Hooksiel (21. 10. 2023) – Die Bürgerinitiative (BI) zum Erhalt des Meerwasser-Hallenwellenbades Hooksiel steht vor dem Aus. Mit Günter Schmöckel und Uwe Diekmann wollen sich zwei der drei Sprecher zurückziehen. Der dritte, Alt-Bürgermeister Dietrich Gabbey, würde nach eigenem Bekunden noch für eine Übergangszeit als Berater eines neuen BI-Teams zur Verfügung stehen.
Seine Entscheidung verkündete das Führungstrio auf einer Mitgliederversammlung der BI im Gästehaus. Kamen zu solchen Versammlungen in der Vergangenheit häufig über 200 Bürgerinnen und Bürger, war das Interesse an diesem Freitag Abend mit rund 30 Anwesenden überschaubar. Schmöckel führte das auf das „Schietwetter“ und auf eine „gewisse Resignation“ zurück.
Es gäbe noch jede Menge zu tun
Dabei gäbe es auch weiterhin jede Menge zu tun. „Wir sind froh, dass das Hallenbad wieder in Betrieb ist.“ Aber, so Gabbey: „Eine langfristige Lösung ist noch nicht erreicht.“ Der BI-Sprecher verwies auf einen mittelfristigen Investitionsbedarf in dem Bad in zweistelliger Millionenhöhe. Er befürchte, dass weder die Gemeinde noch die Wangerland Touristik GmbH (WTG) das Geld dafür haben werden. Um so unverständlicher sei es, dass der Gemeinderat das Gespräch mit Carsten Hippenstiel verweigere. Nur so könnten im Raum stehende Vorbehalte gegen den einzigen potenziellen privaten Ko-Investor für die Attraktivitätssteigerung des Bades aus der Welt geräumt werden.
Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak widersprach dieser Darstellung. Hippenstiel habe sich mehrfach nicht an Termine und Absprachen gehalten. Auch deshalb sei kein Gespräch zwischen den Fraktionsspitzen im Rat und Hippenstiel als Pächter der Hallenbad-Gastronomie zustande gekommen. Während er und die WTG-Geschäftsführung dafür geworben hätten, die dem Pächter gesetzte Frist für die Eröffnung des Restaurants noch einmal zu verlängern, habe eine Ratsmehrheit einen Schlussstrich unter das Kapitel Hippenstiel gezogen, zu dem die Politik kein Vertrauen mehr habe.
Das Hallenbad-Restaurant liegt immer noch brach. Hippenstiel bezweifelt die Rechtmäßigkeit der Kündigung des Pachtvertrages. Alles laufe auf einen Rechtsstreit hinaus, der Monate oder auch Jahre dauern kann, sagte Szlezak. Unabhängig davon einen anderen Pächter zu gewinnen, sei nicht möglich. „Wir haben keinen Zugriff auf die Immobilie.“
„Der Rat verweigert das Gespräch“
Die BI-Sprecher zeigten sich enttäuscht darüber, dass ihre Gesprächs- und Hilfsangebote von Rat, Verwaltung und WTG nicht angenommen worden seien – weder als Moderatoren im Streit ums Hallenbad-Restaurant noch in Marketingfragen oder bei der Belebung des Gästehauses, dessen geplanten Verkauf die BI im Januar 2021 durch einen Bürgerentscheid verhindert hatte. „Wir kommen einfach nicht mehr weiter“, sagte Schmöckel. Man fühle sich ausgebremst, obwohl die BI doch nur das Ziel verfolge, Attraktionen für den Ort zu erhalten.
Almuth Janßen, Vorsitzende des Vereins für Handel, Handwerk und Gewerbe, ging noch einen Schritt weiter. Durch das geschlossene Hallenbad-Restaurant und das spärliche Programm im Gästehaus gehe der Wirtschaft vor Ort Umsatz verloren. „Wir sollten uns einen Anwalt nehmen und prüfen, ob wir Gemeinde und WTG nicht zwingen können, ihre Arbeit zu machen.“
Bürgermeister: Kommunikation muss besser werden
Bürgermeister Szlezak, der als einziger Vertreter von Gemeinde und WTG an der Versammlung teilnahm, versuchte, die Wellen zu glätten. Die BI habe es geschafft, dass das Hallenbad nicht geschlossen und das Gästehaus nicht verkauft wird. Auch seiner Ansicht nach müsse die Kommunikation zwischen der WTG und den touristischen Leistungsträgern verbessert werden. Das habe er in einem mehrstündigen Gespräch am Donnerstag auch WTG-Geschäftsführer Armin Kanning deutlich gemacht. „Wir müssen die Leute mitnehmen“, so der Bürgermeister. Die Stimmung sei grottenschlecht. „Ich habe die Hoffnung, dass die Botschaft beim Geschäftsführer angekommen ist.“
Risikofaktor „Thalasso Meeres Spa“
Welche Auswirkungen die Kostenexplosion „von 4,3 auf an die 20 Millionen Euro“ (Gabbey) beim Bau des Thalasso-Zentrums in Horumersiel auf die WTG und auf das Hallenwellenbad Hooksiel haben wird, ist ungewiss. Die BI-Sprecher befürchten, dass das „Thalasso Meeres Spa“, dessen Eröffnung auf 2024 verschoben wurde, kaum wirtschaftlich arbeiten kann. Sollte das Projekt die WTG in Zahlungsschwierigkeiten bringen, bestehe die Gefahr, dass das Hallenbad in Hooksiel geschlossen werde, weil es den WTG-Haushalt mit rund 500.000 bis 600.000 Euro im Jahr belastet.
Der Bürgermeister zeigte Verständnis für die Befürchtungen. „Aber was sollen wir machen? Aufhören zu bauen?“ fragte Szlezak. Das komme nicht mehr in Frage. Aber mit dem Wissen von heute über die Kostenentwicklung hätte vor Jahren wohl niemand dem Thalasso-Projekt zugestimmt.
Hoffnung auf einen Kurpark
Als voraussichtlich vorletzte Aktivität will die BI eine Studentin der Leibniz Universität Hannover unterstützen, die eine Masterarbeit über die Gestaltung eines Kurparks rund um das Gästehaus schreiben will. Ein Kurpark könnte die Anerkennung Hooksiels als „Nordseebad“ erleichtern. Sollten sich keine neuen Aktivisten finden, dürfte die Auflösung des BI-Kontos und die Verteilung von mehreren Tausend Euro an soziale Einrichtungen dann der letzte Akt in der fünfjährigen Geschichte der Initiative werden.
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