Hooksiel (8. 10. 2023) – Kontinuität hat einen Namen. Kompetent, vertrauenserweckend und nett – so empfängt Servicekraft Insa Fähnders die Kunden der Volksbank Jever in Hooksiel – und das seit 40 Jahren. Da wundert es nicht, dass die 62-Jährige über einen Termin für den Eintritt in den Ruhestand noch nicht einmal nachgedacht haben will. „Meine Arbeit macht mir immer noch sehr viel Spaß.“
40-jährige Arbeitsjubiläen gibt immer wieder einmal. Aber dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter vier Jahrzehnte lang in der selben Filiale eines Geldinstituts arbeitet und dann das Jubiläum noch mitten in einen Monat fällt – das dürfte absoluten Seltenheitswert haben.
Insa Fähnders, geborene Jürgens, ist in der Nähe von Waddewarden aufgewachsen. Dort gab es damals noch eine kleines, von Werner Resche geleitete Volksbank-Filiale. „Ich wusste schon als Mädchen: Ich will zur Bank“, erinnert sich die Jubilarin, die gezielt auf ihre berufliche Karriere hinarbeitete.
Mitten im Abitur zur Bank
Auf Wunsch der Eltern ging es nach der Schulzeit erst zur Hauswirtschaftsschule, danach zur Höheren Handelsschule und zum Hauswirtschafts-Gymnasium in Jever. Schon damals stellte die Volksbank nur Ausbildende mit Abitur ein. Bis zur offiziellen Übergabe des Zeugnisses wollte der Leiter der Volksbank-Filiale Hooksiel, Hergen Lampe, aber nicht warten. Er stellte seine neue Kraft bereis am 8. Juni 1982 ein – zwischen schriftlicher und mündlicher Abi-Prüfung.
Nach der dreijährigen Ausbildung wurde die inzwischen mit ihrem Mann in Hooksiel wohnende Bankkauffrau für die Filiale Hooksiel mit damals acht Mitarbeitern übernommen. „Eine Trennung zwischen Service und Beratung gab es damals noch nicht“, erinnert sich Insa Fähnders. Sie stand neben ihrem Chef Hergen Lampe am Banktresen. Hatte ein Kunde Beratungsbedarf, ging man mit ihm ins Besprechungszimmer.
Ohnehin war die Banken-Welt von damals noch ganz anders: Bargeld wurde von Mitarbeitern am Schalter ausgezahlt, die Kunden reichten in hoher Zahl Schecks ein, Geschäftsleute arbeiteten noch mit Wechseln.
Kontoauszüge per Hand sortieren
Eine Tätigkeit, die nicht nur bei Insa Fähnders wenig beliebt gewesen sein dürfte: Regelmäßig mussten die Kontoauszüge per Hand in die Fächer der Kunden einsortiert werden. Damit durch das Aufstützen der Ellenbogen die Jacken und Hemden nicht litten, habe sie sich dabei Stulpen über die Arme gezogen. Beim Sortieren war dann höchste Konzentration geboten. „Es war äußerst unangenehm, wenn ein Auszug in ein falsches Fach gelangte – was natürlich mal vorkam.“
Zu den positiven Erinnerungen aus dieser Zeit gehören die Einsätze im Immobilienbereich. „Ich habe sogar mal ein Haus verkauft“, schmunzelt die Hooksielerin. Aber gerade auch das Vermietungs-Geschäft sei sehr spannend gewesen.
Auf keinen Fall nach Jever
In den 1990-Jahren bekamen Insa und ihr Mann Ulrich Fähnders zwei Söhne. Die junge Mutter ging zunächst ein und beim zweiten Kind drei Jahre in Elternzeit. Als sie sich bei der Bank danach als Teilzeitkraft zurückmeldete, sollte sie als Assistenz im Firmenkundenbereich eingesetzt werden. Ein guter Job, aber mit einem Schreibtisch in Jever. „Das wollte ich auf keinen Fall. Ich habe gekündigt – mit dem Hinweis, dass ich gern wieder zurückkomme, wenn in Hooksiel wieder etwas frei wird.“
Zwei Jahre lang arbeitete sie als Bürokraft in der Zimmerei von Frank Langenhorst, dann war es soweit. Insa Fähnders kehrte im Jahr 2000 zur Volksbank zurück – als Teilzeitkraft im Service der Filiale in Hooksiel, aber mit voller Kraft für die Volksbank. In mehreren Vereinen im Ort übernahm sie Aufgaben im Vorstand. Noch heute kümmert sie sich um die Finanzen im Seebadeverein.
Enger Kontakt zu den Vereinen
Bis zum vergangenen Jahr war sie für die Kassen- und Parkplatzorganisation beim Hooksieler Rennvereins verantwortlich, was zumindest an den Renntagen ein aufreibender Job war. Personal suchen, die Kassen mit Prospekten, Eintrittskarten und Wechselgeld bestücken, das Eintrittsgeld einsammeln, abrechnen und bei der Bank einzahlen. „Um 13 Uhr Beginn, gegen 23 Uhr Feierabend, das ist mir auf Dauer einfach zu viel geworden“, sagt Insa Fähnders, die aber natürlich gerade für die Vereine im Ort weiterhin erste Ansprechpartnerin ist.
Der digitale Wandel hat die Abläufe in Geldinstituten gewaltig verändert. Bargeld gibt es fast nur noch am Automaten, viele Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte online von Zuhause aus. Filialen werden geschlossen, die Öffnungszeiten reduziert. In Hooksiel hat die Volksbank den Servicebereich nur noch vormittags geöffnet. Nachmittags gibt es weiterhin Beratungsgespräche etwa über Altersvorsorge, Anlagemöglichkeiten oder Baufinanzierungen.
Viele Kontonummern im Kopf
Aus Insa Fähnders Sicht hat das auch Vorteile. Die Berater könnten sich in persönlichen Gesprächen intensiver um die Kunden kümmern. Und sie als 20-Stunden-Kraft sei am Schalter nahezu immer anzutreffen. „Ich kenne viele Kunden mit Namen, von vielen weiß ich auch die Kontonummer.“ Der Vorteil: Die bei Unbekannten erforderliche Identifizierung des Kunden samt Unterschrift-Abgleich entfällt. Trotzt aller Online-Angebote bleibe im Service – auch aufgrund der reduzierten Öffnungszeiten – genug zu tun. Hinzu komme, dass in Hooksiel viele Urlauber die Bank nutzen, für Geld-, aber auch für Immobilienangelegenheiten.
Die Dame aus dem Altenheim kommt mit dem Geldautomaten nicht klar. Sie braucht Hilfe. Ein Kunde meldet einen größeren Bargeldbedarf für Ende der Woche an, ein anderer möchte 12.000 Euro ausgezahlt bekommen. Dafür gehen Kunde und Bank-Mitarbeiterin in einen Nebenraum mit einer eigenen Sicherheits-Geldschleuse.
Klärende Gespräche im Hinterzimmer
Ein Rentner hätte gern einen Termin für eine Beratung. Der „Rollenautomat“ muss aufgefüllt werden, damit Geschäftsleute Kleingeld-Rollen abholden können. „Was ist das für eine komische Abbuchung auf meinem Konto?“ will ein Stammkunde wissen. Leichte Fragen werden im Servicebereich geklärt. „Bei echtem Beratungs- oder Klärungsbedarf unterstützen uns die Berater und übernehmen“, schildert Insa Fähnders. „Im vertraulichen Gespräch im Büro kann man viel besser auf Detailfragen eingehen oder Ärger aus der Welt schaffen.“
40 Jahre bei einer Bank. Insa Fähnders hat zwei Umzüge der Filiale mitgemacht, etliche Filialleiter kommen und gehen gesehen. Für viele von denen war Hooksiel ein berufliches Sprungbrett für Führungsaufgaben. Aber auch sie selbst sei innerhalb der Bank herumgekommen, schildert Insa Fähnders, und verweist auf das Projekt „Job Rotation“, bei dem Mitarbeiter für etwa eine Woche den Arbeitsplatz wechseln: „Neustadtgödens, Roffhausen, Jever, Hohenkirchen, Wilhelmshaven. Ich habe überall etwas dazugelernt.“ Und noch ein erfreulicher Punkt in der Bilanz: Einen Banküberfall gab es in den vier Jahrzehnten in Hooksiel nicht.