40 Jahre Männerkreis: Zwischen Arbeitswelten und göttlichen Zeichen

Männerkreis hooskiel
Der Hooksieler „Männerkreis“ unternahm eine Hafenrundfahrt in Wilhelmshaven. Foto: Ulfers

Hooksiel (26. 5. 2023) – Nicht nur das Meerwasser-Hallenwellenbad Hooksiel wird in diesen Tagen 40 Jahre alt. Nahezu zeitgleich ist auch das Walter-Spitta-Haus als Gemeindehaus der Kirchengemeinde Pakens-Hooksiel fertiggestellt worden. Und damals stellte sich die Aufgabe, so erinnert sich der ehemalige Küster Wilhelm Frerichs (80), Leben in das neue Haus zu bringen.

In der Kirchengemeinde gab es bereits einen Frauen- und einen Seniorenkreis. Auf Initiative von Pastor Rudolf „Rudi“ Brahms (1928-2012) sei dann – im Mai 1983 – zusätzlich ein „Männerkreis“ gegründet worden. Wilhelm Frerichs und der heutige Leiter des Männerkreises, Herbert Ulfers, ließen jetzt anlässlich des Jubiläums im Gespräch mit „Hooksiel-life“ die Geschichte des Männerkreises Revue passieren.

Pastor organisierte Ausflüge persönlich

Wilhelm Frerichs und Herbert Gruben zählen zu den Gründungsmitgliedern, die bis heute der Runde treu geblieben sind. Motor der Aktivitäten des Männerkreises war in den ersten Jahren Pastor Brahms persönlich. Seine rechte Hand war sein Küster. „Pastor Brahms war bei jedem Treffen mit dabei und hat sämtliche Ausflüge organisiert“, erinnert sich Frerichs – und zwar für den den Frauen-, Männer- und Seniorenkreis. Und das waren eine ganze Reihe von Ausflügen. 

In der Interimszeit zwischen dem Abschied von Pastor Brahms (1992) und der Neubesetzung der Stelle durch Pastor Stefan Welz übernahmen Wilhelm Frerichs, Karl-Heinz Klusenwirth und August Cornelsen die alleinige Verantwortung. Stefan Welz und auch sein Nachfolger Stefan Grünefeld (ab 2003) setzten stärker auf die Selbst-Organisation des Kreises. Und damit war bis 2019 der schon längst pensionierte Küster in der Pflicht.

Das inhaltliche Motto des Männerkreises war „Die Arbeitswelt um uns“. Folglich richtete sich das Interesse der in der Spitze bis zu 30 Personen starken Runde vornehmlich auf weltliche Ziele: die Magnetschwebebahn in Lathen, die Meyer-Werft, das Atommüll-Endlager Asse, der Landtag in Hannover, Brauereien, Gorleben, Nordhorn, Lingen, und, und, und … 

Geschwader-Besuch löste Drohanrufe aus

Wilhelm Frerichs, Zeitzeuge von inzwischen rund 400 Treffen des Männerkreises, hat die Ausflugsziele der vergangenen Jahrzehnte säuberlich zusammengetragen. Zumeist verbinden sich damit schöne Erinnerungen. Aber nicht nur. Um 2001 herum besuchte der Männerkreis das Luftwaffen-Geschwader „Richthofen“ auf dem Fliegerhorst Wittmundhafen. „Da habe ich echte Drohanrufe bekommen“, erinnert sich Frerichs. „Was uns einfiele, mit einem christlichen Männerkreis zu so einer militaristischen Einrichtung zu fahren.“

Die „Große Hafenrundfahrt“ in Wilhelmshaven, die Herbert Ulfers zum 40-jährigen Bestehen organisiert hat, dürfte bei den 16 Teilnehmern nur positive Reaktionen ausgelöst haben. Bei herrlichem Wetter an Oberdeck des Ausflugsschiffes über die Jade schippern, vorbei am Jade-Weser-Port, den Löschbrücken von HES und NWO und hinein in den Marinestützpunkt 4. Einfahrt. Ein schönes Erlebnis, das mit einem zünftigen Matjes-Essen abgerundet wurde.

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Der Jade-Weser-Port von der Seeseite – der „Männerkreis“ war beeindruckt. Foto: Ulfers

Der Männerkreis trifft sich jeden zweiten Montag im Monat ab 19 Uhr im Walter-Spitta-Haus. Mit Ausnahme der Sommerpause stehen kleine Vorträge oder Reiseberichte auf dem Programm. Aktuell liegt der Schwerpunkt bei der Entwicklung und dem Wandel von Berufen. Feste Programmpunkte sind zudem ein Grillen im Sommer und ein Weihnachtsessen – und natürlich regelmäßige Informationen durch den Pastor über aktuelle Entwicklungen in der Kirchengemeinde Wangerland. 

Aus Reutlingen an die Spitze des Männerkreises

„Mitmachen kann jeder, der möchte“, versichert Ulfers, der selbst kein strenger Kirchgänger ist. Ulfers selbst kam erst 2019 mit dem Beginn der Rente in seinen Heimatort zurück. Zur hiesigen Kirchengemeinde hatte er allerdings bereits zuvor eine besondere Beziehung. Vor 41 Jahren heiratet der seine Frau, zunächst nur standesamtlich. Nur Silberhochzeit holte das Paar die kirchliche Trauung nach – und zwar in der Kirche zu Pakens, bei Pastor Grünefeld.

Als Ulfers den Pastor dann nach seiner Rückkehr 2019 an einem Tag gleich drei Mal über den Weg lief, wertete dieser das als „göttliches Zeichen“ – und schon wurde der Hooksiel-Rückkehrer Leiter des Männerkreises. Sein Ziel: „In der Corona-Zeit waren wir alle etwas zurückhaltender. Aber jetzt wollen wir Fahrt aufnehmen.“