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Gutachter raten: Friesland-Kliniken am Standort Sanderbusch konzentrieren

Friesland/Sande (9. 4. 2025) – Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) rät dem Landkreis Friesland und der kreiseigenen Friesland Kliniken gGmbH den Krankenhaus-Standort Varel aufzugeben und ein optimiertes Leistungsangebot in Sanderbusch zu konzentrieren. Das ist das Ergebnis eines Sanierungskonzeptes, das heute in einer Mitarbeiterversammlung vorgestellt wurde. Gestern war das Papier in einer nichtöffentlichen Sitzung den Mitgliedern des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung der Friesland Kliniken präsentiert worden. 

„Entscheidungen wurden noch nicht gefasst“, heißt es in einer heute von Landkreis und Klinik-Gesellschaft verbreiteten gemeinsamen Erklärung . „Die Inhalte werden zunächst von den zuständigen Gremien beraten.“

Zwei Szenarien untersucht

PwC habe geprüft, ob und mit welchen Maßnahmen das Unternehmen perspektivisch aus eigener Kraft finanziert werden kann. Hierbei wurden zwei Szenarien betrachtet: Das erste Szenario prüft die Beibehaltung beider Standorte Varel und Sanderbusch. Im zweiten Szenario untersuchte PwC die Auswirkungen die Folgen einer Konzentration der Leistungen an einem Standort. „Für beide Szenarien gilt, dass eine bestmögliche Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unter wirtschaftlichen und wettbewerbsrelevanten Gesichtspunkten im Rahmen der Reformgesetzgebung gesichert werden muss“, so Klinik-Geschäftsführerin Petra Hohmann. „Eine Optimierung der aktuellen Strukturen ist vor dem Hintergrund des prognostizierten jährlichen Defizits von 25 Millionen Euro unumgänglich.“ 

Im Szenario 1 bliebe der Standort Varel mit dem stationären Betrieb von Gynäkologie und Geburtshilfe, dem ambulanten OP-Zentrum (AOZ) sowie den Praxen im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) bestehen. In diesem Szenario würde trotz der zu hebenden Einsparpotenziale das Defizit innerhalb von fünf Jahren aufsummiert rund 45 Millionen Euro betragen. Im Szenario 2 würde der Standort Varel nicht weiter fortgeführt und der Standort Sande würde als Schwerpunktkrankenhaus auf etwa 400 Betten ausgebaut. Gynäkologie und Geburtshilfe würde aufgegeben und die derzeit in Varel betriebenen MVZ-Praxen ebenso wie die ambulanten Operationen nach Sande verlegt. Das Pflegeheim St. Marienstift in Varel würde auf 75 Plätze erweitert und ausgebaut werden.

Krankenhaus in Varel nicht nötig

In dem Szenario 2 könnte es in Kombination mit einer Reihe von begleitenden Maßnahmen gelingen, das Defizit innerhalb von fünf Jahren auf nahezu null zu reduzieren, stellen die Gutachter fest. Die Empfehlung von PwC laute, das medizinische Versorgungsangebot in Varel aufzugeben und alle Leistungen in Sande zu bündeln. Ein Krankenhaus in Varel sei zur Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung nicht nötig. Nach Überzeugung von PwC kann die Versorgung der Menschen durch die umliegenden Krankenhäuser sichergestellt werden.

Weitere Gründe für die Expertenempfehlung liegen unter anderem in landes- und bundespolitischen sowie medizinischen Entwicklungen. So seien Qualitätsanforderungen an Krankenhäuser, Finanzverpflichtungen, eine bedarfsgerechte Personalplanung und vor allem die Wirtschaftlichkeit mit zwei Krankenhäusern nicht zu erbringen. „Mit dem jetzt vorgeschlagenen Szenario 2 und einer Konzentrierung an einem Standort ist es möglich, die notwendige Konsolidierung der regionalen Krankenhauslandschaft zu gestalten“, heißt es in er Mittelung von Landkreis und Klinik.

Ambrosy: Leistungsfähige Versorgung sicherstellen

„Die Menschen in unserer Region können sich darauf verlassen, dass wir eine moderne und leistungsfähige medizinische Versorgung sicherstellen“, sagt Landrat Sven Ambrosy. „Gleichzeitig ist es unsere Verantwortung, finanziell tragfähige Strukturen zu entwickeln. Mit dem Sanierungskonzept wurde eine fachlich fundierte Grundlage entwickelt als Basis für den nun folgenden Beratungsprozess in den zuständigen Gremien.“ 

Diese gutachterliche Bewertung und die umfangreiche Analyse würden nun von den Gremien in nächster Zeit weiter beraten. Dabei werden auch die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie mit zu berücksichtigen sein, die mit Blick auf die gesamten Region Wilhelmshaven-Friesland den Neubau eines Zentral-Klinikums für beide Gebietskörperschaften nahe gelegt hatte. Ambrosy: „Ich gehe davon aus, dass unsere Gremien hier zeitnah Entscheidungen treffen werden – dennoch gilt auch hier, sorgfältig vorzugehen und nicht übereilt zu handeln.“ Die derzeitigen Versorgungsangebote an den Standorten Sande und Varel bleiben somit bis auf Weiteres bestehen und es gelte die Entscheidung des Landkreises Friesland als Träger abzuwarten.

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