Genehmigung fürs LNG-Terminal: Land sieht keine Gefahren fürs Wattenmeer durch Chlorbiozide

Wilhelmshaven/Hooksiel (12. 12. 2022) – Der Genehmigung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven steht nichts mehr im Wege. Wie der niedersächsische Energieminister Christian Meyer (Grüne) heute mitteilte, sollen die noch ausstehenden wasser- und emissionsrechtlichen Genehmigungen für die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) am Freitag übergeben werden. 

Das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg habe den Antrag des Unternehmens Uniper auf Genehmigung des LNG-Terminals nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Genehmigung für die Abwassereinleitungen nach Wasserhaushaltsgesetz geprüft. Ein Knackpunkt dabei war aus Sicht verschiedener Umweltverbände, aber auch der Tourismuswirtschaft in Hooksiel, die mögliche Belastung der Jade – und damit des Nationalparks Wattenmeer und des Hooksieler Badestrandes – mit Chemikalien.

LNG-Terminal Wilhelmshaven
Am erst vor wenigen Tagen fertiggestellten LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll ab Ende nächster Woche das erste Flüssigerdgas regasifiziert werden. Foto: NPorts

Zur Regasifizierung des Flüssigerdgases (LNG) an Bord der „Höegh Esperanza“ wird Meerwasser benötigt. Aufgrund der erheblichen biologischen Aktivität ist ein regelmäßiges „Antifouling“ nötig, damit Rohre sich nicht zusetzen. Geprüft worden seien daher auch mögliche Folgen der Einleitung von Chlor- und Bromderivaten auf die gewässerökologische Verträglichkeit sowie Alternativen dazu, beteuert Minister Meyer: „Es werden nicht nur alle geltenden Grenzwerte eingehalten, sondern zur Genehmigung gehört auch ein Minimierungs-Konzept für die Einleitung der Chlorbiozide. Denn wir befinden uns am Weltnaturerbe Wattenmeer. Zudem wird das gewässerökologische Monitoring intensiviert, um Verschlechterungen der Umweltsituation auszuschließen.“ Auch werde nach der Inbetriebnahme eine stetige gewässerökologische Beweissicherung durchgeführt und eine enge Überwachung der Einleitungen vorgenommen. Im Rahmen des auf Grundlage des LNG-Beschleunigungsgesetzes beschleunigten Verfahrens seien über 300 Einwendungen von Umweltverbänden und Bürgern geprüft worden.

Das erste deutsche LNG-Terminal soll am kommenden Samstag von Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck, Ministerpräsident Stephan Weil sowie Energieminister Christian Meyer und Wirtschaftsminister Olaf Lies eingeweiht werden. Am Donnerstag wird am LNG-Anleger die Ankunft der „Esperanza“ erwartet, die dann als FSRU dient.

„Die in Niedersachsen geplanten Flüssiggas-Terminals werden für eine Übergangszeit zur Versorgungssicherheit in Deutschland beitragen“, so Christian Meyer. „Dennoch brauchen wir eine beschleunigte Energiewende, denn die Klimakrise wartet nicht. Dafür müssen wir schnellst möglich raus aus den fossilen und hin zu erneuerbaren Energien. Je eher wir Wind und Sonne als Energieträger bei uns ausbauen, aber auch Grüne Gase importieren, desto weniger brauchen wir die fossilen Importe. Dazu wird Niedersachsen die Windenergieflächen verdoppeln und zusammen mit dem Bund auch bei Offshore den Turbo zünden, für eine klimaneutrale, günstige und sichere Energieversorgung.“

Die Genehmigungen für den Betrieb der FSRU liegen öffentlich aus. Ende nächster Woche soll die Umwandlung von Flüssigerdgas in gasförmiges Erdgas starten. Insgesamt sollen von der Anlage am Voslapper Groden aus jährlich etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Gasleitungsnetz eingespeist werden. Dies entspricht etwa zehn Prozent der 2021 von Russland gelieferten Erdgasmenge.

„Wichtige Grundlage für Transformation des Energiesystems, weg von fossilen Energien“

Energiminister Christian Meyer

Pünktlich ist am Montag dazu auch die 26 Kilometer lange Gasleitung von Wilhelmshaven zum Gasspeicher in Etzel (Gemeinde Friedeburg) fertig gestellt worden. Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) hatte den Bau der Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) in nur zwölf Wochen realisiert. Vom Speicher Etzel wird dann das Erdgas bedarfsgerecht ins deutsche Gastransportnetz eingespeist.

Nach Angaben von Minister Meyer kann die Leitung zukünftig auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. „Damit schaffen wir auch eine wichtige Grundlage für die Transformation des Energiesystems, weg von fossilen Energien. Denn die Leitung soll auch für den Transport von Grünem Wasserstoff genutzt werden. Die WAL ist insofern auch eine Initialzündung für eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft – in Wilhelmshaven als Energiedrehscheibe, in Niedersachsen und ganz Deutschland.“

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