Hooksiel (26. 1. 2024) – Teig und Ofen, das sind die beiden Komponenten, die neben gutem Personal den Erfolg einer Bäckerei ausmachen. Die Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden hat die richtige Mischung gefunden – und das schon seit anderthalb Jahrhunderten.
An diesem Wochenende feiert das Familien-Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen. Für Sonnabend haben Britta, Thomas und Jörn Ulfers 270 Gäste in den Schützenhof in Jever eingeladen. Jevers Bürgermeister Edo Albers, Geschäftspartner und langjährige Weggefährten – vor allem aber die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familien. Damit alle ausgelassen feiern können, bleiben am Sonntag alle 15 Filialen geschlossen.
„Feindliche Übernahme“
Die Geschichte der Bäcker-Dynastie Ulfers, die zugleich eine Familiengeschichte ist, ist vielfältig. Am Anfang stand eine „feindliche Übernahme“, wie Bäckermeister Thomas Ulfers, Betriebsinhaber in der sechsten Generation es einmal mit einem Schmunzeln nannte. Und auch den Weg in die Zukunft wurde durch eine Übernahme geebnet. Nämlich 2002, als der Hooksieler Bäckerei den Betrieb des deutlich größeren Mitbewerbers Dirk Eden (Jever) übernahm.
1874 heiratete Johann Ulfers in Minsen die Bäckerwitwe Adeline. Hier wird in einer kleinen Backstube das erste Ulfers-Brot gebacken. Wenige Jahre später zieht die Familie mit ihren drei Söhnen, die alle ebenfalls das Bäckerhandwerk erlernen, samt Betreib nach Hooksiel um. Heute hat das Unternehmen 15 Filialen in den Landkreisen Friesland und Wittmund.
Johann Ulfers übernimmt 1895 den Betrieb seines gleichnamigen Vaters. Sein Bruder Weert macht sich in Wiarden selbstständig, kehrt aber 1913 nach Hooksiel zurück, wo es danach einige Jahre zwei Ulfers-Bäckereien gibt. Weerts Sohn Johann übernimmt schon mit 16 Jahren phasenweise den Betrieb. Notgedrungen. Sein Vater kämpft als Soldat im Ersten Weltkrieg. Seine Brüder Bernhard und Karl gehen nach Schortens und eröffnen dort eine eigene Ulfers-Bäckerei.
Weert Ulfers setzt auf moderne Technik. Er baut 1928 in Hooksiel den ersten Dampfbackofen und kauft eine Knetmaschine, die damals noch von einem Pferd angetrieben wurde. 1951 löst ein Dreirad-Lkw Pferd und Wagen als Ausliefergefährt ab. Nach dem Tod von Weert (1966) übernehmen Johann und dessen Sohn Werner Ulfers den Betrieb. 1974, wenige Monate nach dem Tod von Johann Ulfers, zieht Werner Ulfers mit dem Geschäft vom Alten Hafen in die Lange Straße, wo 1980 auch die Bäckerei neu gebaut wird.
1981 beginnt Thomas Ulfers, der heutige Geschäftsführer, seine Konditorlehre. 1991 hat er heute 59-Jährige seine Meisterprüfung absolviert. Zusammen mit seiner Frau Britta übernimmt er 1992 den Betrieb, der modernisiert und erweitert wird. Unter anderm um eine Ferien-Filiale am Middeldiek in Hooksiel. 2002 dann die Übernahme der Traditionsbäckerei Eden.
2006, damals aus Hooksieler Sicht eher eine Randnotiz, startet Jörg Ulfers, Sprössling des Schortenser Ulfers-Zweiges, seine Bäckerlaufbahn. Heute steht der junge Mann nach Auslandserfahrung in Österreich, mehren Berufsjahren, Meisterschule und betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung für die Zukunft des Unternehmens.
Nachfolger aufgebaut
„Wir haben unsere Kinder zu ihren Zukunftsplänen gefragt“, sagten Britta und Thomas Ulfers im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Weder Tochter noch Sohn sahen ihre Zukunft im Bäckerhandwerk. Also fiel der Blick auf Jörn, der ab 2015 systematisch zur Führungskraft aufgebaut wurde und seit 2021 Mitgeschäftsführer ist.
Seit 2004 wird in dem Unternehmen nur noch in Jever gebacken, wenn man von den kleinen Backöfen in den jeweiligen Filialen absieht. Eine weitere wegweisende Entscheidung, die damals in Hooksiel von vielen Stammkunden mit einem Kopfschütten zur Kenntnis genommen wurden: Britta und Thomas Ulfers eröffnen 2010 am Verkehrskreisel ein neues Geschäft und schließen dafür die Hauptstelle im Ortskern.
Die Filiale neben der Tankstelle, quasi am Einfallstor der Wangerland-Urlauber, ist heute die erfolgreichste im ganzen Unternehmen. Entsprechend schmerzhaft sind die Umsatzeinbußen der vergangen Wochen als Folge des Umbaus der benachbarten Tankstelle. Der Standort steht für einen grundsätzlichen Wandel im Bäckerei-Geschäft. Wurden früher fast nur Brot, Brötchen und Kuchen verkauft, sind heute Bäckerei-Filialen eher Cafés und Restaurants, kleine Wohlfühl-Oasen für die Pause zwischendurch. „Wenn mir vor 30 Jahren jemand erzählt hätte, dass wir Frühstück und Rührei verkaufen, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt“, sagt Britta Ulfers.
Auf den richtigen Trend hat die Familie Ulfers auch in Sachen Qualität gesetzt. Anders als andere Bäckereien ist man vor Jahrzehnten nicht den Verlockungen der Industrie erlegen, voll und ganz auf Fertig-Backmischungen zu setzen. „Der eigene Sauerteig und eigene Rezepte machen den Unterschied“, sagt Thomas Ulfers.
Gerade das Ulfers-Schwarzbrot ist weit über die Grenzen der Region hinaus beliebt. Bei Urlauber, aber auch bei Kunden in der weiteren Region. Kürzlich hat der Ulfers-Chef persönlich einige Pakete Schwarzbrot nach Oldenburg geliefert. Die Kunden, eine Frau um die 80. Sie kauft seit 40 Jahren ihr Schwarzbrot in Hooksiel. Früher auf dem Weg zum Campingplatz, heute überwiegend für den Verzehr zu Hause. 60 Kilometer zum Lieblings-Schwarzbrot – das kann man wohl mit Recht Markenbindung nennen. Thomas Ulfers bleibt dennoch bescheiden. „Es gibt auch andere gute Bäcker. Aber gerade Schwarzbrot ist reine Geschmacksache.“
Modernisierung geht weiter
Da Ulfers-Trio hat sich auch für die Zeit nach dem Jubiläums-Festakt einiges vorgenommen. Im nächsten Monat steht eine Großinvestition auf dem Plan: In Jever wird eine hochmoderne Brötchenanlage für Schnitt- und Kaiserbrötchen installiert. Darüber hinaus soll die Filiale in der Goldstraße in Horumersiel von Grund auf renoviert und modernisiert werden. Eine weitere Aufgabe: Die Filiale am Hooksieler Kreisel muss wieder Fahrt aufnehmen. Was aber auch geschehen wird, da sind sich Britta, Thomas und Jörn Ulfers einig. „Irgendwann wird die neue Tankstelle ja fertig sein.“