Mit Entwicklungsplan gegen Rolladen-Siedlungen im Wangerland

Wangerland/Hooksiel (26.8.2022) – Die Zukunft des Wangelandes braucht einen guten Plan. Das gilt für die vielen kleinen Dörfer in der Gemeinde. Das gilt aber besonders auch für die großen Orte wie Hohenkirchen, Horumersiel/Schillig und Hooksiel, der mit 2673 Einwohnern größten Ortschaft.

Wie können, wie wollen und wie sollen die Wangerländer künftig leben, wohnen und arbeiten? Wie lassen sich – vor allem in den Urlaubsorten – unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringen?

Hooksiel Idylle am Deich
Hooksiel hat einen besonderen Charme. Den soll der Ort dauerhaft erhalten. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hier die Bürger, die in den eigenen vier Wänden Ruhe und Entspannung suchen; nebenan die Ferienwohnung, in der Urlaubsgäste die schönsten Tage des Jahres feiern – nicht selten auf der Terrasse, mit Grill und lauter Musik.

Das Konfliktpotenzial ist unverkennbar. Eine gute Bauleitplanung soll es verringern. Die Gemeinde Wangerland hat mit der GEK Planungsgesellschaft (Oldenburg) ein Büro beauftragt, ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Deren Blick richte sich nicht nur in die Zukunft, sagte Geschäftsführer Diedrich Janssen Ende August auf einer Informationsveranstaltung in Horumersiel. Bereits aktuell gebe es in der Gemeinde zahlreichen touristische Nutzungen, die nicht durch die geltenden Bebauungspläne abgesichert sind. So etwa sind in vielen Wohngebieten Ferienwohnungen gar nicht zulässig – auch wenn sie schon seit Jahren betrieben werden. 

Zu den Zielen des Entwicklungskonzeptes für Wangerland gehöre es, die derzeitigen Nutzungen rechtlich abzusichern, versprach Bürgermeister Mario Szlezak. „Niemand soll seine Ferienwohnung schließen müssen.“ Aber seit 2017 würden Ferienwohnungen bundesweit als eigenständige Nutzungsform gelten, die in Bebauungsplänen berücksichtigt werden muss. Aber: Für die Zukunft sollen vor allem auch Gebiete fürs Dauerwohnen gesichert werden, um den Charakter von Straßenzügen und Dörfern zu erhalten. Niemand wolle Rollladensiedlungen, die nur im Sommer belebt sind. 

„Viele Ferienwohnungen werden erstmals legalisiert werden“, sagte Janssen. Künftig solle aber strikt darauf geachtet werden, ob etwa ein Haus in einer Wohnstraße kurzerhand in ein Urlaubsdomizil umgewandelt wird. Ob das zulässig ist, hängt dann von den Bestimmungen in den Bebauungsplänen ab, die der Rat der Gemeinde zu erarbeiten hat.

Bei der Entwicklungsplanung wird es auch darum gehen, wo künftig neue Wohngebiete entstehen oder vorhandene nachverdichtet werden können. Im Wangerland fehlt es hier und dort an bezahlbarem Wohnraum – unter anderem für Arbeitnehmer, die als Servicekräfte in der Gastronomie oder als Fachkräfte in den Kureinrichtungen benötigt werden. Zu klären ist dabei unter anderem die Frage, wohin sich Hooksiel weiter entwickeln soll, wenn das aktuelle Neubaugebiet zwischen Hohe Weg, Bäderstraße und Middeldiek belegt sein wird. De Rat der Gemeinde wird sich voraussichtlich am 13. Dezember mit dem Entwicklungskonzept befassen.

In ihrer Erhebung der Ist-Situation im Wangerland haben die GEK-Fachleute die Bedeutung Hooksiels fürs Wangerland unterstrichen. In dem Ort leben (Stand 2020) 2673 der 11067 Bürger der Gemeinde. Das entspricht 24 Prozent. Hohenkirchen als Hauptort und Verwaltungssitz hat hingegen nur 1778 Einwohner, Horumersiel 1053. 

Die Attraktivität der Orte spiegelt sich auch in der Einwohnerentwicklung.Von 2000 bis 2020 sank die Einwohnerzahl im Wangerland insgesamt um 3,5 Prozent. In Hooksiel stieg sie im gleichen Zeitraum um 13 Prozent (Hohenkirchen -10 %, Horumersiel -8 %). Hooksiel ist insbesondere bei Älteren als Wohnort beliebt. Grund dafür dürfte – neben der guten Infrastruktur – im Angebot an Seniorenwohnungen liegen. Der Anteil der über 65-jährigen liegt bei 38 Prozent (Hohenkirchen 30 %, Horumersiel 49 %). Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt in dem Sielorten Hooksiel (10 %) und Horumersiel (3 %) deutlich unter dem in Hohenkirchen (17 %).