Wilhelmshaven/Hooksiel (13. 12. 2024) – Das zweite für den Jadebusen angekündigte LNG-Regasifizierungsschiff „Excelsior“ wird nicht mehr in diesem Jahr nach Wilhelmshaven verlegt. Die bundeseigene DET Deutsche Energie Terminal GmbH, die auch diese „Floating Storage and Regasifikation Units“ (FSRU) betreiben wird, rechnet mit der Ankunft des Fabrikschiffes jetzt im ersten Quartal 2025.
Als Grund für die Verzögerung verweist Unternehmens-Sprecher Andreas van Hooven auf Installationsarbeiten an einem notwendig gewordenen Interims-Ponton am Anlege-Jetty, „die so nicht absehbar waren“. Und weiter: „Mit dem Interims-Ponton wird der Betrieb der FSRU ohne Einschränkungen möglich sein. Der endgültige Zugangs-Ponton soll im nächsten Jahr bei verlässlichen Witterungsbedingungen installiert werden.“
FSRU „Excelsior“ kommt erst 2025
Umweltschützer knüpfen an die Ankunft der „Excelsior“ große Hoffnung. Die FRSU liegt nach ihrem Umbau auf Ultraschall-Technik in den vergangenen Monaten in einem Hafen in Spanien. Die Schallwellen sollen verhindern, dass sich das Seewasser führende Röhrensystem im Schiffsinneren mit Algen, Seepocken und Muscheln zusetzen kann. Das Seewasser wird in warmen Monaten dafür genutzt, das bei minus 162 Grad flüssige Erdgas zu erwärmen und damit zu regasifizieren.
Die von der Kieler Firma Hasytec entwickelte Ultraschall-Technik gilt als umweltfreundlich. Andere FRSU – wie etwa die seit zwei Jahren am LNG-Terminal an der Grenze von Wilhelmshaven zu Hooksiel liegende „Höegh Esperanza“ – setzen für die Reinigung ihres Rohrsystems Chlor ein, das danach mit dem Wasser in die Jade gespült wird.
Wissenschaftler bezweifeln, ob die Chloride und Biozide bei Mikroorganismen in der Jade tatsächlich keine Schäden verursachen, wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) behauptet. Die Behörde nimmt regelmäßig an den Wasserauslässe der FSRU Messungen vor. Trotz einer Reihe von Überschreitungen der Einleit-Grenzwerte seien bislang im Wasser keine Veränderungen festgestellt worden.
Unabhängig von diesen Feststellungen hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages bereits im März dieses Jahres das Geld für die Umrüstung auch der „Höegh Esperanza“ auf die Ultraschall-Technik bereitgestellt. Die Umrüstung galt bei Beobachtern vor diesem Hintergrund als sicher. Trotz des Arguments, dass zunächst die „Excelsior“ in der Jade ihren Betrieb aufnehmen müsse, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann.
Ultraschall für „Höegh Esperanza“ kein Thema
Bei der DET will man von diesem Zusammenhang heute nichts mehr wissen. „Eine Umrüstung auf eine weltweit für FSRUs nicht als Standard eingestuftes Ultraschallverfahren ist auf der Höegh Esperanza derzeit weder aus technischen Gründen vertretbar noch mit Blick auf die Energieversorgungssicherheit“, betont das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber „Hooksiel-Life“. „Die eingesetzte genehmigte Technik auf der Esperanza wird weiter optimiert und ist – anders als das Ultraschallverfahren – anerkannter Stand der Technik.“ Im Rahmen der in der Betriebsgenehmigung vorgeschriebenen Suche nach Möglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen hatten sich die Betreiber für eine bedarfsgerechte Stoß-Chlorierung ausgesprochen.
Wann und in welchem Umfang an Bord der „Höegh Esperanza“ künftig LNG regasifiziert, ist derzeit ohnehin unklar. Kritiker behaupten, dass die Wilhelmshavener FSRU nach heutigem Stand in den ersten vier Monaten des nächsten Jahres gar kein Gas ins Netz einspeisen wird, da bislang kein Importeur entsprechende Kapazitäten gebucht habe.
Nachfrage nach Regasifizierung sinkt
Die DET dementiert diese Information nicht. Aufgabe des Unternehmens sei es, zur Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa beizutragen. „In der Gaskrise haben unsere Kapazitäten bereits wesentlich zur Marktberuhigung beigetragen, die Gasversorgung wurde stabiler und die Gaspreise sind inzwischen deutlich gesunken“, so die DET.
Die entspannte Marktlage nimmt offenbar auch den zeitlichen Druck von der Inbetriebnahme der „Excelsior“. „Für dieses zweite Terminal sind bislang keine Regasifizierungskapazitäten an Händler vergeben“, bestätigt von Hooven.
Belastungen für Wasser und Luft
„So viel zur Gasmangellage!“, sagt Dieter Schäfermeier, Ratsherr aus Hooksiel und Kritiker der Chlorbelastung der Jade durch die LNG-Importe der ersten Stunde. Der Kommunalpolitiker sorgt sich um die ökologischen Belastungen von Flora und Fauna in der Jade – und fürchtet um die Luftqualität. Auch wenn die FSRU Anfang 2025 kein Gas einspeisen werde, werde dass Schiff vier Monate lang betriebsbereit am Terminal liegen und dabei jede Menge Feinstaub und CO2 in die Luft blasen.
Nach Ansicht von Schäfermeier und mehrerer Umweltverbände sei angesichts der Überkapazitäten in der LNG-Infrastruktur ist zweite FSRU in der Jade komplett überflüssig. Die DET hingegen verweist auf eine veränderte Marktlage. Man habe die erste FSRU vor zwei Jahre als Reaktion auf die ausfallenden Erdgasimporte aus Russland als „unmittelbare Notmaßnahme“ betrieben. Jetzt sei es wichtig, für die Terminals „einen Rahmen für die weitere Vermarktung zu definieren“. Dafür treffe man aktuell Vorbereitungen. „Zugleich wird dabei berücksichtigt, dass unsere Kapazitäten aus kurzfristig als Kriseninstrument bereitstehen müssen.“
Die DET ist selbst kein Gasimporteur. In der Regel schließen Energieunternehmen Verträge mit ausländischen Exporteuren. Das Problem: So lange auf dem Weltmarkt günstiges, konventionelles Erdgas vorhanden ist, wirkt sich das auf die Nachfrage nach dem in der Regel teureren LNG aus.