CDU-Abgeordnete Jensen fordert mehr Geld für niedersächsische Seehäfen

Wangerland/Wilhelmshaven (26. 3. 2024) – Die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland) unterstützt die Forderung der Wilhelmshavener Hafenwirtschaft nach zügiger Erweiterung des Jade-Weser-Ports. Die zweite Ausbaustufe sollte nicht nur eine Erweiterung des Containerumschlags vorsehen. Es müssten mit Blick auf die Anforderungen der Energiewende vor allem auch Montage- und Logistikflächen für Offshore-Windenergie vorgesehen werden. Hinzu kommen sollten Umschlagsmöglichkeiten über einen RoRo-Terminal, etwa für Auto-Importe, sowie für die mögliche Nutzung von strategischen Umschlag- und Verlegeleistungen von Bundeswehr oder NATO-Einheiten. 

Landtagsabgeordnete Katharina Jensen

Bei der jetzt vom Bund vorgelegten nationalen Hafenstrategie ist es der rot-grünen Landesregierung in Hannover nach Ansicht von Jensen (Foto) nicht gelungen, ihren Einfluss geltend zu machen. „Ohne den Ausbau der niedersächsischen Seehäfen wird die Energiewende nicht gelingen“, kommentiert die CDU-Politikerin, die Mitglied im Unterausschuss Häfen- und Schifffahrt des Landtages ist. Kritisch bewertet die Abgeordnete insbesondere die fehlenden Zusagen des Bundes zu einer Erhöhung des Hafenlastenausgleichs.

Die CDU-Fraktion in Niedersachsen fordere ebenso wie die Wirtschaft eine jährliche finanzielle Zusicherung des Bundes in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro für die deutschen Seehäfen. Die Häfen kämpften mit veralteter Infrastruktur, zunehmender Verschlickung von Wasserstraßen und sowie hohen bürokratischen Hürden. 

„Zudem müssen schnellere Planungs- und Bauverfahren sowie die Reform der Einfuhrumsatzsteuer dazu beitragen, Wettbewerbsnachteile abzubauen und die Hinterlandanbindungen der Häfen zu verbessern“, so Jensen. „Nur mit einer gut ausgebauten und zukunftsfähigen Hafeninfrastruktur können die niedersächsischen Seehäfen auch dem internationalen Wettbewerb standhalten.“ 

Allein um die Ausbauziele bei der Windenergie-Nutzung auf See zu erreichen, würden gut 200 weitere Hektar Hafenflächen benötigt. Erforderlich sei, so Jensen, analog zum Bundes-Verkehrswegeplan ein Hafeninfrastruktur-Plan, der klare Zeiträume, Prioritäten und Finanzzusagen beziffert. Bis der vorliege, sollte das Land Niedersachsen beim Ausbau der Häfen stärker in Vorleistung treten und mehr Finanzmittel bereitstellen. 

Flexible Pipeline für das zweite LNG-Terminal in der Jade liegt bereit

Ponton in der Jade
Über die noch an Bord des Ponton „MSB 3301“ liegenden flexiblen Röhren soll künftig das Gas vom zweiten LNG-Terminal in der Jade an Land stürmen. Foto: Dietmar Bökhaus

Hooksiel/Wilhelmshaven (19. 3. 2024) – An originellen maritimen Fotomotiven mangelt es auf der Jade in diesen Tagen nicht. Schiffsspottern kam unter anderem die Hubinsel „Bussard“ vor die Linsen, die nach Auskunft der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) die Hubinsel „JB119“ ersetzen soll. „Die Charter Periode von ,JB119′ endet“, sagt DET-Sprecher Dirk Lindgens. „,Bussard‘ wird mit der Jetty-Installation fortfahren, insbesondere Topside- and Catwalk-Installation werden in den nächsten Wochen durchgeführt werden.“

Die Hubinsel „Bussart“ wurde vom Schlepper „LN Admiral“ von England nach Wilhelmshaven geschleppt. Bei dem so genannten „Jetty“ handelt es sich um eine aus Dalben und Pontons bestehende Anlegestelle am tiefen Fahrwasser der Jade, an dem in Kürze die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Excelsior“ festmachen soll. Das Regasifizierungsschiff ist das Herzstück des zweiten schwimmenden LNG-Terminals in der Jade. 

Über die „Excelsior“ will die bundeseigene DET zunächst fünf Jahre lang Flüssigerdgas (LNG) importieren. Danach kann die Infrastruktur zum Beispiel für die Anlieferung von Wasserstoff-Derivaten genutzt werden. Bei den derzeit laufenden Installationen handelt es sich unter anderem um die Montage von begehbaren Verbindungsstegen. 

Auch ein beliebtes Fotomotiv: der Ponton „MSB 3301“. Er übernimmt ebenfalls wichtige Aufgaben beim Aufbau der LNG-Infrastruktur. An Bord des Pipeline-Verlegeschiffs befinden sich laut DET sechs flexible, orangefarbene Röhren, die auf dem Meeresgrund verlegt werden sollen. Über die Leitung wird das durch Erwärmen regasifizierte Flüssigerdgas von der FSRU an Land gepumpt werden. 

Hubinsel auf der Jade
Die Hubinsel „Bussard“ wurde in die Jade geschleppt. Foto: Dietmar Bökhaus

Genehmigung für zweites LNG-Terminal

Wilhelmshaven/Hooksiel (11. 3. 2024) – Das zweite schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven kann demnächst den Betrieb aufnehmen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat der FSRU Wilhelmshaven GmbH hat erwartungsgemäß die wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Abwasser aus der FSRU-Regasifizierungsschiff (Floating Storage and Regasification Unit) in die Innenjade erteilt. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Inbetriebnahme erfüllt.

Anders als die bereits bestehende FSRU „Höegh Esperanza“ wurde das zweite Schiff, die „Excelsior“, auf Kosten des Bundes auf Ultraschalltechnik umgerüstet. Die Schallwellen verhindern, dass sich Algen, Muscheln oder Seepocken am Seewasser führenden Rohrsystem im Schiff festsetzen können. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) in einer Pressemitteilung seines Ministeriums: „Die Anlage arbeitet komplett ohne Biozide wie Chlor. Das freut mich sehr und ich danke allen Beteiligten für ihre Arbeit, die Umwelt maximal zu schützen.“

Das Seewasser wird im Schiff zur Erwärmung und damit zur Regasifizierung des 162 Grad kalten Flüssigerdgases verwendet. Das bei diesem Prozess erkaltete Wasser wird zurück in die Jade geleitet. Die Einleitungsgenehmigung sieht ein Monitoring zu den Auswirkungen der Temperaturveränderungen im Ökosystem Jade vor. 

Dazu, ob Ultraschallwellen auch außerhalb des Schiffes gelangen und zum Beispiel das Orientierungssystem von Schweinswalen beeinflussen können, machte das Ministerium keine Angaben. Offen bleibt auch die Frage, warum es offenbar noch keinen Plan für die Umrüstung der „Höegh Esperanza“ auf Ultraschalltechnik gibt. 

WHV: Ausbau des Jade-Weser-Ports für Energiewende auf See unverzichtbar

Wilhelmshaven/Hooksiel (8. 3. 2024) – Die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V. (WHV) fordert von Bund und Land die zügige Erweiterung des Jade-Weser-Ports (JWP). Wenn die Ziele der Energiewende erreicht werden sollen, sei es dringend erforderlich, die Kapazitäten der Errichter- und Basishäfen für Offshore-Windkraftanlagen an der Nordseeküste deutlich zu erhöhen. „Die zweite Baustufe des JadeWeser-Ports kann so hergestellt werden, dass damit gleich mehrere Hafenfunktionen erfüllt werden.“

Grafik JWP II
Zu könnte nach den Vorstellung der WHV die Erweiterung des Jade-Weser-Ports in Richtung Hooksiel (am oberen Bildrand links) aussehen. Grafik: WHV/JWP

Laut dem Windenergie-auf-See-Gesetz muss die Kapazität der Windstrom-Produktion in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) deutlich erhöht werden. Bis 2030 sollen in der Nordsee 30 Gigawatt (GW) und bis 2045 gar 70 GW grüner Strom erzeugt werden. Der dafür erforderliche Ausbau der Hafeninfrastruktur sei eine nationale Aufgabe, unterstreicht die WHV in einer Pressemitteilung.

Viel Platz für Verladung nötig

Moderne Offshore-Windenergieanlagen mit 14 Megawatt (MW) und mehr Leistung bestünden aus Komponenten mit sehr großen Abmessungen und hohen Gewichten, die ausschließlich im Küstenbereich vormontiert und über See zu den Nordseeclustern transportiert werden könnten. „Für diese Mammut-Aufgabe hViel at nur Wilhelmshaven das erforderliche Potenzial“, ist die Interessenvertretung der Hafenwirtschaft an der Jade überzeugt. Nur hier könnten ausreichend tragfähige Kaianlagen und große Nutzflächen für verschiedene Funktionen wie Lagerung, Vormontage, Service und auch Recycling von Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden.

Laut einer WindGuard-Studie vom September 2023 seien in den Häfen rund 300 Hektar Fläche und mit hochbelastbaren Kaianlagen erforderlich. Bis 2030 müssten jährlich 270 Offshore Windenergieanlagen mit einer Leistung von 14 MW und mehr installiert werden, bis 2045 darüber hinaus weitere 2666. Bis 2022 seien in Deutschland nur 8,1 GW Leistung mit 1539 leistungsschwächeren Konvertern aufgebaut worden.

Basishafen an der Jade möglich

Die WHV untermauert ihre Forderung durch Anfragen von Investoren. So habe zum Beispiel die Firma Shell Deutschland die Planungen im Bereich ihrer Offshore-Windsparte offengelegt. Sie enthalte einen sehr konkreten Anforderungskatalog an die Hafeninfrastruktur eines Offshore-Basishafen und eines Offshore-Versorgungshafens.

Für einen Basishafen, der zum Beispiel am JWP II entstehen könnte, werden zwei Liegeplätze mit einer Gesamtlänge von 500 Meter, Wassertiefe 10,5 Meter, Belastbarkeit in Teilbereichen zwischen 40 und 80 Tonnen/Quadratmeter und 20 Hektar Hafenfläche gesucht. „Ein solcher Hafen hat bei der heutigen Errichter-Logistik den Vorteil, dass die Flügelblätter quer auf dem Errichterschiff transportiert werden können, mit einer Gesamtbreite von bis zu 100 Metern. Verkehrstechnisch und nautisch ist das auf der Jade und den Zufahrten am ehesten ohne lange Verkehrsunterbrechungen möglich“, erläutert die WHV.

RoRo-Terminal für Autos und die Nato

Für einen Offshore-Versorgungshafen, also besondere Aufgaben unterhalb der Großkomponenten-Logistik, könnten auch Flächen und Kajen im Innenhafen nutzbar gemacht werden. Die Vorbereitungen dazu hätten bereits begonnen. Beide Anforderungsprofile ließen sich in Wilhelmshaven realisieren, ist die WHV überzeugt.

Mit der zweiten Baustufe des JWP soll nach den Vorstellungen der Wilhelmshavener Hafenwirtschaft über 1800 Meter Kailänge und bis zu 300 Hektar Terminalfläche zusätzlich entstehen. Damit stünden Kapazitäten für den raschen Aufbau der Offshore-Windenergie zur Verfügung. Aber auch für Rückbau und Recycling von Altanlagen. Integriert werden sollte zudem ein RoRo-Terminal zum Beispiel für Auto-Importe, der bei Bedarf aber auch für Umschlag- und Verlegeleistungen von Bundeswehr- oder Nato-Einheiten genutzt werden könnte. 

Zusätzliches Potenzial für Containerumschlag

Die zweite Ausbaustufe des JWP schaffe zudem die die Möglichkeit, den vorhandenen Containerterminals bei Bedarf weiterzuentwickeln. „Die für 2025 angekündigte neue Allianz von Hapag Lloyd und Maersk zur ,Gemini Kooperation‘ gibt Anlass dazu, dass dort Umschlagsaktivitäten für die ultragroßen Containerschiffe als ersten und letzten Containerhafen auf der Europa-Fernost Route konzentriert werden“, so die WHV. Nach Expertenmeinung werde das mittelfristig zu einem erhöhten Umschlagsaufkommen führen und ohnehin in absehbarer Zeit die Erweiterung des JWP erforderlich machen. „In Kombination mit den weiteren Nutzungsoptionen kann die Erweiterung deshalb vorgezogen werden, um die Attraktivität und die Wirtschaftlichkeit des einzigen deutschen Tiefwasserhafens zu erhöhen.“

Angesichts von Genehmigungszeiten von sieben bis zehn Jahren müsse jetzt die Initiative ergriffen werden, die Planungen für den JWP II wieder aufzunehmen, um möglichst noch vor 2030 mit der Erweiterung am Start zu sein. Die Energiewende sei eine nationale Aufgabe, deshalb sollte der Bund einen wesentlichen Teil der Investitionskosten für die Hafenerweiterung übernehmen. Zur Finanzierung könnte man auf die Offshore-Flächenvergabe zurückgreifen, die Bauherren und Betreiber von Offshore-Windparks zu entrichten haben. Allein im vergangenen Jahr habe der Bund daraus zweistellige Milliardenbeträge vereinnahmt.

Wirtschaftsminister Lies: Klimaziele hängen auch an CCS-Technologie

Besuch bei Hess Tank Terminal
Bei den Gespräche bei der HES ging es auch um die CCS-Technologie: (von links): Oberbürgermeister Carsten Feist, Wirtschaftsminister Olaf Lies, Kim Heiden (HES) und Coen Janssen, Geschäftsführer der HES Wilhelmshaven Tank Terminal GmbH. Foto: Felix Zimmermann 

Wilhelmshaven/Hooksiel (6. 3. 2024) – Wilhelmshaven könnte in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Carbon-Management-Strategie in Deutschland spielen. Darüber informierte sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bei einem Besuch bei der Geschäftsführung des HES Tank Terminal, dem größten unabhängige Tankterminal Deutschlands. 

Der Energiekonzern Wintershall Dea und die HES Tank Terminal GmbH haben eine Partnerschaft aufgebaut. Die Unternehmen wollen die Lage des ehemaligen Raffineriegeländes am tiefen Fahrwasser der Jade sowie die Industrie- und Eisenbahninfrastruktur vor Ort für einen CO2-Hub nutzen. Der Arbeitstitel: „CO2nnectNow“. Das HES-Gelände auf dem Voslapper Groden umfasst eine Fläche von mehr als 200 Hektar. Zum Tank Terminal gehören unter anderem 60 Tanks, zwei Tankerlöschbrücken und eine Kapazität von 1,25 Millionen Kubikmetern.

Der Plan: Klimaschädliches CO2, das in industriellen Prozessen nicht vermieden werden kann (zum Beispiel in der Zement- und Stahlproduktion), wird an deutschen Industriestandorten abgeschieden und zum geplanten „CO2nnectNow-Hub“ transportiert. Von dort aus soll das Kohlendioxid per Schiff und später per Pipeline zu geologischen Formationen in der norwegischen und dänischen Nordsee transportiert werden, wo es dauerhaft und sicher gelagert wird. Dieser Prozess wird als Carbon Capture and Storage (CCS) bezeichnet.

CCS ist vor allem bei Umweltschützern höchst umstritten und aktuell in Deutschland selbst faktisch verboten. Kritiker warnen vor ökologischen Risiken bei Transport und Einlagerung sowie vor der zunehmenden Industrialisierung der Nordsee. 

Derzeit findet, unterstützt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), ein Umdenken statt. Auch Olaf Lies aus Sande betonte bei seinem Besuch in Begleitung von Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist die Bedeutung des Tankterminals für die Energiewende: „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, mit welchen Lösungen wir industrielles Wachstum sicherstellen und gleichzeitig Klimaziele erreichen. Dabei wird die CCS-Technologie eine entscheidende Rolle spielen“, sagte der Minister, der zugleich direkt gewählter Landtagsabgeordneter im Landkreis Friesland ist. 

Er begrüße den Pragmatismus, mit dem sich die Bundesregierung dieser Technologie nähere, sagte Lies. „Das Erreichen der Klimaziele hängt klar mit der CCS-Technologie zusammen. Wilhelmshaven und die Nordsee haben dabei aufgrund der exponierten Lage Schlüsselrollen inne.“ 

Die HES-Vertreter betonten, dass das Unternehmen fest entschlossen sei, die Investitionen im Einklang mit den aktuellen Umweltstandards zu gestalten, ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Herausforderung Energiewende: Woher das Wasser für H2-Produktion nehmen?

Friesland/Wangerland (29. 2. 2024) – Die acht Wasserversorger auf der ost-friesischen Halbinsel wollen enger zusammenarbeiten, um den absehbar rasant steigenden Wasserbedarf decken zu können. Ein Grund dafür: Die Energiewende mit der geplanten Wasserstoff-Produktion in der Region.

An der Kooperation beteiligen sich die Stadtwerke Norden, Emden und Leer, die Wasserversorgungsverbände Rheiderland, Moormerland-Uplengen-Hesel-Jümme sowie Overledingen, die GEW Wilhelmshaven und der für den Landkreis Friesland zuständige Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV). Erstes Etappenziel sei die Bewertung des aktuellen Zustands der Trink- und Brauchwasserversorgung im Nordwesten Niedersachsens, heiß es in einer Mitteilung, die der OOWV nach einem Treffen der Partner in Schortens verbreitet hat.

Die Wasserversorger gehen davon aus, dass vor allem für die Wasserstoff-Produktion sehr viel Wasser gebraucht werden wird. Experten rechnen mit einem Verhältnis von acht bis zehn zu eins aus. Also: Acht bis zehn Liter Grundwasser für einen Liter H2. 

Der weitaus größte Teil des Mehrbedarfs werde auf Kühlzwecke entfallen. Darüber hinaus rechnen die Kooperationspartner aber auch mit erheblichen Mengen an Brauch-, Trink- und Reinstwasser, die unter anderem für Produktion und Reinigung benötigt werden. Der Ausbau der Energie-Infrastruktur könne zudem, so die Überlegung der Versorger, weiteres Industriewachstum auf der ostfriesischen Halbinsel und damit noch zusätzliche Trinkwasserbedarfe nach sich ziehen.

„Die vorhandene Infrastruktur der Wasserversorgung ist nicht in der Lage, diese Wassermengen ohne Weiteres zu liefern“, betont OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht. „Unser gemeinsames Ziel ist es aber, die Energiewende und das Wachstum in der Region konstruktiv mitzugestalten.“ Für die notwendigen Anpassungen – zusätzliche Wasserrechte beantragen, Wasserwerke und Netze erweitern, neue Infrastruktur (z.B. Brauchwasseranlagen) bauen – benötige man normalerweise Jahrzehnte. Diese Zeit sei aber angesichts des Tempos der Energiewende nicht vorhanden. 

Um einen Wettlauf um die Grundwasser-Ressourcen zu vermeiden, wollen die Wasserversorger die Herausforderungen gemeinsam herausarbeiten. Zunächst soll der Zustand der Trink- und Brauchwasserversorgung im Bereich Ost-Friesland aufgenommen und bewertet werden: Wo bestehen welche Wasserrechte und wie viel Grundwasser hat jedes Wasserwerk in den vergangenen Jahren entnommen? „Alle vorhandenen Förderkapazitäten sowie die Trinkwasserqualitäten sollen dargestellt und Netzdaten samt Not- und Übergabestellen aufgelistet werden“, so der OOWV.

Mit der Auswertung der Daten sei ein externer Dienstleister beauftragt worden. Sobald die Bewertung abgeschlossen ist, wollen die Wasserversorger mit Behörden und Politik darüber ins Gespräch kommen, wie die öffentliche Wasserversorgung langfristig zu sichern und vorrangig zu schützen sei. 

Ein nächster Schritt könnte dann die Ausarbeitung einer gemeinsamen Wasserversorgungs-Strategie sein, die weitere Wasser-Ressourcen einbezieht, um die Wasserwirtschaft für die Anforderungen der Zukunft fit zu machen. In der Diskussion waren in diesem Zusammenhang bereits der Bau von Meerwasser-Entsalzungsanlagen oder auch von Rückhaltesystemen für Oberflächenwasser.

Klöpper neuer Exekutivsekretär an Spitze des Wattenmeer-Sekretariats

Sascha Klöpper CWSS
Sascha Klöpper ist neuer Exekutivsekretär des Trilateralen Wattenmeersekretariats. Foto: CWSS

Wilhelmshaven/Hooksiel (28. 2. 2024) – Die trilaterale Wattenmeerzusammenarbeit von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden hat Sascha Klöpper zum neuen Exekutivsekretär des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats ernannt. Klöpper tritt sein Amt offiziell am 1. März an.

Das Wattenmeersekretariat koordiniert, fördert und unterstützt die Aktivitäten der Trilateralen Wattenmeerzusammenarbeit. Es hat seinen Sitz in Wilhelmshaven und wurde 1987 von den drei Wattenmeer-Anrainerstaaten gegründet. Zudem ist das Sekretariat für das Wattenmeer-Seehundabkommen zuständig, dem ersten regionalen Abkommen, das im Rahmen des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten geschlossen wurde.

Der Meeresbiologe Klöpper galt bislang schon als Sekretär des Trilateralen Programmausschusses zur Wattenmeerforschung als treibende Kraft bei der Stärkung der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Seit einigen Jahren bekleidet er die Position des stellvertretenden Exekutivsekretärs. Seit dem Ende der Amtszeit von Bernard Baerends im Juni 2023 hatte er schon kommissarisch die Position des Exekutivsekretärs inne. Dem Auswahlausschuss gehörten Vertreter der drei Mitgliedsstaaten der Kooperation und die Vorsitzende des Wattenmeerausschusses, Anne-Marie Vægter Rasmussen, an. 

Grüne fordern Schritte gegen Ärztemangel im ländlichen Raum

Friesland/Wangerland (24. 2. 2024) – Im Landkreis Friesland herrscht Ärztemangel. Davon sind Kommunalpolitiker und Landtagsabgeordnete der Grünen überzeugt. Der Ärztemangel führe zu einer sinkenden Zahl von Praxen. Grünen-Gesundheitsexpertin Sigrid Busch (Varel): „Die Wege zu den Arztpraxen werden immer länger.“

Busch hatte zusammen mit der Landtagsabgeordneten der Grünen, Sina Beckmann (Jever), und der Fraktionsvorsitzenden der Kreistags-Grünen Martina Esser (Schortens) die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) in Wilhelmshaven besucht. Gesprächspartner dort waren Geschäftsführerin Dr. Sainab Egloffstein sowie Matthias Abelmann, Facharzt für Allgemeinmedizin und Mitglied des Zulassungsausschusses.

Sina Beckmann bei der KVN
Die friesländische Landtagsabgeordnete Sina Beckmann (rechts) informierte sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung über die Ärzteversorgung in Friesland. Neben ihr: Dr. Sainab Egloffstein und Matthias Abelmann von der KVN. Foto: privat

Gemäß der Regelungen der Bedarfsplanung ist die Region gut mit Ärzten versorgt. Trotzdem zeige die Realität ein anderes Bild, so die Politikerinnen. Ein zentrales Problem sei, dass es durch das durch die Krankenkassen gedeckelte Budget keine Anreize für Ärzte gebe, weitere Behandlungskapazitäten zu schaffen. Dadurch werde die Versorgungslage auf dem Land weiter ausgedünnt.

Das Abrechnungssystem stelle vor allem Kinder- und Hausärzte vor Herausforderungen. Die Entbudgetierung von Kinderarztpraxen werten die Politikerinnen als ersten Schritt in die richtige Richtung. Die Grünen appellieren an Bund und Land angesichts der aktuellen Pensionierungswelle schleunigst unnötige Regularien und Bürokratie abzubauen, um die Attraktivität des Arztberufs zu steigern. 

Ein weiteres Problem: Der weit verbreitete Missbrauch von Rettungs- und Notfalldienst. Sina Beckmann: „Ich sehe die Notwendigkeit einer Bundes- und Landes-Kampagne, um die Menschen daran zu erinnern, nicht immer sofort die Notrufnummer zu wählen oder die Notaufnahme aufzusuchen. Das würde den stark geforderten Rettungsdienst- und Notfalldienst signifikant entlasten.“ Sie halte ein System mit einer Dringlichkeits-Einschätzung bei einer vorgelagerten telefonischen Anamnese für sinnvoll. 

Martina Esser plädiert zudem für Veränderungen auf kommunaler Ebene: „Wir brauchen dringend eine bessere Kommunikation zwischen Krankenhaus, Krankenkasse und ambulanter (Notfall)versorgung und auch eine Bündelung der 29 Leitstellen in Niedersachsen.“

Um dem Ärztemangel in Friesland und in ganz Niedersachsen entgegen zu wirken, müsse zudem dringend die Zahl der Studienplätze an der European Medical School (EMS) in Oldenburg sowie an der MHH Hannover und der Universitätsmedizin Göttingen erhöht werden. 

Schlechte Konjunktur und Krisen belasten Bilanz des Jade-Weser-Port

Wilhelmshaven/Oldenburg (19. 2. 2024) – Der Seehafen Wilhelmshaven hat im vergangenen Jahr einen Rückgag beim Umschlagvolumen verzeichnet. Die niedersächsische Hafengesellschaft NPorts gab heute ein Volumen von 30,97 Millionen Tonnen für 2023 an – damit habe das Minus bei rund vier Prozent (32,29 Mio. Tonnen in 2022) gelegen. 

Zuwächse seien bei flüssigen Massengütern zu verbuchen gewesen (+ 4 % / 23,33 gegenüber 22,51 Mio. Tonnen). Der Umschlag am Flüssiggasterminal habe maßgeblich zu diesem positiven Ergebnis beigetragen. Im Jahr 2023 seien bei 45 Schiffsanläufe insgesamt rund sieben Millionen Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) umgeschlagen worden. Damit hätten und 3,6 Millionen Haushalte mit Erdgas versorgt werden können. 

jadeWeserPort
Besinnliche Stimmung am JadeWeserPort. Die schlechte Konjunktur und die internationalen Spannungen haben die Umschlagbilanz des Containerhafens im vergangenen Jahr belastet. Foto: hol

Der Umschlag fester Massengüter sank von rund 3,79 Millionen (2022) auf rund 2,33 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Der Kohleumschlag verringerte sich von 3,15 Millionen Tonnen auf 1,79 Millionen Tonnen.

Beim Stückgutumschlag wurden rund 5,31 Millionen Tonnen verbucht. Das entspricht einem Minus von elf Prozent gegenüber 2022 (5,99 Mio. Tonnen). Hier komme auch der Rückgang im Containerumschlag am Jade-Weser-Port zum Tragen. 531.637 umgeschlagene Standardcontainer (TEU) bedeuten ein Minus von 22,2 Prozent gegenüber 2022 (683.395 TEU).

Autoumschlag legt zu

Deutlich positiv hingegen habe sich der Autoumschlag entwickelt, so NPorts. Hier stand den rund 36.200 Fahrzeugen im Jahr 2023 einer Zahl von 9.298 Fahrzeuge im Jahr 2022 gegenüber. „Für das Jahr 2024 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet“, so NPorts. 

Auch in der Gesamtbilanz der neun niedersächsischen Seehäfen (Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven) sticht der Zuwachs beim Automobilumschlag heraus. Ein Plus sei auch bei der Verladung von Windenergie-Komponenten erzielt worden. Rückläufig entwickelte sich der Bereich der festen Massengüter, wie Kohle aber auch von Materialien für die energieintensive Industrie, sowie der Containerumschlag. 

Schwierige Rahmenbedingungen

„2023 war ein Jahr voller Herausforderungen aber auch Chancen für unsere Hafengruppe. Während Themen, wie zu hohe Energiekosten, geopolitische Spannungen sowie ein nachlassendes Wirtschaftswachstum die Bilanz negativ beeinflussten, gab es positive Entwicklungen beim Umschlag von Automobilen, Windenergie-Komponenten und Flüssigerdgas“, erläutert André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketing-Gesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.

„Die Nachfrage von Verbrauchern und Industrie war im Geschäftsjahr 2023 durch den an- haltenden Krieg in der Ukraine, geopolitische Spannungen, Inflation und steigende Zinsen sowie die nachlassende Wirtschaftsleistung Chinas belastet“, ordnete Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) die sinkenden Umschlagzahlen ein: „Diese Rahmenbedingungen haben auch bei Containerverkehren und -umschlag zu einem sehr herausfordernden Geschäftsumfeld geführt und sich negativ auf den Containerumschlag gerade auch am JadeWeserPort ausgewirkt.“ 

Häfen unterstützen Energiewende

Für das laufende Jahr sind Investitionen in die Seehäfen in Höhe von rund 92 Millionen Euro geplant. Zudem seien für Instandhaltung der Hafenanlagen rund 53 Millionen Euro vorgesehen, sagte Holger Banik, NPorts-Geschäftsführer der auch Geschäftsführer der JadeWeserPort Realisierungs GmbH ist. „Mit den globalen Entwicklungen der letzten Jahre sind die Erwartungen an die Häfen für alle sichtbar geworden. Sie sind deutlich gewachsen. Deshalb gestalten wir Transformationsprozesse, um Stabilität und Verbindlichkeit zu schaffen.“

Mit den Anlegern für verflüssigte Gase in Wilhelmshaven und Stade zeige man, wie die Häfen die Energiewende unterstützen. So könnten an den Flüssiggas-Terminals neben LNG künftig auch Wasserstoffderivate bzw. sogenannte grüne Moleküle angenommen werden, so Banik weiter. Insgesamt würden die Häfen Arbeitsplätze für rund 47.000 hafenabhängig Beschäftigte sichern. 

Ein Schwerpunkt der Tätigkeit der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven liege aktuell auf der Flächenentwicklung und der Flächenvergabe. In 2023 habe es Vertragsabschlüsse mit acht verschiedenen, überwiegend ansässigen Unternehmen gegeben „Mit der Standortsicherung und Erweiterung leistet NPorts einen großen Beitrag zur Wertschöpfung“, so Banik. 

Südbeck beleuchtet Spannungsfeld Energiewende und Nationalpark

Wilhelmshaven/Wangerland (18. 2. 2024) – Niedersachsens Küstenregion steht im Zentrum der Anstrengungen zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Die Energiewende geht dabei mit einer Reihe von Herausforderungen für den Nationalpark Wattenmeer einher. 

Nationalpark-Leiter Peter Südbeck wird das Spannungsfeld am Dienstag, 20. Februar, auf einer Veranstaltung im Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven (Südstrand 110b) in Wilhelmshaven (Beginn 19 Uhr) beleuchten. Der Eintritt ist frei.

Neben aktuellen Diskussionen um Nutzung und sogar Ausbau fossiler Energiequellen ist vor allem der Ausbau und die Anbindung von Offshore-Windkraftanlagen an das deutsche Stromleitungsnetz eine besondere Herausforderung. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer steht rein räumlich mitten in diesem Spannungsfeld, denn hohe Schutzstandards für diesen einzigartigen und als UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichneten Naturraum mit enormer Bedeutung für die regionale (Tourismus-)Wirtschaft sind bei allen Aktivitäten zu berücksichtigen. 

Der Vortrag gibt einen Überblick über die Herausforderungen. Südbeck will aber auch einige konstruktive Vorgehensweisen zum Umgang mit diesem sensiblen Naturraum darstellen.