Kirche stellt Gemeindehäuser im Wangerland auf den Prüfstand

Kirche inPakens Hooksiel
Auch wenn das Geld knapper wird: Der Bestand der Kirche in Pakens ist durch die Fusion der Kirchengemeinden im Wangerland nicht in Gefahr. Fotos: hol

Hooksiel/Wangerland (22.11.2022) – Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden im Wangerland stehen vor einer Zeitenwende. Von neun Gemeinden schließen sich zum 1. Januar 2023 sieben zur ev.-luth. Kirche Wangerland zusammen. Für den Hooksieler Pastor Stefan Grünefeld ein notwendiger Schritt, auch wenn der mittelfristig zu einer Reihe von Veränderungen führen wird.

Die Synode der Oldenburgischen Landeskirche hat der Fusion zugestimmt. Damit hat sie einen vorläufigen Schlusspunkt hinter eine Diskussion gesetzt, die im Herbst 2019 mit ersten Gesprächen vor Ort angestoßen wurde. Der Finanzrahmen wir kleiner, die Personalprobleme drohen ein dramatisches Ausmaß anzunehmen. Wo ist die Perspektive? Die sieben Fusionsgemeinden Pakens-Hooksiel, St. Jost-Wüppels, Hohenkirchen, Tettens, Middoge, Waddewarden-Westrum und Oldorf setzen auf den Zusammenschluss. In den Gemeindekirchenräten in Minsen und Wiarden fanden diese Überlegungen bislang keine Mehrheit. Sie werden vorerst selbstständig bleiben.

2015 hatte die Landeskirche das System der finanziellen Unterstützung umgestellt. Bis dahin erhielten Gemeinden, die zum Beispiel große Gemeindehäuser unterhalten, entsprechende Extra-Mittel. Heute ist nur noch die Zahl der Gemeindeglieder Grundlage für die Höhe der Zuweisungen. Die Konsequenz: Einzelne Kirchengemeinden müssen überlegen, welche Gebäude sie tatsächlich benötigen und nutzen.

Pastor Stefan Grünefeld

„Die Zahl der Gemeindehäuser werden wir reduzieren müssen“, ist Stefan Grünefeld (Foto) überzeugt. Gerade vor dem Hintergrund steigender Energiekosten, könnten nicht mehr alle Gebäude gehalten werden. Ausschlaggebend werde der Bauzustand und die Nutzungsfrequenz einzelner Immobilien sein. Die werde man in der Kirche Wangerland vor einer Entscheidung genau prüfen. Klar sei aber, so Grünefeld: „Kirchen werden nicht aufgegeben

Zumindest vorerst nicht. Auch wenn derzeit schon „Prädikanten“ hier und dort Gottesdienst halten, bleibt abzuwarten, um diese Ehrenamtlichen auf Dauer den Mangel an Nachwuchs-Theologen ausgleichen können. Derzeit gibt es vier evangelische Pastorinnen und Pastoren im Wangerland. Im Sommer 2024 wird Jürgen Walter (Hohenkichen) in Ruhestand gehen; Sabine Kullik (Minsen) wird im Herbst 2024 folgen. Dann gäbe es mit Hanja Harke (Waddewarden) und Stefan Grünefeld (Hooksiel) nur noch zwei Seelsorger. 

Ob das Duo Verstärkung bekommen wird, ist ungewiss. Rund die Hälfte der 170 Pastorinnen und Pastorinnen in der Oldenburgischen Landeskirche stehen vor dem Übergang in den Ruhestand. Die Zahl der Vikarinnen und Vikare, also der angehenden Pastoren, ist viel zu gering, um die Lücken schließen zu können. Die Zahl der Pfarrstellen wird deutlich sinken. Wie stark genau, dürfte vom Erfolg von Nachwuchswerbung für einen Beruf abhängen, der aufgrund von Wochenend- und Feiertagsarbeit gerade jüngeren Menschen nicht gerade als familienfreundlich (Stichwort: Work-Life-Balance) gilt.

Schon jetzt halten die Geistlichen im Wangerland mehrere Gottesdienste am Tag. Die Aufgaben in der Kirche Wangerland werden sich dann drei Pastoren teilen, ebenso die sonstige Arbeit. Zu den Schwerpunkten von Grünefeld wird der Konfirmations-Unterricht für alle Kinder der Gemeinde gehören. Er wird in Blockeinheiten im Walter-Spitta-Haus in Hooksiel gegeben. Auswirkungen hat die Fusion auch auf die Friedhofsverwaltung. Ein Entwurf für eine einheitliche Friedhofs- und Gebührensatzung liegt bereits vor. 

Viele noch offener Fragen wird der Gemeindekirchenrat der Kirche Wangerland klären müssen. Diesem Selbstverwaltungsgremium, das am 9. Januar 2023 erstmals zusammentritt (19 Uhr, Walter-Spitta-Haus), werden bis Mitte 2024 alle 45 Gemeinderäte der bisher eigenständigen Kirchengemeinden angehören. Für das Tagesgeschäft soll aus dem Kreis ein Kirchenvorstand gebildet werden. Darüber hinaus, so die Vorstellung von Grünefeld, müsse es Ortsgremien geben – als Ansprechpartner und Gesichter der Kirche vor Ort. Die Hoffnung des Pastors für das künftige Miteinander: „Die Ehrenamtlichen müssen noch mündiger werden und sich trauen, mehr Verantwortung zu übernehmen.“

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