Genossen planen Verschmelzung von Banken: Garantie für Filiale Hooksiel

Filiale Hooksiel der Volksbank Jever
Die Volksbank-Filiale in Hooksiel soll auch im Falle einer Bankenfusion erhalten bleiben.Foto: hol

Hooksiel/Jever (8. 11. 2024) – Die Genossenschaftsbanken rund um den Jadebusen stehen vor einer Verschmelzung. Vorstände und Aufsichtsräte der Volksbank Jever eG, der Raiffeisen-Volksbank Varel-Nordenham und der Raiffeisenbank Budjadingen-Abbehausen eG haben sich nach eigenem Bekunden einstimmig für eine Dreierfusion ausgesprochen. Andre Niemeyer, Vorstandssprecher der Volksbank Jever, wies gegenüber „Hooksiel-Life“ Befürchtungen zurück, das die kleinen Geschäftsstellen der Geldinstitute, wie etwa die in Hooksiel, bei diesem Wachstumskurs auf der Strecke bleiben könnten.

„Ganz im Gegenteil“, beteuerte Niemeyer. „Es gibt ein klares Bekenntnis der Führungsgremien: Alle Geschäftsstellen und Filialen bleiben erhalten.“ Aktuell habe man zunehmende Schwierigkeiten, die steigende Zahl der in den Ruhestand gehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualifiziert zu ersetzen. Die Verschmelzung der Banken eröffne mehr Möglichkeiten, frei werdende Stellen wieder zu besetzen. Trotz der Synergien, die man sich von dem Zusammenschluss verspreche, werde jeder der künftig 420 Mitarbeiter dringend gebraucht.

Bekenntnis zu Präsenz in der Fläche

Gerade die Präsenz in der Fläche und die damit verbundene Kundennähe sei für die Genossenschaftsbanken ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal etwa gegenüber Direktbanken. Für die Filiale Hooksiel gelte das in besonderem Maße, da man hier auch in Kontakt mit Kunden mit touristischem Hintergrund stehe, etwa Urlaubern, die sich für eine Immobilie in der Region interessieren.

Mit dem Zusammenschluss zur „Volksbank Jade-Weser eG“ entstünde eine der größten Volksbanken in der Region mit einer Bilanzsumme von über 2,6 Milliarden Euro, über 42.000 Mitgliedern und aktuell 85.000 Kunden. Allerdings, so ein Kritikpunkt, würde der Name Jever aus dem Bankenregister getilgt werden. Die Volksbank Jever ist mit einer Bilanzsumme von rund 1,2 Milliarden Euro der stärkste der drei Partner gefolgt von der Raiffeisen-Volksbank Varel-Nordenham (gut 1 Mrd. Euro). Zum Vergleich: Die weiterhin selbstständige Volksbank Wilhelmshaven hat eine Bilanzsumme von rund 0,65 Milliarden Euro. 

Vorstände der Volksbanken Jade Weser
Sind sich einig, dass eine Verschmelzung ihrer Banken zur „Volksbank Jade-Weser“ ein historischer Schritt nach vorn wäre: (von links) die Vorstände Andre Niemaeyer (VB Jever), Tanja Daugill (RVB Varel-Nordenham), Peter Beck (RB Butjadingen-Abbehausen), Peter Jongmans (Varel-Nordenham), Markus Graf (Butjadingen-Abbehausen) und Waldemar Kelm (Jever). Foto: Volksbank-Jever

Juristischer Sitz des künftigen Dreier-Unternehmens würde die Stadt Varel. Aber wie Volksbank-Jever-Vorstand Waldemar Kelm gegenüber dem „Jeverschen Wochenblatt“ betonte, sollen in der Praxis Varel und Jever gleichberechtigte Standort werden. Auch hinsichtlich der Gewebesteuer werde sich für keine der Kommunen ein Nachteil ergeben.

Starke Rolle der Volksbank Jever

Die starke Rolle von Jever wird auch in dem Verschmelzungsprozess sichtbar, der im Laufe des nächsten Jahres in Gang gesetzt werden soll. Wie Niemeyer gegenüber „Hooksiel-life“ erläuterte, ist geplant, dass sich die Banken in der Wesermarsch und in Varel auflösen und in der Volksbank Jever aufgehen, die sich zeitgleich umbenennt. Auch die drei Tochterunternehmen der Volksbank Jever im wichtigen Immobiliengeschäft – die Grundstücks-, Erschließungs- und Vermarktungsgesellschaft (GEV), die Haertle Haus- und Grundstücksverwaltung sowie die Volksbank Jever Immobilien GmbH – würden bestehen bleiben und vergleichbare Tochtergesellschaften der Partner aufnehmen. 

Gerade im Immobiliengeschäft, so Niemeyer, setze man weiterhin auf die gut Zusammenarbeit mit den Kommunen in der Region. Die GEV etwa erschließt aktuell in Hooksiel das Neubaugebiet zwischen Hoher Weg und Bäderstraße. 

Entscheidung liegt bei Vertretern

Die neue Volksbank Jade-Weser eG soll künftig von den bisherigen Vorständen der Genossenschaftsbanken in Jever und Varel geleitet werden. Dem Vorstand würden danach neben Niemeyer und Kelm Tanja Daugill und Peter Jongmans angehören. Davor steht aber die Entscheidung der Vertreter beziehungsweise Mitglieder aller drei Banken. Die Vertreter- bzw. Generalversammlungen sollen im Juni 2025 stattfinden. Die Beschlüsse zur Fusion, die dann juristisch und technisch im dritten Quartal 2025 umgesetzt werden könnten, sollen rückwirkend zum 1. Januar 2025 gelten.

Aussagen über die Größe der Vertreterversammlung der künftigen Großbank und die Zahl der lokalen Vertreter etwa aus dem Wangerland in dem Gremium könne man derzeit noch nicht treffen, so Niemeyer. Zunächst einmal würden alle Vertreter der bisherigen Banken mit in das neue Unternehmen übergehen. Beschlüsse über möglicher Veränderungen wäre dann die Sache der Vertreterversammlung.