Horumersiel (1. 6. 2025) – Der Beweis ist erbracht. Die Konzertmuschel im Kurarten von Horumersiel ist auch als Bühne für Revue-Theater geeignet. Gestern Abend feierte die Landesbühne Niedersachsen-Nord dort mit „Für mich soll`s rote Rosen regnen“, eine Hommage an die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Hildegard Knef, die in diesem Jahr 100 Jahre alte geworden wäre, einen Open-Air-Erfolg. Die rund 200 Besucher waren vollauf begeistert und spendeten nach zwei Stunden stehend Beifall.

Florian Wirth, Veranstaltungsmanager der Wangerland Touristik GmbH (WTG), begrüßte mit Olaf Strieb, dem Intendanten der Landesbühne, das Publikum zum Auftakt der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Watt mit Kultur“. Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung gastiert die Landesbühne, nach der Premieren-Reihe im 2024 in Hooksiel, in diesen Wochen drei Mal in Horumersiel.
Erfolgreichstes Stück der Spielzeit
Warum die Knef-Revue „das erfolgreichste Stück in der gerade ablaufenden Spielzeit 2024/25 der Landesbühne“ (Strieb) war, wurde dem Publikum schnell klar. Den Schauspielerinnen Ramona Marx und Steffi Baur gelingt es, als doppelte Knef, die künstlerische Ikone der deutschen Nachkriegszeit in ihrer inneren Zerrissenheit bei Aufstieg und Fall, bei Erfolg und Misserfolg, verliebt und enttäuscht in Text, Gestik und Musik so authentisch zu porträtierten, dass der Betrachter unwillkürlich teilnimmt am Leben von Hildegard Knef (1925-2002). Maßgeblichen Anteil am Erfolg haben die begleitenden Musiker Simon Kasper (Piano) und Boy Petersen (Kontrabass) sowie eine – für Open-Air-Konzerte nicht selbstverständliche – hervorragende Tontechnik.
Das spärlich dekorierte Bühnenbild konzentriert sich auf das Wesentliche. Einige Umzugskartons, ein Stuhl und eine Schreibmaschine – alles vor schwarzem Hintergrund. Die Knef wächst mit Mutter und Stiefvater in ärmlichen Verhältnissen in Berlin auf, erlebt die Schrecken des Krieges, Armut und Gestank. Nach ihrem Realschulabschluss erhält sie eine Ausbildungsstelle am Theater, schafft es auf die Bühne, erhält Rollen in UFA-Filmen. Durch ihre Präsenz in Theater, Kabarett und Film wird die junge Frau zum ersten deutschen Nachkriegsstar.
Die unbändige Gier nach Erfolg wird begleitet von der Angst vor dem Versagen. Kurt Hirsch, ein amerikanische Offizier, wird ihr erster Ehemann, nimmt die Knef mit nach Hollywood und an den Broadway, wo sie (inzwischen mit US-Staatsbürgerschaft) unter den Namen Hildegarde Neff auftritt. Aber der Erfolg wird begleitet von Rückschlägen, von Selbstzweifeln, Kehrtwendungen, wirtschaftlichen Problemen und zahlreichen Umzügen ….
Nicht immer regnet es rote Rosen
Die Knef kehrt nach Europa zurück. Dauerhaftes Glück verspricht die Liebe zu ihrem zweiten Mann David Cameron, dem Vater ihrer Tochter Antonia, die 1968 zur Welt kommt, dem Jahr, in dem auch das Lied „Für mich soll`s rote Rosen regnen“ erscheint. Aber nach der schweren Geburt (Kaiserschnitt) verblasst die Liebe als Kitt der Beziehung. Die Ehe wird 1976 geschieden. 1975, dem Jahr, in dem die Revue ins Leben der Knef blickt, erfährt die Künstlerin zudem von einer schweren Krebserkrankung …

Im Rahmen der Revue werden die zahlreichen Hochs und Tiefs im Leben der Diva, die 2001 wieder die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, nur angerissen. Mitgerissen wird das Publikum von den an die 30 Evergreens der Chansonsängerin, darunter der titelgebende Rosen-Song, den Steffi Baur und Ramona Marx dem Publikum in Horumersiel auch als Zugabe auf den Weg mit nach Hause geben. Ein gelungener Theaterabend.
Weitere Gastspiel der Landesbühne
Die nächsten Gastspiele der Landesbühne im Kurgarten in Horumersiel: Samstag, 7. Juni, „Kreisler, Knef und Crime“ mir Steffi Baur und Simon Kasper Mix von Songs von Georg Kreisler, Hildegard Knef und der Berliner Band Element of Crime. Und am Samstag, 12. Juli, William Shakespeares „Wie es euch gefällt & Was ihr wollt“.
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