Wilhelmshaven/Friesland (7. 12. 2024) – Im Rahmen einer bundesweiten Schwerpunktaktion sind Zollbeamte am gestrigen Freitag um 20 Uhr mit Unterstützung eines Großaufgebotes der Polizei in Wilhelmshaven und im Landkreis Friesland gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigungsverhältnisse vorgegangen. Die Aktion stand im Zusammenhang mit der Bekämpfung von so genannter Clankriminalität.
Restaurant sofort geschlosssen
Polizeibeamte der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland und der Bereitschaftspolizei kontrollierten mit Mitarbeitern des Zolls, der Stadt und des Landkreises insgesamt 15 Objekte, davon zehn in Wilhelmshaven, vier in Jever und eines in Schortens. „Ein Restaurant wurde aufgrund unhaltbarer hygienischer Zustände durch das Veterinäramt mit sofortiger Wirkung geschlossen“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.
Bei den Prüfungen habe man besonderes Augenmerk auf Branchen mit „besonderer Risikogeneigtheit zur Clankriminalität“ gelegt. Aus Sicht der Ermittler zählen dazu insbesondere Cafés, Bars, Shisha-Bars, Wettbüros und Spielotheken. Dabei hätten die eingesetzten Beamten eine Vielzahl von Personen zu ihren Arbeitsverhältnissen befragt.
Zoll überprüft Arbeitsverhältnisse
Zöllner prüften insbesondere, ob die Arbeitgeber ihre Beschäftigten ordnungsgemäß zur Sozialversicherung angemeldet haben, ob Sozialleistungen zu Unrecht bezogen werden, ob Ausländer die erforderlichen Arbeitsgenehmigungen beziehungsweise Aufenthaltstitel besitzen. Kontrolliert wurde auch, ob die Mindestlöhne gezahlt werden oder ob gegebenenfalls ausbeuterische Arbeitsbedingungen vorliegen. Darüber hinaus hätten mögliche steuerrechtliche Verstöße im Fokus der Maßnahmen gestanden.
„Es gilt, das Unrechtsbewusstsein zu steigern, redliche Unternehmen zu schützen sowie einen fairen Wettbewerb sicherzustellen“, sagte der Pressesprecher des Hauptzollamtes Oldenburg, Frank Mauritz. Vor Ort seien mehrere Verfahren wegen arbeitsrechtlicher Verstöße eingeleitet worden. Diese werden durch den Zoll weiterverfolgt.
Einblick in Clanstrukturen
Neben der Feststellung von Verstößen ging es den Behörden bei diesem Einsatz insbesondere darum, delikts- und behördenübergreifend Erkenntnisse über Clanaktivitäten oder sonstige strafrechtlich relevante Strukturen zu gewinnen.
„Die Maßnahmen setzen ein deutliches Zeichen, dass Schwarzarbeit, Betrügereien und illegale Beschäftigung von Polizei und Zoll konsequent verfolgt werden“, sagte der Leiter der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland, Polizeidirektor Jörg Beensen. Zuletzt hatte die Polizei in Wilhelmshöhen mehrfach mit Straftaten zu tun, denen Clanrivalitäten zugrunde liegen könnten.
Festnahmen nach Messerstechereien
Zuletzt war es am vergangenen Dienstagnachmittag in der Börsenstraße zu einer Messerstecherei gekommen. Im Nachgang zu einem Streit habe dabei ein 29-jähriger Mann einen 48-Jährigen mit einem Messer angegriffen und durch einen Stich in den Rücken schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Als der Bruder und weitere Angehörige des Opfers zu Hilfe eilten, war der Bruder durch Schläge eines zweiten Täters mit einer Eisenstange am Kopf verletzt worden.
Die Polizei konnte im Zuge ihrer Ermittlungen die mutmaßlichen Haupttäter sowie fünf weitere Bewaffnete ermitteln und festnehmen. Bei der Aktion war die Polizei vor Ort von Kräften aus dem Umland und von Spezialeinheiten unterstützt worden. Zu den Hintergründe der Auseinandersetzung haben die Ermittler noch keine Angaben gemacht.
Opfer schwer verletzt
Unklar ist auch, ob ein Zusammenhang zu einer ähnlichen Aktion von Ende November besteht. Dabei war nach einem Streit vor einer Pizzeria an der Ecke Börsenstraße/Gerichtsstraße ebenfalls zu einer Messerattacke gekommen. Dabei soll ein 41-Jähriger, der in Begleitung eines 33-Jährigen war, mehrfach mit einem Messer in den Oberkörper eines 48-jährigen Mannes eingestochen haben.
Das Opfer konnte noch die Polizei alarmieren. Bei den Tätern soll es sich um amtsbekannte Clan-Kriminelle handeln. Die Verdächtigen konnten im Zuge einer Fahndung in ihren Wohnungen festgenommen werden. Dabei sei, so die Polizei, auch die mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt worden. Eine Schusswaffe, die bei der Aktion nach Aussage des Opfers ebenfalls im Spiel gewesen sein soll, fanden die Ermittler nicht.