Hooksiel (16. 10. 2025) – Eine Tasse Kaffee trinken, dazu ein Stück Kuchen oder ein mit Ei oder Lachs belegtes Brötchen. Das allein ist vielleicht noch kein Grund, ins Walter-Spitta-Haus zu kommen. Vielleicht aber doch, wenn sich dazu das Gefühl gesellt, eine kleine gute Tat getan zu haben – für die Allgemeinheit und für sich selbst.

Dreimal im Jahr, immer in den Ferienzeiten, ist der DRK-Blutspendedienst NSTOB (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg, Bremen) zu Gast in dem Gemeindehaus der ev.-luth. Kirchengemeinde Wangerland in Hooksiel. Seit Jahrzehnten. Und voraussichtlich auch in Zukunft. Denn, so bestätigt Wilfried de Buhr vom Blutspendedienst, Blutspenden sind für die medizinische Versorgung wichtiger als je zuvor. Mehr noch. „Der Bedarf wird voraussichtlich weiter steigen“, so de Buhr. Ein Grund: Die Menschen werden älter. Ältere Menschen sind häufiger krank. Folglich fallen in den Krankenhäusern mehr Operationen an. Im laufenden Jahr etwa sei der Bedarf an Blutkonserven im Vergleich zu 2024 um 48.000 gestiegen.
Hoher Blutbedarf für Krebstherapien
Bei Blutspende denkt man zunächst an Unfall-Opfer mit hohem Blutverlust, denen schnell geholfen werden muss. Der größte Teil der aus dem Blut gewonnenen Präparate werde aber für Krebstherapien benötigt, sagte de Buhr im Gespräch mit „Hooksiel-life“. Dieser Anteil mache rund 19 bis 20 Prozent aus. Im Bereich der Unfall- und Patientenversorgung sei die Nachfrage in den Kliniken im Jahresverlauf schwankend. „Planbare Operationen werden nur selten in der Vorweihnachtszeit angesetzt. Dafür haben wir dann im Januar und Februar einen erhöhten Bedarf.“
Die an die 50 Blutspenderinnen und Blutspender, die in dieser Woche in Hooksiel zur Ader gelassen wurden, tragen mit dazu bei, diesen Bedarf zu decken. Ihr Blut wird tiefgekühlt zunächst nach Rastede und von dort weiter zur Verarbeitung ins Institut nach Springe bei Hannover gebracht. Am Ende entstehen daraus unter anderem Konzentrate aus roten Blutkörperchen, Blutplättchen oder Plasma, die allesamt in der Medizin dringend benötigt werden, aber auch eine verschiedene Haltbarkeit haben.

Um den Lebenssaft zu gewinnen, schickt der Blutspendedienst des DRK von Rastede aus elf professionelle Blutspende-Teams durch halb Niedersachsen, die vor Ort von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unterstützt werden. In Hooksiel von Frauen aus der Kirchengemeinde, andernorts etwa durch DRK Ortsvereine, Feuerwehrleute oder die Landjugend.
Sicherheit oberstes Gebot
Der Spender wird registriert (Personalausweis nicht vergessen!) und muss einen umfangreichen Fragebogen zu Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, Medikamenten-Gebrauch und auch dem sexuellen Background ausfüllen. „Wir wollen weder den Spender durch die Blutspende gefährden, noch die Menschen, die auf eine Blutspende angewiesen sind“, sagt de Buhr. „Deshalb ist Sicherheit oberstes Gebot.“
Am Laborplatz wird dann noch der so genannte HB-Wert gemessen. Abschließend führt der Spender das Gespräch mit dem Teamarzt. Dieser misst Temperatur und Blutdruck und entscheidet final über die Spendezulassung. Danach geht es in den Spenderaum. Einverständnis-Erklärung unterschreiben, auf einen freien Stuhl setzen, und los geht es. Ein Mitarbeiter des Blutspendedienstes legt eine Kanüle in die Armvene – und schon läuft das Blut. In maximal zehn Minuten ist alles vorbei. Fast alles. Ist der Spender wohlauf, kann er sich in den Verpflegungsraum begeben, sich ausruhen und stärken.
Altersgrenze aufgehoben
Altersbegrenzungen gibt es für Spender seit November 2023 übrigens nicht mehr. Entscheidend sind allein die gesundheitliche Verfassung sowie das Erfüllen der Zulassungskriterien. Gerade zur Früherkennung gesundheitlicher Probleme kann die Blutspende beitragen. „Sollten sich bei der späteren Untersuchung des Blutes irgendwelche Hinweise auf gesundheitliche Erkrankungen oder Auffälligkeiten ergeben, bekommt der Spender sofort eine Rückmeldung“, versichert de Buhr.
Gesunde Männer dürfen bis zu sechs Mal in einem Zeitfenster von zwölf Monaten Blut spenden. Frauen maximal viermal. Gerade Vielspender sind für das DRK wichtig, sie werden umworben, und erhalten immer wieder mal kleine Präsente im Rahmen eines Ehrungskonzeptes.
DRK umwirbt Blutspender
44 Prozent der deutschen Bevölkerung würden die Zulassungsvoraussetzungen grundsätzlich erfüllen. „Wenn nur 5 Prozent aller Bürger zur Blutspende gehen würden, hätten wir in Deutschland kein Versorgungsproblem“, schildert de Buhr. Faktisch würden aber nur 3,6 Prozent der Bürger zu den Terminen kommen.
Marketingaktivitäten sollen das ändern. Zu dem Gesamtpaket gehört auch eine Blutspende-App, über die das DRK Kontakt zu den Spenden hält, man sich für Aktionen registrieren kann, und für die nächsten Blutspendetermine in der Region wirbt. Damit die Vorfreunde auf die nächste Tasse Kaffee mit leckeren Schnittchen wächst.
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