Büsum/Hooksiel (6. 9. 2025) – Im Zentrum der Jahreshauptversammlung der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) in Büsum steht die Krabbenfischerei. „Fischereiliche Familienbetriebe müssen mit dem Schutz der marinen Lebensräume Hand in Hand gehen“, fordert SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner, Bürgermeister der Stadt Varel: „Denn sie wissen, dass davon ihre Existenz abhängen könnte.“
Familienbetriebe als Frühwarnsystem
Als Fachkundige würden Fischer negative Umwelt-Veränderungen tagesaktuell sowie großflächig bemerken. Und sie hätten wohl auch keine Scheu, das dann öffentlich zu machen, so Wagner. Gäbe es die regional verwurzelten Familienbetriebe nicht mehr, würden vermutlich Großbetriebe nachrücken und einen deutlich größeren Umwelteinfluss ausüben.

Zur sachlichen Klärung der oft emotional geführten Diskussion über den Umwelteinfluss der Krabbenfischerei hatte die SDN Dr. Gerd Kraus vom Thünen-Institut für Seefischerei eingeladen.
Er stellte aktuellste Forschungsergebnisse zu den Umwelteinflüssen und den Zukunftsaussichten der Krabbenfischerei in der deutschen Nordsee vor. Die gegenwärtige Krabbenfischerei habe, so weit messbar, nur sehr geringe und kurzfristig umkehrbare Auswirkungen auf den Meeresboden, so der Wissenschaftler. Es gäbe somit keinen Grund, sie aus dem Wattenmeer auszuschließen. Allerdings werde die wirtschaftliche Lage gerade für kleine Familienbetriebe immer unsicherer.
Dialog über Fischerei wieder aufnehmen
„Wir müssen uns da als Gesellschaft entscheiden, was wir haben wollen“, so Kraus. Die Krabbenfischer müssten sich einem Strukturwandel stellen. Als Beispiele nannte er neue Ko-Nutzungskonzepte, prototypische Küstenfischereischiffe inclusive Neubauförderung aber ebenso eine Anpassung der Fang-Kapazitäten.
Zu den Gästen der Versammlung hätten auch zahlreiche Krabbenfischer gehört. Sie verweisen auf die Traditionen an der Nordseeküste und betonten die Bedeutung der Fischerei für den Tourismus und die lokale Gastronomie. Einig seien sich Umweltschützer und Fischer gewesen, dass der kürzlich abgebrochene Dialog zu den Zukunftsthemen wieder aufgenommen werden müsse.
Sprachrohr der Kommunen
Die SDN ist ein überregionaler und überparteilicher Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen wie auch dem Landkreis Friesland, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr.
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