Storag Etzel überzeugt: Kavernen für Wasserstoff-Einlagerung geeignet

Friedeburg/Wilhelmshaven (21. 1. 2025) – Die bislang als Gaszwischendepot genutzten Kavernen in Friedeburg-Etzel sind offenbar auch für die Einlagerung von Wasserstoff geeignet. Diese Hoffnung nährt jedenfalls der bislang positive Verlauf des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „H2CAST Etzel“. Wie die Firma Storag Etzel als Betreiberin des Kavernenfeld heute mitteilt, hat zum Jahreswechsel die Einspeicherung der ersten Mengen von insgesamt avisierten 90 Tonnen Wasserstoff begonnen. In 2024 war bereis eine Dichtigkeitsprüfung erfolgreich abgeschlossen worden.

Kann Wasserstoff in ehemaligen Gaskavernen eingelagert werden? Die Tests dazu in Etzel verlaufen vielversprechend. Foto: Storage Etzel

Die Einspeicherung ist Teil des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „H2CAST Etzel“, das vom Land Niedersachsen und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Damit soll die technische Umsetzung der Speicherung von Wasserstoff in Salzkavernen entwickelt werden. H2-Kavernen in räumlicher Nähe gelten als wichtiger Faktor bei der Entwicklung Wilhelmshavens zu einem Schlüsselstandort für die Energiewende mit der Produktion von Wasserstoff und dem Import CO2-freier Gase.

„Wir haben einen weiterer Meilenstein zur Umwidmung von bestehenden Kavernen für die Speicherung von Wasserstoff in Etzel umgesetzt“, sagt Carsten Reekers, Projektleiter von „H2CAST Etzel“. Der unter einem Druck von 300 bar mittels LKW-Trailern angelieferte gasförmige Wasserstoff verdrängt bei der Einspeicherung über den für Wasserstoff geeigneten Kavernenkopf und Bohrungsverrohrung die Sole aus den Kavernen. Das Salz wird über die Solanlage der Storag Etzel abtransportiert.

„Nach erwarteten Anlaufschwierigkeiten in der Beschaffung von Wasserstoff – man merkt, dass der Wasserstoffmarkt noch in den Kinderschuhen steckt – sind Stand Ende Januar mehrere Tonnen bei einem maximalen Druck von 170 bar sicher im Untergrund gespeichert“, so Reekers weiter. „Wir sind stolz auf das bisher Erreichte und haben jetzt gezeigt, dass die vorhandenen Anlagen im Kavernenfeld Etzel für die Wasserstoffspeicherung geeignet sind. Unsere Fachkollegen des Gasbetriebs haben die Prozessschritte für die Wasserstoffbefüllung sicher im Griff.“ 

Reekers ist davon überzeugt, dass sich die bestehenden unterirdischen Gas- und Ölspeicher zeitnah für die Nutzung von Wasserstoff zeitnah umwidmen lassen. In 2025 will Storage Etzel mit Projektpartnern unter anderem eine Anlage zur Wasserstoffreinigung bauen und in Betrieb nehmen. Dabei sollen unterschiedliche Verfahren und deren Effizienz getestet werden.

Der Wasserstoff muss aktuell noch aufgrund der fehlenden H2-Pipelineanbindung per Lkw in Etzel angeliefert werden. Bis in den Sommer werden bis zu drei Lkw-Ladungen Wasserstoff pro Woche in Etzel erwartet. Insgesamt sind nach Unternehmensangaben rund 200 Trailerladungen erforderlich, um den Dachbereich der Kavernen mit Wasserstoff zu befüllen. Künftig werde der Standort Etzel an das bereits genehmigte H2-„Kernnetz“ per Pipeline mit Wasserstoff versorgt.

Umwelthilfe wettert gegen zweites LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Wilhelmshaven/Hooksiel (8. 1. 2025) – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wettert trotz der jüngsten Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) weiter gegen die LNG-Strategie des Bundes. Die vorhandenen Flüssigerdgas-Importterminals seien in 2024 schlecht ausgelastet gewesen. Für die deutsche Erdgasversorgung würde LNG weiterhin kaum eine Rolle spielen. „Es ist widersinnig, dass trotzdem neue LNG-Terminals in Deutschland geplant sind“, stellt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner in einer Presseerklärung fest.

Insbesondere neue Infrastruktur wie wie das zweite Terminal in Wilhelmshaven, das im ersten Quartal dieses Jahres in Betrieb genommen werden soll, und eine entsprechende Anlage in Stade seien überflüssig. Da 86 Prozent des importierten LNG aus den USA komme und das Gas dort mit der klimaschädlichen Fracking-Methode gewonnen werde, sei die Strategie zudem umweltschädlich.

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Das LNG-Terminal Wilhelmshaven hatte in 2024 mit 64 Prozent noch die beste Auslastung der deutschen LNG-Terminals. Insgesamt spielte Flüssigerdgas für die deutsche Energieversorgung nach Ansicht der DUH aber kaum eine Rolle. Archiv-Foto: hol

Laut DUH wurden 2024 lediglich 6,9 Milliarden Kubikmeter Gas über die drei funktionierenden deutschen LNG-Terminals (Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Mukran) eingespeist. Dies entspreche dem Wert des Vorjahres und einem Anteil von acht Prozent an den gesamten Gasimporten nach Deutschland. „Die Terminals leisten damit angesichts hoher Füllstände der Gasspeicher bestenfalls einen nachrangigen Beitrag zur Versorgungssicherheit“, kritisiert die DUH. 

Befürworter der LNG-Strategie halten dem entgegen, dass sich allein schon die Möglichkeit zum Zugriff auf Flüssigerdgas preisdämpfend auf den Erdgaspreis insgesamt ausgewirkt habe. Neue Terminals seinen Teil der Krisenvorsorge. 

„Die Pläne für den Ausbau der LNG-Infrastruktur müssen sofort auf Eis gelegt werden“, fordert hingegen Müller Kraenner. Zum einen werde der Gasbedarf in Deutschland mit dem Fortschreiten der Energiewende weiter sinken, zum anderen sei der Bau weiterer Terminals „geopolitisch fatal“, da damit eine energiepolitische Abhängigkeit von US-Präsident Trump und seinem Fracking-Gas drohe.

Die LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel werden von der bundeseigenen Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) betrieben. Die höchste Auslastung hatte in 2024 mit 64 Prozent (2023: 81 %) das Terminal in Wilhelmshaven in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens.Weitere Terminals plant die DET in Wilhelmshaven und in Stade. 

Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) hat kürzlich eine Klage der DUH gegen die 2022 erteilte wasserrechtliche Erlaubnis und den Betrieb des Regasifizierungsschiffes (FSRU) „Höegh Esperanza“ in Wilhelmshaven abgewiesen. Im Kern ging es dabei um die Rechtmäßigkeit der Elektrochlorierung, mit dem das Seewasser-Rohrleitungssystem an Bord von Algen, Muscheln und Seepocken freigehalten wird. 

Goldenes Leuchtfeuer: Innovative Ideen und Angebote im Tourismus gesucht

Wilhelmshaven/Wangerland (7. 1. 2025) – Noch bis zum 13. Januar können sich Akteure aus der Tourismusbranche bei der Tourismus-Agentur Nordsee GmbH (TANO) um die Teilnahme am Wettbewerb um den Tourismus-Award „Goldenes Leuchtfeuer 2025“ bewerben. Bei der Premiere im vergangenen Jahr war das „Wangerländer Deichleuchten“ der Wangerland Touristik GmbH einer der beiden Preisträger. Die Verleihung des Preises erfolgt im Rahmen des Nordsee-Tourismus-Tages am 20. Februar in Cuxhaven.

Mit dem Award werden neue Serviceangebote und Marketingideen in der niedersächsischen Nordsee-Region bedacht. Der Preis wird in zwei Kategorien vergeben: Ein Jurypreis und ein Publikumspreis

Die Jury, die von der TANO berufen wurde, bewertet die eingereichten Beiträge nach den Kriterien Innovation, Service und Nachhaltigkeit. In dieser Kategorie wird das Engagement am Gast besonders wertgeschätzt. Hier haben auch kleinere innovative, kreative und nachhaltige Erlebnis- oder Serviceangebote eine Chance. Beim Publikumspreis stehen kreative Ideen aus dem Bereich Marketing und Kommunikation im Fokus. Von Key Visuals über Werbeaussagen bis hin zu Film-Clips und Plakatentwürfen, auch Radio-Spots oder Kampagnen sind gefragt. 

In einem Online-Voting auf der Website www.goldenesleuchtfeuer.de kann bis zum 6. Februar über die Wettbewerbsbeiträge abgestimmt werden. Der Gewinner des Publikumspreises und der Gewinner des Jurypreises erhalten jeweils den Award, das Goldene Leuchtfeuer, sowie ein Marketing- und Media-Paket der TANO.

Fahnder beschlagnahmen große Menge Kokain auf Frachter in Wilhelmshaven

Wilhelmshaven (4. 1. 2025) – Ermittler von Polizei und Zoll haben auf einem Frachtschiff in Wilhelmshaven 153 Kilogramm Kokain beschlagnahmt. Die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) des Zollfahndungsamts Hannover und der Zentralen Kriminalinspektion Oldenburg habe die Drogen bereits am Freitag der vergangen Woche sichergestellt, teilte die Polizei jetzt mit. Neben der GER seien zudem die „Ermittlungsgruppe Hafen“ des Zollfahndungsamts Hamburg, die Kontrolleinheit Grenze Wilhelmshaven und Bootsbesatzungen des Wasserzolls des Hauptzollamts Oldenburg an dem mehrtägigen Einsatz beteiligt gewesen.

Das rund 300 Meter lange Frachtschiff wurde unter anderem mit Hilfe eines Rauschgiftspürhundes durchsucht. „Bei der Kontrolle konnten fünf große, mit Fischernetzen umwickelte Pakete aufgefunden werden. In diesen befanden sich rund 150 Päckchen mit Kokain mit einem ungefähren Straßenverkaufswert von mehreren Millionen Euro“, heißt es in der Mitteilung. Die unter Leitung der Staatsanwaltschaft Oldenburg geführten Ermittlungen zu den genauen Umständen des Einfuhrschmuggels sowie möglicher Tatverdächtiger dauern an.

4 Milliarden Euro für LNG-Terminals

Wilhelmshaven/Hooksiel (22. 12. 2024) – Die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) mit Sitz in Düsseldorf hat die nächste Vermarktungsrunde für Regasifizierungs-Kapazitäten an den LNG-Standorten Brunsbüttel und Wilhelmshaven eingeläutet. Interessenten haben am Montag, 23. Dezember, Gelegenheit, Flüssigerdgas (LNG)-Kapazitäten an den Terminals für die Monate Januar, Februar und März 2025 zu zeichnen. 

Auf der Plattform „Prisma“ bietet die bundeseigene Tochtergesellschaft zunächst je drei Slots pro Terminal für kurzfristige Kapazitäten an. Weitere Kapazitäten für 2025 und darüber hinaus will die DET dem internationalen Markt Ende Januar/Anfang Februar 2025 anbieten. Zuletzt hatte die Nachricht die Runde gemacht, dass das LNG-Terminal vor den Toren Hooksiels im ersten Quartal 2005 nicht in Betreib sein werde, da es nicht gelungen sei, die Importkapaziäten zu vermarkten.

Die Mitteilung des Unternehmens fällt zusammen mit der Information der EU-Kommission, dass die DET den Betrieb ihrer insgesamt vier schwimmenden LNG-Terminals in Brunsbüttel, Stade und zwei in Wilhelmshaven bis zum Ende der Charterzeit der Regasifizierungs-Schiffe mit insgesamt 4,06 Milliarden Euro unterstützen darf. Mit dem Geld können Defizite der DET abgedeckt werden. Die EU trägt damit dem Umstand Rechnung, dass die LNG-Terminals nicht nur wirtschaftliche Bedeutung haben, sondern einen Beitrag zur Diversifizierung der Energieversorgung leisten und damit zur Sicherung der Energiesicherheit beitragen.

Aktualisierung: Laut Medienberichten vom 29. Dezember ist es der DET gelungen, doch noch Interessenten für LNG-Importkapazitäten im ersten Quartal 2025 zu finden. Damit bleibt das Wilhelmshavener Terminal durchgehend in Betrieb.

Meyer beteuert nach Urteil: Auch Höegh Esperanza soll umgerüstet werden

Wilhelmshaven/Hooksiel (20. 12. 2024) – Niedersachsen Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) sieht im Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) zu den Chloreinleitungen der „Höegh Esperanza“ in die Jade eine Bestätigung der wasserrechtlichen Erlaubnis für den Betrieb des Regasifizierungsschiffes vor Hooksiel. Das Gericht habe bestätigt, so Meyer, dass die Elektrochlorierung vor gut zwei Jahren dem Stand von Wissenschaft und Technik entsprach und die Alternative des Ultraschallverfahrens erst noch erprobt werden müsse.

Auch wenn die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) regelmäßig veröffentlichten Messwerte jetzt schon deutlich unter den Grenzwerten lägen, so der Minister, soll die sogenannte Stoßchlorierung die Biozideinleitung in die Nordsee weiter minimieren.

Die „Excelsior“ als zweite „Flaoting Storage an Regasification Unit“ (FSRU) soll 2025 in Wilhelmshaven den Betrieb aufnehmen. Bei ihr werden die für die Erwärmung des minus 162 Grad kalten Flüssigerdgases (LNG) erforderlichen Seewasserrohre ohne Chlor und Biozide per Ultraschalltechnik gereinigt. Dieses Verfahren sei 2024 als neuer Stand von Wissenschaft und Technik genehmigt worden. Meyer: „Unser Ziel und das des Bundes bleibt weiterhin auch die ,Höegh Esperanza‘ auf chlorfreie Regasifizierung umzurüsten.“ 

Der Haushaltsausschuss des Bundestages habe bereits 2023 das Geld für die Umrüstung der ersten FSRU bewilligt. „Sobald sich die Ultraschalltechnik auf der zweiten FSRU bewährt hat, sollte auch die erste Anlage wie vom Bundestag beschlossen entsprechend umgerüstet werden!“ verspricht Meyer. Leider habe sich die Inbetriebnahme der „Excelsior“ erheblich verzögert, so der Minister. „Klar ist, dass die erste FSRU erst umgerüstet werden kann, wenn die zweite FSRU läuft und sich das Ultraschall-Verfahren bewährt hat.“ 

Zur Umrüstung müsse das Schiff in eine Werft, so dass dann keine Regasifizierung in Wilhelmshaven stattfinden kann. Die Prüfungen zur Umrüstung mit dem Unternehmen Hasytec seien bereits erfolgt.

Gericht: Chloreinträge ins Wattenmeer von der „Höegh Esperanza“ rechtmäßig

LNG-Luftaufnahme
Die Verwendung von Chlor an Bord der FSRU „Höegh Esperanza“ ist rechtmäßig. Das Schiff (rechts) regasifiziert seit fast zwei Jahren am Wilhelmshavener LNG-Terminal Erdgas, das von Tankschiffen angeliefert wird. Archiv-Foto Scheer

Wilhelmshaven/Leipzig/Hooksiel (19. 12. 2024) – Der Einsatz von Chlor an Bord der vor Hooksiel liegenden „Höegh Esperanza“ ist rechtmäßig. Das hat das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in Leipzig heute entschieden (Aktenzeichen BVerwG 7 A 14.23). Das Gericht hat damit die Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) abgewiesen, die in den Biozid-Einträgen der „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU) eine Gefahr für Flora und Fauna im Weltnaturerbe Wattenmeer sieht. Das Verfahren der Elektrochlorierung entspreche dem vom Gesetz geforderten Stand der Technik, so die Richter. 

Klage der Deutschen Umwelthilfe abgewiesen

Die Rohrsysteme an Bord der FSRU werden in wärmeren Monaten mit Seewasser durchspült. Das Wasser erwärmt das minus 162 Grad kalte Flüssigerdgas (LNG), das dadurch regasifziert wird und ins Pipelinesystem eingespeist werden kann. Das im Seewasser enthaltene Salz (Natriumchlorid) wird im Verfahren der Elektrochlorierung mittels Elektrolyse gespalten, um so Chlor zu gewinnen. Die Elektrochlorierung sorgt dafür, dass sich in den Rohren keine Muscheln, Algen oder Seepocken festsetzen können. Mit dem Seewasser gelangen dann Chlorverbindungen in die Jade. 

Die Betriebserlaubnis samt Einleitungsgenehmigung für das LNG-Terminal Wilhelmshaven wurde Ende 2022 vor dem Hintergrund der Gasversorgungskrise in Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine erteilt. Ohne ein effektives Antifouling-Verfahren sei der Betrieb einer FSRU nicht möglich, stellte das Gericht fest. Dem Anlagenbetreiber seien Grenzwerte unter anderem für den Chlorgehalt des in die Jade zurückzuführenden Abwassers vorgegeben worden.

Ultraschall muss sich erst noch bewähren

Die DUH hatte in ihrer Klage die Ansicht vertreten, dass die Elektrochlorierung nicht dem Stand der Technik entspreche. Stand der Technik sei vielmehr das biozidfreie Ultraschallverfahren, wie sie in der „Excelsior“ eingesetzt werden soll, einer FSRU, die ab dem ersten Quartal 2025 ebenfalls in Wilhelmshaven LNG regasifizieren soll.

Das BVerwG teilt die Ansicht nicht. Das Verfahren der Elektrochlorierung entspreche, anders als das Ultraschalverfahren, dem vom Gesetz geforderten Stand der Technik. „Für die Annahme des Stands der Technik ist es erforderlich, dass die Eignung einer Maßnahme durch eine Bewährung in der Praxis oder auf andere Weise praktisch gesichert ist“, stellt das Gericht fest. Das sei beim Ultraschallverfahren (noch) nicht der Fall. 

Der bisherige Einsatz dieser Technik auf Seeschiffen genüge für die Annahme der praktischen Bewährung nicht, denn das Seewassersystem einer FSRU übersteige dasjenige eines herkömmlichen Schiffes in Komplexität und Volumen erheblich. Erkenntnisse über eine mögliche Bewährung der Technik könnten sich aus dem Einsatz an Bord der „Excelsior“ ergeben. 

Kläger sehen jetzt das Land in der Pflicht

Die Deutsche Umwelthilfe sieht nach dem Urteil die niedersächsische Landesregierung in der Pflicht. Sie solle mit Blick auf die Risiken für die Artenvielfalt und die Meeresumwelt den Biozideinsatz unverzüglich stoppen. 

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraemer wirft der bundeseigenen Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) als Betreiber des LNG-Terminals vor, das Wattenmeer als Müllhalde zu missbrauchen. Die behördlichen Messmethoden seien nur Augenwischerei. Mit ihnen ließen sich schädliche Auswirkungen auf das Meer nicht ausschließen. Die Landesregierung müsse jetzt die politische Verantwortung übernehmen und das Terminalschiff auf schonendere Alternativ-Techniken umrüsten lassen. 

LNG Terminals: Suche nach Marktmodell für die Zeit nach der Gaskrise beginnt

LNG-Terinal WHV
Die Marklage hat sich verändert: In der Hochzeit der Energiekrise war das LNG-Terminal Wilhelmshaven ein wichtiger Baustein der Versorgungssicherheit. Mit den gesunkenen Preisen wird es schwer, Kunden für die Regasifizierung von Flüssigerdgas an Bord der „Höegh Esperanza“ (re.) zu finden. Archiv-Foto: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (13. 12. 2024) – Das zweite für den Jadebusen angekündigte LNG-Regasifizierungsschiff „Excelsior“ wird nicht mehr in diesem Jahr nach Wilhelmshaven verlegt. Die bundeseigene DET Deutsche Energie Terminal GmbH, die auch diese „Floating Storage and Regasifikation Units“ (FSRU) betreiben wird, rechnet mit der Ankunft des Fabrikschiffes jetzt im ersten Quartal 2025.

Als Grund für die Verzögerung verweist Unternehmens-Sprecher Andreas van Hooven auf Installationsarbeiten an einem notwendig gewordenen Interims-Ponton am Anlege-Jetty, „die so nicht absehbar waren“. Und weiter: „Mit dem Interims-Ponton wird der Betrieb der FSRU ohne Einschränkungen möglich sein. Der endgültige Zugangs-Ponton soll im nächsten Jahr bei verlässlichen Witterungsbedingungen installiert werden.“ 

FSRU „Excelsior“ kommt erst 2025

Umweltschützer knüpfen an die Ankunft der „Excelsior“ große Hoffnung. Die FRSU liegt nach ihrem Umbau auf Ultraschall-Technik in den vergangenen Monaten in einem Hafen in Spanien. Die Schallwellen sollen verhindern, dass sich das Seewasser führende Röhrensystem im Schiffsinneren mit Algen, Seepocken und Muscheln zusetzen kann. Das Seewasser wird in warmen Monaten dafür genutzt, das bei minus 162 Grad flüssige Erdgas zu erwärmen und damit zu regasifizieren.

Die von der Kieler Firma Hasytec entwickelte Ultraschall-Technik gilt als umweltfreundlich. Andere FRSU – wie etwa die seit zwei Jahren am LNG-Terminal an der Grenze von Wilhelmshaven zu Hooksiel liegende „Höegh Esperanza“ – setzen für die Reinigung ihres Rohrsystems Chlor ein, das danach mit dem Wasser in die Jade gespült wird. 

LNG-Terminal FSRU 2
Die Arbeiten am Anleger für die zweite FSRU in der Jade ziehen sich hin, Die „Excelsior“ wird jetzt erst im ersten Quartal 2025 erwartet. Archiv-Foto: hol

Wissenschaftler bezweifeln, ob die Chloride und Biozide bei Mikroorganismen in der Jade tatsächlich keine Schäden verursachen, wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) behauptet. Die Behörde nimmt regelmäßig an den Wasserauslässe der FSRU Messungen vor. Trotz einer Reihe von Überschreitungen der Einleit-Grenzwerte seien bislang im Wasser keine Veränderungen festgestellt worden. 

Unabhängig von diesen Feststellungen hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages bereits im März dieses Jahres das Geld für die Umrüstung auch der „Höegh Esperanza“ auf die Ultraschall-Technik bereitgestellt. Die Umrüstung galt bei Beobachtern vor diesem Hintergrund als sicher. Trotz des Arguments, dass zunächst die „Excelsior“ in der Jade ihren Betrieb aufnehmen müsse, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann.

Ultraschall für „Höegh Esperanza“ kein Thema

Bei der DET will man von diesem Zusammenhang heute nichts mehr wissen. „Eine Umrüstung auf eine weltweit für FSRUs nicht als Standard eingestuftes Ultraschallverfahren ist auf der Höegh Esperanza derzeit weder aus technischen Gründen vertretbar noch mit Blick auf die Energieversorgungssicherheit“, betont das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber „Hooksiel-Life“. „Die eingesetzte genehmigte Technik auf der Esperanza wird weiter optimiert und ist – anders als das Ultraschallverfahren – anerkannter Stand der Technik.“ Im Rahmen der in der Betriebsgenehmigung vorgeschriebenen Suche nach Möglichkeiten zur Minimierung der Umweltbelastungen hatten sich die Betreiber für eine bedarfsgerechte Stoß-Chlorierung ausgesprochen. 

Wann und in welchem Umfang an Bord der „Höegh Esperanza“ künftig LNG regasifiziert, ist derzeit ohnehin unklar. Kritiker behaupten, dass die Wilhelmshavener FSRU nach heutigem Stand in den ersten vier Monaten des nächsten Jahres gar kein Gas ins Netz einspeisen wird, da bislang kein Importeur entsprechende Kapazitäten gebucht habe. 

Nachfrage nach Regasifizierung sinkt

Die DET dementiert diese Information nicht. Aufgabe des Unternehmens sei es, zur Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa beizutragen. „In der Gaskrise haben unsere Kapazitäten bereits wesentlich zur Marktberuhigung beigetragen, die Gasversorgung wurde stabiler und die Gaspreise sind inzwischen deutlich gesunken“, so die DET.

Die entspannte Marktlage nimmt offenbar auch den zeitlichen Druck von der Inbetriebnahme der „Excelsior“. „Für dieses zweite Terminal sind bislang keine Regasifizierungskapazitäten an Händler vergeben“, bestätigt von Hooven. 

Belastungen für Wasser und Luft

„So viel zur Gasmangellage!“, sagt Dieter Schäfermeier, Ratsherr aus Hooksiel und Kritiker der Chlorbelastung der Jade durch die LNG-Importe der ersten Stunde. Der Kommunalpolitiker sorgt sich um die ökologischen Belastungen von Flora und Fauna in der Jade – und fürchtet um die Luftqualität. Auch wenn die FSRU Anfang 2025 kein Gas einspeisen werde, werde dass Schiff vier Monate lang betriebsbereit am Terminal liegen und dabei jede Menge Feinstaub und CO2 in die Luft blasen.

Nach Ansicht von Schäfermeier und mehrerer Umweltverbände sei angesichts der Überkapazitäten in der LNG-Infrastruktur ist zweite FSRU in der Jade komplett überflüssig. Die DET hingegen verweist auf eine veränderte Marktlage. Man habe die erste FSRU vor zwei Jahre als Reaktion auf die ausfallenden Erdgasimporte aus Russland als „unmittelbare Notmaßnahme“ betrieben. Jetzt sei es wichtig, für die Terminals „einen Rahmen für die weitere Vermarktung zu definieren“. Dafür treffe man aktuell Vorbereitungen. „Zugleich wird dabei berücksichtigt, dass unsere Kapazitäten aus kurzfristig als Kriseninstrument bereitstehen müssen.“

Die DET ist selbst kein Gasimporteur. In der Regel schließen Energieunternehmen Verträge mit ausländischen Exporteuren. Das Problem: So lange auf dem Weltmarkt günstiges, konventionelles Erdgas vorhanden ist, wirkt sich das auf die Nachfrage nach dem in der Regel teureren LNG aus. 

Schlag gegen Clankriminalität: Bars kontrolliert, Messerstecher festgesetzt

Wilhelmshaven/Friesland (7. 12. 2024) – Im Rahmen einer bundesweiten Schwerpunktaktion sind Zollbeamte am gestrigen Freitag um 20 Uhr mit Unterstützung eines Großaufgebotes der Polizei in Wilhelmshaven und im Landkreis Friesland gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigungsverhältnisse vorgegangen. Die Aktion stand im Zusammenhang mit der Bekämpfung von so genannter Clankriminalität.

Restaurant sofort geschlosssen

Polizeibeamte der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland und der Bereitschaftspolizei kontrollierten mit Mitarbeitern des Zolls, der Stadt und des Landkreises insgesamt 15 Objekte, davon zehn in Wilhelmshaven, vier in Jever und eines in Schortens. „Ein Restaurant wurde aufgrund unhaltbarer hygienischer Zustände durch das Veterinäramt mit sofortiger Wirkung geschlossen“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.

Bei den Prüfungen habe man besonderes Augenmerk auf Branchen mit „besonderer Risikogeneigtheit zur Clankriminalität“ gelegt. Aus Sicht der Ermittler zählen dazu insbesondere Cafés, Bars, Shisha-Bars, Wettbüros und Spielotheken. Dabei hätten die eingesetzten Beamten eine Vielzahl von Personen zu ihren Arbeitsverhältnissen befragt.

Zoll überprüft Arbeitsverhältnisse

Zöllner prüften insbesondere, ob die Arbeitgeber ihre Beschäftigten ordnungsgemäß zur Sozialversicherung angemeldet haben, ob Sozialleistungen zu Unrecht bezogen werden, ob Ausländer die erforderlichen Arbeitsgenehmigungen beziehungsweise Aufenthaltstitel besitzen. Kontrolliert wurde auch, ob die Mindestlöhne gezahlt werden oder ob gegebenenfalls ausbeuterische Arbeitsbedingungen vorliegen. Darüber hinaus hätten mögliche steuerrechtliche Verstöße im Fokus der Maßnahmen gestanden.

„Es gilt, das Unrechtsbewusstsein zu steigern, redliche Unternehmen zu schützen sowie einen fairen Wettbewerb sicherzustellen“, sagte der Pressesprecher des Hauptzollamtes Oldenburg, Frank Mauritz. Vor Ort seien mehrere Verfahren wegen arbeitsrechtlicher Verstöße eingeleitet worden. Diese werden durch den Zoll weiterverfolgt.

Einblick in Clanstrukturen

Neben der Feststellung von Verstößen ging es den Behörden bei diesem Einsatz insbesondere darum, delikts- und behördenübergreifend Erkenntnisse über Clanaktivitäten oder sonstige strafrechtlich relevante Strukturen zu gewinnen.

„Die Maßnahmen setzen ein deutliches Zeichen, dass Schwarzarbeit, Betrügereien und illegale Beschäftigung von Polizei und Zoll konsequent verfolgt werden“, sagte der Leiter der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland, Polizeidirektor Jörg Beensen. Zuletzt hatte die Polizei in Wilhelmshöhen mehrfach mit Straftaten zu tun, denen Clanrivalitäten zugrunde liegen könnten. 

Festnahmen nach Messerstechereien

Zuletzt war es am vergangenen Dienstagnachmittag in der Börsenstraße zu einer Messerstecherei gekommen. Im Nachgang zu einem Streit habe dabei ein 29-jähriger Mann einen 48-Jährigen mit einem Messer angegriffen und durch einen Stich in den Rücken schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Als der Bruder und weitere Angehörige des Opfers zu Hilfe eilten, war der Bruder durch Schläge eines zweiten Täters mit einer Eisenstange am Kopf verletzt worden.

Die Polizei konnte im Zuge ihrer Ermittlungen die mutmaßlichen Haupttäter sowie fünf weitere Bewaffnete ermitteln und festnehmen. Bei der Aktion war die Polizei vor Ort von Kräften aus dem Umland und von Spezialeinheiten unterstützt worden. Zu den Hintergründe der Auseinandersetzung haben die Ermittler noch keine Angaben gemacht.

Opfer schwer verletzt

Unklar ist auch, ob ein Zusammenhang zu einer ähnlichen Aktion von Ende November besteht. Dabei war nach einem Streit vor einer Pizzeria an der Ecke Börsenstraße/Gerichtsstraße ebenfalls zu einer Messerattacke gekommen. Dabei soll ein 41-Jähriger, der in Begleitung eines 33-Jährigen war, mehrfach mit einem Messer in den Oberkörper eines 48-jährigen Mannes eingestochen haben.

Das Opfer konnte noch die Polizei alarmieren. Bei den Tätern soll es sich um amtsbekannte Clan-Kriminelle handeln. Die Verdächtigen konnten im Zuge einer Fahndung in ihren Wohnungen festgenommen werden. Dabei sei, so die Polizei, auch die mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt worden. Eine Schusswaffe, die bei der Aktion nach Aussage des Opfers ebenfalls im Spiel gewesen sein soll, fanden die Ermittler nicht.

Minister Lies: Nordwesten wird Vorzeigeregion für die Energiewende

Friesland/Wilhelmshaven (5. 12. 2024) – „Industrie folgt Energie!“ Mit diesem Leitspruch für die Energiewende ist Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) schon seit Jahren unterwegs. Jetzt, so kündigte der Sander heute an, wolle das Land Niedersachsen „einen nächsten konsequenten Schritt“ machen. „Wir wollen den Nordwesten Deutschlands zur Vorzeigeregion für die klimafreundliche Weiterentwicklung unserer Industrie machen.“

Weniger Bürokratie und mehr Geld

Möglich mache das der „Net Zero Industry Act“ der Europäischen Union. So Lies in einer Presseerklärung. Durch ihn sollen europaweit ausgewählte Regionen unter anderem die Möglichkeit für beschleunigte Genehmigungsverfahren und einem besseren Zugang zu Fördermitteln erhalten.

Wirtschaftsminister Olaf Lies

Der Nordwesten Niedersachsen solle zu einem Net Zero Valley (NZV) entwickelt werden: „NetZero Nordwest Deutschland“. Ende Oktober sei dazu in Wilhelmshaven im Rahmen der 1. Powerhouse-Nord-Kongress der Grundstein gelegt worden. Rund 270 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik hätten diskutiert, so Lies (Foto), wie die Schlüsselregion der Energiewende von den Transformationsprozessen in Zukunft stärker profitieren kann. 

„Die notwendigen Anträge und Beschlüsse sollen nun mit Hochdruck vorangetrieben werden“, kündigt der Minister an. „Damit wäre diese Region mit der Lausitz eine von zwei Regionen in Deutschland, die sich als NZV aufstellt.“

Ziel sind gute Arbeitsplätze in der Region

Der Beschluss zur Festlegung des NZV erfolgt durch das Wirtschaftsministerium in Absprache mit dem Bund und der EU-Kommission. „Die europäischen NetZero-Regionen bekommen stark vereinfachte und damit beschleunigte Genehmigungsverfahren, Zugang zu Fördermitteln und eine ganz neue öffentliche Wahrnehmung sozusagen als ‚best practice‘-Regionen“, ist Lies überzeugt. „Sie verpflichten sich im Gegenzug, nachhaltige Technologieentwicklung als zentralen Grundsatz mit Blick auf Industrie und Investitionen ganz nach oben zu stellen. Wir werden hier zeigen, wie wir unseren Industriestandort weiter entwickeln können und die Regionen mit Unternehmens-Ansiedlungen, neuen guten Arbeitsplätzen und neuer Wertschöpfung vor Ort profitieren können. Wir wollen Vorbild für Deutschland in Europa sein.“