Hooksiel (19. 10. 2023) – Hand in Hand – das ist eine Devise, die das bisherige Leben von Wolfgang Reich durchzogen hat wie ein roter Faden. Vor wenigen Tagen wurde der Hooksieler dafür von Rat und Verwaltung der Gemeinde Wangerland geehrt. An diesem Freitag feiert er seinen 80. Geburtstag.
Wolfgang Reich wurde 1943 in Memel (dem heutigen Klaipeda) in Litauen geboren. Sein Vater arbeitete als Stabsarzt in einem Lazarett, die Mutter war Schauspielerin und Sängerin. Offenbar war der Vater in der Truppe beliebt. Bevor der Krieg Memel erreichte, sagte der Personalfeldwebel: „Reich, es wird Zeit, dass sie wieder mal versetzt werden!“ Es ging ins vergleichsweise sichere Flensburg.
In Eppendorf aufgewachsen
Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist Wolfgang Reich in Hamburg-Eppendorf. Hier hatte der Vater eine Arztpraxis. Den jungen Wolfgang packte unterdessen ein Werbespruch der noch jungen Bundesmarine: „Mehr erleben, das Meer erleben!“ „Das ließ mich nicht mehr los“, erinnert sich der Jubilar. Und da sein Vater stets gut von der Marine gesprochen hatte, trat der junge Mann 1961 als Zeitsoldaten seinen Dienst an. Grundausbildung in Glückstadt, Unteroffiziersausbildung in Bremerhaven. Und natürlich Wihelmshaven, die deutsche Marinehauptstadt.
Der spätere Berufssoldat erinnert sich gern an seine Zeit an Bord des Zerstörers „Bayern“, auf einem „Torpedofangboot“ des Flottendienst-Geschwaders oder beim 2. Schnellboot-Geschwader. 20 Jahre lang arbeitete er als Ausbilder im Kommando Marineführungssysteme in Wilhelmshaven. Als der Oberstabsbootsmann in Ruhestand ging, war er schon längst Hooksieler.
Über die Marine nach Hooksiel gekommen
„Die Marine hat mich nach Hooksiel gebracht“, erinnert sich Wolfgang Reich. Ende der 1960er Jahre herrschte in Wilhelmshaven Wohnungsmangel. Ein Marinekamerad habe sich in Hooksiel ein Grundstück gekauft und auch ihn von den Vorzügen des Sielortes überzeugt. Familie Reich, zu der damals eine Frau und drei Jungs gehörten, baute 1973 ein schmuckes Haus am Ende der Friesenstraße. „Es war da extrem ruhig. Die Bäderstraße gab es noch nicht. Auf einen Telefonanschluss mussten wir vier Jahre warten. Und auch die Installation der Straßenbeleuchtung dauerte gefühlt ewig“, erinnert sich Wolfgang Reich, der heute mit Lebensgefährtin Helga in Solthörn wohnt. „Aber so war das damals halt.“
Familie Reich liebte den ländlichen Charme ihrer neuen Heimat. Schnell festigte sich der Wunsch von Wolfgang Reich: „Hooksiel muss dörflich bleiben – auch wenn der Ort von Urlaubsgästen lebt.“ 1975 trat er in den Seebadeverein ein, in dem damals fast alle Familien in Hooksiel Mitglied waren. 1981 der erste Posten: stellvertretender Kassenführer,1986 die Wahl zum 2.Vorsitzenden. Ab 1990 übernahm Wolfgang Reich für 15 Jahre die Verantwortung als 1. Vorsitzender im Seebadeverein Hooksiel.
Engagement im Seebadeverein
Oberstes Ziel damals wie heute: Den Ort verschönern. „Erst haben wir auch noch die Strandkörbe mit zum Strand geschleppt“, erinnert sich der Jubilar. Am offiziellen „Strandaufbau“ nahmen bis zu 400 Menschen teil, die mit einer Jahres-Freikarte für den Strand belohnt wurden. Darüber hinaus initiierte der Seebadeverein eine Fülle von Projekten zur Ortsverschönerung: Sitzbänke wurden aufgestellt, Hinweistafeln angebracht und – dank des ganz persönlichen Einsatzes des Vorsitzenden – von der Wiesbadenbrücke in Wilhelmshaven ein riesiger Anker zum Alten Hafen nach Hooksiel verlegt.
Auch sportlich war der Hooksieler lange aktiv. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Tennis-Abteilung des FC Nordsee. „Wir haben uns damals einen Platz in der Nähe des ehemaligen Sportplatzes gebaut, in Höhe des heutigen ZOB“, schildert Wolfgang Reich. „Da haben wir im Sommer Tennis gespielt. Im Winter ging es in die Sporthalle – immer sonntags von 8 bis 10 Uhr. Und danach zum Frühschoppen zu Walter Dekena in die „Friesenkate“, bis zum Sonntagsschluck um 12 Uhr.“
Seit 25 Jahren in der Arbeitsgruppe
Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, dem Verein der Hooksieler Vereine, war damals Martin Ulfers. „Wenn Martin eine Idee hatte, rief er beim Seebadeverein an und bat um Hilfe. Wir hatten ja genug Leute“, erinnert sich Wolfgang Reich. Aus diesem Miteinander entstand 1998 die Idee, die „Arbeitsgruppe Hooksiel“ zu gründen. Der Kreis von anfangs acht bis zehn Männern trifft sich seither, also seit nunmehr 25 Jahren, einmal in der Woche, im Sommer wie im Winter, um durch praktische Arbeit Hooksiel zu verschönern. Markantes Erkennungszeichen: gelbe Arbeitswesten. Fast immer dabei: Wolfgang Reich.
Will der Jubilar auch mit 80 noch Unkraut zupfen, Gräser beschneiden, Kabel verlegen, Spielgeräte und Hütten aufstellen? „Ja, auf jeden Fall“, versichert Wolfgang Reich. „Wir sind eine tollte Truppe. Da macht das Arbeiten unheimlich Spaß, zumal wir inzwischen auch eine Reihe jüngerer Mitglieder dazu gewonnen haben – für die schweren Arbeiten.“