Traumjob im Flieger: Mit Becker, Klitschko und den Geissens um die Welt

Wangerland (4. 8. 2024) – Wer kann schon von sich behaupten, eine Nacht mit Ex-Minister Rudolf Scharping, Schlagerstar Howard Carpendale oder Tennis-Ikone Boris Becker verbracht zu haben? Oder mit Boxer Vitali Klitschko, dem heutigen Bürgermeister von Kiew („super nett, ein echter Gentleman“) und den Geissens. Genauer: mit dem Glammerrpaar Carmen und Robert Geiss („100 Prozent authentisch, wie im Fernsehen“). 

Kathrin Blecker schildert im Gespräch mit „Hooksiel-life“ einige spannende Momente aus ihrem Berufsleben. Die Wangerländerin arbeitet als Flugbegleiterin bei der Lufthansa. Häufig hat sie auf Langstreckenflügen mit der Boing 747 die Passagiere in der ersten Klasse (First Class) betreut. „Da braucht man keine Angst vor zu haben“, versichert die 56-Jährige. „Das sind meistens ganz normale Menschen.“ 

Vom Modehaus Leffers zur Lufthansa

Eigentlich ist Kathrin Blecker eine Kieler Sprotte. Als ihr Vater, der kürzlich verstorbene Marineoffizier Hans-Georg Nippe, nach Sengwarden versetzt wurde, zog die Familie mit ihren vier Töchtern nach Grafschaft. Kathrin war damals 16. Sie absolvierte ein Auslandsjahr in den USA, besuchte danach das Mariengymnasium in Jever und machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Substitutin im Modehaus Leffers in Wilhelmshaven.

„Irgendjemand hat dann erzählt, dass die Lufthansa Stewardessen sucht“, erinnert sich Kathrin Blecker, die für den Beruf alle Voraussetzungen erfüllte: Abitur, sehr gutes Englisch, gutes Französisch, abgeschlossene Ausbildung sowie ein gehöriges Maß an Flexibilität, Dienstleistungsmentalität und Menschenkenntnis. „Als ich 1990 bei der Lufthansa anfing, wollte ich eigentlich nur mal sehen, wie das so ist als Flugbegleiterin …“

Zum Briefing aus dem Wangerland nach Frankfurt

Aus der geplanten Stippvisite sind inzwischen 34 Jahre geworden, unterbrochen durch acht Jahre Erziehungszeiten. Kathrin Blecker hat aus ihrer ersten Ehe drei Kinder. Anfangs wohnte sie im Westerwald. Aus familiären Gründen zog sie vor einigen Jahren wieder zurück nach Friesland und lebt heute mit ihrem neuen Lebenspartner Frank Hensel im Wangerland. 

Nach der Kinderpause arbeitet Kathrin Blecker nur noch auf einer halben Stelle. Konkret bedeutet das, dass sie der Lufthansa für acht bis zehn Tage im Monat zur Verfügung steht. Was die Abläufe manchmal etwas kompliziert macht: Ihre Basis ist der Flugplatz Frankfurt. Also reist die Flugbegleiterin einen Tag vorher per Bahn in die Main-Metropole, um pünktlich zum Briefing der jeweiligen Crew vor Ort zu sein.

Boing 747 Lufthansa
Mit Maschinen vom Typ Boing 747 fliegt Lufthansa-Flugbegleiterin Kathrin Blecker seit über 30 Jahren um die ganze Welt Archiv-Foto: Lufthansa/Roesler

Eine Crew besteht aus rund 19 Menschen, drei Personen aus dem Cockpit und der Rest für die Kabinen. Das Team wechselt regelmäßig. „Bei über 20.000 Flugbegleitern und Flugbegleiterinnen bei der Lufthansa ist es eher selten, dass man seine Kollegen schon vorher kennt“, sagt Kathrin Blecker. „Aber das ist kein Problem. Wir ticken alle ähnlich.“

Das mag an der guten Ausbildung und an der klaren Zuordnung von Aufgaben liegen. Jeder Flugbegleiter und jede Flugbegleiterin sind auf spezielle Flugzeugtypen geschult. Für die Langstrecke ist das bei Kathrin Blecker die Boing 747; für die Kurzstrecke war das zunächst die Boing 737, später der Airbus A 320. 

Volles Vertrauen in die Piloten

Im Notfall wird jede Tür der Flugzeuge mit einem Crew-Mitglied besetzt. Eine echte Notlage habe sie persönlich aber noch nicht erlebt, sagt die Wangerländerin. Auf einem Rückflug von Dallas nach Frankfurt habe es einmal so schwere Turbulenzen gegeben, dass selbst das Flugpersonal die ganze Zeit über angeschnallt bleiben musste. „Da kann man schon Angst bekommen, aber die Piloten sind top ausgebildet und haben die Lage meist im Griff.“

So auch beim Anflug auf den Flughafen Los Angeles, den Kathrin Blecker aus dem Cockpit heraus miterlebt hat. Die Boing 747 befindet sich schon im Sinkflug, da rollt am Boden eine andere Maschine auf die Start- und Landebahn. Der Pilot startet die Boing durch, die Maschine dreht eine Extra-Runde um den Flughafen und landet im zweiten Anlauf sicher. „So etwas trainieren unsere Leute im Cockpit regelmäßig. Für die ist das Routine – und die meisten Passagiere werden davon gar nichts mitbekommen haben.“

Lufthansa-Flugbegleiter
„Wir ticken alle ähnlich“, sagt Lufthansa-Flugbegleiterin Kathrin Blecker. Das Bild zeigt die Wangerländerin ( links) mit einer ihrer Kolleginnen. Foto: privat

Jeder Flugbegleiter hat seinen festen Platz in der Maschine. Dazu gehört die Betreuung und Bewirtung der Passagiere in bestimmten Sektoren. Auf Langstreckenflügen wird ein Mittag- beziehungsweise ein Abendessen gereicht, ein Snack oder ein Getränk zwischendurch und gegebenenfalls steht das Kabinenpersonal auch für ein beruhigendes Gespräch zur Verfügung. 

Wichtig ist der Check vor dem Start. Sicherheitsgurte und Verbandskästen wollen ebenso überprüft werden wie Schwimmwesten, Atemschutzmasken, Rauchmelder und Feuerlöscher. „Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist ein Feuer an Bord“, schildert Kathrin Blecker. Aber auch dafür sei das Personal bestens geschult. Ebenso wie etwa für gesundheitliche Notfälle. Jedes Crew-Mitglied habe eine Erste-Hilfe-Ausbildung, das Flugzeug selbst sei mit Hilfsgeräten top ausgestattet, es gebe zudem eine Not-Hotline und mit etwas Glück sei jemand unter den rund 500 Passagieren Arzt oder Sanitäter. Insgesamt sei Fliegen sehr sicher. Viel sicherer jedenfalls, als mit dem Auto zu fahren. 

Beim „Check in“ ist Menschenkenntnis gefragt

Sobald die Passagiere den Flieger betreten, ist Menschenkenntnis gefragt. Insbesondere nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA, für die Flugzeuge entführt worden waren. Benimmt sich jemand auffällig? Ist etwas ungewöhnlich? Warum schwankt der Passagier aus Reihe 15 so? Geht es ihm nicht gut? Ach, Alkohol … „Wir informieren den Kabinenchef und der muss dann entscheiden, wer an Bord bleiben kann“, schildert die Flugbegleiterin. Frei nach der Devise: „Die besten Probleme sind die, die gar nicht erst an Bord kommen.“

„Für mich hat sich der Beruf der Flugbegleiterin zum Traumjob entwickelt“, sagt Kathrin Blecker. Sie habe nie Probleme mit der Schichtarbeit oder den Zeitverschiebungen gehabt, keine Schlafstörungen und auch keine Schwierigkeiten mit dem Essen in fremden Ländern. Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten wollen gut organisiert sein, auch mit Blick auf die Familie. Aber mit dem großen Arbeitgeber Lufthansa sei das möglich. Die Flugpläne werden am Ende des jeweiligen Vormonats veröffentlicht. So könne man sich seine passenden Termine für Flug- und Bereitschaftsdienste auswählen und sogar Wunschziele für Flüge angeben. „Ich war kürzlich in Los Angeles, da konnte ich am Abend mein Patenkind besuchen“, sagt Kathrin Blecker. Singapur und Johannesburg seien weitere Traumziele. Auch bei den Kurzflügen, bei denen man zum Beispiel über fünf Tage fünf verschiedene Metropolen in Europa ansteuere, gebe es viel Sehenswertes. 

Mit der Prominenz auf Tuchfühlung

Die wichtigste Aufgabe der Flugbegleiter sei es aber, dass die Passagiere sich im Flieger wohl fühlen – und zwar die in der Business-Class ebenso wie die in der First Class, in der es übrigens nur acht Plätze gibt. Gerade hier treffen die Lufthansa-Mitarbeiterinnen immer wieder einmal prominente Zeitgenossen. 

In guter Erinnerung etwa hat Kathrin Blecker zum Beispiel an Thomas Anders, der sie beim Check-In so herzlich begrüßt habe, als wäre sie eine alte Bekannte. Anders war mit Modern-Talking-Partner Dieter Bohlen auf dem Weg zu einem Foto-Shooting nach Südafrika. Und auch der benehme sich im echten Leben so, wie man es erwarte „Was soll daaas denn sein?“ mäkelt Bohlen, als er den Dessert gereicht bekommt. Hinweis von seiner damaligen Lebensgefährtin Naddel: „Dieter, das ist der Nachtisch!“ – „Daasss da …?“ Vorschlag der Flugbegleiterin: „ Probieren sie einfach. Wenn er ihnen nicht schmeckt, geben sie ihn zurück und bekommen etwas anderes.“