Grüne fordern Schritte gegen Ärztemangel im ländlichen Raum

Friesland/Wangerland (24. 2. 2024) – Im Landkreis Friesland herrscht Ärztemangel. Davon sind Kommunalpolitiker und Landtagsabgeordnete der Grünen überzeugt. Der Ärztemangel führe zu einer sinkenden Zahl von Praxen. Grünen-Gesundheitsexpertin Sigrid Busch (Varel): „Die Wege zu den Arztpraxen werden immer länger.“

Busch hatte zusammen mit der Landtagsabgeordneten der Grünen, Sina Beckmann (Jever), und der Fraktionsvorsitzenden der Kreistags-Grünen Martina Esser (Schortens) die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) in Wilhelmshaven besucht. Gesprächspartner dort waren Geschäftsführerin Dr. Sainab Egloffstein sowie Matthias Abelmann, Facharzt für Allgemeinmedizin und Mitglied des Zulassungsausschusses.

Sina Beckmann bei der KVN
Die friesländische Landtagsabgeordnete Sina Beckmann (rechts) informierte sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung über die Ärzteversorgung in Friesland. Neben ihr: Dr. Sainab Egloffstein und Matthias Abelmann von der KVN. Foto: privat

Gemäß der Regelungen der Bedarfsplanung ist die Region gut mit Ärzten versorgt. Trotzdem zeige die Realität ein anderes Bild, so die Politikerinnen. Ein zentrales Problem sei, dass es durch das durch die Krankenkassen gedeckelte Budget keine Anreize für Ärzte gebe, weitere Behandlungskapazitäten zu schaffen. Dadurch werde die Versorgungslage auf dem Land weiter ausgedünnt.

Das Abrechnungssystem stelle vor allem Kinder- und Hausärzte vor Herausforderungen. Die Entbudgetierung von Kinderarztpraxen werten die Politikerinnen als ersten Schritt in die richtige Richtung. Die Grünen appellieren an Bund und Land angesichts der aktuellen Pensionierungswelle schleunigst unnötige Regularien und Bürokratie abzubauen, um die Attraktivität des Arztberufs zu steigern. 

Ein weiteres Problem: Der weit verbreitete Missbrauch von Rettungs- und Notfalldienst. Sina Beckmann: „Ich sehe die Notwendigkeit einer Bundes- und Landes-Kampagne, um die Menschen daran zu erinnern, nicht immer sofort die Notrufnummer zu wählen oder die Notaufnahme aufzusuchen. Das würde den stark geforderten Rettungsdienst- und Notfalldienst signifikant entlasten.“ Sie halte ein System mit einer Dringlichkeits-Einschätzung bei einer vorgelagerten telefonischen Anamnese für sinnvoll. 

Martina Esser plädiert zudem für Veränderungen auf kommunaler Ebene: „Wir brauchen dringend eine bessere Kommunikation zwischen Krankenhaus, Krankenkasse und ambulanter (Notfall)versorgung und auch eine Bündelung der 29 Leitstellen in Niedersachsen.“

Um dem Ärztemangel in Friesland und in ganz Niedersachsen entgegen zu wirken, müsse zudem dringend die Zahl der Studienplätze an der European Medical School (EMS) in Oldenburg sowie an der MHH Hannover und der Universitätsmedizin Göttingen erhöht werden.