Rechtsbeistand für geschützte Vögel

Hooksiel/Wilhelmshaven (6. 4. 2023) – Wer sich in der freien Natur bewegt, hat mitbekommen: Einige Vogelarten haben schon vor Wochen die Brutsaison eingeläutet. Von der Nistplatzsuche bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Nachwuchs flügge wird, ist das ein aufreibendes Geschäft. Neben der Witterung, dem Nahrungsangebot und natürlichen Feinden sind auch Störungen durch menschliche Aktivitäten ein wesentlicher Faktor, der den Bruterfolg beeinflussen kann. 

Brutzeit Foto: S. Keller
Brutzeit ist im Nationalpark Wattenmeer eine ganz besondere Schutzzeit. Foto: S. Keller

Deshalb bekommen die Wildvögel „Rechtsbeistand“ durch Gesetze und Verordnungen des Bundes und der Bundesländer. So gilt in ganz Niedersachsen vom 1. April bis zum 15. Juli beim Hundespaziergang in der freien Landschaft eine Anleinpflicht, im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sogar ganzjährig. 

Das Wattenmeer ist nicht nur ein wichtiges Brutgebiet, sondern ganzjährig Rastplatz, Winterquartier und Mausergebiet für über 300 geschützte Vogelarten. Auch junge oder verletzte Robben, die am Strand liegen, müssen vor neugierigen Hunden geschützt werden. Dies ist auch im Sinne der Vierbeiner, denn durch Kontakt oder auch durch Bisse wehrhafter Robben können Krankheitserreger übertragen werden, von Bakterien bis hin zur Vogelgrippe, die auch in Meeressäugern nachgewiesen wurde.

Hunde setzen Vögel unter Stress

„Natürlich müssen sich Hunde irgendwo austoben können, aber nicht gerade dort, wo es um das Leben bedrohter und streng geschützter Wildtiere geht“, sagt Naturschützer Michael Kruse. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Hund tatsächlich den Vögeln hinterherjagt oder sie gar fängt bzw. tötet, oder ob er nur schnuppernd umherläuft. Schon die Anwesenheit des potenziell für sie gefährlichen Vierbeiners setzt die Vögel unter Stress. Im Zweifelsfall verlassen sie das Gelege oder die Küken, unterbrechen das Hudern und Füttern, und bis die Eltern zurückkehren, haben Fressfeinde leichtes Spiel. 

Auch für Rastvögel, die im Wattenmeer ungestört Energie tanken müssen, ist jede Störung, jedes Aufscheuchen eine Belastung. „Im Leben eines Zugvogels entscheidet jeder einzelne Tag darüber, ob er vital genug ist, seine langen Reisen zu schaffen und erfolgreich zu brüten“, erklärt Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.

Video über das Zusammenleben im Watt

Höchst anschaulich wird das Miteinander in den „tierischen“ Videos über respektvolles Verhalten im Wattenmeer, die unlängst die Wattenmeer-Nationalparks der drei Küstenländer zusammen mit dem WWF und dem Gemeinsamen Wattenmeer-Sekretariat veröffentlicht haben.

Alle Videos der Kampagne sind auf den Online-Kanälen der beteiligten Institutionen sowie auf dieser Website zu finden:www.waddensea-worldheritage.org/de/benimm-dich