NPorts: Landstrom-Anschluss für LNG-Terminal würde dem Klima nicht helfen

Hooksiel (16.1.2023). Inzwischen hat der zweite LNG-Tanker, die „Maran Gas Ithaca“, am Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ in Wilhelmshaven festgemacht. Über die vom Bund für 15 Jahre gepachtete FSRU bekanntlich seit Ende Dezember verflüssigtes Erdgas nach Deutschland importiert – als Ersatz für das ausgefallene Pipeline-Erdgas aus Russland.

So weit, so gut. Klimaschützer befürchten, dass sich Deutschland mit der LNG-Infrastruktur langfristig auf fossile Energieträger festlegen könnte. Die „Esperanza“ sei zudem nicht nur durch die Einleitung von Bioziden in die Jade, die es für die Reinigung der eigenen Rohleitungen benötigt, eine „Dreckschleuder“. Das am LNG-Terminal liegende Schiff nutzt Tag und Nacht seine Schiffsdiesel, um sich selbst mit Energie zu versorgen.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Produziert den eigenen Energiebedarf über die Dieselmotoren an Bord: die „Höegh Esperanza“ am LNG- Terminal in Wilhelmshaven. Foto: Dietmar Bökhaus

Während der Diesel-Ruß gut erkennbar aus dem Schornstein aufsteigt, fragen sich Umweltschützer und Hooksieler Anwohner, warum der Eigentümer des Terminals, die landeseigene Niedersachsen Ports (NPorts), den Anleger nicht mit einem Landstrom-Anschluss ausgestattet hat. Dadurch könnten über Jahre Emissionen von Stickoxiden, Feinstaub und Kohlendioxid (CO2) vermieden werden.

Grundsätzlich wäre die Installation eines Landstrom-Anschlusses möglich gewesen, räumt NPorts auf Anfrage von „Hooksiel-life.de“ ein. Man sei stets bereit, Landstrom-Anlagen dort zu errichten, wo von Kundenseite ein konkreter Bedarf bestehe und eine Finanzierung der Errichtungs- und Betriebskosten dargestellt werden könne. Gemäß einer EU-Richtlinie zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe solle die Errichtung von Landstrom-Anlagen eine Option bleiben, die sich am Bedarf und dem Nutzen-/Kostenverhältnis orientiert.

Das war am LNG-Terminal Wilhelmshaven offenbar nicht der Fall. Laut NPorts verursache die Installation einer Landstrom-Anlage „sehr hohe Kosten“ von in der Regel deutlich über eine Million Euro je Anlage. „In diesem Fall ist kein Bedarf angemeldet worden, da das Schiff über keinen Landstrom-Anschluss verfügt“, so NPorts. Zum Vergleich: Die Mietkosten, die der Bund für die FSRU zahlt, liegen nach Schätzungen von Insidern bei 200 000 Euro – am Tag.

Die landeseigene Hafengesellschaft hält es zudem für eine Mär, dass eine Versorgung der „Höegh Esperanza“ mit an Land erzeugtem Strom tatsächlich zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes oder der Luftschadstoffe führen würde. Die Argumentation von NPorts: Der in der Bundesrepublik produzierte Strom werde nur zu 40 Prozent regenerativ erzeugt und dieser Strom werde bereits durch die Haushalte, Industrie und zukünftig durch die die Elektromobilität genutzt.

60 Prozent des Stroms würden heute und in absehbarer Zukunft aufgrund der Deckelung der regenerativen Energien und des schleppenden Netzausbaus konventionell erzeugt. Ein zusätzlicher Strombedarf für Schiffe aufgrund von Landstrom-Anlagen würde bei dieser Ausgangslage lediglich zu einer zusätzlichen Produktion von konventionell erzeugtem Strom führen – und mithin das Klima im Vergleich zur Eigenstromversorgung der Schiffe mit Dieselmotoren nicht entlasten.