Mit Kunstverstand und Menschenkenntnis fürs Künstlerhaus

Renate Janßen-Niemann
Renate Janßen-Niemand verantwortet seit zehn Jahren das Kunst- und Kulturangebot im Künstlerhaus Hooksiel. Foto: hol

Hooksiel (31. 1. 2024) – Das Künstlerhaus in Hooksiel ist weit über die Region hinaus bekannt und in der Gemeinde Wangerland wohl gelitten. Bester Beleg dafür: Trotz aller Sparzwänge in der Kommune hat noch niemand die Existenzberechtigung des kulturellen Kleinods in Frage gestellt. Schon das ist ein Erfolg, an dem Renate Janßen-Niemann großen Anteil hat.

Renate Janßen-Niemann leitet das Haus sei nunmehr genau zehn Jahren. Ehrenamtlich, aber mit einer gehörigen Portion Kunstverstand und großer Menschenkenntnis, die die 75-Jährige auch ihrer jahrelangen Tätigkeit als Schulleiterin verdankt. Der Wangerländerin ist es unter anderem gelungen, das Künstlerhaus von elitären Kunst- und Kulturdebatten fern zu halten.

6500 Besucher im Jahr

Bei jeder Gelegenheit betont sie, dass die Einrichtung mit ihren 6500 Besuchern im Jahr (2023) auch wirtschaftliche Bedeutung für den Ort und die Gemeinde habe. Als Anziehungspunkt für Urlauber ebenso wie für kulturell Interessierte aus dem In- und Ausland. Denn dafür, dass das Künstlerhaus einen guten Ruf hat, sorgen schon die zahlreichen Stipendiaten, die in dem Haus gelebt und gearbeitet haben – im vergangenen Jahrzehnt meist betreut von Renate Janßen-Niemann. „Ich habe ganz tolle Menschen kennengelernt“, sagte die Künstlerhaus-Leiterin. „Mit einigen bin ich bis heute befreundet.“

Renate Janßen-Niemann hat ihre Aufgabe am 1. Februar 2014 übernommen. Damals trat sie die Nachfolge von Maria Diedrichs-Bolsenkötter an. Die neue Künstlerhaus-Leiterin wurde vom Gemeinderat gewählt. Einstimmig. Dieser Vertrauensbeweis über die politischen Lager hinweg ist der langjährigen CDU-Kommunalpolitikerin bis heute enorm wichtig. „Sonst hätte ich den Sprung ins kalte Wasser auch nicht gewagt.“

Als Leiterin des Hauses plant und kuratiert Janßen-Niemann seither die Jahresprogramme, sucht mit einem Beirat spannende Stipendiatinnen und Stipendiaten aus, kümmert sich um das Kunstkarussell für Kinder, hat ein Auge auf das Kunstarchiv der Gemeinde sowie das Gebäudemanagement und die Betreuung der Aufsichtskräfte im Künstlerhaus. Hinzu kommen das Marketing für die Kulturangebote, von Einladungen zu Ausstellungen über die Pressearbeit bis zum Aufhängen von Plakaten. 

Förderer und Sponsoren

Hilfreich ist, dass die gebürtige Sengwarderin in der ganzen ost-friesischen Halbinsel vernetzt ist. Sie ist in Kunsteinrichtungen in Wilhelmshaven ebenso zu Hause wie in Museen in Aurich oder Emden. Dankbar ist sie für gute Tipps etwa von der Leiterin des Schlossmuseums Jever, Dr. Antje Sander, oder für Förderungen zum Beispiel durch die Oldenburgische Landschaft und den Förderverein Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel.

Der Erfolg des Künstlerhauses hat auch etwas mit der richtigen Mischung des Angebotes zu tun, die sich in den Themen und in den ausstellenden Kulturschaffenden widerspiegelt. Regionale, nationale und auch internationale Künstler zeigen ihre Werke, kommen dabei häufig vor Ort mit ihrem Publikum in Kontakt und – besonders wichtig – nehmen für ihre künftige Arbeit Eindrücke von Menschen und Natur an der Küste mit.

Seit 2014 haben 52 Kunstschaffende im Künstlerhaus ausgestellt, darunter 14 Stipendiaten. Die erste Ausstellung unter der Verantwortung von Renate Janßen-Niemann zeigte Ida Oelke aus Esens, erste Stipendiatin war 2014 Felicitas Blech. Ältester Stipendiat war Gero Troike (78), der 2016 in Hooksiel gewirkt hat, jüngster Julian Robin Müller, der 2019 noch nicht einmal volljährig war, als er im Künstlerhaus ausstellte und, als begnadeter Musiker, auch noch ein kleines Konzert gab.

Dankbar ist Renate Janßen-Niemann für die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Mario Szlezak und dem Gemeinderat, aber auch mit der Dorfgemeinschaft Hooksiel und den engagierten Helfern aus dem Förderverein. Trotz aller Freude an ihrer Tätigkeit hält die Künstlerhaus-Leiterin aber auch schon Ausschau nach einer geeigneten Nachfolge. Die Ankündigung (oder Drohung?) von Renate Janßen-Niemann: „Spätestens mit 80 werde ist den Posten niederlegen.“