Horumersiel/Hooksiel (4. 1. 2025) – Die Gemeinde Wangerland wird trotz der Kostenexplosion beim Bau des Thalasso Meeres Spa (TMS) in Horumersiel handlungsfähig bleiben. Das hat Bürgermeister Mario Szlezak auf dem Neujahrsempfang der Gemeinde am Freitagabend in Horumersiel beteuert. Man werde sicherstellen, dass keine wichtigen Projekte gefährdet werden.
Das TMS hat statt ursprünglich veranschlagter 8,7 am Ende um die 23 Millionen Euro gekostet. Bauherr war die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH (WTG). Sie steht auch im Zentrum der Bemühungen, die Entwicklung aufzuarbeiten. Es sei eine Lenkungsgruppe eingerichtet worden, so Szlezak, die herausfinden soll, welche Faktoren zu der unerwarteten Kostensteigerung geführt haben. Man wolle verhindern, dass sich so etwas wiederholt.
Als erster Ergebnis sei der Gesellschaftervertrag der WTG geändert worden. WTG-Geschäftsführer werden danach verpflichtet, wesentliche Entscheidungen „enger zu kommunizieren und umfassend zu begründen“. Zudem sei ein externer Wirtschaftsprüfer dabei, einen Plan für die wirtschaftliche Konsolidierung des TMS zu entwickeln. Szlezak zeigte sich trotz der Belastungen überzeugt davon, dass es gemeinsam gelingen werde, „dieses Projekt zu einem echten Aushängeschild für Erholung, Gesundheit und Innovation in der Region“ zu machen.
Gegen Chloreinträge in die Jade
Mit Blick auf die LNG-Importe in Wilhelmshaven erneuerte der Bürgermeister die Forderung, dass das Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ so schnell wie möglich auf ein chlorfreies Verfahren zur Reinigung seiner Rohrleitungen umgerüstet werden muss. Szlezak appellierte an die anwesenden Abgeordneten und den Landrat, die Gemeinde bei ihrer Forderung „Keine Biozid-Einleitungen ins Wattenmeer“ zu unterstützen. Das Importterminal für Flüssigerdgas liegt in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens. Statt mit Ultraschall werden die für die Erwärmung des Flüssiggas benötigen Röhren an Bord der „Höegh Esperanza“ noch mit Chlor gereinigt, das anschließend in die Jade gelangt.
Notunterkunft wird wieder Hotel
Ein bundesweit positives Beispiel nannte der Bürgermeister den Betreib der Flüchtlings-Unterkunft in Hohenkirchen. „Die Aufnahme der Flüchtlinge ist vorbildlich und quasi geräuschlos gelungen“. In diesem Frühjahr wir die Unterkunft geschlossen. Zum 1. Mai wolle das „Dorf Wangerland“ seinen Hotelbetrieb wieder aufnehmen. Die Umbauarbeiten laufen. Mit den Eigentümern des „Dorf Wangerland“, so der Bürgermeister, sei man zudem in vielversprechenden Verhandlungen über den Verkauf der Rundinsel im Wangermeer. „Ich bin zuversichtlich, dass wir bald einen positiven Abschluss feiern können.“
Als weitere Meilensteine nannte der Bürgermeister die Feuerwehren. In Hooksiel sei das neue Feuerwehrgerätehaus bezogen worden, andere Wehren (Waddewarden, Neugarmssiel) hätten neue Einsatzfahrzeuge erhalten. In diesem Jahr werde man in die konkrete Planung des neuen Feuerwehrgerätehauses für Hohenkirchen einsteigen.
Parkplatz an den Ortsrand
In 2025 werde die Gemeinde am Schwimmbad in Tettens Bauplätze ausweisen. In Horumersiel will die Gemeinde den Großparkplatz aus dem Ortskern nach außen verlegen. „Die frei werdende Fläche bietet großes Potenzial für die Weiterentwicklung des Ortes“, ist Szlezak überzeugt. In Hooksiel solle die Entscheidung über den Verkauf des ehemaligen Feuerwehr-Areals am Alten Hafen von Hooksiel im ersten Quartal erfolgen. Zuvor werde es dazu aber eine öffentliche Ausschuss-Beratung geben.
Grußworte an die gut 400 Gäste des Empfangs richteten auch die Bundestagsabgeordnete Anne Janssen und die Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (beide CDU), Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) sowie Pastor Jürgen Walter für die Kirchen in der Gemeinde. Janssen rief dazu auf, illegale Migration zu stoppen. Bei dem Umgang mit Flüchtlingen sprach sich die CDU-Politikerin dafür aus: „Integration fördern – und einfordern.“ Pastor Walter hielt dem entgegen, dass dieser Grundsatz für das Erlernen der deutschen Sprache und Rechtsnormen gelten könne. „Wenn aber Integration heißt, dass die einen auf der richtigen Seite stehen und die anderen müssen halt nur dazulernen, dann ist da etwas falsch.“ Dieses Verständnis werde dem Wandel im Weltgeschehen nicht gerecht.
Kein Geld für Breitband
Katharina Jensen forderte mit Blick auf Land und Bund eine bessere Finanzausstattung der Kommunen und den Abbau von Bürokratie, die die mittelständische Wirtschaft und auch die Landwirtschaft enorm belaste. Es könne nicht angehen, dass immer mehr Kosten auf die Gemeinden abgewälzt werden. Ein Beispiel: Neun Millionen Euro Eigenbeteiligung am flächendeckenden Breitband-Ausbau könne sich die Gemeinde Wangerland nicht leisten.
Landrat Ambrosy hielt dem entgegen, dass gerade ein flächendeckendes schnelles Internet inzwischen ein echter Standortvorteil sei, da immer mehr Menschen aus dem Homeoffice heraus arbeiten und danach ihren Wohnort aussuchen würden. Der Breitbandausbau sei „eine wunderbare Chance für die Region“ . Die Kommunen müssten sparen, aber bei den laufenden Kosten und nicht bei Investitionen. Dennoch müsse sich an der Finanzausstattung etwas ändern. Es könne nicht sein, dass sämtliche Landkreise in Niedersachsen rote Zahlen schreiben.
„Friesland ist krisenerprobt“
Als aktuelle Investitionen des Landkreises fürs Wangerland verwies der Landrat auf den Bau zweier Radwege, die Sanierung einer Kreisstraße, auf Investitionen in die Feuerwehrtechnische Zentrale in Jever und die Drehleiter der Feuerwehr Jever. FTZ und Drehleiter seien auch für das Wangerland zuständig.
Insgesamt zeigte sich Ambrosy optimistisch. Es gebe viele Krisen, aber die Ursachen dafür lägen nicht in Friesland. Mit einer Arbeitslosenquote von nur 4,8 Prozent (Dezember) stehe der Landkreis gut da, viel besser als vor Jahren. Und: „Wir sind krisenerprobt. Wir kriegen das hin.“