
Hooksiel (26. 2. 2025) – Aus dem Awo-Heim erklingt Musik. Seit Wochen schon. Akkordeon- und Harmonika-Klänge sind deutlich zu hören, dazu ein Geklingel und Gestampfe. Teufelsgeigen. Die Vorzeichen sind unüberhörbar. Rosenmontag naht – und die Hooksieler Fastnachtsläufer bereiten sich auf ihren Auftritt vor.
Das Fastnachtslaufen ist in Hooksiel auf dem besten Weg, wieder zu einer festen Tradition zu werden. Im vergangenen Jahr schon waren drei Gruppen junger Leute – Schüler, Auszubildende, Handwerker – verkleidet als Teufel, Schornsteinfeger, Hauptmänner, Eierfrauen und Kassierer durch den Ort gezogen, hatten an Haustüren Ständchen gebracht und als „schwarze Männer“ Kinder angemalt. Aus der Aktion bildete sich die Gruppe „Weil wir Hooksieler sind“, die sich seither in Hooksiel engagiert.
Umzug durch den Ort
Inzwischen ist die Gruppe um ihre Sprecher Julian Dreßel, Nico Müller, Finja Janssen, Jan-Niklas Ulfers und Meyra Schriever weiter gewachsen. An diesem Rosenmontag werden sich früh morgens vier Gruppen mit je vier bis fünf Leuten im Walter-Spitta-Haus treffen und von hieraus musizierend durch die benachbarten Dörfer wie Bohnenburg, Wüppels, Haddien, Crildumersiel und Kaisershof und durch die Wohnviertel von Hooksiel ziehen. Natürlich bekommen auch die Grundschule und der Kindergarten sowie das Senioren-Wohnstift und das WiKi-Wohnheim Besuch. Zum Abschluss, so die Planung, soll es wieder einen Bummel durch die Gastronomie im Ort geben, möglicherweise zusammen mit den „Besenwerfern“, die ebenfalls auf Tour sein werden.
„Das ist wirklich schön, dass die jungen Leute die alte Tradition wieder pflegen“, sagt Helga Keemann. „Dass treibt einem die Tränen in die Augen, wenn man das so sieht.“ Für Helga Keemann ist das Fastnachtslaufen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Ihr 2020 verstorbener Mann, der Maurermeister Gerhard Keemann, hat über Jahrzehnte Auszubildenden die alten Handwerker-Bräuche nahe gebracht. Dabei wurde die gesamte Familie, zu der mit Natascha, Sonja, Nicole, Sascha und Tamara fünf Kinder gehörten, mit einbezogen. „Bei uns zu Hause war Musik immer ein Thema.“

Helga Keemann hat zum Übungsabend der Fastnachtsläufer einen dicken Ordner mit Zeitungsartikeln mitgebracht. In etlichen Berichten wurde seit Anfang der 1980er Jahre über den Karnevalsbrauch in Hooksiel berichtet. „Da geht einem das Herz auf“, sagt die Hooksielerin, die sich sehnlichst wünscht, dass die Handwerkstraditionen auch in Generationen noch gepflegt werden. Auch deshalb hat sie der Gruppe eine Familien-Harmonika geschenkt.
Unterstützung von allen Seiten
Darüber erfahren die Fastnachtsläufer aus dem ganzen Ort viel Unterstützung, sagt Julian Dreßel. Der Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe (HHG) habe vier Tröten gespendet, der Seebadeverein drei, der Verein Kunst- und Erlebnispfad vier Kostüme finanziert. Hinzu kommen ein Frühstück der Bäckerei Ulfers-Eden, ein Mittagessen von der Dorfgemeinschaft sowie – so die Hoffnung – kleine Belohnungen an den Haustüren und Freigetränke von der Gastronomie.
„Wir haben bis Montag ein volles Programm“, sagt Dreßel. Ihre Generalprobe feiern die Fastnachtsläufer am Samstag auf dem Handwerkerball. Für Sonntag sind sie zum Kinderkarneval in die Skiterrassen an der Wasserskianlage eingeladen. Und dann geht es am frühen Rosenmontag los: „FiFa Fastnacht. Angefangen! Ist es erlaubt, ein Lied zu singen? Wir sind Hooksieler, das weiß ein jedes Kind! Wir reißen Bäume aus, wo gar keine sind …“