Hooksiel (1. 7. 2025) – Wer kennt die „Freie Republik Schwarzenberg“? Niemand? In dieser Republik, im Ort Schönheide, ist der Maler und Bühnenbildner Gero Troike am 29. Juni 1945 zur Welt gekommen. An diesem Sonntag feierte der Künstler in Hooksiel seinen 80. Geburtstag und gab zur Eröffnung seiner Werkschau im Künstlerhaus Hooksiel Einblicke in sein Leben.

Die „Republik Schwarzenberg“ entstand in den Wirren der letzten Tage des 2. Weltkrieges im westlichen Erzgebirge. Hierhin hatte es Troikes Vater samt Familie, eigentlich Uhrmacher und Hersteller von auch militärisch nutzbarer Messtechnik in Berlin, verschlagen. Vom Westen rückten Anfang Mai die Amerikaner an, vom Osten die Sowjets. Schwarzenberg und Umgebung hatten die Alliierten aber offenbar bei der Aufteilung ihrer Besatzungsgebiete übersehen. Zumindest für 42 Tage.
Mit den Panzern kam das Kind
Die Kettengeräusche der sowjetischen Panzer hätten die Wehen bei seiner Mutter ausgelöst. In die Angst vor Vergewaltigung und Plünderung mischte sich die Freude über seine Geburt – selbst bei den Rotarmisten, die ihre Helme abnahmen und Mutter und Kind mit Milch und Brot versorgten. Welch schöne Vorstellung. Frieden.
Frieden, das ist eines der Themen, die Gero Troike zeitlebens begleitet haben. Als junger Mann absolvierte er in Berlin eine Lehrer, entdeckte die Malerei und die Grafik für sich. Bei der Aufnahmeprüfung für die Kunsthochschule wurde er abgelehnt – offenbar aufgrund einer entsprechenden Empfehlung der DDR-Staatssicherheit. Von seinem Weg ließ sich Troike, seit 1966 mit seiner Frau Angela verheiratet, aber nicht abbringen.
1984 aus der DDR ausgesiedelt
Er jobbte in verschiedenen Berufen, verdiente als Bühnenarbeiter und Bühnenbildnerassistent sein Geld – und schaffte den Sprung als Bühnen- und Kostümbildner an die Volksbühne in Berlin, wo er mit vielen bekannten Regisseuren zusammenarbeitete. 1984 siedelte Troike in den Westen über, arbeitete unter anderem am Schauspielhaus Bochum und am Thalia Theater in Hamburg. Heute lebt und malt er in der Nähe von Völlinghausen im Kreis Soest – immer noch auf der Suche nach den Dingen, die die Welt im Kern zusammenhalten.
2016 gastierte Troike als Stipendiat im Künstlerhaus Hooksiel und entdecke hier die Faszination des Meeres. „Wasser, Watt, dazu das Geschrei der Vögel – das sind ganz stärke Eindrücke. Die ständige Veränderung der Landschaft, da bekommt man ein Gespür für den gesamten Kosmos.“

In der Troike-Ausstellung im Künstlerhaus Hooksiel steht das Meer im Mittelpunkt. Zu sehen sind Arbeiten aus seiner gesamten Schaffenszeit, darunter auch eine Reihe von Motiven mit klarem Bezug zu Hooksiel. Dabei geht es nicht nur um die schönen Zeiten des Weltnaturerbes. In einer Reihe von Bilder überwiegen die braun-modrigen Farbtöne bei den Übergängen zu grünem oder gelbem Strand sowie blauem Wasser und Himmel. Bedrohung steht unmittelbar neben Schönheit, Angst neben Hoffnung, vielleicht auch Tod neben Geburt – wie vor 80 Jahren in Schönheide? Ergänzt werden die Gemälde um für den Künstler wichtige Bücher, die einen Einblick in sein Gesamtwerk geben.
Künstler bleibt eine Woche in Hooksiel
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag begrüßte Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann neben Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak auch eine Reihe von Weggefährten des Künstlers, die diesem zu seinem 80. Geburtstag gratulierten. Angela und Gero Troike wohnen diese Woche noch im Künstlerhaus und werden dabei sicher auch für Besucher der Ausstellung ansprechbar sein. Denn, so der Wunsch des Künstlers: Interessierte sollten nicht nur einen flüchtigen Blick auf seine Bilder werfen, sondern sie mit Ruhe und Geduld anschauen. Warum etwa ist eines der Meer-Bilder rund? Das Rätsel löste Troike selbst: „Das war der Blick des Künstlers aus einem Bullauge einer Schiffstoilette.“
Die Ausstellung im Künstlerhaus ist bis zum 27. Juli dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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