteiligt war. Wie Kämmerer Arthur Wichmann sagte, habe die Gemeinde jetzt einen Kredit über 4,3 Millionen Euro aufnehmen und an ihre Tochter weiterleiten müssen. „Wir gehen davon aus, dass die WTG den Kredit an uns zurückzahlt“, so der Kämmerer. Dennoch müsse auch die Gemeinde ihren Sparkurs fortsetzen.

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak

Eine weitere Konsequenz aus der Misere: Bei der Wangerland Touristik GmbH komme jetzt jede Ausgabe auf den Prüfstand, sagte Bürgermeister Mario Szlezak (Foto). Dazu gehöre aus seiner Sicht auch der Betrieb der Schwimmbäder und der Verkauf von nicht benötigten Immobilien. „Notfalls wird alles auf den Kopf gestellt.“

Droht Schließung von Bädern?

Wie WTG-Chef Kanning betonte, gibt es aber derzeit keine Pläne, etwa das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel zu schließen oder das Hooksieler Gästehaus zu verkaufen. Überlegungen in diese Richtung hatten schon in der Vergangenheit erhebliche Widerstände bis hin zu Bürgerbegehren ausgelöst. „Aus meiner Sicht geht es nicht nur darum, Kosten zu sparen, wo es geht“, so Kanning. „Wir müssen auch überlegen, wo wir höhere Einnahmen erzielen können – und dann zügig Beschlüsse dazu fassen.“

Ob die WTG die Kredite für den Bau das „Thalasso Meeres Spa“ – der Zinssatz soll um 3,5 Prozent liegen – jemals zurückzahlen kann, dürfte auch vom Erfolg des Gesundheitszentrums abhängen. Mit derzeit lediglich zwölf Mitarbeitern befinde sich die Einrichtung noch in der Aufbauphase, so Kanning. 

Nach Darstellung von Ewen ist man bei der WTG in der ursprünglichen Planung davon ausgegangen, dass nach drei Jahren die Betriebskosten (Personal, Energie, Versicherungen, Verbrauchsmaterialen etc.) des „Thalassa Meeres Spa“ bei rund 1,5 Millionen Euro im Jahr liegen werden. Dem könnten – nach heutiger Schätzung – Einnahmen von rund 2,5 Millionen Euro gegenüber stehen. Alice Brandenburg-Bienek: „Daran sehen wir: Das Thalassa muss laufen – und wir müssen das Thema positiv verkaufen.“

Geld auf falsches Konto überwiesen

Positiv auf die Gesamtrechnung könnten sich zwei andere Faktoren auswirken.. Wie Kanning sagte, sei die WTG in der Bauphase einem Rechnungsbetrug aufgesessen. Betrügern war es offenbar gelungen, durch das Abgreifen von digitalen Kontodaten eine Überweisung einer Rechnung in Höhe von rund 350.000 Euro auf ihr Konto umzuleiten. „Das Geld ist weitgehend gesichert“, so Kanning. Es sei aber trotzdem für die WTG nicht ganz einfach, wieder an ihr Geld zu kommen. Das Verfahren laufe bereits ein halbes Jahr.

Unklar ist auch noch die Höhe des Architekten-Honorars, das an der Höhe der Baukosten orientiert. Wie Ralf Ewen sagte, seien aber längst nicht alle Kostensteigerungen der letzten Jahre relevant für die Berechnung des Honorars des Bauleiters. Die Auseinandersetzung darüber laufe noch.

Fünf Verletzte bei Auffahrunfall

Wangerland (12. 7. 2024) – Bei einem Auffahrunfall auf der Jeverschen Straße in Hohenkirchen (Landesstraße 812) sind am Donnerstag fünf Personen verletzt worden, darunter drei Kinder. Nach Darstellung der Polizei war gegen 15.32 Uhr eine 34-jährige Frau aus bislang ungeklärtem Grund mit ihrem Wagen ungebremst auf ein verkehrsbedingt haltendes Auto aufgefahren. Durch den Aufprall wurde dieses Auto auf einen davor stehenden Wagen geschoben, der seinerseits wieder ein vor im stehendes Auto beschädigte. 

Die 34-Jährige war mit drei Kindern im Alter von zwei Monaten, vier und sechs Jahren unterwegs. Ebenfalls leicht verletzt wurde die 47-jährige Fahrerin des Autos, auf das die Verursacherin aufgefahren ist. Zwei der vier beteiligen Autos waren nach dem Unfall nicht mehr fahrbereit. 

Viel Applaus für die „Likedeeler“

Hooksiel (12. 7. 2024) – Seemannslieder gehörten zur Küste wie das Meer und das Watt. Eine schöne Kostprobe aus seinem Repertoire gab am Donnerstagabend der Shanty-Chor Likedeeler aus Horumersiel, zu dem auch eine Reihe von Sängern aus Hooksiel gehören.

An die 300 Frauen und Männer, Einheimische und Urlaubsgäste verfolgten das Konzert im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Live hinterm Deich“ am Hooksieler Gästehaus. Jeweils donnerstags ab 19 Uhr gibt eine musikalische Formation auf der Musikmuschel ein Konzert – bei freiem Eintritt. 

Im Takt wippende Zuhörer und viel Applaus für die Männer um Hartwig Gerdes waren sichtbarer Beleg für die Einschätzung von Florian Wirth, für die Auswahl des Programms verantwortlicher Veranstaltungsmanager der Wangerland Touristik GmbH: „Unser Wangerländer Shantychor gehört einfach in die Konzertreihe mit hinein.“