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Vom Sonar-Offizier der Marine zum „Radkaleu“ in Hooksiel

Hooksiel (20. 9. 2025) – Peter Merkler kann gut navigieren. Er kennt den Weg. Zudem kann er Geräusche gut wahrnehmen – und einmal Gehörtes abspeichern. Damit erfüllte der Hooksieler bestens die Anforderungen an einen Sonar-Experten. Heute setzt der pensionierte Marineoffizier seine Fähigkeiten als „Radkaleu“ ein. 

Marineoffizier a. D. Peter Merkler (links) war auf Einladung von Herbert Ulfers als Referent zu Gast beim Männerkreis der evangelisch.-lutherischen Kirchengemeinde Wangerland. Foto: hol

Aber von Anfang an: Peter Merkler war auf Einladung von Herbert Ulfers Gast beim Männerkreis der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Wangerland. Im Walter-Spitta-Haus in Hooksiel schildere der Wahl-Hooksieler mit Wurzeln in Baden-Württemberg unterhaltsam seinen Lebensweg.

Horchposten im U-Boot

Aufgewachsen als Halbweise und jüngstes von vier Geschwistern machte der heute 56-Jährige 1984 seinen Hauptschulabschluss. Der Spaß am Lernen begann erst danach. Nach einer Ausbildung bei der Post und einem Jahr Arbeit als Fußbodenverleger meldete sich der junge Mann freiwillig für vier Jahre zur Marine. Auch, um sich den Wunsch nach Auslandsreisen zu erfüllen.

Eingezogen 1990 ging es zunächst auf ein Schnellboot und nach bestandenem Eignungstest an Bord eines U-Boots der Klasse 206 A. Der Arbeitsplatz von Merkler wurde die Sonar-Anlage, mit der U-Boote Geräusche orten können. Anhand von Schraubengeräuschen etwa lassen sich Schiffstypen unterscheiden – hier ein Fischkutter, da ein Tanker, dort ein russische Zerstörer. 

Erste Fahrt nach Norwegen

Obwohl der Warschauer Pakt sich schon in Auflösung befand, habe die Marine trainiert, die Ostsee abzuschotten. „Wir haben gelernt, eine Flotte aufzuhalten, die es schon gar nicht mehr gab. Aber irgendetwas muss man ja üben“, so Merkler. 

Der junge Soldat, der seine erste Seefahrt an Bord von „U 17“ nach Norwegen machte, absolvierte seine Unteroffizier-Ausbildung und, nach der Verpflichtung zum Soldaten auf Zeit für acht Jahre, auch den Maat-Lehrgang. Er wurde für den Einsatz von Torpedos ausgebildet, stieg zum Sonar-Meister auf „U 18“ auf und lernte Island und sogar das Mittelmeer kennen.

Ungutes Gefühl auf einem Dickschiff

Dann kam die Weichenstellung fürs Leben. Merkler bewarb sich für den Lehrgang zum Fachoffizier, den er dann als Bester bestand. Das Ziel des Fähnrichs: Sonar-Offizier. Doch mit der Versetzung von der Ostsee an Bord der Fregatte „Brandenburg“ in Wilhelmshaven wechselte die Stimmung. Hier die vertraute Mannschaft des kleinen Bootes, dort die 230-köpfige Besatzung eines Dickschiffes. Dazu die Sprache. Im U-Boot wurde weitgehend Deutsch gesprochen, im Bereich der Navigation auf der Brücke des Fregatte häufig Englisch, was er nur unzureichend beherrschte.

Die erste große Reise ging nach Südafrika. Und, so erinnert sich Merkler, er habe sich unwohl gefühlt und schon über einen Berufswechsel nachgedacht. „Da tat sich eine neue Nische auf.“ Der Hooksieler wechselte als U-Jagdoffizier an Bord der nagelneuen noch nicht in Dienst gestellten Fregatte „Sachsen“. Die Erinnerungen des Kapitänleutnants a. D. an ein Schießtraining vor Kalifornien, die Passage des Panama-Kanals und den Unifil-Einsatz gegen Waffenschmuggler vor der Küste Libanons sind durchweg positiv besetzt.

Letzte Verwendung in Wilhelmshaven

Nach durchschnittlich 200 Tagen im Jahr in See ging der inzwischen in Hooksiel wohnende Familienvater an Land. Zunächst unterrichtete er als Truppenfachlehrer für Sonar an der Marineoperationsschule in Bremerhaven. 2014 der Wechsel zum Marine-Unterstützungs-Kommando (MUKdo) in Wilhelmshaven – endlich ein Arbeitsplatz in der Nähe von Hooksiel. Eine von Merklers Aufgaben bis zu seiner Pensionierung im April dieses Jahres: Das Mitwirken an einem Katalog mit „funktionalen Anforderungen“ für den Bau der nächsten Generation von Kriegsschiffen, der „Fregatte 127“.

Mit dem Rad auf dem Pilgerweg

Aus Sicht von Merker kam sein Abschied von der Marine genau zur richtigen Zeit. Für seinen Ruhestand hat er verschiedene Ideen entwickelt. Eine davon: Geführte Radfahren durch die wunderschöne Region. Seit Juni bietet der „Radkaleu“ gegen Honorar zum Beispiel Rundtouren auf dem Wangerländischen Pilgerweg sowie Fahrten direkt an der Küste entlang.

Die Teilnehmer lernen dabei die Gegend kennen und hören jede Menge Fakten über Küstenschutz, Nationalpark Wattenmeer, die Kirchen im Wangerland sowie über die Historie der Region. Seemannsgarn von einem Marineoffizier, der Fakten zu prickelnden Geschichten zusammenfassen kann und auf jeden Fall den Weg zurück nach Hooksiel findet. 

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