
Wangerland (21. 2. 2025) – Wo einst über 900 Schweine lebten, gedeiht heute ein Energieprojekt mit Zukunft. Der politische Stammtisch der Jeverländer Grünen besuchte den Energiepark der Familie Gerken in Wayens: Zwei mächtige Fermenter, ein Nachgärer und mehrere Blockheizkraftwerke, daneben eine Lagerstätte für jede Menge Mist, zwei Windenergieanlagen und eine große Halle mit PV-Anlagen auf dem Dach.
Almuth Thomßen, Ratsfrau in Jever, hatte zu dem Ausflug ins Wangerland geladen. Den Kontakt zur Familie Gerken, die sich schon seit über 30 Jahren um erneuerbare Energie kümmert, hatte der Wangerländer Ratsherr Reiner Tammen hergestellt.
Neben Fritz Gerken, seiner Frau Helma und Sohn Gero gehören vier festangestellte Mitarbeiter zum Team des Energiehofes. Nach einem Blick auf die Schaltzentrale der Anlage, von der aus sich über große Bildschirme die Abläufe der Biogasanlage kontrollieren und steuern lassen, gab es einen Rundgang über die weitläufige Anlage.
„Die älteste Windkraftanlage stammte noch aus den 90er Jahren. Das war damals mit 75 KW die erste WKA im Wangerland. Seit 2020 ist sie aus der Förderung raus“, erläutert Fritz Gerken. „Seitdem kriegen wir nur 2 Cent pro kWh als Einspeisevergütung.“ Eine weitere, deutlich jüngere Winkraftanlage soll demnächst repowert werden. „Die neue hat dann 6 MW Leistung.“ Etwa 30 Prozent des erzeugten Stroms werde für die Biogasanlage verbraucht.
Mist von den Landwirten
Wichtiger Faktor dafür ist ein Mistlager. Gerken: „Wir haben 30 Container bei Landwirten stehen, darin holen wir den Mist hierher. Es gibt viele Grünlandbetriebe, die keine Äcker haben und im Winter können die Landwirte den Mist wegen der neuen Düngeverordnung nicht ausbringen. Deshalb haben wir manchmal auch zu viel Mist, den lagern wir hier.“ Der Mist aus dem Lager wird geschreddert und über eine sich drehende „Schnecke“ in den Gärraum der Biogasanlage eingespeist.

Bis in die 2000er Jahre gab es in Wayens eine Schweinehaltung mit bis zu 900 Tieren. Dann fielen die Preise – und das Halten und Schlachten von Schweinen wurde zu teuer. So kamen die Gerkens aufs Biogas. „Wir haben damals mit 360 kW angefangen, mit zwei LKW-Motoren à 180 KW. 2007 kamen neue Motoren mit einem besseren Wirkungsgrad. Heute hat ein Blockheizkraftwerk 900 kW, nach einem Umbau läuft es wieder. Dazu gibt es noch ein weiteres BHKW. „Die brauchen wir alle für die Produktion von Energie. Dazu gibt es noch eine Solaranlage mit 60 kW Leistung für den Eigenstrom.“
Strom für den Fall von Dunkelflauten
Im Fall einer Dunkelflaute, eine windstille Periode ohne Sonneneinstrahlung, kann der Energiepark Wayens Energie ins Netz einspeisen. „Wir sind dabei, zusätzlich einen Speicher zu installieren“, erläutert Gerken. „Er soll eine Speicherkapazität von drei Tagen haben.“ Dann sei jede Dunkelflaute vorbei.
Allerdings seien der Energieproduktion derzeit regulatorische Grenzen gesetzt: „Wir haben eine Höchstbemessungsleistung von 650 kW. Als privilegierte Landwirtschaft dürfen wir 2,3 Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr produzieren, das sind dann 650 KW“, erläutert Gerken. Doch in Wayens ginge noch mehr.
Die Anlagen auf dem Hof werden über die Strombörse in Leipzig gesteuert und geregelt. Der Strom werde dann verkauft, wenn er benötigt wird. Es ist möglich, das Gas für zwölf Stunden in den Gaslagern der Anlage zu speichern und dadurch den Strom bedarfsgerecht zu verkaufen.
Phasenweise vom Netz getrennt
„Das Problem am Standort Wangerland ist, dass die Stromnetze die Energie nicht immer aufnehmen können, wenn alle Windkraftanlagen voll einspeisen. Auch die stromgeregelte Biogasanlage in Wayens wird dann durch die Netzleitstelle der EWE in Oldenburg vom Netz getrennt und wir müssen dann das überschüssige Gas abfackeln,“ bedauert Gerken.
Fritz und Helma Gerken wollen den Energiepark im nächsten Jahr an ihren Sohn übergeben.. Dennoch gibt es noch jede Menge Ideen, den Energiehof weiter zu entwickeln. Derzeit läuft die Bauleitplanug für eine Ergänzung der Biogasanlage. Künftig soll das Biogas nicht mehr vollständig verstromt, sondern zum Teil direkt als Methan-Gas direkt ins Erdgasnetz eingespeist werden. Dafür müsste aber unter anderem die Menge des zu verarbeiteten Festmistes deutlich größer werden – was auch eine Erhöhung der Lkw-Fahren in Richtung Wayens zur Folge hätte.
Gero Gerken ist bereits jetzt voll einbezogen in alle Prozesse und Entscheidungen. Ebenso wie sein Vater ist er Optimist. Und das liegt auf dem Energiehof quasi auf der Hand, gibt es doch hier den Optimist zum Mitnehmen: Sozusagen als Abfallprodukt aus der Biogasherstellung ist Gerkens „OptiMIST“ ein 100 prozentiger organischer Naturdünger aus Kuhmist, Gras und Stroh und damit ein idealer Dünger für den heimischen Garten.