Betriebsgebäude am Klärwerk Schillig erster Schritt zur Zentralisierung

Wangerland/Hooksiel (5. 6. 2024) – Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) arbeitet weiter an seinen Plänen, die Abwasserentsorgung im Bereich der Gemeinde Wangerland zu zentralisieren. Nach Kostenschätzungen aus den Jahren 2020 beziehungsweise 2021 sind dafür Investitionen von jeweils über fünf Millionen Euro in den Klärwerken in Schillig und in Hooksiel erforderlich. 

Wie Dipl.-Ing. Christoph Kraft, Regionalleiter des OOWV für die Landkreise Friesland und Wittmund, am Dienstag vor dem von Reiner Tammen geleiteten Ausschuss für Gemeindeentwicklung der Gemeinde Wangerland sagte, hätten sich diese Kosten inzwischen bereits um mehr als 40 Prozent erhöht. Bis zum Start der Bauarbeiten in einigen Jahren könnten zwischen 15 bis 20 Millionen Euro erforderlich werden.

Klärwerk Hooksiel
Die Tage des Hooksieler Klärwerks sind gezählt. Der OOWV will die Abwasserreinigung in der Gemeinde Wangerland in den nächsten Jahren zentralisieren. Archiv-Foto: hol

Ursprünglich hatte der OOWV die Umsetzung der Investition ab 2028 angestrebt. Ob der Zeitplan zu halten ist, ist unklar. Allein die ökologische Gewässerbetrachtung dauere zwei Jahre, sagte Fred Richter, der beim OOWV für die Kläranlagen im Wangerland (Schillig, Hooksiel, Hohenkirchen) und in der Stadt Varel verantwortlich ist. Für die konkrete Planung der Bauvorhaben und deren Umsetzung müsse man weitere fünf Jahre rechnen. 

Baubeginn Ende des Jahres

Angesichts des langen zeitlichen Horizonts werde man den Bau eines zentralen Betriebsgebäudes für die Kläranlage im Wangerland vorziehen. Baubeginn dafür soll Ende des Jahres sein. Die Einweihung ist für Ende 2025 geplant. In dem neuen Betriebsgebäude sind dann unter anderem getrennte Sanitär- und Duschräume für weibliche und männliche Mitarbeiter vorgesehen. Angesichts des dramatischen Fachkräftemangels auch im Bereich der Ver- und Entsorger müsste die Arbeitgeber unbedingt etwas tun, wenn sie noch Nachwuchskräfte gewinnen wollen, so Kraft.

Der OOWV ist als Zweckverband für die Wasserver- und Abwasserentsorgung für neun Städte und 29 Gemeinden im Nordwesten tätig. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts, so Kraft, arbeite man ohne Gewinnerzielungsabsicht. Dennoch sei es das Ziel, die gestellten Aufgaben so effektiv und kostengünstig wie möglich zu erledigen. Ein Grund dafür: Die jeweiligen Kosten müssen durch Gebühren der Nutzer gedeckt werden. Das Unternehmen mit Sitz in Brake betreibt unter anderem 15 Wasserwerke und 44 Kläranlagen,

Reinigungskapazitäten deutlich ausreichend

Die Kläranlagen im Wangerland sind über 50 Jahre alt. 2021 hat die Gemeinde sie an den OOWV übertragen. Von der Dimensionierung her seien die Anlagen groß genug, so Kraft, dass die Gemeinde Wangerland noch das eine oder andere Neubaugebiet erschließen könne. Auch die Abwasser-Spitzen in der touristischen Hauptsaison könnten problemlos bewältigt werden. Das Klärwerk Hooksiel etwa sei für 13.000 Einwohner ausgelegt. Die Abwassermenge entspreche verteilt übers Jahr aber nur 3310 Einwohnern, in den Nutzerspitzen im Sommer etwa 7000 Einwohnern.

Pumpwerk in Hooksiel geplant

Dennoch will der OOWV das Klärwerk an der Straße nach Crildumersiel aufgeben, durch ein Pumpwerk ersetzen und das Abwasser über ein Druckrohrleitung zur Klärung nach Schillig pumpen. Als einen Grund dafür nannte Kraft technische Gründe. So ließe sich die vorgeschriebene Dichtigkeitsprüfung der biologischen Teichfolienanlage kaum vornehmen. Durch eine Zentralisierung ließen sich zudem Kosten, auch Energiekosten, sparen und die Reinigungsleistungen durch eine vierte Reinigungsstufe verbessern. Da die Investitionskosten über mehrere Jahrzehnte abgeschrieben würden, seien die Belastungen für die Gebührenzahler aus seiner Sicht überschaubar.

Überlegungen aus dem Ausschuss, dass gesamte Abwasser aus dem Wangerland künftig zur Wasserstoff-Drehscheibe Wilhelmshaven zu pumpen, um den enormenWasserbedarf für die Elektrolyse durch Brauchwasser zu decken, erteilte Kraft eine Absage. Der OOWV arbeitete zwar intensiv an Lösungen, um jenseits der Trinkwasser-Ressourcen Wasser für die Wasserstoffproduktion zur Verfügung stellen zu können. Die Abwassermenge aus dem Wangerland sei dafür aber zu gering und der Aufwand zu hoch.