Von Theo Kruse
Helgoland/Wilhelmshaven (21. 12. 2025) – Was Resolutionen und diplomatische Verhandlungen nicht erreichten, das vollbrachten zwei Heidelberger Studenten vor 75 Jahren. Mit einer Aufsehen erregenden Aktion hissten sie die deutsche und die Flagge des Europarates auf der von Trümmern übersäten Felseninsel. Das Bild ging um die Welt und zwei Monate später gab der britische Hochkommissar, Sir Ivone Augustine Kirkpatrick, die geplante Rückgabe der Insel bekannt.


Die Kraft der Bilder ist auch heute unumstritten. Aber damals gab es keine Fake-News. Die Bilder waren echt und zwei mitgereiste Reporter, unter anderem von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sorgten dafür, dass diese Bilder durch die Weltpresse verbreitet wurden.
Protest von Sudenten
Kurz vor Weihnachten 1950 setzen der damals 22-jährige René Leudesdorff und der 21-jährige Georg von Hatzfeld in Begleitung zweier Journalisten auf die unbewohnte Insel über. In einer „friedlichen Invasion“ besetzen sie den Roten Felsen, hissen die deutsche, die europäische und die Helgoländer Flagge und harren zwei Tage und Nächte in eisiger Kälte inmitten von Trümmern und Bombenkratern aus.
Die Aktion der Studenten aus Heidelberg brachte die Verhandlungen zur Rückgabe Helgolands in Bewegung. Am 20. Dezember 1950 wollte sie gegen Adenauers Wiederbewaffnungspläne demonstrieren und forderten die Rückgabe Helgolands, das seit Ende des 2. Weltkrieges unter britischer Verwaltung stand.
Rückkehr im März 1952
Die Helgoländer Bevölkerung war 1945 evakuiert worden. Nach sieben Jahren britischer Besatzung konnten die Helgoländerinnen und Helgoländer am 1. März 1952 wieder auf ihre Insel – es ist es eine Heimkehr auf ein Trümmerfeld. Was offizielle Eingaben der Bundesrepublik nicht zu bewerkstelligen vermochten, hatten die beiden Heidelberger Studenten mit ihrer Protestaktion erreicht. Die Briten sahen dich unter dem internationalen Druck zur Rückgabe Helgolands gezwungen. Bis dahin hatten die Besatzer das Eiland in der Nordsee als Bombenziel für die britische Luftwaffe – Royal Air Force – genutzt.
Ausflüge zum Roten Felsen
Von Wilhelmshaven aus pendelte nach der Freigabe der Insel 1952 zunächst das ehemalige Minenräumboot „Arngast“ nach Helgoland, bevor zwei Jahre später die „Rüstringen“ als Neubau in Dienst gestellt wurde. 1962 schließlich bot die städtische Schifffahrtsgesellschaft „Jade“ die neue „Wilhelmshaven“ an, die 20 Jahre später an die Carolinensieler Reederei Bernhard Warrings, veräußert wurde.
Das Schiff blieb bis 1983 im Helgoland-Verkehr eingesetzt und wurde anschließend in die Türkei verkauft. Dort wurde sie 2014 als „Leviathan“ verschrottet. Auch heute noch legen Bäderschiffe und Katamarane am Wilhelmshavener Helgolandkai und im Hooksieler Außenhafen an, um den Roten Felsen anzusteuern – Deutschlands einzige Hochseeinsel.









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