Hooksiel (18. 9. 2024) – So viel vorweg: Eine Entscheidung über die Bebauung des ehemaligen Feuerwehrareals am Alten Hafen ist am Dienstagabend noch nicht gefallen. Dennoch erlebten deutlich über 200 Interessierte im Gästehaus einen informativen Abend. Auf Einladung der Gemeinde Wangerland stellten fünf potenzielle Käufer des 950 Quadratmeter großen Grundstückes an der Lange Straße die von ihnen geplanten Projekte vor.
Dabei war die Herangehensweise der Bewerber sehr unterschiedlich. Während etwa Vertreter der Firma Moos und Kumbrink aus dem Emsland eine bis ins Detail durchdachte Planung für ein Vier-Sterne-Hotel samt Modell vorstellten, beließ es Investor Dirk Behnke bei der Feststellung, er wolle nicht abreißen, sondern sanieren und die vorhandenen Gebäude fürs Dorf nutzen.
Bürgermeister Mario Szlezak zeigte sich von dem großen Interesse an dem Thema beeindruckt. „Das ist überwältigend.“ Die Vorstellungsrunde moderierte Bauamtsleiter Torsten Meuer. Die Vortragenden hatten ihren Hut bei einem Interessenbekundungs-Verfahren für den Verkauf des Grundstücks in den Ring geworfen. Als Vorgaben hatte ihnen die Gemeinde den Wunsch nach einer „touristischen Nutzung“ und einem erhoffen Kaufpreis von rund 420.000 Euro mit auf den Weg gegeben.
Vier-Sterne-Hotel mit vier Geschossen
Den Auftakt machten Michael Moos mit dem Architekten Norbert H. Kröhnhoff. Ihre Vision: Ein Vier-Sterne-Hotel mit bis zu 60 Einzel- und Doppelzimmern sowie einigen Suiten. Das geplante Investitionsvolumen bezifferten die Planer mit 10 Millionen Euro. Durch ein Tiefgeschoss mit Platz für 22 Autos würde der Gesamtkomplex angehoben. Das Erdgeschoss mit Versammlungsräumen, Restaurant und Außenterrasse Richtung Hafen käme so auf das Höhenniveau der unter Denkmalschutz stehenden Flutschutzmauer.
Jedes Zimmer in den drei darüber liegenden Geschossen solle einen Balkon bekommen. Gedeckt werde der mit maritimen Elementen gestaltete Klinkerbau mit einem Kupferdach, auf dem Photovoltaikanlagen und Wärmetauscher untergebracht werden. In einem an das Tiefgeschoss angrenzenden Gebäudeteil wäre Platz für einen Kiosk und öffentliche Toiletten.
Das „HafenHooksielHotel“ könnte zur neuen Zentrale im Ort werden, so Kröhnhoff. Der Baukörper passe zur Umgebung, auch wenn der Komplex einige Meter höher als die benachbarten Packhäuser werden würde. Abstriche an dieser Stelle könne man nicht machen, da sich das Hotel mit einem Geschoss weniger für den namentlich nicht genannten Investor wirtschaftlich nicht rechnen würde.
Appartements mit Assistenzleistung
Heinz Beekmann, Geschäftsführer der Bremer Specht-Gruppe, stellte mit dem Architekten Hassan Hamza ein so genanntes „Health-Care-Gebäude“ mit 15 Appartement-Wohnungen vor, in denen vornehmlich Familien mit sehr betagten oder anderweitig beeinträchtigten Angehörigen Urlaub machen sollen, die dort ambulante Assistenz erhalten würden. Die Appartements sollen zwischen 54 und 82 Quadratmeter groß werden. Der Plan sieht ein dreigeschossiges Gebäude vor, das inetwa die Höhe der Packhäuser erreicht. Raum für 15 Stellplätze soll ebenfalls in einem Tiefgeschoss entstehen, so dass man vom Erdgeschoss mit Cafe/Bistro aus über einen Steg über die Flutmauer einen Pavillon am Alten Hafen erreichen könnte.
Die Specht-Gruppe wäre Investor und Betreiber für das 5,5-Millionen-Euro-Projekt, sagte Beekmann. Die Gefahr, dass aus dem Gebäude über kurz oder lang ein Ferienwohnungs-Komplex werde, sehe er nicht, so Beekmann. Üblicherweise würde die Gruppe ihre Immobilen nach ein paar Jahren zum Beispiel an einen Fonds verkaufen. Aber die Specht-Gruppe bleibe dann weiter Mieter und Betreiber des Gesamtgebäudes.
Ein Hotel mit drei Standorten
Auf eine Hotel-Nutzung setzt Steve Christenfeldt, der mit seiner Frau das benachbarte „Hotel Packhaus“ betreibt. Das Hotel „Füürwehr“ mit etwa 43 Zimmern solle das dritte Standbein des „Packhauses“ werden, zudem schon derzeit ein Bettenhaus an der Obernstraße gehört. Die Architektur des Hotel-Garni ohne eigene Gastronomie sollte zum Ort passen. Vorstellbar wäre eine Spiegelung des Packhaus-Ahoi-Komplexes, so das zwischen beiden Gebäude ein „Tor zum Alten Hafen“ entsteht. In dem Neubau könnten öffentliche Toiletten sowie Duschen für Segler untergebracht werden. Zielgruppen für das Hotel wären unter anderem Radfahrer-Gruppen.
Parkplätze möchte Christenfeldt auf dem Grundstück hinter der ehemaligen Musikkneipe „Lütt und Lütt“ an der Lange Straße schaffen. Das dortige Gebäude soll abgerissen und durch ein kleines Wohnhaus etwa für Hotel-Mitarbeiter ersetzt werden.
Konzept fürs ganze Hooksmeer
Bewerber Tobias Geisen, der seit 2018 mit seiner Familie in Hooksiel wohnt, warb in seiner Präsentation dafür, die Bebauung des Feuerwehrareals als Teil eines Gesamtkonzeptes für die Attraktivitätssteigerung des Hooksmeeres zu verstehen. Er verweis auf das Konzept „Hooksmeer 2.0“, das er mit einer Arbeitsgruppe von Hooksielern erarbeitet hat. Zu den Bausteinen gehören unter anderem der Betrieb einer Solarfähre auf dem Hooksmeer, eine Steganlage an der südlichen Hafenseite, die Sanierung von Sanitäranlage und Kaimauer sowie die Barrierefreiheit des Hafenplatzes. Geisen betonte, dass die Hooksieler weiterhin ihre Traditionsfeste auf dem Hafenplatz feiern wollen. Jede Form von Dauerwohnen in unmittelbarer Nachbarschaft scheide damit aus. An den Gemeinderat appellierte er, den Verkauf nicht von der Höhe des Kaufpreises, sondern vom langfristigen Nutzen für Ort und Gemeinde abhängig zu machen.
Ausstellungshalle für Oldtimer
Dirk Behnke, begeisterter Bootsfahrer, Truckrenn-Sportler und Hooksiel-Liebhaber aus Ideroberstein, warb in seiner Vorstellung dafür, die Gebäude auf dem ehemaligen Feuerwehrgelände stehen zu lassen. In dem Wohnhaus könnte weiter gewohnt werden. Für die einstige Fahrzeughalle, deren Fassade er sanieren würde, könnte man wechselnde Ausstellungen organisieren, die auch für Gäste interessant seien, zum Beispiel Präsentationen von Oldtimern. Für weitere Ideen für die Nutzung der Halle sei er offen.
Als nächste Instanz werde sich jetzt der Gemeinderat in öffentlichen Sitzungen mit den Projektideen befassen, kündigte Bürgermeister Szlezak an. Die gut zweistündige Veranstaltung im Gästehaus wurde aufgezeichnet. Zu sehen ist das Video auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde Wangerland.
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