Hooksiel (2. 10. 2025) – Segeln ist ein anspruchsvoller Sport. Aber neben Mut, Geschick und gutem Material benötigt man manchmal auch ein Quäntchen Glück. Das hat Wolfram Heibeck zuletzt bei der „Silverrudder“, der größten Einhand-Regatta der Welt, gefehlt.

Bei dem 134 Meilen langen Rundkurs um die dänische Insel Fünen lag der Hooksieler mit seiner „Black Maggy“ fast die gesamte Strecke in Führung – bis kurz vor dem Einlaufen in Svenborg. Kurz vor dem Ziel gab es eine Flaute, so dass gut zwei Dutzend Boote wieder aufschließen konnten.
Flaute bremst Hooksiel aus
Das erste aufkommende Lüftchen traf dann einen Mitbewerber. Heibeck fuhr im Feld der 429 Boote aus 15 Nationen Platz nach 22:24,58 Stunden auf Rang drei, nur zehn Sekunden hinter dem Zweitplatzierten. „Ich bin froh, dass ich es wieder aufs Siegerpodest geschafft habe“, sagt Heibeck im Gespräch mit „Hooksiel-life“.
Der 58-jährige Bootsbaumeister gehört zu den erfolgreichsten Seglern der Region. Die Grundlagen dafür legten seine Eltern. Geboren wurde Heibeck 1967 in Berlin-Köpenick. Die Eltern segelten auf Spree und Ostsee. Die Leidenschaft sprang auf den Sohn über, der als Jugendlicher in Leistungskader berufen wurde, das Segeln zwei Jahre lang als echten Leistungssport betrieb und unter anderem an mehreren Landesmeisterschaften teilnahm.
Rennbootsbauer gelernt
Nach der Schule absolvierte der junge Mann eine Lehre als Rennbootsbauer beim Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), das bis heute hoch leistungsfähige Carbon-Ausrüstung etwa für deutsche Bobfahrer und Kanuten herstellt.
Nach eine großen Radtour durch nahezu den gesamten damaligen Ostblock mit Ausnahme der Sowjetunion lernte Wolfram Heibeck bei der Fahrschule seine spätere Frau Anke kennen. Die Krankenschwester und der Bootsbauer verliebten sich. 1989 wurde Sohn Felix geboren. Und die Mauer fiel, was das Paar aus der ersten Reihe miterlebte. Berlin wurde der jungen Familie zu groß und zu laut. Sie zog nach Laboe in Schleswig-Holstein um. Hier hatte Heibeck einen guten Job gefunden und besuchte zugleich die Meisterschule in Lübeck. In Kiel kam Tochter Magdalena zur Welt.

Mit dem Meistertitel in der Tasche zog es Heibeck mit seiner Familie 1993 nach Hooksiel. Von der Kählerwerft wechselte er 1994 zur Wiking-Werft in Wilhelmshaven, wo er bis zum Jahr 2000 arbeitete. „Aber ich wollte eigentlich immer gern etwas Eigenes machen.“
Seit 25 Jahren selbstständig
Im Jahr 2000 gründete Heibeck die Firma „Sezialbootsbau“. Er mietete zunächst eine Halle der ehemaligen Holzhandlung Brader. Später zog er mit seinem Unternehmen ins Gewerbegebiet um. Pünktlich zum 25-jährigen Firmenjubiläum baute der Bootsbaumeister dort eine zweite Halle – eine Halle als Werkstatt, eine fürs Bootslager. Wobei der Hooksieler häufig außerhalb unterwegs ist – bei seinen Kunden in ganz Deutschland und im europäischen Ausland von Skandinavien bis Spanien.

Die Unternehmens-Philosophie: „Individuelle Lösungen für die Wünsche der Kunden – zu einem fairen Preis.“ Häufig geht es bei den Wünschen der Kunden um Geschwindigkeit. Und, so räumt Heibeck ein, das Können des Seglers ist die eine Sache, die Qualität des Materials die andere. Und mit seiner superleichten „Black Maggy“ zeigt Heibeck auf Nord- und Ostsee seit Jahren, was möglich ist.
Sicherheit und Schnelligkeit
„An Booten mit einer Serienausstattung kann man jede Menge Veränderungen vornehmen, damit sie sicherer und schneller werden“, sagt der Bootsbauer. Ein Knackpunkt: Das Ruder. Hier setzt Heibeck auf besondere Materialien und veränderte Profile, die die Manövrierfähigkeit der Boote verbessern und damit die Sicherheit erhöhen.
Sein eigenes Boot hat einen mit drei Metern sehr langen Kiel, mit dem man zwar kaum in einen Hafen einlaufen könne, der der gut zwölf Meter langen und knapp vier Meter breiten „Black Maggy“ aber auch bei einer steifen Brise Stabilität verleihe. Der Kiel ist bei Bedarf einklappbar und zudem seitlich schwenkbar – was einzigartig ist und maßgeblich dabei hilft, die Windenergie in Geschwindigkeit umzuwandeln. Hinzu kommen extrem leichte Carbon-Bauteile. Wichtig auch gute Segel. Das zusammen macht die „Black Maggy“ zu einem Hightech-Paket auf dem Wasser.
Pflichttermine auf der Jade
Für Heibeck ist das Segeln Arbeit und Freizeit zugleich. Als Mitglied des Wassersportvereins (WSV) Hooksiel und der Segelkameradschaft Horumersiel nimmt er an nahezu allen heimischen Regatten teil. „Die Horum-Regatta der SK Horumersiel ist ein absoluter Pflichttermin“, schildert der Hooksieler. Aber auch bei allen anderen Rennen in der Jade, rund um Helgoland und selbst bei den „HookSail“-Mittwochsausfahrten zwischen Wilhelmshaven und Horumersiel ist die „Black Maggy“ dabei.
Internationalen Vergleichen stellt sich der Hooksieler meist auf der Ostsee. Seit 2014 ist er regelmäßig bei der „Silverrudder“ dabei, zwei Mal bereits als Rekordhalter, sonst als Platzierter – erst in einer kleineren und nach der Verlängerung der „Black Maggy“ in einer größeren Bootsklasse.

Ähnlich herausfordernd ist die 900 Seemeilen lange „Midsummer Sail“, die Heibeck 2021 zusammen mit Mitsegler Thies Bartels gewinnen konnte. Bei der Regatta ist die Ostsee vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt zu durchsegeln. 2023 verhinderte ein medizinischer Notfall einen neuerlichen Erfolg. Crew-Mitglied Hendrik Busemann erlitt an Bord einen allergischen Schock. Diese Jahre hatte Heibeck selbst Pech. Der Großbaum schlug um und traf den Skipper am Kopf. Mit der Platzwunde war an eine Fortsetzung des Rennens nicht zu denken.
Werbung in eigener Sache
In der Seglerszene ist Wolfram Heibeck bekannt wie ein bunter Hund. Die gute Vernetzung ist für den Bootsbauer wichtig. So steht er mit der ambitionierten Wilhelmshavener Seglerin Marlene Brudek ebenso in regelmäßigem Kontakt wie mit Deutschlands wohl bekanntestem Berufssegler und Vendée-Globe-Teilnehmer Boris Herrmann. Am wichtigsten aber sich die persönlichen Eindrücke potenzieller Kunden. „Wenn ich mit meiner ,Black Maggy‘ an Segel-Veranstaltungen teilnehme, dann ist das das beste Marketing für mein Unternehmen.“
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