25 Jahre Gaststätte „Zum Anker“: Rauchverbot wurde zum Glücksfall

Dieter und Iris Vogel
Iris und Dieter Vogel betreiben das Hooksieler Speiselokal „Zum Anker“ bereits seit 25 Jahren. Foto: hol

Hooksiel (12. 11. 2024) – Fisch spielt für Dieter Vogel eine besondere Rolle. Nicht nur weil der leidenschaftliche Angler in seiner Freizeit gern mit Freunden Hochsee-Angeltouren unternimmt. Auch beruflich hat der Fisch das Leben des Hooksielers maßgeblich bestimmt.

Dieter Vogel betreibt mit seiner Frau Iris das Restaurant „Zum Anker“. Und das schon seit 25 Jahren. Aber die gastronomische Karriere des Inhaber-Paares ist deutlich länger. Dieter Vogel stammt aus Sinzheim, einem kleinen Ort bei Baden-Baden. Nach einer Koch-Lehre im Badischen und dem Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ging der heute 63-Jährige nach Westberlin, wo er als Beilagenkoch arbeitete. 

Über Bad Zwischenahn an die Küste

Den Weg in den Nordwesten ebnete ein Freund und Kollege, der dort als Saucier arbeitete, dann aber nach Petersfehn in den „Ahrenshof“ wechselte. Als Dieter Vogel in dort besuchte, war er nicht nur vom Anglerparadies Zwischenahner Meer begeistert. Sein Freund und dessen Chef umgarnten den Jungkoch nach allen Regeln der Kunst – mit Erfolg. „Noch während des Besuchs habe ich den Arbeitsvertrag unterschrieben und bin dann von Berlin nach Bad Zwischenahn gewechselt, erinnert sich der Gastronom im Gespräch mit „Hooksiel-life“.

Der ambitionierte Koch arbeitete vier Jahre als 2. Küchenchef im „Ahrenshof“ und lernt dabei auch, dass es im Ammerland nicht nur gute Gaststätten, sondern auch nette Frauen gibt. Er lernte hier seine heutige Eherau Iris kennen, ebenfalls Köchin. „Wir waren jung und ehrgeizig und wollten nach den Sternen greifen“, erinnert sich Dieter Vogel. Und das im wörtlichen Sinne. 1987 erhielt der damals 26-Jährige das Angebot, die Nachfolge von Sterne-Koch Heiner Lenz als Pächter des „Packhauses“ in Hooksiel anzutreten, zu dem damals sechs Zimmer gehörten.

Schwieriger Start in Hooksiel

Lenz zog es mit seiner Frau Hannelore nach Jever, Vogels kamen nach Hooksiel – mit einem schwierigen Start. „Wir haben im November eröffnet und hatten ein viertel Jahr lang kaum Einnahmen“, erinnert sich Dieter Vogel. Hinzu kam, dass die meisten Gäste von Heiner Lenz mit ihrem Koch nach Jever wechselten und zu allem Überfluss der Eröffnungstermin vom „Packhaus“ mit der Wiedereröffnung nach Sanierung der Traditionsgaststätte „Zum schwarzen Bären“ zusammenfiel. 

Die Vogels eroberten sich im „Packhaus“ vor allem durch Fisch-Gerichte ihr eigenes Publikum. Die wichtigsten Kunden seien damals aus dem Umfeld der Industrie im benachbarten Wilhelmshaven gekommen. Die Zimmer seien zum Großteil an Manager vermietet gewesen, die damals schon mal recht üppigen „Geschäftsessen“ hätten die Gastro-Kasse gefüllt. „Dann kam die Pflicht, dass auf den Spesenabrechnungen Getränke und Speisen getrennt ausgewiesen werden mussten“, erinnert sich Vogel. Aber welcher Manager möchte, dass sich in seinem Betrieb herumspricht, dass er und seine Geschäftspartner nach dem Mittagessen noch jeder sechs Schnäpse getrunken haben? Also wurde hinfort Wasser statt Schnaps bestellt – mit entsprechenden Einbußen in der Kasse des Gastronomen.

Ab Mitte der 1990er Jahr sei zudem die Vermietung der Zimmer schwieriger geworden, auch weil Telefon- und Videokonferenzen einen Teil der Besuche ausländischer Manager im Betrieb vor Ort entbehrlich machten. Als es dann auch noch zum Streit mit dem Immobilien-Eigentümer über Renovierungsfrage und die Höhe der Pacht kam, zogen Vogels die Reißleine. Im Oktober 1999 war die Ära „Packhaus“ für sie beendet.

Von Bierkneipe zum Speiserestaurant

Die Chance für einen Neustart in Hooksiel bot sich wenige hundert Meter entfernt. Die Betreiberin einer Bierkneipe mit Speisen an der Ecke Pakenser Straße/Obernstraße wollte ihr Geschäft aufgeben und suchte einen Nachfolger. Iris und Dieter Vogel griffen zu und feierten mit der Gaststätte „Zum Anker“ am 5. November 1999 Eröffnung – damals noch in der Annahme, dass Kneipe und Speiserestaurant in dem gemeinsamen Gastraum nebeneinander funktionieren. 

Ein Irrtum, wie die Vogels heute wissen. „Die Gäste vor dem Biertresen standen manchmal drei Reihen hintereinander. Aber viele potenzielle Essensgäste haben die Tür nach einem Blick auf die lustige Runde nebenan gleich wieder von außen verschlossen.“ Dann kam die nächste Zäsur für die Gastronomie. Das 2007 eingeführte Rauchverbot in Esslokalen. „Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, weil wir dadurch viele Stammgäste am Tresen verloren haben“, schildert Dieter Vogel. Im Nachhinein habe sich das Nichtrauer- Gesetz aber als Glücksfall erwiesen. „Innerhalb von fünf Jahren ist der Essens-Umsatz explodiert.“

Fisch in vielen Variationen

Iris und Dieter Vogel haben das Lokal mit seinen 35 Sitzplätzen inzwischen längst als gutes Speiselokal etabliert. Iris Vogel managet die Küche, Dieter Vogel kümmert sich zusammen mit den Mitarbeiterinnen Tatjana Janßen und Roswitha Buddenhagen um den Service. Zu den Spezialitäten des Hauses zählt immer noch Fisch in verschiedensten Variationen, obwohl Iris Vogel in ihrer Küche auch gern Fleischgerichte zaubert. Aktuell gehört Grünkohl zu den Rennern. Der klassische Muschelteller, für den der „Anker“ neben seiner Krabbensuppe lange gerühmt wurde, steht aber schon seit drei Jahren nicht mehr auf der Speisekarte. Dieter Vogel: „Ich finde, dass die Muscheln nicht mehr genug Muschelfleisch enthalten.“

Die Träume von der Sterneküche sind ausgeträumt. Aber Iris und Dieter Vogel fühlen sich wohl in ihrer Gaststätte und freuen sich über zufriedene Gäste. Darunter viele Stammgäste, die sich auch zum Jubiläum zu einem kleinen Umtrunk im „Anker“ eingefunden haben. „Wir würden gern noch fünf Jahre so weiter machen“, sagen Iris und Dieter Vogel. Experimente, wie die Erweiterung der Zahl der Tische durch einen Außenbereich, habe man inzwischen zu den Akten gelegt. „Wir arbeiten jetzt in einem Tempo, das wir beide gut bewältigen können! Und das macht Spaß.“