Grünes Licht für zweites LNG Terminal: Genehmigung wohl Ende März

Wilhelmshaven/Hooksiel (14. 2. 2024) – Das zweite LNG-Terminal in der Jade nimmt Gestalt an. Das wurde am Dienstag Abend bei einer Informationsveranstaltung deutlich, zu der die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) und die FSRU Wilhelmshaven GmbH ins JadeWeserPort-Infocenter eingeladen hatten. Dabei erläuterten Vertreter der beteiligten Firmen und Genehmigungsbehörden den Sachstand.

Die Materie ist in mehrfacher Hinsicht kompliziert. Die Struktur der Akteure ist unübersichtlich, das Bauvorhaben ungewöhnlich und das Genehmigungsverfahren verschachtelt. Dennoch zeigte sich Dr. Andreas van Hooven von der DET zuversichtlich, dass das Terminal den Import von Flüssigerdgas (LNG) Ende des zweiten Quartals, also im Juni, aufnehmen wird.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Die „Höegh Esperanza“ bekommt bald Gesellschaft. Mit der „Excelsior“ wird demnächst eine zweite FSRU in der Jade LNG anlanden. Archiv-Foto: Bökhaus

Über eine FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) wird von Frachtschiffen angelandetes, 162 Grad kaltes Flüssigerdgas in Gas zurückverwandelt und ins Versorgungsnetz eingespeist. Die erste FSRU in der Jade, die „Höegh Esperanza“, liegt bekanntlich am LNG Terminal Wilhelmshaven in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens. 

Für die FSRU 2 wird derzeit in der Jade, vor dem Grundstücke des Energiekonzerns TES, ein Ponton-Anleger gebaut, an dem in einigen Wochen die „Excelsior“ festmachen soll. Derzeit liege das Industrieschiff noch in einer spanischen Werft und werde für ihre Aufgabe in Wilhelmshaven umgerüstet, sagte Gerd Töpken, einer von vier Geschäftsführern der FSRU Wilhelmshaven GmbH. Dabei würden auch die Ultraschallanlagen montiert, die dafür sorgen sollen, dass beim Erwärmungsprozess mittels Seewasser keine Biozide anfallen, die die Umwelt belasten könnten. 

Bund ist Eigentümer der Anlagen

Eigentümer der Infrastruktur und Auftraggeber für den LNG-Import in der Jade, in Brunsbüttel und künftig auch in Stade ist der Bund. Der bediene sich als „Erfüllungsgehilfen“ einer privatrechtlichen GmbH, der DET, erläutert van Hooven. Diese GmbH wiederum beauftrage andere Unternehmen wie die FSRU Wilhelmshaven GmbH, die für den Aufbau des Terminals bis zur Betriebsbereitschaft verantwortlich ist. 

Gesellschafter der FSRU GmbH sind die Energie-Unternehmen TES und Engie. Weitere Partner der DET sind die Reederei der „Excelsior“, für das kaufmännische Management ein litauisches Unternehmen und eine Firma für die Wartung der Anlagen. Diese Ausschreibung sei noch nicht abgeschlossen.

Der Bund will durch den Betrieb von LNG-Terminals die Energieversorgung Deutschlands und der EU sicherstellen, sagte van Hooven. Dafür brauche man LNG. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den Ausfall russischen Erdgases habe sich die Versorgungslage komplett verändert. Weiterhin muss Deutschland rund 90 Prozent des in privaten Haushalten, Industrie- und Gewerbebetrieben benötigen Gases importieren. Russland habe in der Vergangenheit rund 52 Prozent des Bedarfs gedeckt. Inzwischen sei Norwegen Hauptlieferant, zumal die Niederlande kein eigenes Erdgas mehr fördere. 

LNG für Gasversorgung in der EU

Künftig, so sagte van Hooven, dürften auch die russischen Erdgaslieferungen nach Tschechien und Österreich wegfallen. Die LNG-Terminals seien damit auch ein Baustein für die Gasversorgung anderer EU-Länder. Die deutschen Gasspeicher seien derzeit mit 70 Prozent noch gut gefüllt. Das reiche, um den Bedarf für zwei Monate zu decken. Damit kämen die Haushalte zwar über den Winter, für die Wirtschaft sei das als Planungsgröße aber zu wenig.

Obwohl die abschließende Bau- und Betriebsgenehmigungen erst in den nächsten Wochen vorliegen werden, sind die Arbeiten an der Ponton-Anlage in der Jade weit fortgeschritten. Wie Töpken sagte, wurde das Baufeld des Insel-Anlegers bereits im vergangenen Jahr von Munition geräumt. Liegewanne und Zufahrt für die Schiffe wurden ausgebaggert, das Sauggut verklappt und vor Ort zehn 70 Meter lange Dalben in den Jadegrund gerammt. Aktuell würden die Dalbenköpfe montiert und die Köpfe mit Stegen verbunden.

Von Bord der „Excelsior“ soll das regasifizierte LNG künftig per Kunstoffpipelines durchs Wasser Richtung Land-Annahmestelle gepumpt werden. Die Leerrohre, die die Pipelines aufnehmen, sind am Deich von der Straße Am Tiefen Fahrwasser aus bereits gut zu erkennen. Die Rammarbeiten in der Jade seien naturschonend vorgenommen worden, betonte Töpken. Dafür seien um die Baustelle so genannte Blasenschleier gelegt worden, die den Schall im Wasser brechen. „Schon im Vorfeld haben wir die Schweinswale aus dem Umfeld vergrämt.“ 

Kompliziertes Genehmigungsverfahren

Ralf Regensdorff, stellvertretender Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes (GAA) Oldenburg, und Dorothea Klein vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erläuterten das komplexe Genehmigungsverfahren, bei dem auch die Behörden zum Teil Neuland betreten hätten. Durch das LNG-Beschleunigungsgesetz seien nicht nur Auslegungs- und Einwendungsfristen verkürzt, sondern auch Prüf- und Genehmigungsabläufe so verzahnt worden, dass ein erheblicher Abstimmungsbedarf zwischen den Behörden entstand. Das Ziel: Eine zügige Abwicklung der Genehmigungsschritte. Als hilfreich habe sich erwiesen, dass ein beim Umweltministerium in Hannover installierter „Lenkungsausschuss“ das Verfahren koordinierend begleitet habe.

Das GAA muss vor allem immissionsschutzrechtliche Frage klären. „Eine FSRU ist eine Industrieanlage auf dem Wasser“, sagte Regensdorff. An Bord der „Excelsior“ werden bis zu 58,7 Tonnen entzündbare Gase gelagert und eine Dampfkesselanlage betrieben. Zudem müssten die Lade- und Entladevorgänge geprüft werden. Das NLWKN kümmert sich vornehmlich um das Planfeststellungsverfahren für den Bau des Anlegers und um die wasserrechtliche Genehmigung für die Einleitung von erwärmtem Wasser in die Jade. Viele weitere Themen etwa zu schifffahrtsrechtlichen Fragen oder zu städtischen Belangen seien zudem in diese Genehmigungen „einkonzentriert“ worden. „Am Ende steht eine umfassende Baugenehmigung“, sagte Regensdorff, die voraussichtlich Ende März erteilt werden könne.

Nach fünf Jahren soll Wasserstoff kommen

Laut Bauantrag soll der Betrieb der FSRU auf fünf Jahre begrenzt sein. Zum einen werde dadurch deutlich, dass das fossile LNG nur eine Übergangslösung sei, so Frank Albers, TES-Manager in Diensten der FSRU Wilhelmshaven GmbH. Zum anderen solle das Areal des Insel-Anlegers danach auf sechs bis acht Schiffs-Liegeplätze erweitert werden. Damit werde die Grundlage für den TES Green Energy Hub gelegt – über den der Import von Wasserstoff-Derivaten laufen soll. Wasserstoff soll einer der Eckpfeiler einer klimaschonenden Energieversorgung Deutschlands werden. Aber, so betonte Albers: „LNG Terminal und Green Energy Hub sind zwei paar Schuhe.“

Fast an jedem zweiten Auto hatte die Polizei etwas zu beanstanden

Wilhelmshaven/Wangerland (13. 2. 2024) – Bei einer Verkehrskontrolle auf der Oldenburger Straße (Bundesstraße 210) im Bereich der Stadt Wilhelmshaven hat die Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland heute etliche Verstöße festgestellt. Die Beamtinnen und Beamten kontrollierten in der Zeit von 10.30 bis 13 Uhr rund 60 Fahrzeuge, darunter vier Lastwagen.

Besonderes Augenmerk bei der Kontrolle (Foto/Polizei) habe bei den Themen Ablenkung der Fahrer, etwa durch Handynutzung, und Fahrtüchtigkeit der Autofahrer gelegen. Darüber hinaus seien die Führerscheine sowie das Vorhandensein von Warndreieck, Verbandkasten und Warnwesten überprüft worden.

Polizeikontrolle

Die gute Nachricht, so die Polizei: „Alle Fahrzeugführer waren verkehrstüchtig und verfügten über die notwendige Fahrerlaubnis.“ Aber es habe an fast jedem zweiten Auto etwas zu beanstanden gegeben. Häufig hätten sicherheitsrelevante Gegenstände gefehlt, oder der TÜV-Termin war abgelaufen.

Bei allen kontrollierten Lkw stellten die Beamten Verstöße im Bereich der Sozialvorschriften fest. Die Vorschriften für Lenk- und Ruhezeiten waren nicht eingehalten worden. Probleme gab es auch mit der Sicherung der Ladung. 

„Wir wollten die Verkehrsteilnehmer zur Einsicht bringen und haben viele Gespräche geführt“, so Sven Schwarz, Leiter der Verfügungseinheit der Polizei. „Uns geht es um Nachhaltigkeit, nicht um das Abkassieren“, so Schwarz weiter. Aber die Vielzahl der Verstöße habe ganz deutlich gezeigt, dass solche Kontrollen erforderlich seien. 

Dass der Polizei auch Tiere am Herzen liegen, habe ein Gespräch mit einer Autofahrerin gezeigt: Das Gebot der richtigen „Ladungssicherung“ gilt nämlich auch zum Schutz von Hunden. Das Tier der Frau war nicht ordnungsgemäß „verladen“, was auch eine Gefahr für die Fahrerin selbst hätte werden können.

Agrardiesel: Gezerre um Streichung von Subvention geht weiter

Wilhelmshaven/Wangerland (2. 2. 2024) – Der Bundestag hat heute den Bundeshaushalt 2024 beschlossen. Die in Friesland, Wilhelmshaven und Wittmund direkt gewählte SPD-Abgeordnete Siemtje Möller wertet es als Erfolg, dass es den Abgeordneten der Küstenländer der Ampel-Koalition gelungen sei, eine Kürzung der Mittel für Küsten- und Hochwasserschutz zu verhindern. In den kommenden Jahren sei aber eine Erhöhung der Mittel notwendig. „Die Anforderungen an den Küstenschutz aufgrund steigender Meeresspiegel wachsen“, sagt Möller. „Beim Hochwasserschutz muss künftig klimabedingt ebenfalls mit verstärkten Anforderungen gerechnet werden.“

Für die Umsetzung des GAK-Rahmenplans sind die Länder zuständig. GAK steht für Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutz.

Siemtje Möller

Der Bund finanziert 70 Prozent der Projekte, die Länder tragen 30 Prozent der Kosten. Künftig werde die Finanzierung in Sonderrahmenplänen für „Maßnahmen des Küstenschutzes in Folge des Klimawandels“ sowie für „Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes“ festgelegt, so die Abgeordnete (Foto). „Die Pläne sehen im laufenden Jahr 120 Millionen und 127 Millionen Euro vor.“ Insgesamt stünden für GAK-Maßnahmen rund 1,03 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Ringen um Agrardiesel geht weiter

Zugestimmt hat eine Mehrheit im Bundestag hingegen den geplanten Kürzungen bei Subventionen von Agrardiesel, gegen die Landwirte seit Wochen Sturm laufen. Ein Antrag der CDU-Fraktion, auf diese Kürzung zu verzichten, scheiterte. Allerdings muss der Bundesrat, also die Ländervertretung, dem Gesetz noch zustimmen. Die Länderkammer wird sich voraussichtlich am 22. März mit dem Thema befassen.

Die Rückvergütung von Teilen der Diesel-Steuer an Landwirte soll ab 1. März um 40 Prozent und in den (2025 und 2026) um jeweils 30 Prozent verringert werden. Ab 2027 gäbe es dann gar keine Vergünstigung mehr. Der Finanzminister kalkuliert ab 2028 mit Mehreinnahmen von 453 Millionen Euro. 

Mahnwache am Jade-Weser-Port

Bis Mittwochabend hatten Landwirte aus der Region unter anderem die Zufahren zum Jade-Weser-Port Containerhafen in Wilhelmshaven blockiert. Der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes Friesland, Lars Kaper (Varel) führe im Nachgang zusammen mit weiteren Landwirten Gespräche unter anderem mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), Frieslands Landrat Sven Ambrosy und Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos).

Lies habe dabei zugesagt, so das Landvolk in einer Mitteilung, dass er sich als Minister und auch innerhalb der SPD dafür einsetzen werde, dass das Thema Agrardiesel neu diskutiert wird. Unter anderem sollten alternative Traktor-Kraftstoffe auf Basis von Pflanzenöl und Biomethan steuerfrei gestellt werden.

Die Landvolk-Vertreter erwarten, dass konkrete Ergebnisse innerhalb der nächsten vier Wochen präsentiert werden. „Ist dies nicht der Fall, so behalten sich die Landwirte vor, ihren Protest fortzusetzen“, so Kaper, der den Teilnehmern an an Aktion am Jade-Weser-Port ausdrücklich dankte.

Kaum Ordnungswidrigkeiten

„Neue Kommissionen und Grundsatzdebatten brauchen wir nicht“, sagte der Kreislandvolkvorsitzende. „Eine weitere Verteuerung der Produktion durch Abgaben, sei es durch die Tierwohlabgabe, die Verpackungsabgabe, die CO2-Abgabe oder anderes ist das falsche Signal.“ Die Landwirte müssten die Chance haben, ihre Betriebe weiterentwickeln. Das von der EU in Aussicht gestellte Aussetzen von verpflichtenden Flächenstilllegungen, müsse in Deutschland konsequent umgesetzt werden, fordert Kaper. „Die Betriebsleiter sollen selbst entscheiden, ob sie Futter für Tiere, Pflanzen für die Energieproduktion oder Getreide oder Leguminosen anbauen wollen. Nur so überzeugen wir auch junge Menschen davon, Landwirt zu werden.“

Oberbürgermeister Feist habe gesagt, dass im Rahmen der Demonstrationen – mit Ausnahme einer illegalen Entsorgung von Heuballen, Grünschnitt und Schutt auf der Autobahn – keine Ordnungswidrigkeiten gegeben habe, denen man nachgehen müsse. An der viertägigen Protestaktion an allen Zufahrten zum Hafen hatten sich zahlreiche Landwirte mit bis zu 100 Fahrzeugen beteiligt. An der Mahnwache am Kreisverkehr am Ende der Autobahn brannte ein Feuer. Die Beeinträchtigen des Verkehrs blieben überschaubar, zumal sich die Landwirte an behördliche Auflage hielten.

Kommunaler Umweltschutzverband fordert Verbot von CO2-Speicherung

Hooksiel/Varel (2. 2. 2024) – Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) warnt vor der geplanten Verpressung von CO₂ unter dem Nordseegrund. Um eine Treibhausgas-Neutralität für Deutschland zu erreichen, sei die für Mensch und Natur hoch riskante CCS-Technologie nicht erforderlich.

„Mit der Absicht, Kohlendioxid unter der Nordsee deponieren, bahnt sich – neben der Verklappung von Baggergut – eine weitere Art der Müllbeseitigung in dem maritimen Lebensraum an“, befürchtet Gerd-Christian Wagner, Bürgermeister von Varel und SDN-Vorsitzender. Dabei hätten Studien bereits gezeigt, dass das Abscheiden und Verpressen von CO2 für das Erreichen der Klimaziele in Deutschland nicht erforderlich ist.

IndustrieeCO2missionen
Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste warnt vor Plänen, CO2-Emissionen an Industriebetrieben abzuspalten, um das klimaschädliche Gas dann unter der Nordsee zu verpressen. Foto: SDN

Ebenso wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt die SDN mit Blick auf die für nächste Woche geplante Veröffentlichung der CO2-Strategie der EU-Kommission die Bundesregierung und die EU vor einem Irrweg in der Klimaschutzpolitik. Ziel müsse es sein, die Entstehung von Klimagasen zu vermindern und nicht, sie für Generationen unsicher sowie kosten- und energieintensiv einzulagern. Die Nordsee sei schon heute bei weitem als Industriegebiet übernutzt. CCS (Carbon Capture an Storage) gilt als Möglichkeit, gerade CO2-intensive Betriebe etwa in der Zement- oder Stahlindustrie schnell klimafreundlicher erscheinen zu lassen.

Die SDN habe schon im Jahre 2011 eine Resolution gegen die Ablagerung von Kohlendioxid aus Kraftwerken und Industrie im Meeresboden unter Nord- und Ostsee verabschiedet. „Industrieabfall im Untergrund zu verpressen, ist gefährlich und umweltschädlich – gleichgültig, ob an Land oder auf See“, betont die kommunale Umweltschutz-Organisation mit Sitz in Varel in einer Pressemitteilung. Die CCS-Technik, für die sich unter anderem auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stark macht, gehöre komplett verboten. 

Das Abscheiden des Gases, sein riskanter Transport durch Pipelines, per Schiff, Schiene oder über Straßen zum Speicherort und das Verpressen in den Untergrund verursache zudem einen enorm Energieaufwand und hohe Kosten. Außerdem würden riesige Flächen für ein Netz von Abscheidungsanlagen, Pipelines, Zwischenspeichern, Umladestationen und Häfen verbraucht. Hinzu komme noch das Risiko einer Leckage mit lebensgefährlichen Auswirkungen auf das Grundwasser, den Boden und angrenzende Lebensräume. Und auch ein technisch noch so versiertes Monitoring könne einen Unfall lediglich feststellen, aber nicht verhindern.

„Es muss allen Beteiligten bewusst sein, das ein solch technisches Verfahren nicht ausreichen kann, die von Menschen vollzogene Vermüllung der Atmosphäre zu beseitigen”, so Wagner. Weitaus erfolgversprechender sei es, einfach weniger neues CO₂ zu produzieren.

Dass sich aktuell immer mehr Energiekonzerne mit Blick auf große deutsche und EU-Klimaschutz-Fördertöpfe mit milliardenschweren Investitionsideen zur CO₂-Verpressung zu Worte melden, trüge auch nicht zu seiner Beruhigung bei, so der SDN-Vorsitzende. Man sehe hier offensichtlich einen Markt mit hohen Wachstumsraten. So sei etwa eine rund 900 Kilometer lange Pipeline von Wilhelmshaven aus durch die Nordsee nach Norwegen geplant, die noch vor 2032 in Betrieb gehen soll und jährlich mit 20 bis 40 Millionen Tonnen CO₂ etwa 20 Prozent der gesamten deutschen Industrie-Emissionen transportieren könne. 

„Der Bau neuer Unterwasser-Pipelines würde die Nordsee und das Wattenmeer mit Flächenverbrauch, Lärmbelastung sowie Leckagegefahr noch ein Stück mehr zum lebensfeindlichen Industriegebiet degradieren“, warnt Wagner. Der SDN-Vorsitzende rät stattdessen dazu, die immensen Fördergelder zum Beispiel für Energieeinsparungen im Gebäudebereich, Energiemanagement der Industrie, Kreislaufwirtschaft, Ressourcen-Verbrauchsminderung, Substitution sowie Dekarbonisierung zu verwenden.

Andreas Bullwinkel zurück bei Seaports

Andreas Bullwinkel, Andre Heim
Andreas Bullwinkel (rechts) tritt als Interims-Geschäftsführer die Nchfolge von André Heim an, der Seaports of Niedersachsen auf eigenen Wunsch verlässt. Foto: Seaports

Hooksiel/Oldenburg (1. 2. 2024) – Wechsel in der Geschäftsführung der Seaports of Niedersachsen GmbH. Andreas Bullwinkel, zuletzt Geschäftsführer der Jade-Weser-Port Marketinggesellschaft, übernimmt den Posten an der Spitze der Hafenmarketing-Gesellschaft für die niedersächsischen Seehäfen von André Heim. 

Heim verlasse das Unternehmen zum 31. März auf eigenen Wunsch, um eine neue Aufgabe wahrzunehmen, teilt Seaports mit. Bullwinkel (66) kehrt als neuer Interims-Geschäftsführer an eine vertraute Wirkungsstätte zurück. Der gelernte Schiffskaufmann in Ruhestand hatte die Seaports of Niedersachsen GmbH bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2004 bis zu seinem Wechsel zum JadeWeserPort 2013 erfolgreich geleitet. 

„Wir freuen uns, mit Andreas Bullwinkel kurzfristig eine erfahrene Persönlichkeit gewinnen zu können, um die Geschäfte der Gesellschaft konstant weiterzuführen“, so Aufsichtsratsvorsitzender Michael de Reese. Heim war seit Sommer 2020 Geschäftsführer der Marketinggesellschaft. „Wir danken Herrn Heim für seine erfolgreiche Arbeit für die Niedersächsische Hafenwirtschaft und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute“, so de Reese. Mit der dauerhaften Neubesetzung der Geschäftsführer-Position werde eine Personalberatungs-Agentur beauftragt. 

Zum Schutz von Mensch und Tier: Weniger Licht am LNG-Terminal

Wilhelmshaven/Hooksiel (31. 1. 2024) – Am LNG-Terminal Wilhelmshaven liegt die „Höegh Esperanza“ – eine Arbeitsplattform für den Import von Flüssigerdgas. Vor allem weil an Bord Menschen arbeiten, muss das Schiff beleuchtet sein – rund um die Uhr. Die gute Nachricht für Anwohner und Natur: Ab sofort erstrahlt die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) deutlich weniger hell. 

Eine dunkle Nacht ist nicht nur wichtig für einen gesunden Schlag von Menschen, sondern auch für den biologischen Rhythmus von Tieren. Wie Uniper mitteilt, verursache die „Höegh Esperanza“ bereits seit Mitte Dezember deutlich weniger Lichtemissionen. Mehr als ein Drittel der Beleuchtung werden seither nachts abgeschaltet. Das LNG-Terminal leiste damit einen Beitrag zum Projekt „Darker Sky“ (dunklerer Himmel), das aus dem Interreg-Nordseeprogramm von der EU cofinanziert wird. 

FRSU Höegh Esperanza
Zum Wohle von Mensch und Natur: Die FSRU „Höegh Esperanza“ strahlt künftig deutlich weniger intensiv in den friesischen Nachthimmel und in den Nationalpark Wattenmeer. Foto: Uniper

Die intensiven Lichtemissionen gehörten bislang neben den Chlor-Einträgen von Bord ins Wattenmeer zu den Hauptkritikpunkten am Betrieb der „Höegh Esperanza“ in unmittelbarer Nähe des Hooksieler Außenhafens. Lärm spielte in Wilhelmshaven, anders als etwa am LNG-Terminal in Brunsbüttel, wohl aufgrund der großen Entfernung zu Wohnhäusern nur eine untergeordnete Rolle.

Initiative der Nationalparkverwaltung

Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer (NPV) war im vergangenen Sommer über den Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Wilhelmshaven an den Betreiber des LNG-Terminals DET (Deutsche Energy Terminal GmbH) sowie die Bewirtschafterin der Anlage LTeW (LNG Terminal Wilhelmshaven GmbH, ein Uniper-Unternehmen ) mit der Frage herangetreten, ob nicht eine Minderung der Lichtemissionen möglich sei. Die Stadt gehört zu den Unterzeichnern der „Trilaterale Vision zum dunklen Himmel über dem Wattenmeer“. Die Vision und „Darker Sky“ haben zum Ziel, Lichtverschmutzungen in Küstennähe zu reduzieren. Damit sollen Artenvielfalt und ökologische Vernetzung in der Nordseeregion gefördert werden. 

LTeW, DET und der FSRU-Betreiber Höegh LNG haben prüfen lassen, ob die Möglichkeiten für eine freiwillige nächtliche Lichtreduktion besteht. Die Mindestanforderungen für die Beleuchtung der FSRU werden dabei von den Aspekten „Arbeitssicherheit an Bord“ und „see- und schifffahrtspolizeiliche Vorgaben bzw. Sicherheit des Schiffsverkehrs“ gesetzt. Ausschlaggebend für die Genehmigung war letztendlich eine Begutachtung durch das Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg (GAA Oldenburg), des Wasser- und Schifffahrtsamtes und der Hafenbehörde. 

Grünes Licht von Behörden

Die Untersuchung von Höegh LNG ergab, dass in der Nacht 15 von 34 Lichtern beziehungsweise Lichtergruppen an Bord ohne Gefährdung der Sicherheit ausgeschaltet werden können. Ausgenommen bei Notfälle oder notwendigen Nachtarbeiten an Deck. Damit hat sich von der „Höegh Esperanza“ ausgehenden Lichtemissionen deutlich verringert. 

Zusätzlich habe die LTeW erreicht, dass des Nachts die Beleuchtung auf dem FSRU-Anleger um 50 Prozent reduziert und jede zweite Lampe ausgeschaltet wird. Nur während der nächtlichen, behördlich vorgeschriebenen Rundgänge oder bei Nachtarbeiten müssten diese voll eingeschaltet werden, heißt es in der Mitteilung. 

Beispielhafte Zusammenarbeit

Ralf Kohlwes, Fachbereichsleiter Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Wilhelmshaven, bewertet die Verminderung der Lichtemissionen als beispielhaft, da damit die unterschiedlichsten Anforderungen im Raum Wilhelmshaven berücksichtigt werden. Immerhin sei die Region zugleich Industriestandort und Teil der Biosphärenregion „Niedersächsisches Wattenmeer“ sowie Nachbar des Nationalparks und Weltnaturerbes „Niedersächsisches Wattenmeer“. 

„Wir freuen uns, dass das LNG-Terminal durch diese Lichtreduktion einen aktiven Beitrag zum international bekannten „Darker Sky“-Programm leistet“, sagt LTeW-Geschäftsführer Thomas Hohmann. „Das spürbare Ergebnis haben wir dank eines engen und vertrauensvollen Dialogs mit allen Beteiligten erzielt.“ 

Mindaugas Petrauskas, Geschäftsführender Direktor der Höegh LNG Wilhelmshaven GmbH: „Die Darker-Sky-Initiative ist ein schönes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Partner des Wilhelmshaven LNG Terminals und der zuständigen Behörden. Die Modifikationen des Terminals tragen dazu bei, die Auswirkungen des Betriebs auf die Umwelt zu reduzieren, ohne die Sicherheit des Betriebs zu gefährden. Wir haben großen Respekt vor der sensitiven Küstenregion Niedersachsens und sind uns unserer Verantwortung bewusst.“ 

Millionen-Förderung für den Energy Hub

Energy Hub
MdB Siemtje Möller überbrachte den Förderbescheid für das Energie-Hub-Office. Mit ihr freuen sich (von links) Frieslands Landrat Sven Amboy, Uwe Opitz, Wirtschaftsförderer Alexander Leonhard, Wirtschaftsminister Olaf Lies und Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist. Foto: Privat

Wilhelmshaven/Hooksiel (30. 1. 2024) – Gute Nachrichten aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller mitteilt, habe das Ministerium nach über einem Jahr endlich den Förderantrag des „Energy Hub – Port of Wilhelmshaven“ positiv beschieden. Damit könne endlich das „Office“, also ein Büro, für den Energy Hub aufgebaut werden. 

„Mit den bewilligten gut 2,1 Millionen Euro können Stellen geschaffen werden, die den Unternehmens-Verbund dabei unterstützen die organisatorische, strategische und planerische Begleitung des Wirtschaftstransformation voranzubringen“, so Möller. Die an die 50 im Energy Hub zusammengeschlossenen Unternehmen zumeist aus den Branchen Energie und Logistik wollen die Energiewende in Deutschland vorantreiben und dafür den regionalen Strukturwandel im Raum Wilhelmshaven mitgestalten. Gerade dem Voslapper Groden vor den Toren Hooksiels kommt dabei einen Schlüsselrolle zu. 

„Bislang mussten wir die Initiative mit der Unterstützung der Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven und mit Bordmitteln stemmen“, sagt Uwe Opitz, Sprecher des Energy Hub. Nun könne der Energy Hub eigene Strukturen aufbauen. Dies werde dazu beitragen, die Region im bundesweiten Wettbewerb der Standorte als Energie- und Wasserstoffregion noch stärker zu etablieren und die Vernetzung der Unternehmen zu stärken.

Auch für die internationale Zusammenarbeit dürfte das „Office“ hilfreich sein. Zuletzt war mit World Energy GH2 das erste transatlantische Unternehmen dem Energy Hub beigetreten. Es will an der Westküste von Neufundland (Kanada) aus Windenergie grünen Wasserstoff produzieren, der – umgewandelt in Ammoniak – per Schiff nach Wilhelmshaven transportiert werden soll. Geplant ist der Export von 400.000 Tonnen Ammoniak pro Jahr.

„Die deutsche Wirtschaft ist langfristig auf den Import von Energieträgern angewiesen.“, unterstrich Möller. „Wilhelmshaven und die Region bieten dafür die idealen Voraussetzungen. Hier sind die Unternehmen, hier ist das Know-How. Mit dem Energy Hubschaffen wir vor Ort langfristig Arbeitsplätze in der Energiewirtschaft und in anhängenden Branchen.“

Auf Mission für die Menschlichkeit: Hooksieler helfen Seeleuten

Schiffsbesucher der Seemannsmission
Haben viel Freude an ihrer Arbeit als Schiffsbesucher der Seemannsmission Wilhelmshaven e. V.: die Hooksieler (von links) Dörte Salverius, Günter Kallweit und Angela Homuth. Foto: hol

Hooksiel /Wilhelmshaven (30. 1. 2024) – Sie sind ein wichtiges Glied in der globalen Handelskette, sie sorgen dafür, dass Frachter über die Weltmeere schippern können, dass Güter und Waren sicher ver- und entladen werden. Seeleute. „Die Seeleute sichern unseren Wohlstand“, sagt Angela Homuth. „Dabei geht es ihnen persönlich manchmal alles andere als gut.“

Die Hooksielerin weiß, wovon sie spricht. Rund vier Jahrzehnte lang hat sie beim Wilhelmshavener Chemieunternehmen Vynova gearbeitet und war dort bis zum Ende ihres Berufslebens vor fünf Jahren verantwortlich für die Logistik. Zeitweise gehörte dazu auch das Management einer Container-Linie zwischen Großbritannien und Wilhelmshaven.

Ehrenamt im Ruhestand

Ganz mochte Angela Homuth im Ruhestand von der See nicht lassen. Auch deshalb engagiert sie sich bei der Seemannsmission Wilhelmshaven, besucht regelmäßig Besatzungen der in den Wilhelmshavener Häfen liegenden Frachtschiffe, versorgt Seeleute mit kleinen Präsenten. Und ganz nebenbei würden die Gespräche mit den ausländischen Frauen und Männern an Bord dabei helfen, dass ihr Englisch nicht einrostet, sagt die Hooksielerin. „Für mich ist das einen Win-Win-Situation.“

Zum Team der Schiffsbesucher der vom ehemaligen Landtagsabgeordneten Wilfrid Adam geleiteten Seemannsmission gehören aktuell 15 Frauen und Männer. Drei davon kommen aus Hooksiel. Neben Angela Homuth sind das Dörte Salverius und Günter Kallweit. Im Gespräch mit „Hooksiel-Life“ erzählen auch sie über ihre Motivation für das Ehrenamt – und vor allem über die Notwendigkeit, den Seeleuten zu helfen.

„Aus Mitmenschlichkeit“ sei sie nach dem Wechsel in den Ruhestand bei der Seemannsmission eingestiegen, sagt Dörte Salverius. Schon in ihrem Beruf als Redakteurin des „Jeverschen Wochenblatts“ seien ihr Pressetermine an Bord oder zum Thema Schifffahrt die liebsten gewesen. Ohnehin hat die Wangerländerin als passionierte Seglerin ein enges Verhältnis zur See. „Außerdem halten die Schiffsbesuche einen fit.“

Als Dankeschön ein Lächeln oder ein Bier

Günter Kallweits kam erstmals 2019 mit der Seemannsmission in Kontakt. Mit dem Chor der Neuapostolischen Kirche trat der Hooksieler bei einem Benefizkonzert für die Hilfsorganisation auf, die damals ihr 60-jähriges Bestehen feierte. Auch der ehemalige Elektroniker bei der Luftwaffe suchte für seinen Ruhestand eine sinnvolle Tätigkeit. 

„Schiffsbesucher, das war für mich ideal. Man kann sich die Zeit frei einteilen und lernt immer wieder neue Menschen kennen, denen man helfen kann“, sagt Kallweit. „Dafür bekommt man aber auch viel zurück.“ Ein dankbares Lächeln etwa, oder eine Dose Bier, meist auch eine Einladung zum Essen. Zu den Voraussetzungen gehöre aber, dass man selbst seefest sei und eine gute Kondition habe. „Wenn man die Bordwand eines Frachters erklimmt und sich bis zur Mannschaftsmesse vorarbeitet, kommen schnell 500 Treppenstufen zusammen.“

Die Schiffsbesucher treffen sich alle zwei Wochen in der Zentrale der Seemannsmission in der Hegelstraße in Wilhelmshaven. Hier wird der Dienstplan für die nächsten Wochen festgelegt. Jeden Tag besucht einer der Ehrenamtlichen die in der offiziellen „Segelliste“ für Wilhelmshaven aufgelisteten Schiffe, ausgestattet mit Tüten voller warmer Mützen, Stadtplänen und Süßigkeiten. 

„Unser Ziel sind immer die Mannschaften“, sagt Angela Homuth. Aber hin und wieder komme es schon mal vor, dass ein Kapitän oder ein Wachoffizier die Besucher nicht an Bord lässt. Weil die Mannschaft angeblich zu tun hat. Oder vielleicht auch, weil die Reederei keinen Kontakt der Besatzung nach außen wünscht. 

Keine Gespräche über Politik

Schwierigkeiten gebe es gelegentlich mit chinesischen Schiffen, obwohl andere Kapitäne aus dem Reich der Mitte dann wieder ausgesprochen gastfreundlich seien. Unwohl sei ihr einmal gewesen, so schildert Homuth, als ein russischer Kapitän von ihr wissen wollte, wie sie zum Ukraine-Krieg steht. Offenbar weil ihm ihre Antwort nicht gefallen habe, sie er dann laut geworden. „Seitdem lehne ich jedes Gespräch über Politik von vornherein ab.“

Von den Seeleuten werden die Schiffsbesucher in den allermeisten Fällen freudig begrüßt. Nicht nur wegen der Süßigkeiten und der Wollmützen. Die Gäste bringen Abwechslung in den Alltag an Bord. Die Besatzungsmitglieder – auf einem großen Containerschiffes arbeiten in der Regel zwischen 21 und 30 Seeleute – seien häufig Phillipinos, Ukrainer oder Russen. Häufig verbringen sie bei niedrigen Löhnen neun Monate am Stück auf See, weit weg von ihren Familien. 

Fahrservice zum Einkaufen

Die Schiffsbesucher verkaufen ihnen bei Bedarf Telefonkarten, tauschen Dollar in Euro und bieten Fahrten in die Stadt an, etwa zum Einkaufen. „Wir machen alles, was uns möglich ist“, schildert Dörte Salverius. „Aber natürlich können wir nicht jeden Wunsch erfüllen.“ 

Hier und dort gebe es schon exotische Wünsche. So habe sich eine Gruppe Seeleute kürzlich in einem Baummarkt komplett mit Weihnachtsschmuck, vom Tannenbaum bis zur Glitzerkugel, eingedeckt. Eine andere kaufte jede Menge Holz, vermutlich für den Innenausbaus des Schiffes. Gelegentlich werde auch nach Elektronik-Artikeln oder nach Rotlicht-Etablissements gefragt. Inwieweit dabei Hilfe möglich ist, entscheidet jeder Schiffsbesucher für sich selbst.

Ausgefallen auch der Wunsch eines Kapitäns, der gern ein neues weißes Paradehemd samt Kapitänsklappen gekauft hätte. Das aus einem Bundeswehr-Shop herbeigeschaffte Exemplar habe dann letztlich aber doch nicht gepasst, sagt Salverius. Viele einfache Seeleute aus südlicheren Regionen treten ihren Job auf See nur mit Flip-Flops und dünnem T-Shirt an. Winterwetter kennen sie nicht. Entsprechend froh seien sie dann, wenn sie sich in der Kleiderkammer der Seemannsmission mit warmen Sachen einkleiden können. 

Bedarf an warmen Herren-Sachen

Die Schiffsbesucher betreuen Seeleute aller Nationalitäten und unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Der Begriff Seemanns-“Mission“ sei dabei manchmal irreführend, sagt Angela Homuth, denn mit Missionierung habe die Einrichtung nichts zu tun. „Wir arbeiten unter dem Dach der evangelischen Kirche, die vor Ort von Mitstreiter Peter Sicking vertreten wird, der als Seemannspastor auf Wunsch auch seelischen Beistand leistet“, so Dörte Salverius. 

Aus der Finanzierung der christlichen Seemannsmission jedenfalls habe sich die Oldenburgische Landeskirche längst zurückgezogen. Entsprechend froh sind die Schiffsbesucher, die Crew-Betreuer an Land und der gesamte, 160 Mitglieder starke Verein über neue Mitstreiter – und über Spenden, entweder Geld oder auch warme Winterbekleidung in kleinen Herrengrößen. 

Gemeinde Wangerland legt Planung für Windparks für ein Jahr auf Eis

Wangerland/Hooksiel (11.1.2024) – Die Gemeinde Wangerland legt die Planung weiterer Windpark-Flächen für ein Jahr auf Eis. Der Verwaltungsausschuss hat am Montag in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, die bereits im Oktober 2020 auf den Weg gebrachte Änderung des Flächennutzungsplans aufzuheben. Mit der Änderung hätte die Neuordnung der Windenergie-Nutzung im Wangerland geregelt werden sollen.

Windrad

Wie Bürgermeister Mario Szlezak beteuert, richte sich die aktuelle Entscheidung nicht gegen die Nutzung der Windenergie. Vielmehr sei der Beschluss die Folge umfangreicher Änderungen im Planungsrecht bei der Ausweisung von Flächen für Windenergie-Parks sowie für das Erneuern bestehender Windkraftanlagen (Repowering).

Mit Blick auf die Energiewende habe es seitens des Gesetzgebers für diesen Bereich in den Jahren 2022 und 2023 grundlegende Änderungen gegeben. So sei etwa die grundsätzliche Planung für Windpark-Flächen auf die Landkreise übertragen worden. Zudem seien die Möglichkeiten fürs Repowering von Altanlagen erweitert worden. Vor diesem Hintergrund bestehe Unsicherheit, so Szlezak, ob die Gemeinde eine rechtssichere Planung fertigstellen könne, die die neuen Gegebenheiten berücksichtigt..

Nach dem Beschluss des Verwaltungsausschusses soll im Rahmen einer Fachausschusssitzung Anfang 2025 erneut über die erneute Aufnahme einer Planung für weitere Windenergie-Flächen beraten werden. Bis dahin, so Szlezak, dürfte es ein klareres Bild über die Rechtslage sowie über die Zahl der Altanlagen in der Gemeinde Wangerland geben, die repowert werden sollen.

Gemeinde bezweifelt Messungen und pocht auf Ultraschall-Verfahren

Wangerland/Wilhelmshaven (20. 12. 2023) – Die Gemeinde Wangerland pocht auf die Umrüstung der „Höegh Esperanza“ auf eine Ultraschall-Reinigung. Wie Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) in einer Stellungnahme betonte, lehne man die von Betreiber Uniper ins Auge gefasste Stoß-Chlorierung des Rohleitungssystems an Bord der FSRU ab, da dabei giftige Brom-Verbindungen entstehen, die in die Jade fließen.

Uniper als Betreiber des bundeseigenen LNG-Terminals in Wilhelmshaven hatte zum 31. August ein Minimierungskonzept zum Chloreinsatz an Bord der vor der Hafeneinfahrt von Hooksiel liegenden „Höegh Esperanza“ vorgelegt. Über die „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU) wird bekanntlich seit einem Jahr verflüssigtes Erdgas importiert und regasifiziert. 

Um das von Meerwasser durchspülte Rohrleitungssystem im Schiff vor dem Befall von Muschel und Alten zu bewahren, wird Chlor eingesetzt. Die Gemeinde weist darauf hin, dass Uniper in seinem Minimuierungskonzept den Einsatz physikalischer Reinigungsverfahren (wie zum Beispiel die Ultraschallreinigung) von vorn herein ausgeschlossen habe. Dafür seien in dem Konzept reihenweise chemische Verfahren untersucht worden wie die derzeit angewandte Chlorierung und die geplante Stoß-Chlorierung. 

Szlezak: Brom ist ein Nervengas

Bei allen untersuchten chemischen Verfahren würden Brom-Verbindungen entstehen, die letztlich in die Jade ausgestoßen werden. „Brom ist ein Nervengift“, so Bürgermeister Szlezak. „Anfang 2023 gab es überhöhte Bromwerte in der Jade, woraufhin Probenahmen erfolgten. Der Ursprung der erhöhten Werte sowie Messergebnisse wurden nie veröffentlicht.“

Das Ultraschallverfahren der Firma Hasytec werde bei der zweiten FSRU, der „Höegh Excelsior“, die von Tree Energy Systems (TES) betrieben werden wird, schon vor deren Einsatz eingebaut. Uniper lehnt dieses Verfahren ab, weil angeblich die Betriebsrisiken zu groß seien. Es werden für die Ultraschall-Reinigung eine Vielzahl von Sensoren eingebaut. Nach Darstellung der Gemeinde befürchte Uniper, dass der Ausfall einzelner Sensoren nicht entdeckt werden könne und sich in dem davon betroffenen Rohr-Abschnitt Biofouling entwickeln könnte. 

Diese Aussage ist aus Sicht der Gemeinde unhaltbar. Das Ultraschall-Reinigungsverfahren von Hasytec sei derzeit auf 800 Schiffen im Einsatz, unter anderem auf Kreuzfahrtschiffen, bei deren Größe eine ähnliche Anzahl von Sensoren verbaut sein dürfte. 

Zweifel an den Mess-Methoden

Mit Blick auf die Entwarnung zu des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN), das bislang keine Chlor- und Brom-Belastungen im Jadewasser festgestellt haben will, meldet die Gemeinde Zweifel an den Messungen an. So sei bislang nicht veröffentlicht worden, wo genau die Proben entnommen worden sind. Zu erwarten wären Brom-Verbindungen am Meeresboden, wohin das eingeleitete kältere Abwasser sinke und sich zu einer Wolke verdichte. 

Angesichts des geringen Anteils von verflüssigtem Erdgas an den Gasimporten Deutschlands könne keine Rede davon sein, dass das LNG-Terminal „einen wesentlichen Beitrag zur Gasversorgung“ leiste. Damit sei bei der Genehmigung der Anlage aber der Verzicht auf eine Umweltverträglichkeit-Untersuchung begründet worden. „Eine sorgfältige Umweltverträglichkeit-Untersuchung hätte dazu führen können, dass es nur eine zeitlich begrenzte Genehmigung für die chemische Rohrreinigung gegeben hätte und der Umbau auf umweltneutrales Ultraschallreinigung zwingend vorgeschrieben worden wäre“, argumentiert die Gemeinde. 

Es sei zu vermuten, dass die Entscheidung zur Stoß-Chlorierung ausschließlich wirtschaftliche Gründe habe. Allerdings müsse die Gemeinde Wangerland als Anlieger mit den Entscheidungen, die jetzt vom Betreiber und dem NLKWN getroffen werden, 20 Jahre lang leben. „Das bedeutet, dass allein über 600 Tonnen Chlor in dieser Zeit vor unserer Haustür landen.“