Hallenwellenbad gerettet? Bürgerinitiative steht vor Auflösung

Hooksiel (15. 3. 2024) – Der Fahrplan für die Auflösung der Bürgerinitiative Hooksiel steht. Günter Schmöckel hat auf der Mitgliederversammlung des Seebadevereins für April finale Gespräche im Führungstrio angekündigt, in dem die Modalitäten der Abwicklung im Detail geklärt werden sollen. Für Schmöckel, Schatzmeister der Initiative, besonders wichtig: „In unserer Kasse haben wir noch rund 5900 Euro. Das Geld soll wie angekündigt an Kindergärten und Jugendeinrichtungen, möglichst mit Bezug zum Schwimmsport, gehen.“

Bürgerinitiative Hooksiel
Die Sprecher der Bürgerinitiative Hooksiel: (von links) Uwe Diekmann, Dietrich Gabbey, Günter Schmöckel. Archiv-Foto: hol

Schmöckel zog eine durchweg positive Bilanz der Arbeit der BI, die sich seit Dezember 2018 für den Erhalt des Meerwasser-Hallenwellenbades Hooksiel samt Restauration eingesetzt hat. An der Spitze der Initiative standen neben Schmöckel zunächst Dietrich Gabbey und Dieter Schäfermeier. Nach dem Einzug von Schäfermeier in den Gemeinderat nahm Uwe Diekmann seinen Sprecherposten ein.

„Wir haben alle vertrauensvoll zusammengearbeitet und unsere Beschlüsse stets einstimmig gefasst“, schilderte Schmöckel. Der erste große Erfolg: Nach der Einleitung von juristischen Schritten durch die BI stimmte der Gemeinderat einstimmig für den Erhalt des Bades samt Restauration. Das Schwimmbad wurde im vergangenen Sommer nach Corona- und Sanierungspause wieder eröffnet. Ob und wann auch das Restaurant wieder in Betrieb geht, ist allerdings offen.

Rechtsstreit über das Restaurant

Aktuell läuft noch ein Rechtsstreit zwischen der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG) als Badbetreiberin und der Salzwiesen GmbH als Pächterin des Restaurants. Die WTG hatte den Vertrag gekündigt, weil die Eröffnung auf sich warten ließ. Die Pächterin erkennt die Kündigung nicht an und fordert zumindest Schadensersatz für die von ihr bereits getätigten Investitionen. Das Verfahren ist beim Landgericht Oldenburg anhängig. Der nächste Verhandlungstermin soll im Juni stattfinden.

Als weiteren großen Erfolg der BI bewertete Schmöckel das erfolgreiche Bürgerbegehren gegen den Verkauf des Gästehauses Hooksiel. Insbesondere Dietrich Gabbey sei es zu verdanken, dass sich jetzt eine Stipendiatin der Leibniz-Universität Hannover gefunden habe, die sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit der Frage beschäftigt, ob sich das Graftareal rund ums Gästehaus zu einem Kurpark umgestalten lässt. Die junge Frau wird bei ihrem Projekt von der WTG und der BI unterstützt.

Schmöckel: Zeit für Schlussstrich

Aus seiner Sicht, so Schmöckel, sei es jetzt an der Zeit einen Schlussstrich zu ziehen. Die Arbeit der BI sei von zahlreichen Hooksielern unterstützt worden. Während die Sprecher ihre Auslagen durchweg aus eigener Tasche bezahlt hätten, wären Anwalts- und Verfahrenskosten von privaten Sponsoren gedeckt worden. 

Während Schmöckel und Diekmann bereits im Herbst ihren Rückzug angekündigt hatten, sah Gabbey mit Blick auf die ungeklärte Restaurant-Frage und ungeklärter Zukunftsperspektive für das Bad durchaus noch Handlungsbedarf für die BI. Der langjährige SPD-Kommunalpolitiker befindet sich derzeit im Urlaub. Schmöckel betonte, dass man einen gemeinsamen Weg finden wolle. Vielleicht müsste sich dann eine neue Initiative bilden, die sich die noch offenen Fragen auf die Fahne schreibt. 

Bürgerinitiative sorgt sich ums Hallenbad – und hört trotzdem auf

Hooksiel (21. 10. 2023) – Die Bürgerinitiative (BI) zum Erhalt des Meerwasser-Hallenwellenbades Hooksiel steht vor dem Aus. Mit Günter Schmöckel und Uwe Diekmann wollen sich zwei der drei Sprecher zurückziehen. Der dritte, Alt-Bürgermeister Dietrich Gabbey, würde nach eigenem Bekunden noch für eine Übergangszeit als Berater eines neuen BI-Teams zur Verfügung stehen.

Bürgerinitiative Hooksiel
Sehen keine Chancen mehr, etwas zu bewirken: Die Bi-Sprecher 8von links) Uwe Diekmann, Dietrich Gabbey und Günter Schmöckel. Archiv-Foto: hol

Seine Entscheidung verkündete das Führungstrio auf einer Mitgliederversammlung der BI im Gästehaus. Kamen zu solchen Versammlungen in der Vergangenheit häufig über 200 Bürgerinnen und Bürger, war das Interesse an diesem Freitag Abend mit rund 30 Anwesenden überschaubar. Schmöckel führte das auf das „Schietwetter“ und auf eine „gewisse Resignation“ zurück. 

Es gäbe noch jede Menge zu tun

Dabei gäbe es auch weiterhin jede Menge zu tun. „Wir sind froh, dass das Hallenbad wieder in Betrieb ist.“ Aber, so Gabbey: „Eine langfristige Lösung ist noch nicht erreicht.“ Der BI-Sprecher verwies auf einen mittelfristigen Investitionsbedarf in dem Bad in zweistelliger Millionenhöhe. Er befürchte, dass weder die Gemeinde noch die Wangerland Touristik GmbH (WTG) das Geld dafür haben werden. Um so unverständlicher sei es, dass der Gemeinderat das Gespräch mit Carsten Hippenstiel verweigere. Nur so könnten im Raum stehende Vorbehalte gegen den einzigen potenziellen privaten Ko-Investor für die Attraktivitätssteigerung des Bades aus der Welt geräumt werden.

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak widersprach dieser Darstellung. Hippenstiel habe sich mehrfach nicht an Termine und Absprachen gehalten. Auch deshalb sei kein Gespräch zwischen den Fraktionsspitzen im Rat und Hippenstiel als Pächter der Hallenbad-Gastronomie zustande gekommen. Während er und die WTG-Geschäftsführung dafür geworben hätten, die dem Pächter gesetzte Frist für die Eröffnung des Restaurants noch einmal zu verlängern, habe eine Ratsmehrheit einen Schlussstrich unter das Kapitel Hippenstiel gezogen, zu dem die Politik kein Vertrauen mehr habe.

Restaurant am Hallenbad
Das Restaurant am Meerwasser-Hallenbad Hooksiel ist auf unabsehbare Zeit geschlossen. Auch die langfristige Zukunft des Bades, so die Sorge der Bürgerinitiave, ist nicht gesichert. Archiv-Foto: hol

Das Hallenbad-Restaurant liegt immer noch brach. Hippenstiel bezweifelt die Rechtmäßigkeit der Kündigung des Pachtvertrages. Alles laufe auf einen Rechtsstreit hinaus, der Monate oder auch Jahre dauern kann, sagte Szlezak. Unabhängig davon einen anderen Pächter zu gewinnen, sei nicht möglich. „Wir haben keinen Zugriff auf die Immobilie.“ 

„Der Rat verweigert das Gespräch“

Die BI-Sprecher zeigten sich enttäuscht darüber, dass ihre Gesprächs- und Hilfsangebote von Rat, Verwaltung und WTG nicht angenommen worden seien – weder als Moderatoren im Streit ums Hallenbad-Restaurant noch in Marketingfragen oder bei der Belebung des Gästehauses, dessen geplanten Verkauf die BI im Januar 2021 durch einen Bürgerentscheid verhindert hatte. „Wir kommen einfach nicht mehr weiter“, sagte Schmöckel. Man fühle sich ausgebremst, obwohl die BI doch nur das Ziel verfolge, Attraktionen für den Ort zu erhalten. 

Almuth Janßen, Vorsitzende des Vereins für Handel, Handwerk und Gewerbe, ging noch einen Schritt weiter. Durch das geschlossene Hallenbad-Restaurant und das spärliche Programm im Gästehaus gehe der Wirtschaft vor Ort Umsatz verloren. „Wir sollten uns einen Anwalt nehmen und prüfen, ob wir Gemeinde und WTG nicht zwingen können, ihre Arbeit zu machen.“ 

Bürgermeister: Kommunikation muss besser werden

Bürgermeister Szlezak, der als einziger Vertreter von Gemeinde und WTG an der Versammlung teilnahm, versuchte, die Wellen zu glätten. Die BI habe es geschafft, dass das Hallenbad nicht geschlossen und das Gästehaus nicht verkauft wird. Auch seiner Ansicht nach müsse die Kommunikation zwischen der WTG und den touristischen Leistungsträgern verbessert werden. Das habe er in einem mehrstündigen Gespräch am Donnerstag auch WTG-Geschäftsführer Armin Kanning deutlich gemacht. „Wir müssen die Leute mitnehmen“, so der Bürgermeister. Die Stimmung sei grottenschlecht. „Ich habe die Hoffnung, dass die Botschaft beim Geschäftsführer angekommen ist.“ 

Risikofaktor „Thalasso Meeres Spa“

Welche Auswirkungen die Kostenexplosion „von 4,3 auf an die 20 Millionen Euro“ (Gabbey) beim Bau des Thalasso-Zentrums in Horumersiel auf die WTG und auf das Hallenwellenbad Hooksiel haben wird, ist ungewiss. Die BI-Sprecher befürchten, dass das „Thalasso Meeres Spa“, dessen Eröffnung auf 2024 verschoben wurde, kaum wirtschaftlich arbeiten kann. Sollte das Projekt die WTG in Zahlungsschwierigkeiten bringen, bestehe die Gefahr, dass das Hallenbad in Hooksiel geschlossen werde, weil es den WTG-Haushalt mit rund 500.000 bis 600.000 Euro im Jahr belastet.

Der Bürgermeister zeigte Verständnis für die Befürchtungen. „Aber was sollen wir machen? Aufhören zu bauen?“ fragte Szlezak. Das komme nicht mehr in Frage. Aber mit dem Wissen von heute über die Kostenentwicklung hätte vor Jahren wohl niemand dem Thalasso-Projekt zugestimmt. 

Hoffnung auf einen Kurpark

Als voraussichtlich vorletzte Aktivität will die BI eine Studentin der Leibniz Universität Hannover unterstützen, die eine Masterarbeit über die Gestaltung eines Kurparks rund um das Gästehaus schreiben will. Ein Kurpark könnte die Anerkennung Hooksiels als „Nordseebad“ erleichtern. Sollten sich keine neuen Aktivisten finden, dürfte die Auflösung des BI-Kontos und die Verteilung von mehreren Tausend Euro an soziale Einrichtungen dann der letzte Akt in der fünfjährigen Geschichte der Initiative werden. 

Bürgerinitiative sieht sich verunglimpft: Uns geht es nur um die Sache

Hooksiel (25.5.2023) – Die Sprecher der Bürgerinitiative zum Erhalt des Hallenwellenbades Hooksiel (BI) weisen die Vorwürfe ihres ehemaligen Mitstreiters, Dieter Schäfermeier, energisch zurück. Der Pro-Wangerland-Ratsherr aus Hooksiel hatte im Zusammenhang mit der BI von „Filz und Vetternwirtschaft“ gesprochen. Sein Vorwurf: Die Bürgerinitiative habe sich bei der Suche nach einem Investor für das Hallenwellenbad auf einen einzigen Investor festgelegt, nämlich auf Carsten Hippenstiel, mit dem Dietrich Gabbey als einer der BI-Sprecher freundschaftlich verbunden sei.

„Das entspricht nicht der Wahrheit“, beteuerten Dietrich Gabbey, Günter Schmöckel und Uwe Diekmann gestern. Das Trio fühlt sich von Schäfermeier verunglimpft. Gabbey: „Ich war nie mit Hippenstiel befreundet. Im Gegenteil. Wir haben in den Gesprächen mit dem potenziellen Investor stets deutlich gemacht, dass wir gern mehrere Alternativen für das Hallenbad hätten, über dann die Bürger entscheiden sollten. Für Hippenstiel war das nie ein Problem.“

Kritik an VA-Entscheidung nicht persönlich gemeint

Die BI hatte zuvor kritisiert, dass die Mehrheit des Verwaltungsausschusses der Gemeinde es abgelehnt hatte, Hippenstiel eine Fristverlängerung für die Eröffnung des Hallenbad-Restaurants einzuräumen. Namentlich zeigte man sch dabei enttäuscht von Ex-BI-Sprecher Schäfermeier und der CDU-Fraktionsvorsitzenden Alice Brandenburg-Bienek, denen die Hotelpläne des Restaurant-Pächters bekannt gewesen seien. Gabbey, Schmöckel und Diekmann: „Wir haben unsere Kritik nie persönlich gemeint. Es geht uns allein um die Sache.“

Mit dem gescheiterten Interessen-Bekundungsverfahren ist die Suche nach weiteren potenziellen Investoren für das Hallenbad gescheitert. Damit sei Hippenstiel der einzige verbliebene Interessent gewesen. „Aus unserer Sicht hätte man den Gesprächsfaden zu keinem Investor einfach abreißen lassen dürfen, auch nicht zu Hippenstiel“, so Gabbey. Mit Vetternwirtschaft habe das überhaupt nichts zu tun. „Wir stehen für Transparenz und rationale Entscheidungen.“ 

Sorge um langfristige Perspektive fürs Hallenbad

Auch wenn das Hallenwellenbad im Juni wieder geöffnet werden soll: Als BI mache man sich Sorgen um die langfristige Zukunft des 40 Jahre alten Bades. Deshalb habe man mehrfach die Fraktionsvorsitzenden im Rat um Gespräche gebeten. Lange habe man gar keine Antwort darauf bekommen – bis vor etwa vier Wochen. „Da wurde uns kurzfristig ein Termin zugesagt“, so Gabbey. „Aber passiert ist seither wieder nichts.“ 

„Natürlich wollen wir den Dialog mit der Politik, auch mit Schäfermeier“, so Schmöckel. Der sei aber beim letzten gemeinsamen Gesprächstermin zum Thema Hallenbad/Hippenstiel einfach wutentbrannt aufgesprungen und ohne Abschiedsgruß gegangen. „Das ist doch keine Kommunikation. Das ist einfach unfair“, klagt Schmöckel. „Wir müssen zu einer sachlichen Zusammenarbeit zurückfinden.“ 

Ratsherr beklagt Schmutzkampagne und Vetternwirtschaft

Hooksiel (23. 5. 2023) – Nach Alice Brandenburg-Bienek (CDU) hat auch Ratsherr Dieter Schäfermeier (Pro Wangerland) die Vorwürfe der Bürgerinitiative zum Erhalt des Hallenwellenbades Hooksiel (BI) gegen seine Person scharf zurückgewiesen. Schäfermeier war bis zur Kommunalwahl 2019 einer von drei Sprechern der Initiative. Damit dürfte das Band zwischen der BI und dem Hooksieler Ratsherren endgültig zerschnitten sein. 

Die BI hatte Schäfermeier vorgeworfen, durch sein Votum für eine umgehende Kündigung des Restaurant-Pachtvertrages eine Vision der BI für den dauerhaften Erhalt des Bades zerstört zu haben.Wie berichtet, hatte der Verwaltungsausschuss der Gemeinde Wangerland mehrheitlich gegen den Vorschlag von Verwaltung und Wangerland Touristik GmbH (WTG) gestimmt, Restaurant-Pächter Carsten Hippenstiel noch eine letzte Frist einzuräumen, damit dieser mit einem Betreiber das Restaurant im Hallenbad eröffnen kann. Hippenstiel hatte geplant, das Restaurant zur zentralen Gastronomie eines von ihm zu bauenden Hotelkomplexes entwicklen zu können. Darin sah die BI eine Chance für die Zukunft des Bades. Im Gemeinderat gab es jedoch bislang keine Mehrheit dafür, die Bauleitplanung entsprechend anzupassen.

Hooksieler Ratsherr beklagt Nähe der BI zu Investor

„Ich mag weder Filz noch Vetternwirtschaft“, betont Schäfermeister auf der Facebook-Seiten von Pro Wangerland. Er wirft den heutigen Sprechern der BI vor, eine „Schmutzkampagne“ gegen seine Person zu führen. Die BI würde Tatsachen verdrehen und Zusammenhänge falsch darstellen. Er habe auch bereits in seiner Funktion als einer der BI-Sprecher stets die Ansicht vertreten, dass es die Aufgabe der Initiative sei, dass Hallenwellenbad zu erhalten – und nicht, einen Investor für das Bad zu finden.

Er habe von Anfang an Bedenken gehabt, als Dietrich Gabbey vorgeschlagen habe, während des laufenden Bürgerbegehrens mit Investor Hippenstiel ein Gespräch über dessen Pläne für den Erhalt des Bades zu führen. „Ich habe gegen meine Überzeugung den ersten Termin mit wahrgenommen und danach gewusst, dass das keine korrekte Aktion der BI sein kann und mich weiteren Gesprächen verweigert“, schildert Schäfermeier. 

Es sei nicht die Aufgabe der BI, einen bestimmten Investor ins Spiel zu bringen. Nach seiner Einschätzung habe Gabbey nahezu darauf bestanden, dass Hippenstiel der einzig richtige Investor sei, so Schäfermeier. „Ich erfuhr dann, dass zwischen Herrn Gabbey und Herrn Hippenstiel eine langjährige Freundschaft besteht.“

„VA hat sich neutrale Meinung gebildet“

Die heutigen BI-Sprecher Gabbey, Günter Schmöckel und Uwe Diekmann hatten bei ihren aktuellen Pressegesprächen stets betont, dass es bei ihren Bemühungen um einen Investor fürs Hallenbad keineswegs um die Person Hippenstiel gehe. Dieser sei aber nach dem jüngsten Interessenbekundungsverfahren offenbar der einzige, der sich ein Engagement am Hallenwellenbad vorstellen könne. 

Die Mehrheit im Verwaltungsausschuss habe gegen eine Verlängerung des Pachtvertrages mit dem Investor gestimmt, gerade um Schaden von der Gemeinde abzuwenden, so Schäfermeier. „Auf Seiten des VA gibt es keine freundschaftlichen Verquickungen. Wir haben uns eine neutrale Meinung gebildet und dann abgestimmt.“

Pachtvertrag: Bürgerinitiative Hooksiel zweifelt an formgerechter Kündigung

Hooksiel (18. 5. 2023) – Die „Bürgerinitiative für den Erhalt des Meerwasser-Hallenwellenbades Hooksiel“ (BI Hooksiel) hofft, dass Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) persönlich mit dem potenziellen Betreiber des Hallenbad-Restaurants Kontakt aufnimmt. Es wäre „äußerst bedauerlich“, so die BI-Sprecher Dietrich Gabbey, Uwe Diekmann und Günter Schmöckel, wenn das Bad nach der Kündigung des Pachtvertrages mit Carsten Hippenstiel auch den von Hippenstiel präsentierten Gastronomen aus Wittmund verlieren würde.

Restaurant am Hallenbad
Dunkler Wolken über Restaurant am Hallenbad. Gibt es einen Rechtsstreit über die Kündigung des Pachtvertrages? Foto: hol

Wie berichtet hatte der Verwaltungsausschuss der Gemeinde am Montag die Kündigung zum 31. Mai durch die Wangerland Touristik GmbH (WTG) bestätigt, weil Hippenstiel das Restaurant nicht um 1. Mai eröffnet hatte. Ein von Verwaltungsspitze und WTG gestellter Antrag, die Kündigung noch einige Wochen auszusetzen, damit der Pächter das von ihm mit erheblichen Aufwand renovierte Restaurant doch noch eröffnen kann, wurde von der VA-Mehrheit abgewiesen. Irritierend aus Sicht der BI: Unter jenen, die für ein Ende der Zusammenarbeit mit Hippenstiel votierten, war auch Ratsherr Dieter Schäfermeier (Pro Wangerland), der bis zur jüngsten Kommunalwahl noch zum Sprechergremium der BI gehörte. 

Die BI hatte sich im Vorfeld für eine „Schonfrist“ und für ein offenes Gespräch mit dem Pächter ausgesprochen. Darin hätte Hippenstiel die gegen ihn ins Feld geführten Vorbehalte ausräumen können. Unter anderem hatte ihm CDU-Fraktionsvorsitzende Alice Brandenburg-Bienek im Namen der VA-Mehrheit vorgehalten, schon mehrfach Investitionsprojekte im Wangerland nicht umgesetzt zu haben. Unter anderm einen anvisierten Umbau der „Stumpenser Mühle“ zu einem Edelrestaurant. 

Verständnis für Verschiebung von Restaurant-Eröffnung

Als Widerspruch empfinde man, so Gabbey, Diekmann und Schmöckel, dass die Politik die corona- und kriegsbedingte Verzögerungen beim Bau des Thalasso Meeres Spa in Horumersiel um ein Jahr voll und ganz mittrage, aber auf die ebenfalls nachvollziehbaren Gründe für die Verschiebung der Restaurant-Eröffnung um einige Wochen mit Kündigung reagiere. Unter anderem hatte der Investor Schwierigkeiten, geeignete Restaurant-Betreiber zu finden. 

Selbst die formalen Gründe der Kündigung des Investors durch die WTG seien für die BI nicht nachvollziehbar. Nach den Worten von Gabbey hat Hippenstiel inzwischen Einspruch eingelegt. Der Pächter habe nach eigenem Bekunden von der Kündigung per Email erfahren. „Ein Schriftstück mit Datum und den Kündigungs-Tatbeständen liebt offenbar nicht vor.“ Die WTG-Geschäftsführung hatte beteuert, dem Pächter form- und fristgerecht per Einschreiben die Kündigung zugestellt zu haben.

Die Bürgerinitiative warnt vor einem Rechtsstreit, bei dem schmutzige Wäsche gewaschen würde und die Gemeinde nur verlieren könne. „Uns ist an einer gütlichen Einigung gelegen“, sagten die BI-Sprecher. Aber: Bislang sei nicht ersichtlich, wer das Geld aufbringen soll, das der Investor als Ablöse für seine bereits getätigten Investitionen in Höhe von – nach eigenen Angaben – rund 900000 Euro erwartet. Andererseits, so die BI, könnten WTG-Geschäftsführung und auch der Rat als Gesellschafter der WTG nicht behaupten, sie hätten von dem Umbau der Gastronomie nichts gewusst. Da habe es zumindest ein „stilles Einvernehmen“ gegeben“. 

Ziel der BI sei der Erhalt des Bades samt Restauration. Darin sei man sich in der Vergangenheit auch mit Schäfermeier einig gewesen, der einen Großteil seiner Wählerstimmen aus Hooksiel auch seiner Mitarbeit in der BI zu verdanken haben dürfte, so die Sprecher. Ihnen sei es nie darum gegangen, das Hotelprojekt von Hippenstiel durchzuboxen. 

Kritik an ehemaligem BI-Mitstreiter Schäfermeier

Die Hotel-Pläne, die der Investor mit seinem Architekten den Fraktionschefs im alten Rat vorgestellt hatte, sahen vor, dass das Hallenbad-Restaurant die gastronomische Zentrale eines Hotels werden könnte. Vor diesem Hintergrund wäre er auch bereit, sich an den Sanierungskosten im Hallenwellenbad zu beteiligen, hatte der Investor in Aussicht gestellt. In der BI sei man sich aber mit Schäfermeier stets einig gewesen, auch nach Alternativen zu suchen. „Wir wollten Entscheidungen vorbereiten“, so die BI. „Entschieden hätten darüber dann die Hooksieler Bürger und der Rat.“ Schäfermeier werfen die heutigen Sprecher vor, den Gesprächsfaden zu Hippenstiel (und damit zum Hotelprojekt) jetzt endgültig gekappt zu haben.

Bedauerlich sei zudem, dass sich die CDU-Fraktion der emotionalen Sichtweise des Pro-Wangerland-Ratsherren zueigen gemacht habe. Zumindest Alice Brandenburg-Bienek, schon Fraktionsvorsitzende im alten Rat, habe die Hotelpläne gekannt. Hippenstiel vorzuwerfen, er habe Investitionen etwa an der Stumpenser Mühle nicht getätigt, sei nicht fair, da dafür der Gemeinderat niemals die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen habe.

Bürgerinitiative für Fristverlängerung für Pächter des Hallenbad-Restaurants

Bürgerinitiative Hooksiel
Die Sprecher der Bürgerinitiative Hooksiel (v. l.) Uwe Diekmann, Dietrich Gabbey und Günter Schmöckel mahnen die Politik, sich bei Entscheidungen zur Zukunft des Hallenwellenbades samt Restaurant nicht von Emotionen leiten zu lassen. Sie raten zu einem direkten Gespräch mit dem Investor. Foto: hol

Hooksiel (11. 5. 2023) – Die Bürgerinitiative für den Erhalt des Meerwasser-Hallenwellenbades und des Gästehause in Hooksiel (BI Hooksiel) appelliert an die politisch Verantwortlichen in der Gemeinde Wangerland, sie bei der Entscheidung über Zukunftsperspektiven des Bades nicht von Emotionen leiten zu lassen. Aus Sicht der BI-Sprecher Dietrich Gabbey, Uwe Diekmann und Günter Schmöckel sollte die Gemeinde die Kündigung des Restaurant-Pachtvertrages aussetzen und dem Investor Carsten Hippenstiel noch eine weitere Frist bis zur Eröffnung einräumen.

Die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH (WTG), Eigentümerin des Bades und des darin integrierten Restaurants, hat nach eigenem Bekunden den Pachtvertrag zum 31. Mai gekündigt, da der 1. Mai als Frist für die Wiedereröffnung des Restaurants verstrichen ist. Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderates will darüber in der kommenden Woche noch einmal beraten.

Wie Günter Schmöckel heute in einem Pressegespräch sagte, wäre eine Trennung zum jetzigen Zeitpunkt besonders schade, da der Investor gerade mit der türkischen Familie Özgün eine Restaurant-Betreiberin an der Hand hat, die seit gut 20 Jahren in Wittmund anerkannt gute Arbeit leiste. „Die wären für das Hallenwellenbad schon sehr sehr gut. „Ohnehin könnte man Verständnis dafür haben, dass der Investor sich mit dem Restaurant „noch etwas Zeit lässt“, so Dietrich Gabbey. Schließlich sei ja auch das Schwimmbad noch nicht wieder in Betrieb.

Am 15. Juni wird Meerwasser-Hallenwellenbad 40 Jahre alt

Die „Schonfrist“ für Investor und Betreiber sollte so bemessen sein, dass die noch erforderlichen Restarbeiten im Bereich der Küche auch erledigt werden können. „Der Wunschtermin für die Wiedereröffnung des Restaurants und des Hallenwellenbades wäre aus unser Sicht der 15. Juni“, sagte Günter Schmöckel. „Dann wir das Hallenwellenbad genau 40 Jahre alt.“

Das Bad ist seit November 2022 geschlossen. Grund dafür war seinerzeit die Explosion der Energiepreise. Die Sorge, dass es angesichts eines erheblichen Sanierungsbedarfs gar nicht mehr in Betrieb genommen werden soll, ist inzwischen vom Tisch. Auf Grundlage eines Gutachtens es Büros Eriksen (Oldenburg) erledigen WTG-Mitarbeiter und externe Fachfirmen seit Anfang des Jahren Sofortmaßnahmen und kurzfristig erforderliche Sanierungen, damit der Badebetrieb wieder aufgenommen werden kann. Angepeilter Termin für die Wiedereröffnung bei der WTG: der 30. Juni.

Hallenbad Hooksiel
Kann das Meerwasser-Hallenwellenbad Hooksiel langfristig gesichert werden? Foto: hol

Die Sprecher der BI Hooksiel loben ausdrücklich das Engagement der WTG und die hohe Motivation der WTG-Mitarbeiter. „Für die nächsten ein bis zwei Jahre dürfte der Betrieb des Bades gesichert sein“, sagt Dietrich Gabbey. „Aber was ist langfristig?“ Die BI-Sprecher bezweifeln, dass die WTG aus eigener Kraft auch die mittel- und langfristig empfohlenen Sanierungsschritte finanziell stemmen kann. Ihre Idee: eine „Investoren-Lösung“.

Ein Privater soll sich aus eigenem Interesse an der Sanierung des Bades beteiligen. Allerdings haben diese Überlegungen im Zuge des kürzlich zu Ende gegangenen Interessenbekundungs-Verfahrens einen Dämpfer bekommen. Interesse gezeigt hatte lediglich ein Energiekonzern, der die Badsanierung zwischenfinanzieren würde. Als weiterer potenzieller Partner gilt aus Sicht der BI jemand, der bereits vor dem förmlichen Verfahren sein Interesse bekundet hatte: Carsten Hippenstiel.

Politik sollte direkt mit Investor sprechen

„Schon seine erheblichen Investitionen in das Restaurant zeigen, dass es Herr Hippenstiel ernst meint“, ist Günter Schmöckel überzeugt. Ganz offenkundig gebe es im Rat aber Vorbehalte gegen die Person, die ausgeräumt werden müssen und – das ist Dietrich Gabbey überzeugt – auch ausgeräumt werden könnten. „Man muss endlich miteinander und nicht nur übereinander reden.“

Sinnvoll wäre aus Sicht der BI ein Gespräch zwischen den Fraktionsvorsitzenden im Rat oder auch dem gesamten Rat mit Carsten Hippenstiel. Der Investor könnte dann seine Pläne noch einmal erläutert. Und die Politiker hätten Gelegenheit, alle offenen Fragen zu stellen – zu seinem Projekt, aber auch zu seiner Person. 

Präsentation des Hotel-Projektes für Hooksieler Bürger?

Nach Hippenstiels Vorstellung sollte das Hallenbad samt Restaurant das Herzstück eines Hotel-Ressorts werden. „Wenn das der Weg ist, das Meerwasser-Hallenwellenbad als touristisches Alleinstellungsmerkmal für Hooksiel zu retten – warum nicht?“, findet Dietrich Gabbey. Die BI könne sich sehr gut eine für alle Bürger offene Vollversammlung vorstellen, auf der die Pläne präsentiert und die Meinung der Hooksieler abgefragt werden könnte. Vorbild für ein solches Verfahren wäre die von Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) angeschobene offensive Bürgerbeteiligung bei der Vergabe der Bebauung der Insel im Wangermeer in Hohenkirchen. 

Die BI Hooksiel gibt es seit 2019. Durch ein Bürgerbegehren hatte die Initiative den vorläufigen Erhalt des Hallenwellenbades erreicht. Auch Überlegungen zum Verkauf des örtlichen Gästehauses wurden mit Blick auf den zu erwartenden Widerstand der BI und ihrer zahlreichen Unterstützer beerdigt. „Der ganz große Schwung ist seither etwas abgeflaut“, sagt Günter Schmöckel. Aber als BI setze man auf das gute Verhältnis, was man inzwischen zum neuen Rat und zu Bürgermeister Szlezak habe. Gemeinsam müsse jetzt der Beschluss zum Erhalt des Bades und des Restaurants mit Leben erfüllt werden.